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Barfußschuhe: So gesund sind sie laut einer Orthopädin wirklich

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8 min
Barfußschuhe

Barfußschuhe

©Elke Mayr
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Barfußschuhe sollen besonders gut für unsere Füße sein. Was steckt dahinter und sind sie wirklich so gesund? Woman hat bei einer Orthopädin nachgefragt.

Was sind Barfußschuhe?

Die minimalistische Konstruktion von Barfußschuhen ermöglicht den Füßen einen möglichst natürlichen Gang - quasi "Schuhe wie barfuß". Dabei wird auf eine Sprengung verzichtet, was soviel heißt, dass unter der Ferse keine Erhöhung beziehungsweise kein Absatz vorhanden ist. Ferse und Vorfuß stehen somit immer auf der gleichen Höhe, wie es auch ist wenn wir keine Schuhe anhätten.

Zudem sind die Sohlen nicht gedämpft, eher dünn und flexibel in längs- und Querrichtung gebaut, so dass eine natürliche Abrollbewegung erfolgen kann. Stützelemente oder vorgeformte Fußbetten kommen ebenfalls nicht zum Einsatz.

Die Zehenbox ist ein weiteres wichtiges Merkmal von Barfußschuhen. Diese ist so konzipiert das die Zehen ausreichend Platz im Vorfußbereich haben, um sich auszubreiten. Das geschieht entweder durch eine breitere, fächerformige Zehenbox als bei normalen Schuhen oder bei Zehenschuhen wie den Vibram Fivefingers durch einzelne Zehenkammern.

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Barfußschuhe mit Zehen: WEMOVE Runningstore Wien Mitte , http://wemove.at

© Elke Mayr

Bei Barfußschuhen werden zudem meist sehr leichte und aus flexible Materialien benützt. Das soll dazu beitragen, dass die natürliche Bewegung des Fußes nicht eingeschränkt wird. Zudem sorgen diese auch für ein allgemein angenehmes Tragegefühl, da dann nichts einengt oder zwickt.

Die Auswahl an Barfußschuhen ist recht groß und reicht von optisch ganz normalen Schuhen über Sandalen oder Sockenschuhen bis hin zu Sportschuhen fürs Laufen oder Wandern. Es gibt auch kombinierte Modelle, die mit einer leichten Dämpfung oder einem stützenden Fußbett ausgestattet sein können.

Welche Vorteile bieten Barfußschuhe?

Die Hersteller betonen meist den Vorteil, dass durch den Verzicht auf stützende Elemente und Dämpfung, deine Muskeln und die passiven Strukturen deiner Füße, Beine sowie dein ganzer Unterkörper viel mehr arbeiten und werden stärker trainiert als mit normalen Schuhen.

Was muss ich bei Barfußschuhen beachten?

Barfußschuhe sollten genügend Platz bieten, damit sich die Zehen auch frei bewegen können. Nur eine rechte breite Spitze, die anatomisch ist, bietet ausreichend Platz. Schmale Schuhe erlauben keine Beteiligung der Beinmuskeln, die eigentlich durch das Barfußlaufen gestärkt werden sollen. Die Minimalschuhe sollten trotz der dünnen Sohle gut vor Steinen oder spitzen Gegenständen schützen.

Barfußschuhe zuerst einmal testen, einlaufen & eingewöhnen

Meist sind Muskeln und Sehnen durch das Tragen unterstützender Schuhe zuerst noch nicht an größere Distanzen ohne diese Unterstützung gewöhnt. Daher solltest du Dich vorsichtig an eine Umstellung auf Barfußschuhe herantasten und sie zunächst nur dosiert einsetzen, um eine Überlastung zu vermeiden. Die meisten Hersteller raten Anfänger:innen, zuerst sie Schuhe nur für kurze Strecken von ungefähr einer halben Stunde zu nutzen.

Beim Kauf der ersten Barfußschuhe solltest du dich ausführlich beraten lassen und diese auch ordentlich testen. Du solltest auf keinen Fall die Schuhe sofort zum Sport tragen. Erst wenn das Gehen gut funktioniert, kann man sich langsam an das Laufen oder Wandern herantasten.

Kann man Barfußschuhe den ganzen Tag tragen?

Grundsätzlich können "barefoot" Schuhe immer und überall getragen werden - auch den ganzen Tag lang! Allerdings solltest du das erst tun, wenn sich deine Füße an die Barfußschuhe gewöhnt haben.

Was sagt eine Orthopädin zu den Barfußschuhen? Wir haben bei Frau Dr. Teresa Nowotny nachgefragt.

Wie gesund sind Barfußschuhe wirklich und für wen eignen sie sich?

Dr. Nowotny:
Ganz generell kann man sagen, Barfußschuhe sind gesund, aber nicht für jeden Menschen sind sie geeignet. Personen mit gesunden Füßen und Normalgewicht können von den Schuhen profitieren.

Aufgrund der sehr dünnen Sohle kommt es einerseits zu einem taktilen Reiz, der die Fußmuskulatur zum Arbeiten anregt. Dies trifft vor allem bei unebener Bodenbeschaffenheit zu. Hier machen Barfußschuhe auch am meisten Sinn.

Die fehlende Fersenerhöhung bzw. der fehlende Absatz führen zu einem Training im Bereich der Unterschenkelmuskulatur. Also Muskelstärkung ganz einfach bei jedem Schritt, das ist schon toll!

Wann sollten Barfußschuhe besser nicht getragen werden?

Dr. Nowotny:
Sind Fußfehlstellungen, Schmerzen beim Gehen oder bei Belastung vorhanden, sollte im Vorfeld mit einem/r Fachärzt:in abgeklärt werden, ob Barfußschuhe geeignet sind.

Aufgrund der dünnen Sohle empfehle ich Barfußschuhe für Diabetiker:innen nicht. Bei den Betroffenen besteht oft eine fehlende Sensibilität an den Fußsohlen. Hierdurch werden kleine Verletzungen oftmals nicht gespürt.

Welche Schuhe empfiehlt die Orthopädin?

Dr. Nowotny:
Der Schuhaufbau sollte den Zehen genügend Platz bieten, egal ob Barfußschuhe oder herkömmliches Schuhwerk. Wenn man sich für Barfußschuhe entscheidet, sollte man sich auf jeden Fall Zeit für die Eingewöhnung geben.

Kommt man mit den Barfußschuhen nicht gut zurecht, ist es besser nicht darauf zu bestehen, sondern wieder zu einem herkömmlichen Schuhwerk zu greifen. Barfußschuhe sind eben nicht für jeden Fuß geeignet.

Bei konventionellen Schuhen empfehle ich welche mit einer guten Dämpfung.

Sind Barfußschuhe gut für Kinder?

Dr. Nowotny:
Gerade bei Kindern können Barfußschuhe durchaus eine sinnvolle Sache sein, da sie die Fußmuskulatur stärken. Aber auch bei Kindern sollte darauf geachtet werden dass sie sich daran gewöhnen. Die Schuhe sollten zu Beginn nicht den ganzen Tag getragen werden, weil natürlich auch deren Muskulatur überfordert werden kann.

Es gelten auch hier die bereits erwähnten Einschränkungen bei vorhandenen Fehlstellungen des kindlichen Fußes. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Barfußschuhe für ihr Kind für geeignet sind, konsultieren Sie auf alle Fälle vorab eine/n orthopädische/n Fach:ärztin.

Sind Barfußschuhen beim Laufen empfehlenswert?

Dr. Nowotny:
Wer plant mit Barfußschuhen zu Laufen, sollte vorab eine Laufanalyse machen. Besonders bei der schnellen Dauerbelastung können Fehlstellungen, die beim normalen Gang nicht auftreten, zu einer Überbelastung des Fußes führen. Dies kann in der Analyse erkannt werden. Sind Fehlbelastungen beim Laufverhalten vorhanden, machen Barfußschuhe keinen Sinn.

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Bild zur Verfügung gestellt von Teresa Nowotny

© Manfred Baumann

ZUR EXPERTIN:

Dr. Teresa Nowotny
Fachärztin für Orthopädie und orthopädische Chirurgie

Mariahilfer Str. 179
1150 Wien, Österreich
https://www.nowotny-orthopaedie.at/

Frau Dr. Nowotny ist in ihrem Tun darauf fokussiert, die tatsächliche Ursache zu finden. Darauf aufbauend bietet sie verschiedene Therapien und Behandlungsformen in ihrer Praxis an, die individuell mit den Patient:innen erarbeitet werden.

Über die Autor:innen

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