Jetzt mal ehrlich: Vor 15 Jahren, als ich die ersten "Sex and the City"-Folgen im zarten Teenageralter zu Gesicht bekam, ließ ich mich ja noch von der Liebesgeschichte zwischen Carrie und ihrem Mr. Big beeindrucken. Anfang 20, als ich dann die kompletten sechs Staffeln noch einmal gesehen hatte, war ich von den beiden noch immer überzeugt. 10 Jahre später sieht die Sache ein wenig anders aus. Vom "Zauber" dieser offenbar nicht funktionierenden Beziehung, die nach jahrelangem Hin und Her dann doch in einer Ehe endet, ist nichts mehr übrig. Mit einem Rucksack voller eigener Liebes-Dramen sehe ich die Story rund um Big & Carrie nun mit anderen Augen. Und zwar aus Gründen...
On-Off-Beziehungen enden nach 10 Jahren nicht im Hafen der Ehe
So. Jetzt sitz ich da. Selbst auf einem Apple-Laptop schreibend, Anfang 30 und sehe mir einzelne Sequenzen von "Sex and the City" noch einmal an. Und ich komme nicht umhin mich zu fragen: Was zur Hölle tut Carrie da eigentlich? Nach ca. drei (oder mehr) Trennungen, die sich über einen gesamten Zeitraum von 10 Jahren erstrecken, landet sie schließlich vor dem Traualtar. Nun ja, nicht ganz. Schließlich lässt sie der Typ doch allenernstes kurz vor der Hochzeit sitzen. Und selbst dann nimmt sie ihn nach einer schmerzvollen Trennung dann doch wieder zurück. Why?
Ich kam nicht umhin mich zu fragen: Warum tust du dir das an, Carrie?
In einer Stadt, in der über acht Millionen Menschen leben, möchte Carrie einfach niemand anderen in ihr Herz lassen als Mr. Big. Der Mann, der nach Trennungen immer genau DANN auftaucht, wenn sie gerade beginnt, mit einem anderen Typen glücklich zu werden, ein neues Leben zu beginnen, nach Paris zu ziehen oder gerade super erfolgreich im Berufsleben steht. Wenn sie nicht gerade getrennt sind, sich gegenseitig hoffnungsvolle Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hinterlassen oder sich zufällig in New York über den Weg laufen, verbringen Mr. Big und Carrie ihre Zeit vor allem damit, herauszufinden, ob sie gerade WIRKLICH glücklich sind oder nicht.
Es reicht einfach nicht...
Korrigiere: ER ist sich nie so ganz sicher mit ihr. Immer wieder lässt Big sie im Dunkeln tappen, hält sie warm, um ihr am Ende doch das Herz zu brechen. Carrie hingegen ist sich jedes Mal SO sicher: Er ist es. Der Eine. DER Mann in ihrem Leben. Ein Beziehungsphobiker, den sie am Ende doch für sich gewinnen kann, auch wenn es noch so schmerzhaft ist. Und neben der Frage "Warum tut sich Carrie das an?" stellen wir hier noch etwas in den Raum: Wird hier eine dysfunktionale Beziehung romantisiert oder ist das Problem aus dem echten Leben gegriffen?
Der "Ich werde ihn noch ändern"-Mythos: Carrie steht auf das Drama
Mit der Lovestory von Big & Carrie wird etwas sehr Spezielles getriggert: der "Ich werde ihn noch ändern"-Mythos. Eine starke, unabhängige Frau, die die Kraft aufbringt, diesem einen Typen den Kopf zu verdrehen, bei dem es offensichtlich KEINE schafft, weil er überhaupt nicht in der Lage ist, eine gesunde Beziehung zu führen. Sie probiert es trotzdem. Immer wieder. Und zwar solange, bis sie selbst daran zerbricht. Immer wieder müssen sie ihre Freundinnen daran erinnern, dass er das ganze Drama ja gar nicht wert ist. Doch Carrie braucht es. Stellt sich selbst hinten an. Mr. Big gibt ihr nämlich ein spezielles Gefühl, dem viele Frauen nachjagen, als gäbe es kein Morgen: Das Gefühl BESONDERS zu sein. Denn Typen, die sich tatsächlich für sie interessieren, findet Carrie unspannend. Sie versucht es zwar, aber glücklich wird sie nicht. Und hiermit wären wir schon beim nächsten Punkt...
Warum nicht Aiden?
Aiden Shaw: ein Mann, der es ernst mit Carrie meint, stabile Möbel herstellt, einen Hund an der Leine führt, im Haushalt hilft und sie auf Händen trägt. Die beiden schaffen es sogar bis zur Verlobung. Doch Carrie hält nicht durch und betrügt den EINEN Kerl, mit dem sie wirklich glücklich hätte werden können mit – und ihr kennt die Antwort – Mr. Big. Oder wie ich es nenne: Sie läuft ins offene Messer. Again. In der Zwischenzeit leben ihr ihre Freundinnen etwas anderes vor: Miranda kommt wieder mit Steve zusammen, dem Vater ihres Kindes. Einer, den sie SO ja gar nicht im Auge hatte. Aber die beiden haben sich kennen und lieben gelernt – und zwar bedingungslos. Gleiches passiert mit Charlotte: Sie hat ganz klar vor Augen, was sie will. Eine gut funktionierende Ehe mit jemanden, der ihr das gibt, wonach sie so lange gesucht hat. Mit Harry findet sie ihren Traumprinzen. Seines Zeichens ebenfalls "Good Guy", der ALLES für sie tun würde.
Im echten Leben wären Big & Carrie nicht mehr zusammen
10 Jahre On-Off-Beziehung, drei Trennungen, Affäre, Panik vor dem Traualtar – all das würden im echten Leben nur wenige Paare schaffen. Und zwar aus folgendem Grund: Ist sich ein Teil derart unsicher, wird das nix, liebe Freundinnen und Freunde da draußen.
Und zwar jetzt nicht, übermorgen nicht und in drei Jahren nicht. Big ist schlichtweg nicht so sehr in Carrie verliebt, wie er es im Kopf vielleicht sein möchte – und da ist der Wurm drin. Denn wenn er Eines gecheckt hat, ist das Folgendes: sie lässt sich von ihm so ziemlich alles gefallen. Egal, wie oft er sie wegstößt und wieder zurückgewinnen will – sie macht immer mit. Die Szene, in der er ihr dann nach 10 Jahren doch noch sagt "Carrie, du bist die Eine" hat nur an einem Ort Bestand: in Hollywood.
Kommentare
Deine Denkweise über Carrie und Mr Big hatte ich auch schon während die Serie noch im TV lief. Es liegt auf der Hand warum diese Serie Millionen von Frauen in ihren Bann ziehen, in Wirklichkeit sehnen wir uns alle nach ein wenig Drama im eigenen Leben und jede Frau identifiziert sich mit Carrie, Miranda, Charlotte und Samantha.
Hallo Sabrina,
Ich fand dein Artikel sehr amüsant, eine sehr gute These. Also hat Mr. Big sie an der Leine, jedes Mal wenn sie etwas Glück empfindet, zieht er sie Zurück. Wenn das ein Mann mit mir machen würde, das wäre ich sofort weg.