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CORONA-POSITIV!

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Warum überrascht mich das?

Corona hat mich erwischt wie vor 16 Jahren meine Schwangerschaft: in dem Moment, als ich nicht mehr damit gerechnet habe.

Das mag man mir angesichts der aktuellen Fallzahlen als naive Realitätsverweigerung auslegen. Die Wahrscheinlichkeit, sich derzeit anzustecken, ist natürlich extrem hoch: auch in Wien erreicht die Omikron-Welle gerade ihren Höhepunkt. Aber! Ich bin drei Mal geimpft und habe mich stets mehrmals wöchentlich testen lassen. Und wenn das Ergebnis zig-Male negativ ist (so wie das seinerzeit auch bei meinen Schwangerschaftstests der Fall war), bist du dann doch ziemlich überrascht, wenn dir der PCR-Test auf einmal ein positives Attest ausweist.

Wo könnte ich mich angesteckt haben? Bei einem Geschäftstermin, im Kaffeehaus, bei Freunden oder in der Yoga-Stunde? Als ich von meiner Schwangerschaft erfuhr, wusste ich zumindest sofort, warum (und von wem).

Schwanger? Nicht jetzt bitte!


Wobei: Im ersten Moment war auch der positive Schwangerschaftstest ein Schock. „Scheiße“, sagte mein Mann und stornierte den bereits gebuchten Urlaub auf die Seychellen. Das Risiko einer erneuten Eileiter-Schwangerschaft war zu groß. Die Freude über den sich ankündigenden Nachwuchs stellte sich bei uns erst allmählich ein, als die Großfamilie schon längst in nicht enden wollende Baby-Euphorie verfallen war („Endlich!“ „Juhu, das erste Enkerl!“).

Dass – im Gegensatz dazu – ein positiver Corona-Test auch in der Folge keine Begeisterungsstürme nach sich ziehen würde, war mir klar. Trotz Booster-Impfung reagiere ich heftig und tippe diese Zeilen mit Fieber, Husten, heftigem Schnupfen und Kopfweh im Home-Office. Doch so lange ich noch schreiben kann, gilt das als milder Verlauf.

Die wenigen Menschen außerhalb meiner Familie, zu denen ich in den letzten Tagen Kontakt hatte, sind bereits informiert. Sie reagieren relativ gelassen und wünschen mir rasche Genesung.

Alptraum eines Teenagers: in Quarantäne mit der Mutter

Anders meine Tochter. Da ihre Booster-Impfung noch keine 14 Tage zurück liegt, gilt sie als Kontakt 1-Person und muss ebenfalls in Quarantäne. Sie ist darüber, euphemistisch gestanden, „not amused.“ Verstehe ich: kein Weggehen, Distance Learning, kein persönlicher Kontakt zu FreundInnen. Und das alles ohne das leiseste Symptömchen, just wegen jener Frau in ihrem Leben, die es ihr schon die längste Zeit unnötig schwer macht. Weil: was versteht die schon davon, was es heißt, 15 zu sein? (Unter uns: mehr als sie glaubt). Ob aus Trotz oder als Schutz vor Ansteckung: die Tür ins Kinderzimmer bleibt vorerst fest verschlossen.

Das ist – immerhin – etwas, mit dem ich rechnen konnte.

Kristin Pelzl-Scheruga ist Chefredakteurin von Lust aufs LEBEN.

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