Wir verändern unser Wohnzimmer
Nun ist es doch noch Herbst geworden. Das erkennt man auch daran, dass man wieder mehr zu Hause ist und es sich daheim gemütlich machen möchte. Und ginge es nach mir, wäre gemütlich allein zu wenig. Es darf ruhig auch schön sein. Zumindest das Wohnzimmer sollte auch ein bisschen repräsentativ sein, finde ich.
Ich möchte unserem gerne einen neuen Look verpassen. Inspiriert dazu hat mich Freundin F., die ihren Bungalow gefühlt saisonal umstylt. Aktuell hat sie alles Grüne und Blumige aus dem Wohnzimmer verbannt, inklusive der Dschungeltapete und den dunklen Küchenkasten-Vorderseiten und einen Raum in Cremeschattierungen geschaffen – nach dem Vorbild von Kim Kardashians Wohnpalast. Sie ist sehr glücklich mit ihrem Salon in Beige, nur wenn Mann und Kind Farbkleckse in Form von Herumliegendem hinterlassen, stört sie das.
„MAMA, IST DIR ECHT SO FAD?“
Unser Wohnzimmer sieht seit zwanzig Jahren gleich aus. Ich hätte zumindest gerne zwei neue Sofas. Unsere alten sind grau, durchgesessen und zerschlissen, unter anderem, weil sich zwei Katzen daran abgearbeitet haben. Wir umhüllen sie mit Wolldecken, damit man den Verschleiß nicht so sieht. Zwei neue Sofas sind überfällig. Ich fände ockergelb schön oder orange, etwas Leuchtendes. „Da krieg ich Augenkrebs!“, meint die Teenagertochter, schlägt etwas Brauntöniges im Vintage-Stil vor, kann aber im Grunde gar nicht verstehen, warum die alten Sofas nicht bleiben können: „Ist dir echt so fad, Mama?“
Auch der Beste steht Veränderungen grundsätzlich skeptisch gegenüber. Letztens, als er mit seiner Schulklasse eine Woche in Südfrankreich war, habe ich alte Kaffeehäferl aussortiert. Ich habe es nicht gewagt, sie sofort zu entsorgen, sondern sie zunächst in einem Wäschekorb zwischengelagert. Ein Fehler! Gut die Hälfte davon ging wieder in die Küchenkredenz zurück, darunter ein schwarzes Service von IKEA, das der Beste bereits in unsere erste gemeinsame Wohnung mitgebracht hat. Das war 1997.
Er ist ein Bewahrer. Ich bin eine Erneuerin. Und wie es der Zufall will, entdecke ich in Wiens grandiosem Konzeptstore „Calienna“ in der Neubaugasse – eine Mischung aus Pflanzenshop, Café, Galerie und Designstudio – ein Sofa, in das ich mich sofort verliebe (wer den WOMAN Balance Newsletter abonniert hat, sieht dort das passende Bild dazu). Ich whatsappe dem Besten das Sofa-Foto und bekomme auch gleich eine Antwort: „Cool! Aber nicht für uns.“ So schnell gebe ich nicht auf. Die Couch sei theoretisch auch noch in anderen Stoffen erhältlich, schreibe ich, aber gerade vor einer nachtgraublauen Wand, die wir natürlich erst so ausmalen müssten, wäre dieses Rostorangebraun doch ein Hit!
Zuhause diskutieren wir weiter. Das rostorangebraune Kuschelsofa ist chic UND bequem, sage ich. Sogar die Maße würden passen! Nur der Preis drückt ein bisschen, zugegebenermaßen. Der Beste will sich das in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. So ein Sofa kaufe man schließlich nicht alle Tage. Er lässt sich bei Entscheidungen immer sehr lange Zeit; ihn überfordert schon die Auswahl eines Gerichts auf der Speisekarte.
Nach 25 Jahre Ehe weiß ich aber auch, wie man ihm auf die Sprünge hilft: „Okay“, gebe ich mich geschlagen: „Dann lassen wir es halt sein und liegen noch zwanzig Jahre auf unseren alten Sofas.“ Am nächsten Morgen beim Frühstück schlägt der Beste einen Stadtbummel durch Wien-Neubau vor: „Wir könnten ja einmal schauen, was es dort so Neues gibt.“ Super Idee, sage ich.
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