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Bundespräsidentschaftskandidat Tassilo Wallentin im frauenpolitischen Interview

Am 9. Oktober wählen die Österreicher:innen ihr neues Staatsoberhaupt. Sieben Männer bewerben sich um das Amt des Bundespräsidenten. WOMAN wollte von den Kandidaten wissen: Wie halten sie es mit der Gleichberechtigung? Wie singen sie die Bundeshymne? Und was tun gegen die großen Ungerechtigkeiten?

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Portrait des Bundespräsidentenwahlkandidats Wallentin Tassilo
© Tassilo Wallentin

Der 48-jährige Wiener Rechtsanwalt ist der breiten Bevölkerung vor allem durch seine bis vor Kurzem in der Sonntags-„Krone“ erschienene Kolumne bekannt.

Ganz ehrlich, wäre es nicht mal Zeit für eine Bundespräsidentin?
Es ist immer Zeit für eine Bundespräsidentin.

Wann wären Sie lieber eine Frau?
Diese Frage habe ich mir als Mann ehrlich gesagt nie gestellt.

Was ist das weiblichste an Ihnen?
Ich bin alleinerziehend, und versuche, den mütterlichen Teil bei der Erziehung des bei mir lebenden Sohnes so gut es geht abzudecken.

Wie gleichberechtigt leben Sie Ihren Alltag mit Ihrer Partnerin?
Ich lebe alleine.

Was können Männer von Frauen lernen?
Sehr viel!

Was können Frauen von Männern lernen?
Ebenso: sehr viel!

Welche lebende Frau außerhalb Ihrer Familie beeindruckt Sie besonders und warum?
Bis zum 8.9.2022, die Queen. Für ihre Haltung, Stärke und Würde, mit der sie alle Generationen ermutigt hat.

Singen Sie die Bundeshymne immer auch mit „großen Töchtern“?
Singen Sie: „Vaterland Dir Treue“ schwören? So lautet nämlich immer noch die letzte Strophe der Bundeshymne.

Gendern Sie?
Nein

Was bedeutet für Sie Feminismus?
Eine wichtige Haltung, die in alle Lebenslagen Eingang gefunden haben sollte.

Sind Sie Feminist?
In obigem Sinne, ja!

Was halten Sie von Quoten?
Für das Aufbrechen von Denkmustern leider immer noch in vielen Bereichen nötig.

Wie können Frauen Kinder und Karriere besser vereinen?
Jedenfalls braucht es verbesserte Kinderbetreuungsmöglichkeiten.

Als Bundespräsident ernennen Sie die Minister:innen. Was macht für Sie eine gute Frauenministerin aus?
Eine komplexe Sichtweise.

Würden Sie auch einen Mann als Frauenminister angeloben?
Ja, warum nicht?

In den USA hat das Supreme Court das Grundrecht auf einen Schwangerschaftsabbruch gekippt. Sehen Sie bei der Fristenlösung in Österreich Änderungsbedarf?
Nein.

Welche Maßnahmen fordern Sie gegen Femizide?
Aufklärung und Prävention, schnelleres Einschreiten im Vorfeld und vermutlich auch Strafverschärfungen.

Frauen sind von Altersarmut besonders betroffen – was dagegen tun?
Gesetzliche Maßnahmen, beispielsweise Pensions-Splitting.

In puncto Gender-Pay-Gap zählt Österreich EU-weit zu den negativen Spitzenreitern. Was muss passieren?
Die gesetzlichen Grundlagen wären vorhanden, sie müssen nur umgesetzt werden.

Fanden Sie die Me-too-Bewegung ausschließlich gut oder (auch) übertrieben?
Anfangs sehr wichtig, um Bewusstsein zu schaffen, was auch gelungen ist, dann aber durch diverse Trittbrettfahrer missbraucht.

Nachfrage: Haben Sie sich bei diesem Thema in der Vergangenheit etwas vorzuwerfen?
Nein, definitiv nicht.

Was wäre Ihr wichtigster Rat an eine 18-jährige junge Frau?
Lebe Dein Leben und nicht das, einer anderen. Traue Dich etwas.