
Ein Jahr, ein Ziel. So der Plan. Doch was als einjähriges Abenteuer begann, sollte für eine österreichische Familie zur Reise ihres Lebens werden. Nun folgt der Bildband der siebenjährigen Entdeckungstour "Life on the Road".
Dezember 2016 ...
... Das österreichische Paar Maria Zehentner und Leander Nardin macht sich gemeinsam mit seinem Söhnchen Lennox von Österreich auf den Weg. Ihr Plan ist, mit einem zwei Jahre zuvor gekauften Mercedes-Truck im nächsten Jahr ins weit entfernte Neuseeland zu reisen und dabei die Welt zu entdecken, aber vor allem, ihrem alltäglichen Leben und Routinen zu entfliehen, ihr sesshaftes, sicheres Leben gegen Abenteuer, das Unbekannte und ein Nomadendasein zu tauschen. Doch das Leben hatte, wie so oft, andere Pläne …
Sieben Jahre, vier Kontinente, 35 Länder und 130.000 Kilometer später sollten sie erst 2023 wieder in ihre Heimat Salzburg zurückkehren, ohne ihr ursprüngliches Ziel Neuseeland je erreicht zu haben. „Auf Reisen ändern sich Pläne ständig. Das macht das Ganze so spannend“, erklärt Maria im Interview zu ihrem nun veröffentlichten eindrucksvollen Bildband „Life on the Road“.


Schlafen mit einem atemberaubenden Blick auf den indonesischen Mount Bromo.
© Leander Nardin/Life on the Road/Gestalten 2025Mit der Kamera hielt ihr Partner, Fotograf Leander, die Geschichte ihres ungeplanten siebenjährigen Familienabenteuers fest: von den endlosen kargen Steppen Kasachstans über abgelegene iranische Bergdörfer bis zu den exotischen Wäldern Indonesiens, stets mit ihrem Herzstück im Mittelpunkt, dem einst verrosteten Grenzschutzfahrzeug, das sie mühselig zum Family-Van umgebaut haben und liebevoll „Akela“ nennen. „Akela gab uns die Freiheit, dort anzuhalten, wo es uns gefiel“, erzählt Leander im WOMAN-Interview. „Sei es mitten in der Natur oder an einem schönen Aussichtspunkt: Unser Zuhause war immer dabei. Das ist etwas Unbezahlbares.“
Kompakte zwölf Quadratmeter, nicht mehr und nicht weniger, misst die Kabine, die aber alles Erforderliche für ihre Reise bereitstellte: ein Doppelbett, das sich zu Tisch und Bank umfunktionieren lässt, ein separates Hochbett, einen Holzofen, eine Küche, clevere Stauraumlösungen. Sie wurde zum mobilen Heim, aber auch zum Lebensraum und zur Schutzzone von Maria, Leander und Lennox. Und zum verlässlichen Begleiter durch einige der extremsten Landschaften der Welt.


„Mit der Zeit erkannten wir, wie einzigartig unsere Erlebnisse sind und dass wir sie mit anderen teilen wollen“, so Maria über den Bildband. Hier: die thermischen Becken des Yellowstone National Park im US-Bundesstaat Wyoming.
© Leander Nardin/Life on the Road/Gestalten 2025Höhen und Tiefen
Steile Bergpässe in Tadschikistan, endlose Schlaglöcher in Usbekistan, eine gebrochene Hinterachse durch die Verschiffung von Belgien ins kanadische Halifax (es dauerte über zwei Monate, bis der Truck wieder fahrtüchtig war), aber auch bürokratische Hürden wie plötzliche Grenzschließungen oder Visa-Probleme (daran scheiterte schließlich die Einreise nach Neuseeland) forderten Improvisation, Umdenken und Zusammenhalt, ermutigten sie aber dennoch, immer weiterzureisen. „Es gab Momente, in denen wir uns fragten, ob das alles richtig ist“, gibt Maria zu.
Doch jeder Rückschlag brachte Lektionen mit sich: Geduld, Durchhaltevermögen, Dankbarkeit und vor allem den Wert von Zusammenhalt. „Sieben Jahre intensives Reisen haben uns als Familie zusammengeschweißt. Wir haben gelernt, uns aufeinander zu verlassen, gemeinsam Herausforderungen zu meistern und die gemeinsame Zeit zu schätzen“, so die Salzburgerin weiter.
„Im Lauf der Jahre haben sich viele kleine Erkenntnisse, Erfahrungen und Erlebnisse zu einem Gesamtbild gefügt“, erklärt Leander. „Aber“, so der 40-jährige Familienvater und Fotograf weiter, „eigentlich geht es weniger um einzelne Lektionen, sondern um die Reise selbst, die Perspektiven, die sie uns eröffnete.“ Neben Neugelerntem wie Freediving oder Tauchen habe die Reise vor allem gezeigt, „wie wenig man wirklich braucht, um glücklich zu sein“.


Der Wasserfall El Chiflón (120 m hoch) in Chiapas, Mexiko.
© Leander Nardin/Life on the Road/Gestalten 2025Heute sind die Erinnerungen ...
... und Highlights der drei österreichischen Weltenbummler ganz unterschiedlich: Maria liebt Kirgisistan wegen der Berge und Landschaften, die sie an ihre Heimat erinnern. Söhnchen Lennox, heute zwölf, schwärmt für Japan wegen des Skifahrens und des köstlichen Essens.
Leander wiederum beeindruckte die Schlichtheit, Ehrlichkeit des Lebens in Zentralasien nachhaltig. Viel wichtiger als das Ziel sei jedoch die Selbstbestimmtheit beim Reisen, so die 52-Jährige: „Das Schönste am Unterwegssein ist die Freiheit und Unabhängigkeit, die es mit sich bringt. Den eigenen Weg zu bestimmen und spontan zu entscheiden, wohin die Reise geht. Diese Ungebundenheit lässt uns jeden Moment intensiver erleben. Es geht nicht nur um das Ziel, sondern um die Erfahrung, die Freiheit zu haben, jederzeit neue Wege zu gehen.“


Von abenteuerlich (Bild: Heißluftballone über den Hügeln von Göreme, Türkei) bis historisch (Bild unten: der Tempelkomplex Pura Ulun Danu Bratan auf Bali): Die Familie bereiste vier Kontinte und 35 Länder. Neuseeland ist nach wie vor ihr Sehnsuchtsland! „Die Mischung aus wilder, abgeschiedener Natur und unglaublicher landschaftlicher Vielfalt macht das Land so faszinierend.“
© Leander Nardin/Life on the Road/Gestalten 2025Wohin die nächste Reise führt, weiß die Familie, die seit ihrer Rückkehr vor einem Jahr wieder in Österreich lebt, noch nicht, aber: „Das bedeutet nicht, dass unser Abenteuer hier endet“, gibt sich Leander sicher. Ihr Truck „Akela“, der direkt vor ihrer Haustür steht und sie stets an ihre siebenjährige Reise erinnert, ist in jedem Fall startbereit für ein neues Erlebnis auf vier Rädern.


Der Tempelkomplex Pura Ulun Danu Bratan auf Bali.
© Leander Nardin/Life on the Road/Gestalten 2025

Mit atemberaubenden Fotografien: Im Bildband „Life on the Road“ lässt das österreichische Paar Leser:innen an ihrer Weltreise teilhaben. Erhältlich ab 21. Jänner bei Gestalten, um € 45,–.
© Leander Nardin/Life on the Road/Gestalten 2025