Dafür unterbrach sie ihren Mallorca-Urlaub: Hollywood-Star Diane Kruger Mitte Juli bei der Neueröffnung im „Douglas House of Beauty“ auf der Wiener Kärntner Straße. Die 48-Jährige ist seit 2023 das Gesicht der Kosmetikmarke.
©DouglasHollywood ganz nah: Wir trafen US-Schauspielerin Diane Kruger persönlich zum Gespräch im historischen Palais Coburg in Wien. Wie sich ihre Perspektive auf Schönheit im Lauf der Jahre veränderte, was ihre Tochter damit zu tun hat und an welchem Projekt die 48-jährige Mimin mit deutschen Wurzeln aktuell arbeitet.
Mutter, Schauspielerin, Markenbotschafterin
Sie hat geschafft, wovon andere träumen: Diane Kruger, die als Diane Heidkrüger in einer kleinen Gemeinde im deutschen Niedersachsen aufwuchs, steht seit Jahrzehnten für Hollywood-Blockbuster vor der Kamera. Ihre nächste große Rolle wurde bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes vorgestellt und ist – Spoiler Alert – wohl eher nichts für schwache Nerven: Im Body-Horrorfilm "The Shrouds" wird Diane Kruger in der nicht mehr ganz lebhaften weiblichen Hauptrolle zu sehen sein.
Doch nicht nur auf der Leinwand stellt die Mutter einer Fünfjährigen immer wieder ihre Vielseitigkeit unter Beweis. Die 48-Jährige ist auch das Gesicht namhafter Marken, darunter der Beautybrand Douglas. Als wir Kruger im Zuge der Neueröffnung des „Douglas House of Beauty“ in der Wiener Innenstadt im exklusiven Rahmen zum Lunch treffen, kommt sie gerade aus dem Familienurlaub mit ihrem Mann, US-Schauspieler Norman Reedus, und ihrer gemeinsamen Tochter Nova. Dezentes Make-up, zeitloser Look: Die 48-jährige Schauspielerin wirkt entspannt und selbstbewusst. Wir nutzen die einmalige Gelegenheit, um mit der Mimin einen Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik zu werfen.
Perspektivenwechsel
Sie sind mit 16 von Deutschland nach Paris gezogen, um Model zu werden. Heute, mit 48, sind Sie damit immer noch erfolgreich. Was bedeutet Schönheit für Sie?
Als ich jünger war, war Schönheit für mich ein bisschen selbstverständlich. Man kann ja auch nichts dafür, wie man aussieht. Die Leute sagen einem einfach, dass man hübsch ist. Aber mit dem Alter und gerade auch, wenn man Mutter ist, sieht man die Welt noch einmal durch Kinderaugen. Man bemerkt, dass man Schönheit überall finden kann. Auch in sich selbst. Ich finde mich heute als Mensch schöner als vor 20 Jahren.
Inwiefern?
Weil ich es jetzt nicht mehr als selbstverständlich wahrnehme. Wenn mir meine Familie, meine Mama, meine Tochter oder jemand, mit dem ich zusammenarbeite, ein Kompliment macht, nehme ich das viel lieber an und freue mich mehr drüber, als mit 16 oder 18 Jahren. Und ich sehe eben auch häufiger die Schönheit in Dingen. Ich kann mich über eine schöne Blume freuen, wenn ich meine Tochter dabei beobachte, wie sie die bestaunt … Da denke ich mir: Wow, ich habe so viel Glück!
Wann haben Sie sich zuletzt schön gefühlt?
An meinem Geburtstag vor ein paar Tagen. Ich fühle mich schön, wenn ich happy und ausgeschlafen bin und einen schönenTag verbringe.
Über den Umgang mit gesellschaftlichen Erwartungen
Carrie Bradshaw sagte in Interviews, nachdem "And Just Like That …" 2021 veröffentlicht wurde, dass Frauen sowieso kritisiert werden, egal ob sie natürlich altern wollen oder etwas machen lassen. Wie nehmen Sie das wahr?
Ich glaube, da hat sie recht. Da sind wir Frauen untereinander auch oft nicht so nett zueinander.
Diese ständige Beurteilung kennen Sie?
Ja, nicht nur in Bezug auf Schönheit, sondern auch darauf, wie man als Eltern zu sein hat oder in einer Beziehung, wenn diese öffentlich ist. Jede:r hat irgendwie eine Meinung zu allem.
Wie versuchen Sie sich davon abzugrenzen?
Ich glaube, Social Media können manchmal sehr grausam sein. Aber das Gute am Älterwerden ist (macht eine schnelle Handbewegung, als würde sie etwas wegwischen), dass man es dann einfach abdreht, wenn es einem zu viel wird.
Wie schwer fällt es Ihnen als Frau, die in der Öffentlichkeit steht, sich von Schönheitsidealen zu lösen?
Darauf habe ich noch nie wirklich geachtet. Ich glaube, gerade als Schauspielerin ist die Basis deines Erfolgs deine Individualität, die du als Mensch ausstrahlst. Ich habe mich noch nie an Trends orientiert oder geschaut, was gerade in und fashionable ist, auch wenn ich gerne Fashion-Magazine lese.
Was tun Sie, wenn die innere Kritikerin laut ist?
Ich schätze, dasselbe wie alle – entweder versucht man sich an dem Tag besonders Mühe zu geben, besser auszusehen, oder man tut etwas für sein Wohlbefinden.
Ich buche eine Massage oder irgendetwas, das es besser macht. Und ich schaue nicht in den Spiegel. (lacht) Ich bin derzeit am Drehen, und die Make-up-Palette für meine Rolle heißt „Death Palette“. Das heißt, ich komme morgens rein, bin sowieso müde, aber nach der Maske sehe ich noch zehnmal schlimmer aus. Nach sechs Wochen ist das für die Psyche gar nicht so einfach.
Angst vor zu wenig Zeit
Das klingt düster. Dürfen Sie schon mehr über das Projekt verraten?
Es ist eine Geschichte über eine Mutter, der ihre Kinder weggenommen werden. Die Frau verarbeitet schwere Momente in ihrem Leben und ist am Ende. Deswegen malen sie mir jeden Tag Augenringe auf.
Pamela Anderson distanzierte sich in einem Interview im vergangenen Jahr vom Begriff „Aging“ – sie sagte, sie würde es lieber „Lifeing“ nennen. Würden Sie ihr zustimmen, brauchen wir ein neues, positiveres Framing?
Anti-Aging ist für Sie also nicht negativ konnotiert?
Was negativ ist, ist, dass es ständig gefragt wird, denn ich glaube, das müsste aufhören. Die Medien spielen dabei auch eine große Rolle. So Ausdrücke wie „sie sieht gut aus für ihr Alter“ sind natürlich eher negativ als positiv.
Was ist das Schöne am Älterwerden für Sie?
Dass man so viele schöne Dinge erlebt hat. Die große Angst am Älterwerden ist für mich gleichzeitig, nicht mehr genug Zeit zu haben. Egal ob es darum geht, meine Tochter größer werden zu sehen oder wie viele Sommer sie noch mit mir in den Urlaub fahren möchte. Ich fange mittlerweile an, mir Gedanken darüber zu machen, wie oft sie im Schlaf noch meine Hand halten will und solche Sachen.
Ja, genau, da schießen mir direkt Tränen in die Augen. (Wischt sich über das Auge und lacht) Das ist wirklich so, es ist total komisch, die Zeit vergeht so schnell. Wir sind ja gerade gemeinsam im Urlaub, und in fünf Jahren hat sie vielleicht keinen Bock mehr darauf und will mit ihren Freund:innen für sechs Wochen ins Zeltlager fahren.
Rückblick auf die frühen Jahre in der Modebranche
Wir haben zu Beginn über Ihre Modelkarriere in jungen Jahren gesprochen. Was würden Sie Ihrem 18-jährigen Ich aus heutiger Sicht raten?
Ich bin mit 16 allein nach Paris gezogen, ohne Französisch zu sprechen. Damals habe ich gedacht, ich hätte alles verstanden. Es gab Momente, wo ich einsam war oder in denen ich nur von Erwachsenen umgeben war. Bis auf die Models sind die meisten Leute in der Modebranche ja in ihren Dreißigern oder älter. Wenn ich mich an manche Situationen zurückerinnere, denke ich nur: Wow, wie hast du das ausgehalten? Man wird sehr schnell erwachsen in dieser Welt. Aber ich würde es trotzdem noch einmal so machen. Ich kann eigentlich nur bewundern, dass meine Mutter mir vertraut hat.
Mittlerweile ist Ihre Tochter fünf Jahre alt. Verändert das Ihre Perspektive auf diese Entscheidung?
Ich nehme nur das Positive aus dieser Zeit mit. Ich wäre wohl nie so weit gekommen, hätte mich meine Mutter nicht ziehen lassen. Letzten Endes bin ich aus allen Fehlern, die ich gemacht habe, gerade rausgekommen. Es hat für mich nur Türen geöffnet, und ich denke, das ist die Lektion, die ich bewahre: Man soll seinen Kindern vertrauen.
Aktuell passiert leider nicht nur Schönes auf dieser Welt. Wie versuchen Sie dennoch Ihren Blick für Positives zu wahren?
Das ist nicht so einfach. Ich versuche, es meiner Tochter vorzuenthalten. Aber ich muss sagen, derzeit bin ich sehr besorgt. Ich lebe in New York und Paris, und wir überlegen uns tatsächlich, aus den USA zumindest zeitweise wegzugehen. Es ist eine unruhige Zeit, in der wir als Familie versuchen, irgendwo auf der Welt Ruhe zu finden.