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Ist Kaffee auf nüchternen Magen wirklich so schädlich?

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Ist Kaffee auf nüchternen Magen wirklich so schädlich?

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Der morgendliche Kaffee ohne Frühstück bringt nicht nur den Stoffwechsel durcheinander, sondern auch die Hormone. Wir haben bei zwei Expertinnen nachgefragt.

Mit 7,3 Kilogramm und 1.000 Tassen Kaffee jährlich pro Kopf gehört Österreich zu den Spitzenreitern in Sachen Kaffeegenuss in Europa. Was die wenigsten wissen: In kleinen Mengen hat das Heißgetränk sogar gesundheitliche Vorteile: Kaffee kann das Risiko für Diabetes verringern und erhöhten Leberwerten entgegenwirken. Trinken wir ihn zu einer bestimmten Tageszeit, macht er uns konzentrierter und leistungsfähiger.

Kaffee lässt den Cortisolspiegel steigen

Der richtige Zeitpunkt ist also entscheidend: Kaffee auf nüchternen Magen am Morgen bringt unseren Hormonhaushalt und somit auch unseren Gemütszustand durcheinander. Wir fühlen uns gestresst, fallen leichter in ein Nachmittagstief und stehen am Abend noch immer unter Strom. Schuld daran ist das Cortisol – besser bekannt als "Stresshormon". "Es wird in den Nebennieren produziert und bestimmt – vereinfacht gesagt – unseren Energiehaushalt", weiß Ayurveda- und Gesundheitsexpertin Jasmin Spanitz. "Bei gesunden Menschen steigt der Cortisolspiegel am Morgen an und fällt bis zum Abend hin ab, was uns beim Einschlafen hilft."

Greifen wir mit Kaffee ein, schießt das Stresshormon in die Höhe: "Der Cortisolspiegel steigt rasant an. Am Nachmittag fällt er dann aber genauso schnell wieder ab – das sorgt für das berühmte Nachmittagstief", so die Gesundheitsexpertin. Das nervöse Unruhegefühl kann neben vermehrtem Schwitzen ein Anzeichen für einen erhöhten Cortisolspiegel sein.

Dein Kaffee am Morgen auf nüchternen Magen kann für das berühmte Nachmittagstief verantwortlich sein.

Bei chronisch gestressten Menschen wird dieser Prozess verstärkt: "Das Hormon gerät durcheinander, die Nebennieren sind erschöpft. Viele kommen dann schwieriger aus dem Bett." Behelfe man sich dann mit Kaffee, sorge man für noch mehr Chaos in seinem Hormonhaushalt: "Das Cortisol kann sich bei gestressten Menschen, die ihren Kaffee gleich nach dem Aufstehen trinken, bis zum Abend hin so sehr steigern, dass sie Probleme beim Einschlafen haben können.“ Der morgendliche Kaffeegenuss hat also einen großen Einfluss auf die körperliche und psychische Verfassung. Aber das ist noch nicht alles...

"Auswirkungen sind auch auf die Verdauung, die Libido und sogar auf die Fruchtbarkeit möglich", so Spanitz. Auch die Beschaffenheit der Haut und der Haare kann darunter leiden.

Für alle KaffeegenießerInnen gibt es aber auch gute Neuigkeiten: Der Effekt des Koffeins verstärkt sich in den späteren Morgenstunden. Zwischen 8 und 9 Uhr schütten wir das meiste Cortisol aus – das heißt, unser Körper hat einen natürlichen Wecker für uns parat. "Das Cortisol sorgt auf natürliche Weise dafür, dass wir aus dem Bett kommen", erklärt Spanitz. Sind wir trotzdem müde, macht uns der Kaffee zu einem späteren Zeitpunkt leistungsfähiger.

Kaffee auf nüchternen Magen sorgt für Magenschmerzen

Viele verspüren ein heiß-kaltes Gefühl, nachdem sie Kaffee auf nüchternen Magen getrunken haben. Die Ursache dafür liege in den Röststoffen, die die Säureproduktion des Magens anregen, weiß Ernährungsexpertin Monika Masik: "Kaffee auf nüchternen Magen getrunken kann die Magenschleimhaut schädigen. Er regt die Magensäurebildung an und kann dadurch Beschwerden wie Sodbrennen verursachen." Die Verträglichkeit hänge allerdings entscheidend von der Qualität der Bohne und der Röstung ab, so die Expertin.


Auch Jasmin Spanitz rät zu einem hochwertigen Kaffee in Bio-Qualität. Ganz darauf verzichten muss man nicht, unterstreicht die Gesundheitsexpertin: "Mit einem Frühstück, das eine ausgeglichene Makro-Balance hat – sprich Kohlenhydrate, Fette, Eiweiß – gibt man den Körper das, was er morgens braucht. Etwas später kann man ihn ruhig genießen." Und auch am Nachmittag sollte man darauf achten, den Kaffee nicht auf leeren Magen zu konsumieren. Der Kuchen dazu hat also durchaus gesundheitliche Vorteile!

"Wer es so gar nicht schafft, morgens etwas zu essen, kann sich zumindest mit Milch und Zucker behelfen", so Spanitz. "Das ist zwar nicht die gesündeste Variante, aber immerhin besser als schwarzer Kaffee auf nüchternen Magen. Das alles gilt übrigens auch für Grünen oder Schwarzen Tee, die beide reichlich Koffein enthalten", so die Expertin.

Und die Verdauung?

Viele können auf ihren morgendlichen Kaffee nur schwer verzichten. Vor allem dann nicht, wenn er für ihre Verdauung zuständig ist. Das ließe sich aber schnell ändern, meint Spanitz: "Der Stoffwechsel stellt sich nach kurzer Zeit um. Wer also den Kaffee für eine 'funktionierende' Verdauung braucht, wird sich wundern, wie schnell es der Körper von alleine schafft. Ein paar Tage muss man sich aber schon gedulden."

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