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Wenn Männer töten - und die Schlagzeilen sie auch noch zu düsteren Helden machen

Morde und Mörder haben die Menschheit immer fasziniert. Dennoch gibt es wirklich keinen Grund, warum so viele mordende Männer in den Schlagzeilen verharmlost oder gar romantisiert werden.

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Wenn Männer töten - und die Schlagzeilen sie auch noch zu düsteren Helden machen
© Getty Images

Craig Stewart erstach Nathalie Smith. In den Zeitungen wird er als „netter Junge“, „Familienvater“ sowie „ruhiger und freundlicher Mann, der seine Familie liebte“ bezeichnet und außerdem auch noch auf seine Fußballkünste hingewiesen.

Der Mörder von Christchurch, der 50 Menschen auf dem Gewissen hatte, wurde mit herzigen Kindheitsfotos auf Titelseiten abgebildet.

Joe Atkinson ermordete Poppy Devey Waterhouse, indem er ihr in den Kopf und in den Hals stach. Schlagzeilen präsentierten ihn als cleveren Mathematikstudent und degradieren die Tote zu seinem Liebchen. Aber er ist ein gewalttätiger Mann, der sie nicht liebte. Und sie hatte unter anderem erstklassige Noten sowie einen Abschluss in Mathematik sowie Statistik, was kaum Erwähnung fand.

Schau dir einen beliebigen Bericht eines Mordes an: Wie wird über den Mörder (leider meist männlich) geschrieben? Wie wird über das Opfer (leider meist weiblich) geschrieben?

In der Berichterstattung von Mordfällen in denen Männer Frauen töten, werden die grausamen und gewalttätigen Täter oftmals romantisiert, verharmlost und als sympathisch beschrieben: Ihre positiven Seiten werden hervorgehoben, ihre beruflichen, sportlichen oder finanziellen Erfolge erwähnt.

Der Mörder darf seine Version erzählen. Sie kann nichts sagen. Weil er sie getötet hat und sie nicht mehr für sich sprechen kann. Die uralte Ausrede, dass er von ihr "verschmäht" wurde, und er quasi aus "Liebe" gehandelt hätte, findet sich erschreckenderweise ebenso in so vielen Schlagzeilen unhinterfragt wieder. Warum können so viele Medien nicht ohne eine positive sowie sympathisierende Sprache über Männer, die tödliche Gewalt ausüben, berichten? Und vielleicht auch noch dem Opfer eine Mitschuld geben?

Einen Fokus auf diese manchmal unterschwellig, manchmal auch fürchterlich sensationslüsternen Schlagzeilen setzt der Twitter-Account Men Who Kill (übersetzt: "Männer, die töten"). Darin werden Berichte, wie oben genannt, gezeigt und weniger aufgeregte sowie weniger verherrlichende Gegenvorschläge angeboten:

Und wenn wir schon dabei sind: Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt sollten ebenso in sämtlichen Medien als solche bezeichnet und nicht als "Sex-Skandale" oder Ähnliches verharmlost werden.

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