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Frauenfußball: vom 1. Team bis zur Fußball-WM der Frauen 2023

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15 min
Frauenfußball

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Nicht nur Männer können kicken, sondern auch Frauen. Seit Jahren wird Frauenfußball immer beliebter, auch wenn die Sportart noch immer nach Anerkennung sucht. Im Sommer 2023 fand die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland statt. Wir haben die wichtigsten Infos für dich.

Von 20. Juli bis 20. August 2023 hieß es wieder: Anpfiff. Ein Monat lang ging die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen über die Bühne - oder eher den Rasen. Das Vorjahressiegerteam USA schied schon relativ früh im Achtelfinale aus und so blieb es spannend bis zum Finale. Das englische Nationalteam schaffte es nach ihrem EM-Sieg 2022 bis ins Finale und musste sich dann aber den Spanierinnen geschlagen geben. Die Lionesses holten sich ihren ersten Weltmeistertitel in einem spannenden Endspiel.

Doch dieses historische Ereignis wurde überschattet von der Kuss-Thematik, denn Spaniens Verbandspräsident Luis Rubiales busselte die Spielerinnen ungefragt ab und küsste Hermoso sogar auf den Mund. Auch wenn diese später äußerste: "Der Präsident und ich haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, sein Verhalten uns gegenüber war hervorragend, und es war eine natürliche Geste der Zuneigung und Dankbarkeit." Es bleibt wohl ein fader Nachgeschmack ... Auch, weil es nicht um ihre hervorragende Leistung während der WM in den Medien geht, sondern um das Verhalten eines Mannes gegenüber den Spielerinnen.

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Was ist Frauenfußball?

Im Grunde ist Frauenfußball einfach Fußball, der nur von Frauen ausgeübt wird. Seit Mitte der 1990er Jahre sind auch die Regeln die selben. Schon bereits im 12. Jahrhundert nahmen Frauen (und Männer) am Vorläufer "la sioule" des heutigen Fußballs teil.

Die richtige Geschichte des Frauenfußballs begann allerdings erst 1894, wie soll es auch anders sein, in Großbritannien. Das erste Spiel der Damen war England-Nord gegen England-Süd am 23. März 1895 mit rund 10.000 Zuschauer:innen.

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© Wikimedia

Da während der beiden Weltkriege viele Männer an der Front kämpften, fehlten den Fußballteams die Spieler. Somit erlebte der Frauenfußball einen enormen Aufschwung - nicht nur in England, sondern auch in Frankreich.

Zwischen den beiden Weltkriegen gründete die Deutsche Lotte Specht 1930 den "1. Deutschen Damen Fußballclub" (1.DDFC), doch schnell bemerkten die Spielerinnen, dass die Zeit für Frauenfußball noch nicht reif war. Sie wurden als "Mannsweiber" beschimpft, angefeindet und sogar mit Steinen beworfen.

Auch zur Zeiten des Nationalsozialismus wurden die fußballspielenden Frauen in kurzen Hosen nicht gerne gesehen. Damals war ganz klar, dass Frauen nichts am Fußballplatz verloren hatten, sondern Mutter und Hausfrau sein sollten. 1955 schrieb der DFB 1955 zum Verbot des Frauenfußballs:

Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.

Jahre später sprach sich der Deutsche Fußball Bund (DFB) sogar gegen Frauen im Fußball aus und auch in Österreich verbot der ÖFB 1957 Frauenteams. In Deutschland wurde das Verbot 1970 aufgehoben. Die Prämie für den ersten EM-Sieg (1989) des deutschen Teams war - man mag es kaum glauben - ein Bügelbrett und ein Kaffeeservice. Hierzulande wurde die Frauenliga erst 1982 vom ÖFB anerkannt.

Eckdaten des Frauenfußballs

  • 1924: Erste Wiener Damenfußballklub "Diana" der erste reine Frauen-Fußballverein Österreichs

  • 1930: Der "1. Deutschen Damen Fußballclub" (1. DDFC) wurde von Lotte Specht gegründet

  • 1935: Die Österreichische Damenfußball-Union (ÖDU oder DFU) wurde gegründet

  • 1969: Erste inoffizielle EM im Frauenfußball - wurde jedoch nicht von der UEFA ausgetragen

  • 1970: Der DFB hebt sein Verbot von 1955 auf

  • 1975: Die erste Asienmeisterschaft findet in Hongkong statt

  • 1982: Der ÖFB erkennt die Frauenliga an

  • 1983: Der erste Women’s Oceania Cup wird ausgetragen

  • 1984: UEFA veranstaltet die erste Frauenfußball-Europameisterschaft - in unregelmäßigen Abständen

  • 1988: Das erste FIFA-Frauen-Einladungsturnier in der Volksrepublik China findet statt

  • 1991: Die erste Weltmeisterschaft der Frauen in China - danach bis heute alle 4 Jahre

  • 1996: Frauenfußball wird Teil des olympischen Programms

  • 1997: Die Fraueneuropameisterschaft findet von Nun an alle 4 Jahre statt

  • 2001: UEFA richtet UEFA Women's Cup aus - wird 2009 in UEFA Women's Champions League umbenannt

  • 2010: Der Beginn der ÖFB-Frauen-Bundesliga

Warum man nicht "Frauenfußball" sagen sollte

Warum heißt es eigentlich Frauenfußball, aber nicht Männerfußball? Ist Fußball nicht einfach Fußball? Rund 40 Jahre nach dem Ende des Verbots, werden Frauen- und Männerfußball noch immer getrennt angesehen. Man erkennt direkt bei der Bezeichnung, dass es sich um Fußball mit Frauen handelt.

So heißt es offiziell "Fifa Women's World Cup " - bei Männern fehlt hingegen der Verweis auf das Geschlecht. Vom Gefühl her schwingt immer eine Abwertung mit, wenn man von "Frauenfußball" spricht. Irgendwie so, als wäre es was komplett anderes. Nicht so professionell. Einfach nicht gut genug, um einfach nur als Fußball gesehen zu werden.

Dass der Fußball männlich behaftet ist, ist natürlich vor allem den Grundwerten und der Geschichte geschuldet. So heißt es auch Mannschaft. Auch wenn der Duden tatsächlich den Begriff "Frauschaft" kennt, so wird dieser üblicherweise nicht verwendet. Mannschaft flutscht einfach viel schneller über die Lippen. Das Wort ist bekannt - es ist erlernt. Stattdessen könnte man auch einfach das geschlechtsneutrale Wort Team verwenden.

Seit fast einem halben Jahrhundert kämpfen Frauen nicht nur am Platz, sondern erkämpfen sich auch einen Platz in der Gesellschaft, sodass der Frauenfußball endlich anerkannt und gleich behandelt wird. Soweit sind wir aber nicht - noch nicht! Bei den Frauen wird erst langsam alles aufgebaut, was bei den Männern schon jahrelang passiert ist.

Ist es nun schlecht, wenn wir Frauenfußball sagen? Nun ja, es gibt - wie immer - zwei Seiten. Auf der einen ist es gut, wenn Frauen im Fußball mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und dies kann man über den Begriff Frauenfußball auf eine gewisse Art tun. Auf der anderen Seite wird durch die Nennung des Geschlechts direkt abgegrenzt und anders bewertet. Und am Ende spielen doch alle einfach nur eins: Fußball.

Auch spannend: Wenn man gar nicht weiß, wer kickt, wird Fußball gleich bewertet. In diesem Werbevideo wurden Spielerinnen mit Deepfakes zu Spielern gemacht. Diese beeindruckenden Schüsse sind also nicht Männern, sondern Frauen gelungen!

Passend dazu gibt es auch eine Forschungsarbeit, die sich damit beschäftigt, wie das Geschlecht die Wertung der Qualität des Fußballs beeinflusst. Hier nachzulesen: Gender information and perceived quality: An experiment with professional soccer performance

Spoiler: Wenn die Testpersonen nicht wussten, wer spielt, wurde der Fußball gleichwertig gesehen.

Gleichstellung Männer- und Frauenfußball - wo gibt es noch Unterschiede?

Nicht nur der Name sorgt für Diskussion, denn auch in anderen Bereichen zeichnen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern ab.

Selbe Regeln?

Zu Beginn des Frauenfußballs galten noch anderen Regeln als beim Fußball der Männer. So betrug die Spielzeit 70 statt 90 Minuten und die Damen spielten mit kleineren und leichteren Bällen. Die Fußballerinnen durften auch keine Stollen an den Schuhen tragen. Mitte der 1990er Jahre wurden die Regeln dem Männerfußball angepasst.

Spielerinnen verdienen deutlich weniger

Doch auch in anderen Bereichen gibt es Unterschiede, die leider noch herrschen. So gibt es beim Fußball ebenfalls eine Gender Pay Gap, denn Frauen verdienen um einiges weniger als ihre männliche Kollegen. Beispielsweise fällt die Prämie der FIFA deutlich weniger aus: Bei den Männern wurde bei der WM 2018 eine Prämie von insgesamt 353,6 Millionen Euro ausgezahlt, bei den Frauen hingegen nur 30 Millionen Euro.

Immerhin wird bei der WM 2023 die bislang höchste Prämie ausgezahlt, denn der Betrag wurde fast vervierfacht. Der FIFA-Prämientopf für die Frauen-WM 2023 umfasst statt 30 Millionen Euro nun 100 Millionen Euro. Im Gegensatz zu den Männern, die rund 392 Millionen Euro bei der WM in Katar 2022 bekommen haben, ist natürlich immer noch eine große Lücke ersichtlich.

Die bestbezahlten Fußballerinnen sind laut Forbes die US-Spielerinnen Alex Morgan und Megan Rapinoe mit 5,7 Millionen Dollar. Bei den Männern führt Cristiano Ronaldo die Liste mit sagenhaften 136 Millionen Dollar an. Bei allen Beträgen sind auch Werbedeals miteinberechnet, also auch Geld, welches sie abseits des Platzes verdienen.

Es gibt mittlerweile Versuche, die Gehaltsschere weiter zusammen zu bringen. Als Vorbild gilt Norwegen, wo Spieler und Spielerinnen des Nationalteams seit 2017 das gleiche Gehalt bekommen.

Da dies aber derzeit noch die Ausnahme ist, verklagten 28 Nationalspielerinnen des US-Frauenfußballteams 2019 den eigenen Verband wegen Diskriminierung und "institutionalisierter geschlechtlicher Diskriminierung". Wie die New York Times berichtete, warfen die Spielerinnen dem Verband außerdem vor, auf schlechteren Spielfeldern ihren Job erledigen zu müssen und mehr Spiele spielen zu müssen als ihre männlichen Kollegen. Die Klageschrift wurde am Weltfrauentag bei einem Gericht in Los Angeles eingereicht.

Hintergrund: Für das Erreichen der WM-Endrunde hätten die Spielerinnen im Jahr 2015 lediglich 15.000 Dollar Prämie bekommen. Zum Vergleich bekamen die männlichen Fußball-Nationalspieler im Jahr davor 55.000 Dollar ausgezahlt und dass, obwohl sie schlechter abschnitten. Die Klage wurde jedoch zunächst abgewiesen. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit haben sich die Spielerinnen und der Verband im Juni 2022 auf eine gleiche Bezahlung geeinigt.

Übrigens wird sehr oft argumentiert, dass männliche Spieler mehr verdienen, weil sie höhere Werbeeinnahmen generieren ... wo wir auch direkt beim nächsten Thema wären: Aufmerksamkeit.

Frauenfußball bekommt weniger Aufmerksamkeit

Denn auch beim Thema öffentliche Aufmerksamkeit hinkt Frauenfußball dem der Männer noch hinter her. Daher auch die geringeren Werbeeinnahmen. Vor allem medial werden die Meisterschaften der Frauen immer nur am Rande erwähnt, während über die Matches der Männer viel und ausführlich berichtet wird. Auch hier kommen wir langsam in die Gänge, sind aber noch lange nicht da, wo wir sein sollten ...

Wann und wo fand die Fußball-WM der Frauen 2023 statt?

Vom 20. Juli bis 20. August 2023 spielten 30 Teams in Australien und Neuseeland um den goldenen WM-Pokal. Das österreichische Frauenteam war leider nicht vertreten, da es die Play-offs gegen Schottland verloren hat.

Bis zum Endspiel wurden 63 Spiele in Adelaide, Melbourne, Sydney, Brisbane, Perth, Auckland, Dunedin, Wellington und Hamilton gekickt. Das Finale fand am 20. August 2023 um 12 Uhr (MEZ) in Sydney statt.

Da die Weltmeisterschaft in Down-Under stattfand, gab es einen enormen Zeitunterschied. Daher wurden die Spiele bei uns zwischen 3 Uhr und 14:30 zu sehen sein. In Österreich wurden die Spiele vom ORF übertragen.

Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft 2023: Wer spielte gegen wen? [Spielplan]

Frauen-WM 2023 Gruppenphase

  • Gruppe A: Neuseeland, Norwegen, Philippinen, Schweiz

  • Gruppe B: Australien, Irland, Nigeria, Kanada

  • Gruppe C: Spanien, Costa Rica, Sambia, Japan

  • Gruppe D: England, Haiti, Dänemark, China

  • Gruppe E: USA, Vietnam, Niederlande, Portugal

  • Gruppe F: Frankreich, Jamaika, Brasilien, Panama

  • Gruppe G: Schweden, Südafrika, Italien, Argentinien

  • Gruppe H: Deutschland, Marokko, Kolumbien, Südkorea

Hier findest du den kompletten Spielplan der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen

Frauen-WM 2023 Achtelfinale

05.08.2023, 07:00

Schweiz vs. Spanien

Spanien

05.08.2023, 10:00

Japan vs. Norwegen

Japan

06.08.2023, 04:00

Niederlande vs. Südafrika

Niederlande

06.08.2023, 11:00

Schweden vs. USA

Schweden

07.08.2023, 09:30

England vs. Nigeria

England

07.08.2023, 12:30

Australien vs. Dänemark

Australien

08.08.2023, 10:00

Kolumbien vs. Jamaika

Kolumbien

08.08.2023, 13:00

Frankreich vs. Marroko

Frankreich

Tag & Uhrzeit (MEZ)

Teams

Sieger

Viertelfinale

11.08.2023, 03:00

Spanien vs. Niederland

Spanien

11.08.2023, 09:30

Japan vs. Schweden

Schweden

12.08.2023, 09:00

Australien vs. Frankreich

Australien

12.08.2023, 12:30

England vs. Kolumbien

England

Tag & Uhrzeit (MEZ)

Teams

Sieger

Halbfinale

15.08.2023, 10:00

Spanien vs. Schweden

Spanien

16.08.2023, 12:00

Australien vs. England

England

Tag & Uhrzeit (MEZ)

Teams

Sieger

Spiel um Platz 3

19.08.2023, 10:00

Schweden vs. Australien

Schweden

Tag & Uhrzeit (MEZ)

Teams

Sieger

Finale

20.08.2023, 12:00

Spanien vs. England

Spanien

Tag & Uhrzeit (MEZ)

Teams

Sieger

Das österreichische Frauen-Nationalteam

Das österreichische Nationalteam wurde 1990 gegründet und konnte seitdem ein paar Erfolge verzeichnen. So war es 2017 im Halbfinale und 2022 im Viertelfinale der jeweiligen Europameisterschaft. Derzeit liegt das Nationalteam auf Platz 18 (von 188) der FIFA-Weltrangliste, welche von den USA angeführt wird.

Das aktuelle österreichische Nationalteam:

  • Trainerin: Irene Fuhrmann

  • Tor: Manuela Zinsberger, Isabella Kresche und Kristin Krammer

  • Abwehr: Celina Degen, Marina Georgieva, Laura Wienroither, Verena Hanshaw, Julia Magerl, Virginia Kirchberger und Katharina Schiechtl

  • Mittelfeld: Claudia Wenger, Jennifer Klein, Livia Brunmair , Barbara Dunst, Sarah Zadrazil, Laura Feiersinger, Lara Felix, Marie-Therese Höbinger, Annabel Schasching, Sarah Puntigam, Katharina Naschenweng, Maria Plattner und Julia Hickelsberger-Füller

  • Angriff: Eileen Campbell, Nicole Billa, Viktoria Pinther und Lisa Kolb

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