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Angela Merkel - die erste deutsche Bundeskanzlerin

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Angel Merkel

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Angela Merkel: Reflektiert. Rational. Ruhepol. Als erste Frau übernimmt Angela Merkel das Kanzleramt in Deutschland. In ihren 16 Jahren Amtszeit wurde sie gelobt, aber auch für ihre "Refugees Welcome" Politik stark kritisiert. Wir stellen euch die ehemalige Bundeskanzlerin vor.

Angela Merkel schrieb 2005 mit der Ernennung zur Bundeskanzlerin in Deutschland Geschichte und genießt weltweit hohe Anerkennung. Merkels Waffe: Ihr Sachverstand und ihre Beharrlichkeit. "Wir schaffen das". Als erste Frau an der Spitze der deutschen Politik, bewältigte sie zahlreiche Krisen und wich dabei manchmal überraschend vom bisherigen Kurs ihrer Partei, der CDU, ab. Wir stellen euch die ehemalige Bundeskanzlerin vor und schauen auf den Beginn ihrer politischen Karriere und ihre 16 Jahre Amtszeit zurück.

Steckbrief: Angela Merkel

  • Name: Angela Merkel

  • Geburtstag: 17. Juli 1954

  • Geburtsort: Hamburg

  • Sternzeichen: Krebs

  • Wohnort: Berlin

  • Beruf: Politikerin

  • Größe: 1,67cm

Kindheit und Werdegang

Die Tochter eines evangelischen Theologen und Pfarrer und einer Lehrerin wurde am 17. Juli 1954 als Angela Dorothea Kasner geboren. Aufgewachsen ist sie mit zwei Geschwistern, die aber nicht in der Öffentlichkeit bekannt sind, in der ehemaligen DDR. Merkel verbringt ihre Kindheit, Jugend und frühe Erwachsenenzeit im Spannungsfeld zwischen den Anforderungen des sozialistischen Staates und der Kirche. Mathe und Russisch waren ihre besten Fächer in der Schule und sie machte ein ausgezeichnetes Abitur. Ihr Bildungshintergrund liegt aber nicht in der Politik oder den internationalen Beziehungen, sondern in der Quantenchemie.

Vom Physikstudium in Leipzig, der Einstieg in die Politik

An der Karl Marx Universität in Leipzig studierte sie Physik und hat sich politisch noch eher zurück gehalten. Eigentlich wollte sie eine wissenschaftliche Karierre als Chemikerin machen. 1989, im Zuge der Wende in Deutschland, kommt sie erstmals mit der Politik in Kontakt. Aber nicht mit der CDU, sondern beim Demokratischen Aufbruch. Hier war sie Pressesprecherin und Mitglied des Vorstands der Oppositionsgruppe. Angela Merkel wurde stellvertretende Regierungssprecherin, gewann den Bundestagswahlkreis Stralsund-Rügen-Grimmen und wurde mit Helmut Kohls Unterstützung Bundesministerin für Frauen und Jugend. Er galt als ihr großer Förderer und übergab ihr nach der Bundestagswahl 1994 das bedeutende Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Später folgte dann der Aufstieg zur Generalsekretärin und schließlich CDU-Vorsitzenden.

2005: Zum ersten Mal steht eine Frau an der Spitze der Regierung von Deutschland

2005. Ein besonderes Jahr. Angela Merkel setzt sich gegen ihren Konkurrenten, Gerhard Schröder, um das Bundeskanzleramt durch. Dieser hatte zuvor noch verdeutlichte keine Koalition mit ihr eingehen zu wollen. Merkel wird mit 397 der 611 gültigen Stimmen zur Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Als erste Frau nimmt sie somit das höchste Amt an in Deutschland an. Im darauffolgenden Jahr kürt das US-Wirtschaftsmagazin Forbes die deutsche Bundeskanzlerin zur mächtigsten Frau der Welt. Den Spitzenplatz nimmt Merkel fast ununterbrochen bis 2020 ein. Nur im Jahr 2010 gilt Michelle Obama als mächtiger.

Angela Merkel als Krisenmanagerin in der Banken- und Eurokrise

Sie steuerte Deutschland durch die Wirtschaftskrise und die drauf folgende Eurokrise. Sommer 2007. Die Weltwirtschaftskrise galt als schlimmste globale Wirtschaftskrise seit Ende des zweiten Weltkrieges. Merkel bleibt ruhig und fordert mehr Transparenz auf den internationalen Finanzmärkten. Scharfe Kritik übt sie an den Regierungen der USA und Großbritanniens aus. Während der Eurokrise sagt sie: " Manchmal ist die richtige Mischung aus Härte und Freundlichkeit schon das was man braucht." Sie schickt Hilfspakete zu den Griechen, zwingt ihnen aber im Zuge dessen auch einen harten Sparkurs auf. "Scheitert der Euro, Scheitert Europa." Merkel trat für einen strikten Sparkurs ein, der von einigen Kritikern, wie dem Internationalen Währungsfonds, als krisenverschärfend betrachtet wurde. In dieser Zeit büßte sie an Beliebtheit ein.

Refugees Welcome: Starke Kritik während der Flüchtlingskrise 2015

Bereits im Jahr 2014 stieg die Anzahl der Asylbewerber in Europa auf über 600.000. Im darauffolgenden Jahr verdoppelte sich diese auf ca. 1,3 Millionen. Eine der Fluchtursachen war der seit 2011 andauernde Bürgerkrieg in Syrien. Es ist das Jahr 2015. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Merkel wartet zunächst ab. Zu lange? Auf jeden Fall wird sie heftig kritisiert. Es herrscht Chaos. Widersprüchliche Worte und Taten folgen.

Heidenau ist ein Wendepunkt in Merkels Flüchtlingspolitik. Beim Besuch eines Flüchtlingsheims, wird sie von Bürger:innen als Volksverräterin beschimpft. Sie erlebt Anfeindungen gegen sie als Person und Fremdenhass. Am. 4. September 2015 öffnet Merkel die Grenzen und handelt gegen die Grundsätze ihrer Partei. Hätte sie geflüchtete Familien zurück schicken sollen? Merkel entscheidet sich in dieser Situation für das einzig menschliche. #REFUGEES WELCOME. In dieser Zeit wird ihr ein unkontrollierter Zugang an Flüchtlingen vorgeworfen. Eine "Flüchtlingswelle" die über Deutschland hineinbricht. Nicht genau zu wissen, wer sich in Deutschland aufhält ist dauerhaft nicht mit der Sicherheit zu vereinbaren, fürchten viele Bürger:innen. Bilder der deutschen "Willkommenskultur" gehen um die Welt. Ebenso um die Welt gehen Selfies mit Geflüchteten, die das Bild Merkels verändern. Immer mehr Menschen nehmen sie nicht mehr nur sachlich-rational wahr, sondern emphatisch.

Deutschland aber ist schlecht vorbereitet. Es fehlen Notunterkünfte, die Behörden kommen mit der Bearbeitung der Asylverfahren kaum hinterher. In der Bevölkerung, aber auch in der eigenen Regierung, wächst der Unmut über Merkels Entscheidung. Die AFD, die rechtsextreme politische Partei in Deutschland, gewinnt daraufhin an Stimmen und wird stärker.

Angela Merkel gehört zu den wichtigsten Politikerinnen weltweit

Laut einem Ranking des Forbes Magazine im Jahr 2014 belegte Angela Merkel den 1. Platz der mächtigsten Frauen der Welt.
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Berühmt geworden ist die "Merkel-Raute", die Haltung ihrer Hände vor dem Bauch – eine Pose, die oft und gern karikiert wird. Zu ihren größten Stärken gehört ihre Ausdauer und ihre Geduld. Der ehemalige US-Präsident Barack Obama sagte über Merkel sie sei "tough". In ihren ersten Jahren als Bundeskanzlerin, setzte sich Merkel stark für frauenfreundliche Gesetze und Initiativen wie bezahlten Elternurlaub, den Ausbau öffentlicher Kindergärten und den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr ein. Erst gegen Ende ihrer Amtszeit jedoch sprach sie sich für die Gleichstellung aus.

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© 2016 Getty Images

Eine Powerfrau, die sich gegen Männer in der Politik durchsetzt

Die CDU ist eine Männerpartei. Drei Viertel ihrer Mitglieder sind männlich. Doch die Chefin war eine Frau. Viele Männer aus der CDU haben sie zu Beginn nicht ernst genommen und ihr nichts zugetraut. So auch der ehemalige US-Präsident Donald Trump, der laut Berichten Schwierigkeiten mit weiblichen Regierungschefs hat .

Es ist komisch, dass gerade bei Frauen in der Politik sehr oft auf die Äußerlichkeiten geachtet wird.

Angela Merkelehemalige Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland

Doch im Laufe ihrer Amtszeit hat sie sich Respekt verschaffen. Beim G-8-Gipfeltreffen sorgte sie dafür, dass US-Präsident George W. Bush einer Wende im Klimakampf zustimmt. Merkel sei, so heißt es, eine der wenigen Politikerinnen im Westen, die Putin wirklich ernst nimmt. Angela Merkel hoffte auf mehr Frauen in führenden Positionen. „Es muss weiter daran gearbeitet werden, dass sich Frauen insgesamt mehr zutrauen." Auf der internationalen Bühne hat sie den Versuchen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und des russischen Präsidenten Wladimir Putin standgehalten, sie zu untergraben. Auch dem britischen Premier Boris Johnson zeigte sie Grenzen auf und hat klargemacht: Die EU lässt sich nicht mit der Drohung eines harten Brexit erpressen.

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16 Jahre Merkel: Eine Ära geht zu Ende

"Wir schaffen das". Die Generation Merkel endet nach 16 Jahren mit zahlreichen Erfolgen, aber auch viel Kritik. Keiner ihrer Amtsvorgänger musste so viele Krisen wie sie bewältigen: Erst die Finanz- und dann die Euro-Krise, Ukraine-Krieg und Flüchtlingskrise, Brexit und Corona-Krise. An ihrem letzten Amtstag ist die Corona Lage in Deutschland schlimmer denn je. Von Beginn an mahnte sie, die Lage ernst zu nehmen. In ihrer Abschiedsrede macht sie den Bürger:innen dennoch Mut und sagt: "Ich bin überzeugt, dass wir die Zukunft auch weiterhin dann gut gestalten können, wenn wir uns nicht mit Missmut, mit Missgunst, mit Pessimismus, sondern mit Fröhlichkeit im Herzen an die Arbeit machen".

In aller Welt, wurde sie für ihre Kompromissfähigkeit geschätzt. "Ich möchte dazu ermutigen, auch zukünftig die Welt immer auch mit den Augen des anderen zu sehen, also auch die manchmal unbequemen und gegensätzlichen Perspektiven des Gegenübers wahrzunehmen, sich für den Ausgleich der Interessen einzusetzen", heißt es in ihrer Rede. Wir bewundern Frau Merkel, eine Frau, die sich nie nie davor gefürchtet hat, eine einsame Stimme zu sein.

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