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Jeannine Schiller: "Ich bin eine optische Täuschung"

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Jeannine Schiller

Jeannine Schiller

©WOMAN/ Monika Saulich
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Jahrzehntelang polarisierte sie durch ihre extravagante Optik. Bei uns spricht Jeannine Schiller erstmals zusammen mit ihrer Tochter Simone Klartext! Über ihr falsches Image, soziales Engagement und ihre tiefe Mutter-Tochter-Beziehung.

Jahrzehntelang war sie aus den Klatschspalten nicht wegzudenken. Jeannine Schiller polarisierte vor allem durch ihre Optik. In den letzten Jahren schaffte sie jedoch den Sprung von der belächelten Society-Lady zur Charity-Queen. Erstmals und exklusiv für WOMAN tritt auch ihre Tochter Simone vor den Vorhang und erzählt, wie sehr sie die kritischen Berichte über ihre Mutter früher verletzt haben und sie sich selbst eine Karriere als Managerin aufgebaut hat.

WOMAN: Frau Bauernfeind, Sie sind in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Wie leben Sie?
Bauernfeind: Ich war bis vor einem Jahr ein richtiger Workaholic und habe ein großes Modeunternehmen, Zero, 20 Jahre lang den Franchise Vertrieb in mehreren Europäischen Ländern aufgebaut. Leider ist es 2016 durch die Retail Stores in eine begleitende Insolvenz geschlittert. Dadurch wurden einige Bereiche abgebaut, und da ich für Expansion und zukünftige Projekte zuständig war, bin ich dem auch zum Opfer gefallen. Jetzt stehe ich vor einer neuen Herausforderung. Ich gehe in Richtung Consulting und Coaching, um meine langjährigen Erfahrungen und Erfolgskonzepte für Stores und Modehäuser, was ich ja schon teilweise unter meiner Zero Tätigkeit beraten habe, professionell auszuüben. Dieses Konzept werde ich wahrscheinlich auch auf andere Branchen ausweiten. Privat lebe ich mit meinem Mann, er ist in der Verpackungsindustrie, in Kitzbühel.

WOMAN: Wie kann man sich Jeannine Schiller als Mutter vorstellen?
Bauernfeind: Sie ist der Mensch, der alles für mich tun würde. Es gibt nichts, was sie ablehnen würde. Und wenn es in der Sekunde passieren müsste. Sie würde es sofort tun. Wenn man Liebe definiert, dann ist das ein Mensch, der immer zu einem steht, auch in den schlechten Zeiten. Und das ist meine Mutter. Es ist immer leicht, wenn alles rund läuft, aber wenn etwas nicht so gut läuft, ist meine erste Anlaufstelle die Mama. Die Sorge umeinander hört nie auf. Selbst jetzt als Erwachsene.

WOMAN: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zueinander erklären?
Schiller: Ganz toll. Sie ist mein Sonnenschein und neben meinem Mann der wichtigste Mensch in meinem Leben. Natürlich auch mein Sohn, aber Söhne sind anders als Töchter. Es gibt sicher viele gute Töchter, aber sicher wenige so wie sie eine ist. Ihr großes Augenmerk war immer, wie sie mir Freude bereiten kann. Sie hat mir jahrelang von ihren vielen Reisen etwas mitgebracht. Und vor allem als ich vor einigen Jahren sehr krank war, ich hatte eine Thrombose im Gehirn mit Gehirnblutung, hat sie alles um mich herum gemanagt. Männer können das ja nicht so. Wenn ich sie mit anderen Kindern von Freunden vergleiche, habe ich großes Glück. Wir streiten natürlich auch.
Bauernfeind: Ja zum Glück. Das gehört doch dazu. Aber wir sind nie lange böse, das halten wir gar nicht aus. Nach spätestens zwei Stunden ist alles wieder gut.
Schiller: Sie ist halt sehr temperamentvoll. Ihr Vater ist Ungar.
Bauernfeind: Ich würde sagen, ihr beide seid temperamentvoll.

WOMAN: Und wenn Sie streiten. Welche Themen haben Sie?
Bauernfeind: Immer ähnliche. Mama ist ja sehr engagiert mit ihren Charity-Projekten für bedürftige Kinder in Moldawien. Das finde ich einerseits sehr bewundernswert. Sie hat da immer sehr viel Kraft für diese Kinder aufgebracht. Meiner Meinung nach zu viel. Nach einer besonders großen Veranstaltung vor einigen Jahren, hat sie sich so überanstrengt, dass sie eine Gesichtslähmung erlitten hat. Und ich habe da ihre Grenzen gesehen und um ihr Leben gebangt.
Schiller: Entschuldige, da muss ich dich unterbrechen. Ich habe damals für 1500 Leute im MuseumsQuartier eine Benefizveranstaltung organisiert. Ich habe alles erbettelt, vom Essen, bis zu den Tellern und habe die Karten verkauft. Natürlich war das anstrengend.
Bauernfeind: Als Tochter merkt man natürlich wenn sich die Mutter total verausgabt und die Vorzeichen waren schon da und sie hat immer weiter gemacht. Dann sitze ich wochenlang bei ihr im Krankenhaus und muss noch dazu einen Fulltime-Job auf die Reihe bekommen. Dann mache ich ihr Vorwürfe, doch mehr auf die Bremse zu steigen.

WOMAN: Sind Sie eine Glucke, Frau Schiller?
Schiller: Und wie, so erwachsen kann Simone gar nicht werden. Ich habe sie ja jahrelang gequält wie sie noch so viel unterwegs war. Wenn ich sie nicht erreicht habe, habe ich gleich die Polizei angerufen oder am Flugplatz oder ihren Mann. Dann wird Simone immer böse auf mich, wenn ich ihn in einer Sitzung gestört habe.

WOMAN: Ihre Eltern haben sich ja getrennt, als Sie noch ganz klein waren. Sie haben ja dann sehr viel zeit bei Ihrem Vater verbracht. Wie hat das Patchwork-System funktioniert?
Bauernfeind: Natürlich wollen Kinder immer, dass ihre Eltern zusammen bleiben, aber wenn das eben nicht mehr klappt, ist es wichtig, dass Mutter und Vater mit ihren neuen Partnern glücklich sind. Und wenn man sieht, beiden gelingt das, dann ist das wunderbar. Und mein Vater und meine Mutter hatten meinen Bruder und mich immer im Augenmerk.
Schiller: Ich konnte ins Haus meines Ex-Mannes kommen, so oft ich wollte und ich war auch bei jedem Fest dabei. Ich war ja 18, als wir geheiratet haben. Ein paar Jahre später haben wir uns getrennt. Aber selbst wenn eine Kind krank war, bin ich zu ihnen ins Haus und habe zum Beispiel bei Simone im Zimmer übernachtet und zwei Zimmer weiter mein Ex-Mann mit seiner neuen Lebensgefährtin. Das war selbstverständlich. Wir haben das sicher sehr gut gemanagt.
Bauernfeind: Die beiden haben uns auch nie aufgehetzt. Nie hat der eine über den anderen geschimpft und so waren wir völlig unbelastet. Das war wirklich großartig von beiden.

WOMAN: Wie wichtig war Ihnen eine gute Ausbildung und Erfolg in der Schule?
Beide: Sehr!
Schiller: Bei den Hausaufgaben konnte ich ihr aber nicht helfen. Sie ist ja auf die französische Schule gegangen und obwohl ich Französin bin, kann ich kein Französisch mehr. Ich bin ja mit vier Jahren mit meiner verwitweten Mutter, einer Wienerin, zurück nach Wien gekommen. Sie hatte kein Geld, dass mein Bruder und ich Französisch weiter lernen.
Bauernfeind: Ich war seit ich fünf Jahren in der französischen Schule und so wurde ich sehr früh zur Selbständigkeit erzogen. Für mich ist das ein Rätsel, wenn manche Eltern erzählen, wie sie mit ihren Kindern lernen. Für mich ist das ungewohnt. Denn ich konnte meine Eltern überhaupt nicht fragen, da beide die Sprache nicht konnten.

WOMAN: Was ist für Sie wahrer Luxus?
Bauernfeind: Das ist für mich die glückliche Zeit mit den Menschen zu verbringen, die man liebt. Mit meiner Mutter, mit meinem Vater und natürlich mit meinem Mann. Ich war zwischen 8 und 17 Uhr in der Schule, dann habe ich noch gelernt bis Mitternacht. Und da lernte ich schon früh, dass das die kostbarsten Momente waren. Und im Job habe ich bis zu 300 Flüge im Jahr absolviert. Was meinen Sie, wie wertvoll da die gemeinsame Zeit mit lieben Menschen wird. Aber natürlich ist es auch schön, wenn man sich etwas leisten kann. Dafür arbeitet man ja auch hart.
Schiller: An erster Stelle steht für mich ein gutes Zusammenleben. Geld hilft ja alleine nicht, wenn dauernd gestritten wird. Mein Mann und ich streiten viel, aber wir versöhnen uns ja dann doch immer. Und ja, ich schaue auch schon auf optische Dinge. Mein Hobby ist nun mal Mode und ich freue mich, wenn ich etwas Schönes sehe. Und ich freue ich mich, dass ich ein schönes Heim habe. Mein Auto fahre ich immer 16 Jahre. Wenn ich es nicht hätte, wäre aber auch egal. Was mir nicht egal ist, ich bin immer darauf bedacht dass mein Äußeres stimmt.

WOMAN: Also im Schlabberlook sieht man Sie nie?
Schiller: Einkaufen gehe ich nur mit einem Lippenstift, Turnschuhen und Leggings. Aber wenn ich in die Stadt gehen, dann überlege ich schon sehr genau, was ich anziehe. Das ist natürlich auch mühsam. Aber da bin ich Perfektionistin Ich frag mich manchmal wie lang werde ich das wohl noch machen werde.

WOMAN: Sie fallen ja sehr auf...
Schiller: Natürlich gefalle ich nicht jedem. Es gibt einige Leute, denen das nicht gefällt. Früher haben die Medien immer böse Sachen geschrieben. Vor allem, dass mein Mund nicht echt ist, sondern aufgespritzt oder ich weiß Gott was nicht alles machen habe lassen. Aber an mir ist alles echt. Simone hat dann immer gesagt: „Ist ja egal. Du schaust gut aus.“ Heute ist mir das alles egal geworden.

WOMAN: Wie ist Ihre Einstellung gegenüber Beauty-OPs, Frau Bauernfeind?
Bauernfeind: Natürlich wird man in der heutigen Zeit immer wieder mit diesem Thema konfrontiert beziehungsweise auch persönlich angesprochen. Gott sei Dank, meine Eltern haben mir so gute Gene vererbt, dass ich mich damit für mich noch nie beschäftigen musste. Aber klar kenne ich natürlich einige Menschen die eine OP gemacht haben, leider auch nicht immer nach ihren Wunschvorstellungen. Klar für mich ist, falls ich im Alter mal darüber nachdenke, sehr genau recherchieren würde zu welchem Arzt und dessen Methoden ich gehen würde. Also prinzipiell aufgeschlossen wenn man sich danach wohler fühlt, aber das Schwierigste ist den richtigen Arzt zu finden.

WOMAN: Hat Sie gestört, wie abfällig früher in den Medien über Ihre Mutter berichtet wurde?
Schiller: Das hat sie sehr verletzt.

Bauernfeind: Natürlich! Man schützt ja immer die Menschen, die man liebt und möchte nichts Schlechtes über sie hören. Jedes Kind würde da in die Verteidigung gehen.

WOMAN: Haben Sie Ihre Mutter für ihre Auftritte kritisiert?
Bauernfeind: Kritisiert würde ich nicht sagen. Irgendwann war das normal.
Schiller: Natürlich war diese ständige Diskussion über mein Aussehen schrecklich. Nur das hat interessiert und nie das, was ich wirklich mache. Aber man gewöhnt sich daran. Ich arbeite ja ohne jeglichen Spesenersatz seit 24 Jahren für Charity-Projekte. Ich habe nie einen Cent behalten. Und wenn ich je in die Situation kommen würde und mein Mann mir das nicht mehr finanzieren könnte, dann würde ich damit aufhören. Für mich muss das gesamte Spendengeld zu 100 Prozent in die jeweilige Organisation fließen. Alles andere kommt für mich nicht in Frage. Da bin ich streng.

WOMAN: Wie war das bei Ihren Freundinnen? Mussten Sie da Ihre Mutter verteidigen?
Bauernfeind: Nein, gar nicht. Das war nie ein Thema. Jeder der meine Mutter wirklich gekannt hat, hat sie gemocht.
Schiller: Ja, wir sind nach wie vor öfter zusammen.

WOMAN: Was meinen Sie, Frau Schiller. Welches Image haben Sie?
Schiller: Viele glauben, ich bin die stets aufgeputzte Frau, die immer geschminkt ist und nichts lieber macht, als auf Society-Events zu gehen. Ich bin aber ganz anders, ich bin eine optische Täuschung. Mein Mann ist derjenige, der immer fortgehen möchte. Ich bleibe am Liebsten zu Hause, bin ein richtiges Hausmütterchen. Für meine Charity-Projekte mache ich alles, zum Glück sieht man diese Seite von mir zunehmend.
Da zeige ich auch extrem viel Mut. Ich würde sicher auch für 15.000 Euro im Bikini über den Laufsteg gehen. Ich habe ja drei Heime in Moldawien für bedürftige Kinder gebaut, neun Jahre für die CliniClowns gearbeitet und das Projekt „Mama Papa hat Krebs“ mitbetreut. Alles ehrenamtlich. Da ist sehr schwierig das Geld aufzutreiben. Aber es bedeutet mir sehr viel. Und wenn ich das nicht mehr machen könnte, wäre ich extrem traurig. Das ist die andere Seite von mir.

WOMAN: Wenn Sie zurückdenken, würden Sie heute etwas anders machen?
Schiller: Meinen Sie auch die Zeit, in der ich das erste Mal geheiratet habe. Nein, ich habe ja von meinem Ex-Mann meine beiden süßen Kinder und er ist auch ein sehr guter Vater. Zunächst war ich unglücklich, dass ich so zeitig meinen Sohn bekommen habe. Ich war erst 18. Aber ein paar Jahre später war ich dann sehr froh. Ich war ja eine sehr junge Mutter. Das hat mein Sohn immer gehasst. Er hat immer zu mir gesagt: „Kannst du mich nicht einmal ungeschminkt und mit zusammengebunden Haaren von der Schule abholen?“ Weil mich seine Freunde immer so bewundernd angestarrt hat. Er ist ja noch viel strenger als meine Tochter. Damals als ich sehr viel in den Medien war, war das für meine Kinder sehr schwer.

WOMAN: Wann sind Sie unsicher?
Schiller: Ich war früher sehr unsicher, als wir noch öfter in Gesellschaften waren. Ich bin dann keine, die sich einfach zu fremden Leuten dazu stellt und mit ihnen ein Gespräch beginnt. Und mich hat man nicht angesprochen, da man mich vielleicht als affektiert oder eingebildet gehalten hat. Da habe ich ein Problem. Nur wenn es um meine Charity geht habe ich überhaupt keinen Genierer. Da bin ich schon mal einem Manager in Badehose in einem Hotel nur im Bikini nachgelaufen und habe ihn um Geld angebettelt. Mein Mann war entsetzt, mir war das egal.
Bauernfeind: Ich könnte es nicht. Da legt sie jegliche Hemmungen ab.

WOMAN: Worin ähneln sie sich?
Bauernfeind: Im Durchsetzungsvermögen. Die Optik ist es sicher nicht.
Schiller: Finden Sie, dass wir uns ähneln?
Bauernfeind: Mama! Ich habe Durchsetzungsvermögen gesagt ...
Schiller: Sehen Sie, da kommt es schon ... (lacht)
Bauernfeind: Wir sind beide ehrlich, loyal. Es ist nicht immer leicht, danach zu leben. Manchmal ist man zu ehrlich. Im Job ist dies immer eine Herausforderung.
Schiller: Stimmt.

WOMAN: Und worin unterscheiden Sie sich?
Bauernfeind: In unserem Modegeschmack.
Schiller: Ja, Simone ist mehr der klassische Typ und bei unseren Auftritten in der Society. Simone mag das ja gar nicht.
Bauernfeind: Das ist gar nicht meines. Ich bin lieber zurückgezogen. Meine Mutter hat da den Raum schon erfüllt. Das würde ich so gar nicht können. Meine Karriere hat ja auch eher viel mit Reden zu tun. Aber in die Öffentlichkeit gestellt und von Leuten bewertet zu werden, dafür bin ich gar nicht gemacht. Ich hätte mir das viel zu viel zu Herzen genommen. So wie Mama vor ein paar Jahren bei „Dancing Stars“ aufgetreten ist. Undenkbar für mich. Ich wäre gleich die erste Treppe runtergefallen. Dafür muss man ein Talent haben.
Schiller: Oder das nötige Selbstbewusstsein.
Bauernfeind: Ja, aber das haben wir beide, aber eben in anderen Bereichen.

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ENGES BAND. Jeannine Schiller und ihre Tochter Simone Bauernfeind verbindet eine innige Zuneigung: "Wir sind immer füreinander da."

© WOMAN/ Monika Saulich
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