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Die Macht des Mentorings: Wie weibliche Führungskräfte die nächste Generation inspirieren

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Mentoring

©Elke Mayr
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Erfolg hat viele Facetten. Eine davon: Mentoring. Wie können Chefinnen durch Coaching und Leadership die nächste Generation von Frauen in der Geschäftswelt inspirieren und fördern? Und was bringt es erfahrenen Leaderinnen?

Oprah Winfrey. Jane Fonda. Michelle Obama. Drei Frauen, die zeigen, "wie wichtig es für Frauen ist, neue Wege zu gehen. Und sie beweisen, was möglich ist, wenn wir uns über unsere erlernten Rollenverständnisse hinausbewegen", Evelyn Summhammer ist Wirtschaftspsychologin und coacht seit 25 Jahren Führungskräfte. Für sie steht fest: "Frauen wie Obama, Winfrey und Goodall verändern die Arbeitswelt und die Gesellschaft. Für alle, die nachkommen, haben sie eine wichtige Botschaft: Wir dürfen groß denken und Vertrauen in uns selbst haben."

Michelle Obama: Eine von uns, Vorbild für viele

Sie wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und hat sich hochgearbeitet – bis zu einem Jura-Abschluss der Elite-Uni Harvard. Sie findet klare Worte für Missstände, zeigt Probleme und Herausforderungen auf. Es ist ihre Art und Herangehensweise an gesellschaftlich relevante Themen, mit der Michelle Obama so viele Menschen inspiriert und begeistert.

Sie geht ihren Weg, tritt für ihre Visionen und Überzeugungen ein – spricht dabei an, was viele bewegt und beschäftigt, auch sie selbst. Das macht die ehemalige First Lady nahbar und authentisch. Genau diese Authentizität schätzt auch Summhammer: "Authentizität schafft Glaubwürdigkeit und ist eine Stärke, die in Sachen Erfolg oft entscheidend ist. Auch im Leadership wird diese Eigenschaft mehr und mehr gefragt."

Frauen in Führungspositionen tragen positiv zur wirtschaftlichen Unternehmensperformance bei – das zeigt die Studie vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag des Bundeskanzleramts, veröffentlicht im September 2022.

Ähnliche Ergebnisse lieferte eine Untersuchung der Norwegian Business School. Im Fokus: Stressresistenz, Innovationsförderung, Ergreifen von Initiativen, Unterstützung der Mitarbeiter:innen und Effizienz bei Führungspersonen. Das Ergebnis: Female Leaders sind transparenter in ihrer Kommunikation, offen für Neues und engagierter, wenn es um die Förderung ihrer Mitarbeiter:innen geht.

Mehr über Michelle Obama liest du hier im Portrait

Mentoring: Turbo für die eigene Karriere

Niemand kommt allein nach oben. Es braucht Menschen, die an einen glauben, einen fördern und auch fordern. Mentoring bietet nicht nur fachliche Orientierung, sondern pusht auch persönliches Wachstum und Selbstvertrauen. "Die Erfahrungen anderer können Vertrauen schenken und zeigen: 'Du kannst das auch schaffen.' Female Leaders bestärken uns darin, dass wir aus dem herkömmlichen und eingrenzenden Denken aussteigen können – und müssen, wenn wir etwas bewegen wollen", so Summhammer.

Aber auch umgekehrt können Führungspersonen von ihren Mentees lernen: "Sie bringen oft frische Ideen und Perspektiven ein, die für Mentor:innen inspirierend und bereichernd sein können. Wer das als Einladung versteht, seine eigenen Denkmuster herauszufordern, sein Führungsverhalten zu reflektieren und neue Lösungsansätze zu erkunden, kann viel für sich mitnehmen."

Ein weiterer Vorteil von guten Mentoring-Beziehungen sind Kontakte. Mentorinnen verfügen oft über etablierte Netzwerke und können Mentees mit wichtigen Ressourcen, Menschen und Informationen verbinden, die für deren berufliche Entwicklung von Vorteil sind. "Ein erweitertes Umfeld schafft mehr Sichtbarkeit und fördert die Anerkennung in der jeweiligen Branche – für beide Seiten", so Summhammer

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Wissen weitergeben und zeigen, wie's geht

Ilse Primes ist seit 2010 bei pri-medical geschäftsführende Gesellschafterin in der Healthcare-Branche. Sie hat sich ihr Unternehmen allein aufgebaut, beeindruckt von starken Frauen wie Hoteldirektorin Anna Sacher. "Sie hat etwas auf die Beine gestellt, das wollte ich auch. Ohne wirklichen Support habe ich aber auch einiges an Lehrgeld gezahlt." Und sie hat viele Erfahrungen gesammelt … Diese gibt sie heute weiter und engagiert sich selbst als Mentorin.

Ihr Anliegen: "Ich möchte junge Frauen bei ihren Aufstiegsmöglichkeiten unterstützen. Es gibt viele sehr gute und inspirierende weibliche Führungskräfte mit souveränem Auftreten und die auch Mut zu unangenehmen Entscheidungen haben und letztendlich Fürsorge und Verantwortung für ihre Mitarbeiter:innen tragen. Aber es gibt auch noch immer eine gesellschaftliche Benachteiligung für Frauen im Führungssektor. Diese müssen wir mindern."

Denn: Frauen in hohen Positionen, wie Geschäftsführung und Vorstand, sind nach wie vor unterrepräsentiert. Zehn Prozent der 500 umsatzstärksten Unternehmen weltweit werden von einer Frau geführt. Auch in Österreich werden die meisten Unternehmen, mit 65,91 %, noch rein von Männern geführt, Circa ein Viertel organisiert sich gemischt-geschlechtlich, aber in nur 8,13 % sind allein Frauen in der Führungsetage zu finden.

Junge Frauen beim Aufstieg durch gezieltes Mentoring unterstützen

"Der Weg nach oben ist ein wesentlich kürzerer, da nicht nur aus eigenen Fehlern gelernt wird", weiß Primes, "Mentees profitieren ganz klar von den Erfahrungen und der Beständigkeit ihrer Unterstützerinnen."

Summhammer ergänzt: "In dem Moment, wo du jemanden hast, der dich beobachtet, dein Tun objektiv analysiert, dir hilft, unbewusste, einschränkende Blockaden und Muster an die Oberfläche zu bringen – in dem Moment wirst du schneller, besser, erfolgreicher. Frauen mit Mentorinnen bekommen neue Perspektiven aufgezeigt und fühlen sich entlastet, weil sie wissen, da gibt es jemanden, an den sie sich mit ihren Fragen wenden können."

Durch ihre langjährige Arbeit als Beraterin und auch Mentorin weiß sie: "Im Idealfall ergibt sich ein Sparring, von dem beide Seiten viel für sich mitnehmen können."

Best Practice: Wie Mentoring in der Praxis erfolgreich funktioniert

"Von meiner Vorgesetzten kann ich nur schwärmen", erzählt Marlène Pfandl, Customer Excellence bei froots, einer digitalen Vermögensverwaltung, "Man kann zu jeder Zeit seine Gedanken teilen und erhält immer ehrliches Feedback. In der Firma wird eine positive Fehlerkultur gelebt. Das entlastet und hilft einem sehr, sich weiterzuentwickeln. Neben der fachlichen Expertise konnte ich durch meine Chefin mein Ressourcenmanagement, meine Hands-On-Mentalität und mein Selbstbewusstsein stärken. Man hat nicht das Gefühl, für sie zu arbeiten, sondern mit ihr."

Ihre Vorgesetzte, Johanna Ronay, ist Co-Gründerin des Finanz-Start-Ups. Ihr ist es besonders wichtig, ihr Team zu fördern: "Gerade in meiner jetzigen Position bei froots haben wir viele junge Mitarbeiter:innen, die noch in den Startlöchern ihrer Karriere sind. Alles, was sie jetzt lernen und mitnehmen können, wird sie – hoffentlich - ihr ganzes weiteres Berufsleben prägen. Das ist eine schöne und auch sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Mir ist es dabei wichtig meinen Mitarbeiter:innen einen breiten Handlungsspielraum zu geben und Aufgaben auch so zu gestalten, dass sie den Weg zur Lösung und zum Ergebnis selbst erarbeiten können. Dadurch müssen sie rasch auch selbst Verantwortung übernehmen – und ich habe die Chance auch von ihnen, ihren Gedanken und Lösungsvorschlägen zu lernen."

Auch Ronay wurde in ihrer beruflichen Laufbahn von anderen Frauen unterstützt, konnte von ihnen lernen: "Gerade wie es um meine ersten Führungserfahrungen ging, hatte ich eine tolle Frau als Chefin, die sich über viele Hindernisse hinweg für mich eingesetzt hat. Weibliche Vorbilder und Führungspositionen sind da insbesondere für Frauen aus meiner Sicht enorm wichtig. Viele von uns waren selbst in ähnlichen Situationen, haben ähnliche Herausforderungen und wissen daher, wie schnell man unter die Räder kommt. Auch weiß niemand, der nicht selbst Familie und Beruf einmal unter einen Hut bekommen musste, was das für ein Drahtseilakt sein kann. Deshalb muss es in Führungspositionen Menschen geben, die diese Erfahrungen selbst gemacht haben. Nur so können verkrustete Strukturen aufgebrochen werden und das Bewusstsein dafür gestärkt werden."

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