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Michaela Dorfmeister: "Zuerst dachte ich: Wie soll ich das schaffen?"

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©WOMAN/Ernst Kainerstorfer
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Vor einem Jahr wurde ihr Name mit negativen Meldungen in Verbindung gebracht: Der Lebenspartner von Skistar Michaela Dorfmeister, mit dem sie über 14 Jahre zusammen war, flog als Millionenbetrüger auf. Die mehrfache Weltmeisterin hatte das jahrelang nicht mitbekommen. Jetzt hat sie sich ihr Leben als Alleinerzieherin mit ihrer Tochter, 9, neu geordnet.

Da war viel los im vergangenen Jahr. Die letzten zwölf Monate waren für den früheren Skistar Michaela Dorfmeister besonders intensiv. Zuerst wurde die Trennung von ihrem jahrelangen Lebensgefährten Andreas, 48, publik. Kurz darauf die heftigen Schlagzeilen: Der Ex soll ein Millionenbetrüger sein und ein Vermögen im Casino verspielt haben.

"Lea und ich waren gerade im Kroatienurlaub, als er verhaftet wurde. Deshalb habe ich auch lange nichts dazu gesagt und mich öffentlich zurückgezogen", erinnert sich die Doppel-Olympiasiegerin. Erst im Oktober ist sie dann wieder zu Veranstaltungen gegangen: "Wohlgefühlt habe ich mich dort aber natürlich nicht. Ich habe mich geschämt, weil ich nicht richtig hingeschaut habe. Dass gerade mir das passiert. Noch dazu, weil ich in der Öffentlichkeit stehe. Aber im Grunde hatte ich ja nichts falsch gemacht. Trotzdem war mein Name bei jeder Geschichte mit im Spiel, ich wurde auf einmal nur noch damit assoziiert. Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden. Jetzt liegt der Fokus wieder auf mir und Lea. Das ist mir das Wichtigste!"

Plötzlich ins Loch gefallem

Heute, über ein Jahr später, dürfen wir die 45-Jährige zu Hause in Niederösterreich besuchen. Sie lebt mit Tochter Lea, 9, in der Nähe von Amstetten. Auf über einem Hektar Grund hat sie sich ihr "Paradies" geschaffen - Badeteich, Obstbäume und einen Mini-Bauernhof mit Schafen, Hühnern und zwei Hasen. Im Garten wird am Abend gezeltet, Lea hat sich mit ihren Freundinnen nämlich eine Beach-Party gewünscht. Hündin Luna düst zwischen uns herum, während uns Dorfmeister alles zeigt.

Ich habe mir auch professionelle Hilfe geholt: Wie soll man einer Neunjährigen erklären, was man nicht mal mit 45 Jahren versteht?

Michaela Dorfmeisterehemalige österreichische Skirennläuferin

Vor ziemlich genau neun Jahren haben wir sie schon einmal hier besucht. Kurz nach der Geburt ihres Kindes: "Natürlich habe ich mir mein Leben damals ganz anders vorgestellt. Ich hätte mir ein funktionierendes Familienverhältnis für meine Tochter gewünscht, so wie ich es von meinen Eltern auch kenne. Leider ist alles ganz anders gekommen. Jetzt bin ich Alleinerzieherin."

Die Sportlerin schaut vom Esstisch raus auf ihr Grundstück: "Zuerst fällst du einfach in ein Loch. Ich dachte: Bitte nicht! Wie soll ich das schaffen? Meine Eltern helfen mir da wirklich sehr und sind eine große Stütze. Das ist aber auch nicht so einfach, weil sie 120 Kilometer entfernt wohnen." Auch beruflich will die Abfahrtsweltmeisterin wieder mehr Gas geben: "Profilerin Patricia Staniek hat mir in meinen schlechten Phasen sehr geholfen. In Zukunft möchten wir auch zusammen Vorträge für Führungskräfte und Unternehmen anbieten. Eventuell auch kombiniert mit Skitagen."

Alles neu sortiert

Dorfmeister möchte ihr Leben wieder selbst steuern. 14 Jahre lang war sie mit einem Mann zusammen, der heimlich in Casinos zockte und dabei Millionen verspielte. Wegen Betrugs wurde er mittlerweile zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt.

Trotz all der Enttäuschungen ist es "Dorfi" wichtig, dass Lea die Beziehung zu ihrem Vater aufrechthalten kann: "Sie hat ihren Vater immer gerngehabt, deshalb werde ich ihr auch nicht verbieten, dass sie Kontakt zu ihm hat." Auch das Verhältnis zwischen ihr und der Tochter ist stärker geworden: "Wir sind jetzt ein Frauenteam, da müssen wir zusammenhalten. Dafür habe ich mir auch professionelle Hilfe geholt: Wie soll man einer Neunjährigen erklären, was man nicht einmal mit 45 Jahren versteht?"

Anfangs hat die Niederösterreicherin versucht, ihr Kind vor den Nachrichten zu schützen: "Dann ist sie durch das Internet draufgekommen und hat mich alles geheißen, was sie in ihrem Alter an Schimpfwörtern kennt. Daraus habe ich gelernt. Seither sprechen wir offen über alles. Sie weiß auch, dass ihr heute da seid. Die ganzen Erlebnisse sitzen noch tief, aber ich möchte nicht dauernd in der Vergangenheit grübeln. Das bringt mich nicht weiter. Jetzt geht es darum, wie wir weitermachen. Und wie ich Lea bestmöglich unterstützen kann."

Besonders geholfen hat Michaela Dorfmeister der Zuspruch von Frauen, die ihr im Vorjahr geschrieben haben: "Es haben sich so viele gemeldet, die Ähnliches erlebt haben und deren Männer teilweise jahrzehntelang ein Doppelleben geführt haben. Das hat mir viel Mut gegeben. Gleichzeitig frage ich mich aber auch: Warum sind die Menschen so unehrlich zueinander? Aber gut, mich trifft bestimmt auch selbst Schuld, weil ich einfach zu gutgläubig war."

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Michaela Dorfmeister lebt mit ihrer Tochter Lea in Niederösterreich und hat sich dort auch ein kleines Tierreich aufgebaut: mit vier Schafen, zwei Hasen und Hühnern. Seit einem Jahr muss sie sich um alles allein kümmern.

© WOMAN/Ernst Kainerstorfer

Ist die skeptischer geworden?

"Ich habe viele langjährige Freunde in meinem Umfeld, da ist das kein Thema. Aber wenn ich neue Leute kennenlerne, dauert es bestimmt länger, dass ich Vertrauen fasse." Und dann lacht sie: "Ich bin jetzt aber auch nicht so arg, dass ich jemandem einen Detektiv nachschicke. Eigentlich bin ich ja ein offener Mensch und gehe nicht davon aus, dass mir andere etwas Schlechtes wollen." Ein neuer Mann an ihrer Seite ist für die 45-Jährige aktuell aber kein Thema: "Daran denke ich noch nicht. Wenn es passt, dann passt's, fertig!"

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© 2006 Getty Images

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