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Bundespräsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz im frauenpolitischen Interview

Am 9. Oktober wählen die Österreicher:innen ihr neues Staatsoberhaupt. Sieben Männer bewerben sich um das Amt des Bundespräsidenten. WOMAN wollte von den Kandidaten wissen: Wie halten sie es mit der Gleichberechtigung? Wie singen sie die Bundeshymne? Und was tun gegen die großen Ungerechtigkeiten?

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Portrait von Walter Rosenkranz
© Alois Endl

Blauer Hofburg-Kandidat mit langer Partei- und Politikerkarriere: Der gebürtige Kremser war unter anderem Chef der niederösterreichischen Landespartei, Nationalratsabgeordneter und geschäftsführender Klubobmann seiner Fraktion. Seit 2019 ist der 60-jährige Volksanwalt – ein Posten, für den er ebenfalls von der FPÖ nominiert wurde.

Ganz ehrlich, wäre es nicht mal Zeit für eine Bundespräsidentin?
Egal um welche Position es sich handelt, in allen Bereichen sollten Frauen wie Männer vertreten sein.

Wann wären Sie lieber eine Frau?
Bei 37 Grad wäre ein Sommerkleid oft wirklich angenehmer als ein Anzug – noch dazu mit Krawatte...

Was ist das weiblichste an Ihnen?
Ich glaube meine Tierliebe. Bei einem Hundewelpen und anderen Tierbabys geht mir das Herz auf!

Wie gleichberechtigt leben Sie Ihren Alltag mit Ihrer Partnerin?
Wir unterstützen uns gegenseitig bei allem was wir machen. Dabei gibt es Zeiten, in denen der eine von uns mehr zu tun hat und der andere dafür mehr übernimmt oder Zeiten, in denen es genau umgekehrt ist. Wir versuchen hier bestmöglichen Ausgleich zu schaffen.

Was können Frauen von Männern lernen?
Es wäre oft gut, wenn sich Männer von Frauen eine weniger harte Herangehensweise an manche Probleme angewöhnen würden. Obwohl – in manchen Dingen, vor allem, wenn es um die eigenen Kinder geht, sind Frauen wesentlich härter. Das ist auch gut so! Umgekehrt würde ich mir wünschen, wenn junge Frauen ein bisschen mehr vom Selbstbewusstsein gleichaltriger junger Männer hätten, vor allem, wenn sie ein Vorstellungsgespräch haben. Frauen können mit Recht selbstsicher sein.

Welche lebende Frau außerhalb Ihrer Familie beeindruckt Sie besonders und warum?
Natürlich beeindruckt mich am meisten, wie meine Frau Susanne jeden Tag aufs Neue alles unter einen Hut bringt. Außerhalb meiner Familie denke ich da an keine bestimmte Frau, sondern an die vielen Alleinerzieherinnen, die mit geringem Einkommen Kinder, Beruf und eigenes Leben meistern müssen.

Singen Sie die Bundeshymne immer auch mit „großen Töchtern“?
Nein, ich halte überhaupt nichts davon ständig mit Traditionen zu brechen oder diese zu „modernisieren“. Das betrifft im Übrigen auch die jährlich wiederkehrende Nikolausdebatte und ähnliches.

Gendern Sie?
Wie wir wissen, gibt nach wie vor Bereiche, in denen eine klare Gleichstellung von Mann und Frau nicht existiert, ich denke hier insbesondere an den Gender Pay Gap und die Pensionsschere. Die Lösung dieses Problems würde tatsächliche Maßnahmen erfordern.
Gendern löst diese Probleme nicht. Ich halte die Debatte daher für eine entbehrliche Prioritätensetzung. Von der Verhunzung der Sprache ganz zu schweigen.

Was bedeutet für Sie Feminismus?
Sind Sie Feminist?

Wenn das Einstehen für die Gleichberechtigung von Mann und Frau Feminismus ist, dann bin ich einer. Wenn darunter allerdings gemeint ist, biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau zu leugnen und künstlich dutzende verschiedene Geschlechter zu installieren, die man dann auch noch täglich oder wochenweise wechseln kann, dann bin ich mit Sicherheit kein Feminist.

Was halten Sie von Quoten?
Ich halte nichts von Quoten.

Wie können Frauen Kinder und Karriere besser vereinen?
Was es hier braucht, ist ein positives Image in der Öffentlichkeit und damit einhergehend echte Wahlfreiheit. Leider leben wir aber in einer Zeit, in der man es manchen Medien und den selbsternannten Moralaposteln einfach nicht recht machen kann. Entscheidet sich eine Frau für Kind und Karriere, wird sie als Rabenmutter dargestellt, entscheidet sich eine Frau, bei den Kindern daheim zu bleiben, wird ihr der Stempel vom „Heimchen am Herd“ aufgedrückt.

Als Bundespräsident ernennen Sie die Minister:innen. Was macht für Sie eine gute Frauenministerin aus?
Wie bei jedem Minister geht es um fachliche Qualifikation aber auch darum, dass ein Minister für seine Agenden „brennen“ muss, um möglichst viel umsetzen zu können.

Würden Sie auch einen Mann als Frauenminister angeloben?
Warum nicht?

In den USA hat das Supreme Court das Grundrecht auf einen Schwangerschaftsabbruch gekippt. Sehen Sie bei der Fristenlösung in Österreich Änderungsbedarf?
Abtreibungen sind nach wie vor ein sehr sensibles Thema. Aus juristischer Sicht ist meines Erachtens das wichtigste, dass sich Frauen nicht strafbar machen, weil eben die Gründe, warum diese Entscheidung getroffen wird, sehr unterschiedlich sind und nie verallgemeinert werden dürfen.
Eine moralische Beurteilung steht mir als Mann eigentlich nicht zu. Wenn ich überhaupt für etwas plädiere, dann dafür, dass ein breites Beratungsangebot zur Verfügung steht und Frauen in dieser Situation bei ihrer Entscheidung nicht allein gelassen werden. Es sollte der Umstand, dass es sich bei dieser Entscheidung um werdendes Leben handelt, deutlich gemacht werden.

Welche Maßnahmen fordern Sie gegen Femizide?
Zum Beispiel eine konsequente Abschiebung bereits strafrechtlich auffällig gewordener Fremder! Und darauf achten, dass keine Männer mit einem bei uns nicht gewünschten Frauenbild zuwandern.

Frauen sind von Altersarmut besonders betroffen – was dagegen tun?
Hier braucht es eine gerechte Anrechnung von Kinderbetreuungszeiten und der Pflegezeiten für Angehörige. Zusätzlich müssen kleine und kleinste Pensionen angesichts der Teuerungswelle eine weitere spürbare Erhöhung erfahren.

In puncto Gender-Pay-Gap zählt Österreich EU-weit zu den negativen Spitzenreitern. Was muss passieren?
Leider ist die Forderung „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ nach wie vor aktuell. Manche Unternehmen scheuen sich noch immer davor Frauen anzustellen. Wichtige unbezahlte Tätigkeiten wie Haushaltsführung, Kindererziehung oder Altenpflege werden größtenteils von Frauen übernommen, werden aber nicht sozial-ökonomisch honoriert und vergütet.
Frauen verdienen zehn Jahre nach der Geburt eines Kindes um ein Drittel weniger, als wenn sie kinderlos geblieben wären; dies wirkt sich in Folge auch auf die Pensionshöhe aus.
Die wertvolle Arbeit von Frauen zum Wohle der Gesellschaft – Kinder- und Familienarbeit, aber auch die Pflege von Angehörigen – wird viel zu wenig honoriert und für die Pensionszeiten nur gering angerechnet. Eine Verbesserung bei der Anrechnung dieser Zeiten für Gehaltsvorrückungen, Urlaubsansprüche, Entgeltfortzahlungen etc. wäre ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Fanden Sie die Me-too-Bewegung ausschließlich gut oder (auch) übertrieben?
Nachfrage: Haben Sie sich bei diesem Thema in der Vergangenheit etwas vorzuwerfen?

Ich lehne Gewalt oder Sexismus gegen Frauen, aber auch gegen alle anderen Personen unabhängig ihres Geschlechts - egal in welcher Form auch immer - ab. Wir brauchen niederschwellige Angebote, damit Betroffenen rasch und unbürokratisch, vor allem aber nachhaltig geholfen wird.

Was wäre Ihr wichtigster Rat an eine 18-jährige junge Frau?
Lass dir von niemanden sagen, dass du etwas nicht schaffen könntest!