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Pflegefamilie: Wenn sich die leiblichen Eltern nicht um ihre Kinder kümmern können

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Lesezeit
8 min
Pflegefamilie

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Vernachlässigung, Hilflosigkeit, Überforderung, Armut, schwierige Wohnverhältnisse oder junge Elternschaft sind nur einige Gründe dafür, wieso sich Eltern dazu entscheiden ihr Kind an eine Pflegefamilie zu geben.

Pflegefamilien übernehmen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Sie nehmen Kinder auf, die vorübergehend oder auf Dauer in ihrer Herkunftsfamilie nicht nach ihren Bedürfnissen versorgt werden können. Durch die neuen Zieheltern wird den Kindern ein liebevolles Zuhause geschenkt, an dem ihr Wohl an erster Stelle steht.

Ein Pflegekind bei sich aufzunehmen ist eine bedeutsame und wichtige Entscheidung. Wir erklären dir welche Voraussetzungen gegeben sein sollten, aber auch welche unterschiedlichen Arten und Möglichkeiten es gibt, um ein Pflegekind aufzunehmen.

Was versteht man eigentlich genau unter einer Pflegefamilie?

Manche Eltern sind leider nicht in der Lage ihren Kindern ein sicheres Aufwachsen und ein stabiles Zuhause zu bieten. Eine Pflegefamilie kann das Kind in diesem Fall für eine bestimmte Zeit aufnehmen, betreuen und erziehen. Wichtig für ein Gelingen ist vor allem die Zusammenarbeit mit dem Jungendamt.

Pflegekinder haben oft erschwerte Lebensumstände und -bedingungen zu bewältigen, als Kinder, die in ihrer Herkunftsfamilie aufwachsen können. Von der leiblichen Familie weggegeben zu werden, wird von vielen Kindern als schmerzhaft oder als persönliche Zurückweisung empfunden.

Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass in der neuen Pflegefamilie ein harmonisches, warmherziges, kindgerechtes und verständnisvolles Familienklima herrscht.

Für dich als potenzielle:r Pflegemutter oder Pflegevater ist es ebenfalls nicht einfach. Schließlich gibt es immer das Risiko, dass das Kind, das du aufgenommen hast, wieder hergeben musst. Der Unterschied zur Adoption liegt nämlich vor allem darin, dass bei den Pflegeeltern nicht das Sorgerecht für das Kind liegt, sondern bei dem bisherigen Vormund.

Wie wird man zu Pflegeeltern?

Die besten Voraussetzungen für dich als Pflegemama oder Pflegepapa um ein Kind bei dir aufzunehmen sind:

  • Du hast Erfahrung in der Betreuung und Erziehung von Kindern.

  • Du hast Geduld, Einfühlungsvermögen und bist belastbar.

  • Die Aufnahme eines Pflegekindes ist von allen in deinem Haushalt lebenden Familienmitgliedern gewünscht.

  • Die Bereitschaft, dass du eng mit den Sozialarbeiter: innen zusammen arbeitest.

  • Du bist frei von Lebenskrisen, finanziellen Sorgen oder sonstigen Problemen.

  • Deine Lebensweise sowie dein Haushalt sind auf das Kind eingestellt.

  • Du hast keine Vorstrafen.

  • Du bist finanziell abgesichert.

Welche unterschiedlichen Arten gibt es, um ein Pflegekind aufzunehmen?

Je nach Situation in der Herkunftsfamilie und den Bedürfnissen des betroffenen Kindes, unterscheidet man folgende Formen der Pflegschaft:

Bereitschaftspflege

Bereitschaftspflegefamilien nehmen Kinder in akuten Krisensituationen bei sich auf, bis die familiäre Notlage geklärt ist. Hier gilt es so rasch wie möglich eine Pflegefamilie zu finden. Die Unterbringung in einer Bereitschaftspflegefamilie ist somit zeitlich begrenzt und unterscheidet sich in Österreich von Bundesland zu Bundesland.

Dauerpflegekind

Dieses Pflegeverhältnis kommt zustande, wenn die Herkunftsfamilie schon längere Zeit mit der Versorgung des Kindes überfordert ist und die Kinder auf einen dauerhaften Platz in einer Pflegefamilie angewiesen sind. Normalerweise kommen die Kinder bereits in einem sehr jungen Alter zu ihrer Pflegefamilie und bleiben dort bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres. Anders hingegen als bei einer Adoption hast du aber keinen rechtlichen Anspruch, da die Vormundschaft bei den leiblichen Eltern liegt.

Adoption

Bei einer Adoption treten die Adoptiveltern an die Stelle des entsprechenden leiblichen Elternteils. Die Voraussetzung für die Adoption eines Pflegekindes ist, dass die leiblichen Eltern in die Adoption einwilligen. Nach dieser Genehmigung gehen die Rechte und Pflichten der leiblichen Eltern dann auf die Adoptiveltern über. Von nun an sind sie die gesetzliche Vertretung des Kindes. Die Eltern müssen für die Adoption eines Kindes in Österreich mindestens 25 Jahre alt sein.

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Gibt es finanzielle Unterstützung für Pflegeeltern?

Wenn du ein Pflegekind bei dir aufnimmst, hast du Anspruch auf Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld, Pflegefreistellung oder Pflegelterngeld. Dieses hilft dir bei der Abdeckung von Unterhaltsleistungen wie Lebensmittel, Bekleidung und Unterkunft. Zusätzlich kannst du Beihilfen beantragen, etwa für Klassenfahrten oder Urlaubsreisen. Das Pflegekindergeld wird monatlich ausgezahlt und unterscheidet sich auch hier von Bundesland zu Bundesland.

Kann ich auch als alleinerziehendes Elternteil ein Pflegekind aufnehmen?

Natürlich kannst du auch als alleinerziehendes Elternteil ein Pflegekind aufnehmen. Da die Verantwortung des Kindes in diesem Falle von dir allein getragen wird, ist es von Vorteil, wenn dein soziales Umfeld wie Freunde und Familie dich besonders unterstützen können. Nur so ist eine optimale Vereinbarkeit von Beruf und Betreuung letztendlich möglich.

Unverheiratete oder gleichgeschlechtliche Paare können ebenfalls ein Pflegekind aufnehmen.

Gibt es eine Altersgrenze, um ein Pflegekind aufzunehmen?

Eine offizielle Altersgrenze ist für Pflegeeltern nicht vorgeschrieben, allerdings wird von dir eine gewisse Lebenserfahrung und Erfahrung im Umgang mit Kindern vorausgesetzt. Der Altersunterschied zwischen deinem Pflegekind und dir sollte im Idealfall 40 Jahre nicht übersteigen.

Wenn du ein Pflegekind unter 14 Jahren aufnehmen möchtest, brauchst du eine Pflegebewilligung der örtlichen Kinder- und Jungendhilfe. Ebenso wie bei der Adoption wirst du dann auf deine Eignung hin überprüft.

Kann ich mein Pflegekind adoptieren?

Zwischen einer Adoption und einer Pflegschaft gibt es große Unterschiede. Bei einer Pflegschaft ist die Adoption normalerweise nicht das angestrebte Ziel. Die Pflegeeltern leisten Erziehungshilfe, die leiblichen Eltern bleiben aber rechtlich die Eltern des Pflegekindes und haben über die gesamte Dauer der Pflegschaft ein Mitspracherecht.

Anlaufstellen und Informationen

Auf der Website des digitalen Amtes österreich.gv.at findest du aktuelle Informationen zur Krisenpflege bzw. Langzeitpflege, finanzielle Unterstützung für Pflegeeltern und Voraussetzungen für die Pflegebewilligung.

Auch auf der Website der Stadt Wien gibt es ebenfalls zahlreiche Informationen. Dort kannst du direkt Kontakt zu Sozialarbeiter*innen des Referats für Adoptiv- und Pflegekinder aufnehmen und dich beraten lassen.

Die Familienorganisation EFKÖ ist für alle Pflege- und Adoptivfamilien in Österreich und europaweit aktiv. Auf der Website Eltern für Kinder Österreich gibt es viele Informationen rund um die Themen Adoption, Pflegeltern und Familienberatung.

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Quellen:

Familienkonstellationen

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