Wer denkt, die „Vienna Pride 2018“ bestünde nur aus der alljährlichen Regenbogenparade, irrt. Klar, bei der bunten Parade, die in Österreich seit 1996 stattfindet, handelt es sich um das Element der „Pride Week“, das am meisten ins Auge sticht - ziehen doch jährlich zig tausende Menschen in extravaganten Outfits unter lautem Getöse entgegen der Fahrtrichtung über die Wiener Ringstraße. Aber: Die Parade ist nur der Abschluss einer zweiwöchigen Veranstaltungsreihe, die ganz im Zeichen der Vielfalt und der Akzeptanz unterschiedlicher Liebes- und Lebensweisen steht.
Bis zum Stattfinden der Regenbogenparade am Samstag, den 16. Juni, gibt es genug zu tun. Von einer Movie Night im Gartenbaukino, über das Laufevent „Pride Run“ im Prater bis hin zum „Pride Tag“ im Schönbrunner Tiergarten - gefühlt ist die ganze Stadt im Pride-Fieber. Kein Wunder, die Stadt Wien unterstützt die Veranstaltung - was nicht zuletzt an den Regenobgen-Flaggen an städtischen Gebäuden oder den Straßenbahnen augenscheinlich wird - seit Jahren aktiv. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne), Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) und Moritz Yvon (Hosi Wien) und Vienna Pride-Geschäfstführerin Katharina Kacerovsky, wurden vergangene Woche die Eckpunkte der „Pride 2018“ bekannt gegeben.
Euro Pride 2019 in Wien
Im Gespräch mit WOMAN.at erklärt Kacerovsky, dass die heurige Veranstaltungsreihe quasi die „Generalprobe“ für 2019 wird, denn dann wird Wien Gastgeber der „Euro Pride“ - und das heißt, die Veranstaltung wird noch umfangreicher, größer und auch europäisch vernetzter. Denn ein zentrales Anliegen sei, 2019 auch die Nachbarländer in das Geschehen zu involvieren - denn nicht überall kann so weltoffen gefeiert werden wie in Wien. „Wir wissen, dass viele Touristinnen und Touristen aus unseren Nachbarländern nach Wien kommen, weil sie einmal eine Pause vor dem Versteckspiel brauchen. Weil sie wissen, dass man in Wien keine Angst um sein Leben haben muss, wenn zwei Männer oder zwei Frauen auf der Straße Händchen halten“, so Katharina Kacerovsky.
Denn zum Glück sei man da in Österreich schon um einiges weiter - wenngleich auch hier nicht alles Eitel-Wonne ist, wenn es um die Gleichberechtigung von LGBTIQ-Personen geht. (LGBTIQ bedeutet „Lesbian, Gay, Bi, Trans, Inter, Queer“, Anm.) Dass die Ehe demnächst für alle geöffnet wird, haben wir nicht der heimischen Politik, sondern dem Verfassungsgerichtshof zu verdanken. Dementsprechend sieht Kacerovsky auch die Notwendigkeit zwischen „politischer Forderung und gesellschaftspolitischer Aufklärung“ zu unterscheiden, wenn es um die Wirkung der Vienna Pride geht. „Wir wollen vor allem Berührungsängste abbauen. Wir wollen uns damit beschäftigen, was der einzelne Mensch erlebt, aber auch auslöst. Es gibt nach wie vor viele Vorurteile und wir wollen dazu beitragen, diese abzubauen.“ Etwa in der Arbeitswelt.
Jobmesse im Pride Village am Rathausplatz
Deshalb wird es heuer auch eine Jobmesse im Pride Village am Rathausplatz geben. „Dort können sich Arbeitgeber präsentieren, die Diversität und Offenheit in ihrem Unternehmen fördern. Und das macht in beide Richtungen Sinn.“ Einerseits würden die Unternehmen davon profitieren, andererseits sei das auch ein gute Möglichkeit, LGBTIQ-Menschen Berührungsängste zu nehmen, sich etwa bei einem bestimmten Unternehmen für eine Lehre zu bewerben. „Die Kooperation mit diesen Firmen sind deshalb sehr wertvoll, weil sie weitreichende Kanäle haben.“ Den Vorwurf der Kommerzialisierung der Pride will Kacerovsky in dem Zusammenhang nicht gelten lassen. Und doch lässt sich nicht leugnen, dass sich die Parade seit Anbeginn ihres Stattfindens verändert hat - das sieht auch Kacerovsky.
„Natürlich, am Anfang waren es vor allem Vereine und Interessensvertretungen, die bei der Parade vertreten waren. Heute treten auch viele kommerzielle Gruppen mit Spaßfaktor auf. Trotzdem hat alles eine politische Message“, so Kacerovsky. Dass bei der Demonstration die Party im Vordergrund steht, wertet Kacerovsky nicht negativ: „Diese sehr breite Öffentlichkeit hat den selben positiven Effekt: die Aufmerksamkeit für das Thema.“ Denn noch würde es die breite Öffentlichkeit brauchen, um auch die Sensibilisierung im Kleinen voranzutreiben: „LGBTIQ-Menschen sind in allen Bereichen Teil des gesellschaftlichen Lebens. Das kann der Nachbar, der Bruder oder die Schulkollegin sein. Und auch wenn das am Arbeitsplatz akzeptiert ist - vielen ist es dann trotzdem immer noch peinlich, den schwulen Kollegen mit seinem Mann in der Freizeit mit der Familie im Schlepptau zu treffen.“
Das zu ändern und eben einen gesellschaftspolitischen Wandel anzustoßen, sei nach wie vor Aufgabe von Veranstaltungen wie der Vienna Pride. „Wenn die Menschen in Österreich sehen, dass wir alle Menschen sind - egal wen wir lieben - und das Miteinander von Akzeptanz und Solidarität geprägt ist, dann wird auch irgendwann die Regierung mit ihrer Politik reagieren müssen.“
Alle Termine der Pride-Week im Überblick:
6. Juni 2018:
PRIDE Movie Night im Gartenbaukino
7. Juni 2018:
PRIDE Ausstellung im Leopoldmuseum
8. Juni 2018:
PRIDE Dinner im Donauturm
9. Juni 2018:
PRIDE Run auf der Praterhauptallee
10. Juni 2018:
PRIDE Tag im Tiergarten Schönbrunn
10. Juni 2018:
PRIDE Beach am Donaukanal
10. Juni 2018:
PRIDE Konzert - Schönbrunner Schlosskonzerte
11. Juni 2018:
PRIDE Special - Keith Haring in der Albertina
12. Juni - 16. Juni 2018:
PRIDE Village 2018 am Rathausplatz
16. Juni 2018:
REGENBOGENPARADE
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