Ganz ehrlich? In den letzten Jahren haben wir das Weihnachtsfest oft verteufelt. All die Weihnachtseinkäufe, die vielen Geschenke, unzählige Weihnachtsfeiern, der stressige Advent – von "der besinnlichsten Zeit des Jahres" keine Spur. Heuer sehnen wir uns aber so sehr nach ein wenig Normalität und Sicherheit, dass uns der Gedanke daran, Weihnachten heuer nicht so feiern zu können, wie wir es gewohnt sind, die Tränen der Verzweiflung in die Augen treibt.
Die Belastungsgrenze ist erreicht. Und zeigt sich ganz deutlich beim Thema "Weihnachten". Werden wir Weihnachten heuer mit Oma und Opa feiern können, mit FreundInnen, Kind und Kegel? Kann die ganze Verwandtschaft zusammenkommen, dürfen die Tanten und Onkel aus den verschiedenen Bundesländern einreisen, Kekserl und Geschenke mitbringen? Was wird jetzt aus Weihnachten?
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Rund die Hälfte der erwachsenen Deutschen rechnet laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur mit einem Weihnachten in der Isolation: 52 Prozent befürchten, dass Haushalte getrennt feiern müssen. 53 Prozent erwarten, dass Restaurants, Kneipen und Cafés rund um die Feiertage geschlossen bleiben.
Dass Weihnachten und Silvester überwiegend so ablaufen wie jedes Jahr, erwarten lediglich 8 Prozent. Gefragt nach dem persönlich vorherrschenden Gefühl mit Blick auf Weihnachten nennt die Hälfte negative Gefühle wie Sorge (19 Prozent), Traurigkeit (16), Unbehagen (14) und Angst (2). Nur 6 Prozent empfinden Vorfreude. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sagt es recht deutlich: "Ich denke, dass Weihnachten in diesem Jahr ein anderes Weihnachten sein wird."
Wie dieses "andere Weihnachten" in Österreich aussehen wird, ist bis dato allerdings unklar. Die täglich steigenden Corona-Neuinfektionen zeichnen aber tatsächlich kein allzu rosiges Bild. Viel eher ist die Lage derzeit besorgniserregend. Das betont auch Gesundheitsminister Rudi Anschober immer wieder und droht mit Verschärfungen des aktuellen Teil-Lockdowns.
Italien plant Weihnachten nur im kleinsten Familienkreis
Im Nachbarland ist die Situation eine ähnliche. Die italienische Gesundheitsministerin Sandra Zampa kündigte deshalb bereits die Planung einer Verordnung mit CoV-Vorschriften für die Weihnachtszeit. "Familien werden sich nur im engsten Kreis treffen können, Verwandte ersten Grades, Geschwister. Die meisten gegenwärtigen Anti-CoV-Maßnahmen sollen über die Weihnachtsfeiertage in Kraft bleiben", so die Politikerin im Interview mit der Tageszeitung "La Stampa".
Andreas Westerfellhaus, der Pflegebeauftragte der deutschen Bundesregierung schlug im Interview mit der "Bild" wiederum "Weihnachten im Schichtsystem vor", um das Fest so zu "entzerren". Er selber habe Familienfeiern abgesagt, erzählte Westerfellhaus weiter: "Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Man kann auch mal am 28. Dezember oder sogar noch später Bescherung machen!"
Selbst wenn es unromantisch ist: Stand Anfang November dürfen wir uns heuer wohl auf weniger festliche Weihnachten und Silvester einstellen. Auch hier bei uns. Alles andere wäre wohl ein tatsächliches Weihnachtswunder. Überhaupt geht es derzeit doch vor allem auch darum, zu volle Intensivstationen zu vermeiden.
Trotzdem: Wenn wir es jetzt im November richtig machen, dann haben wir die Chance, einigermaßen vernünftig Weihnachten feiern können. Daran glauben wir ganz fest. Wie? Abstand halten. Händwaschen. Maske tragen. Nach Möglichkeit im Homeoffice arbeiten und auf die Öffis verzichten. Und unsere Sozialkontakte zumindest halbieren. Das muss doch möglich sein. Gemeinsam allein.