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Was kostet deine Welt? Eine Kindergartenpädagogin über ihren Kontostand

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11 min
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Kindergarten

©Elke Mayr
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In unserer Geld-Serie spricht diesmal Kindergartenpädagogin Nicole, 24, aus der Steiermark über ihr Einkommen, ihre Ausgaben, Luxus und die (fehlende) Wertschätzung ihres Jobs.

"Über Geld spricht man nicht" - das gilt besonders in Österreich. Das eigene Gehalt halten die meisten von uns geheim. Dabei sind wir tagtäglich mit unseren Finanzen konfrontiert. Wo ist der 100er im Geldbörsl schon wieder geblieben? Wie schaffen es andere Leute, etwas auf die Seite zu legen? Und wie viel verdienen eigentlich die KollegInnen, die mit mir im Büro sitzen? Nicht zuletzt trägt diese Verschwiegenheit ins Sachen Einkommen dazu bei, dass Frauen immer noch nicht gleich viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen. Wir sagen, über Geld sollten wir dringend sprechen! Deshalb fragen wir im Rahmen dieser Serie Frauen mit den unterschiedlichsten Berufen nach ihrer finanziellen Situation. Im aktuellen Teil der Serie haben wir eine Kindergartenpädagogin zum Interview gebeten.

Nicole ist 24, kommt aus der Südoststeiermark und lebt mit dem Vater ihres Kindes und der gemeinsamen dreijährigen Tochter in einer Doppelhaushälfte außerhalb Wiens. Nach ihrer Ausbildung zur Kindergartenpädagogin hat sie – wie so viele – das Dorf gegen die Großstadt getauscht. Die junge Mutter arbeitet seither in einem Kindergarten in Wien – und wird dort dringend gebraucht. Noch immer herrscht großer Personalmangel in der Hauptstadt. Der Grund dafür liegt nicht nur in den schwierigen Rahmenbedingungen – wie etwa die Größe von 25 Kindern pro Gruppe –, sondern auch in der Bezahlung. In den letzten Jahren hat sich zwar viel getan, von einem LehrerInnen-Gehalt können die Kindergartenpädagoginnen aber nur träumen. Bei einer Vollzeitanstellung würde Nicole 2.500 Euro brutto verdienen, was einem Nettoeinkommen von 1.770 Euro entspricht. Nach ihrer Karenz stieg die 24-Jährige wieder mit einer 30-Stunden-Woche ins Berufsleben ein, nun verdient sie 1.500 Euro netto.

Gehalt von Kindergartenpädagoginnen variiert

Das Gehalt von Kindergartenpädagoginnen variiert von Bundesland zu Bundesland. Auch die unterschiedlichen Trägerorganisationen spielen eine Rolle. Die Berufsgruppe wird von verschiedenen Gewerkschaften vertreten, was ein einheitliches Gehalt für alle Pädagoginnen im Land verhindert. Mit der Initiative #kindergartenbraucht machen nun sogar Promis wie Katharina Strasser oder Barbara Stöckl auf die dringend notwendigen Reformen aufmerksam. Gefordert werden unter anderem mehr Zeit für jedes einzelne Kind, qualifiziertes Zusatzpersonal und mehr finanzielle Mittel. Woman hat mit der Kindergartenpädagogin Nadine gesprochen.

Aufgaben & Alltag einer Kinderpädagogin

Was passiert in deinem Job?
Mein Arbeitsalltag besteht darin, Kinder in ihrer Lebenswelt zu begleiten und jedes einzelne dort abzuholen, wo es in seiner Entwicklung steht. Ich setze Bildungsangebote, die unter anderem die motorische, sprachliche, emotionale und soziale Entwicklung fördern. Zwischen Musizieren oder Experimentieren bin ich natürlich auch für das Erfüllen von Grundbedürfnissen der Kinder verantwortlich. Bei kleinen Unfällen bin ich die Notärztin, bei Konflikten die Mediatorin, ich wechsle aber auch Windeln und helfe bei den Mahlzeiten. Außerdem bin ich die Ansprechpartnerin für ihre Eltern – ich tausche mich mit ihnen über den Entwicklungsstand und den Fortschritt ihrer Kinder aus. Nach meiner Bildungsarbeit warten Dokumentation, Reflexion und Planung auf mich.

Kommt eine Kinderpädagogin mit ihrem Gehalt aus

Wie hoch sind deine Fixausgaben?
Meine Fixkosten belaufen sich monatlich auf 900 Euro. Darunter fallen die Betriebskosten unserer Wohnung, die Instandhaltung des Autos, die zusätzliche Krankenversicherung für meine Tochter und mich, ein Bausparvertrag, der Kindergartenbeitrag von 250 Euro pro Monat, sowie die Kosten für das Fernsehen und das Internet. Die Kaltmiete von 1.150 Euro für die Wohnung übernimmt der Vater meines Kindes. Dafür komme ich für den Lebensmitteleinkauf auf – aber hier gibt es natürlich immer wieder Ausnahmen.

Hast du eine private Pensionsvorsorge? Wenn ja, warum und wie viel gibst du dafür monatlich aus?
Ich verfüge über keine zusätzliche Pensionsvorsorge. Die private Krankenversicherung für mich und meine Tochter war mir wichtiger. Jeden zweiten Monat bekommen wir 280 Euro Familienbeihilfe.

Sparst du Geld und wenn ja - wie legst du es an?
Ich habe einen Bausparer und zahle 100 Euro pro Monat ein. Was am Ende des Monats übrigbleibt, wird aufs Sparkonto gelegt oder für alles, was an größeren Reparaturen anfällt, aufgehoben. Zum Beispiel, wenn ein Haushaltsgerät eingeht oder das Auto in die Werkstatt muss. Und auch Tierarztbesuche fallen unter die zusätzlichen Kosten.

Wie viel bleibt am Monatsende übrig?
Das variiert von Monat zu Monat. Denn zu den zusätzlichen Kosten kommen noch Feste wie Geburtstage, Weihnachten oder Ostern hinzu – für Geschenke gibt man ja einiges aus.

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© Robert Krenker

Gehaltszufriedenheit von Kinderpädagogin

Bist du zufrieden mit deinem Gehalt?
Aufgrund der Verantwortung, die wir in diesem Beruf tragen und die emotionale, körperliche und psychische Beanspruchung betrachtet, finde ich das Gehalt von Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen zu niedrig. Wäre ich alleinerziehend und müsste alle Wohn- und Nebenkosten alleine tragen, käme ich mit meinem Gehalt nicht über die Runden.

Weißt du, wie viel deine KollegInnen verdienen?
Die genauen Gehälter sind mir nicht bekannt, aber es ist auch kein Geheimnis, wie viel sie verdienen. Die Gehaltsstufen sind eigentlich jedem bekannt.

Wofür gibst du gerne Geld aus?
Ich lege sehr viel Wert auf frische, regionale und zum Großteil biologische Produkte. Wenn die Qualität stimmt, gebe ich für Lebensmittel gerne mehr Geld aus. Damit tue ich meiner Familie, mir und meiner Umwelt etwas Gutes. Pro Monat benötige ich circa 400 bis 500 Euro für den Einkauf. Ab und zu besuche ich Jumping- oder Zumbakurse. Allerdings zahle ich keinen fixen Mitgliedsbeitrag.

Wofür würdest du gern mehr Geld verdienen?
Für gemeinsame Urlaube mit meiner Familie oder spontane Kurztrips mit Freundinnen und Freunden.

Sprichst du mit deinem Freundeskreis über deine Finanzen?
Grundsätzlich spreche ich mit meinen Freundinnen und Freunden über alles, aber Geld ist dabei eher ein seltenes Thema. Außer, jemand hat gerade eine besondere Krise.

Gibt es sonstige Einnahmen? Und wie teilst du die Ausgaben mit deinem Partner?
Ja, das Gehalt vom Vater meines Kindes: Er ist Ingenieur und verdient wesentlich mehr als ich. Wie schon erwähnt übernimmt er die Miete und ich sorge für den Lebensmitteleinkauf.

Was ist dein größter Luxus?
Eigentlich unsere aktuelle Wohnsituation: Wir leben in einem Mietshaus mit Garten vor den Toren Wiens. Das ist für mich absoluter Luxus und keine Selbstverständlichkeit – besonders als Jungfamilie. Alleine könnte ich mir das nicht leisten.

Würdest du von dir selbst behaupten, dass du gut mit Geld umgehen kannst?
Definitiv. Ich bin mit 19 von zuhause ausgezogen. Damals habe ich mit meiner besten Freundin eine Wohngemeinschaft in Wien gegründet. Dadurch habe ich schnell gelernt, mit meinem Einkommen auszukommen. Meine Eltern haben mir schon früh den bewussten und achtsamen Umgang mit Geld beigebracht – dafür bin ich ihnen rückblickend sehr dankbar.

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© Robert Krenker


Kannst du dir die Dinge leisten, die du gerne haben möchtest oder musst du oft auf etwas verzichten?
Wenn ich etwas wirklich haben möchte, leiste ich es mir. Zumindest dann, wenn ich das Geld dafür aufbringen kann. Bei vielen Investitionen denke ich dreimal nach, ob ich es wirklich brauche. Wenn es aber für meine Tochter sein soll, dann ziehe ich gerne den Kürzeren.

Jobzufriedenheit & Work-Life-Balance

Würdest du lieber mehr verdienen und mehr arbeiten? Oder bist du mit deiner Situation zufrieden?
Ich finde meine Arbeitszeit gerade optimal. Ich schaffe es, viel Zeit mit meiner Tochter zu verbringen – das steht für mich an oberste Stelle. Andererseits habe ich bei diesem Ausmaß an Wochenstunden die Möglichkeit, meine Ziele und Planungen im Kindergarten zu erreichen. Zudem habe ich das Gefühl, in meinem Team einen wichtigen Beitrag zu leisten. Ich würde nicht weniger arbeiten wollen, da wir sonst unsere Wohnsituation ändern müssten.

Wie wichtig ist dir dein Job generell? Welchen Stellenwert nimmt er in deinem Leben ein?
Ich bin ein Familienmensch. Meine Karriere ist für mich – vor allem seit der Geburt meiner Tochter – zweitrangig. Dennoch mache ich meinen Job wirklich gerne und gewissenhaft. Das Arbeiten mit Kindern kann wahnsinnig herausfordernd und anstrengend sein. Man bekommt aber umso mehr zurück und ich bin total froh, mich ständig weiterentwickeln zu können!

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