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Pille für den Mann - warum gibt es das Verhütungsmittel noch immer nicht?

"Pille für den Mann" steht stellvertretend für verschiedene Präparate, die vom Mann zur Verhütung angewendet werden könnten und an denen derzeit noch geforscht wird.

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© Elke Mayr

Die Antibabypille für die Frau ist eines der beliebtesten Mittel zur Verhütung. Die großen Vorteile der Pille sind die leichte Anwendung mit einem sehr geringen Risiko für eine ungewollte Schwangerschaft. Voraussetzung dafür ist die korrekte vorgeschriebene Einnahme.

Auch viele Männer wünschen sich wahrscheinlich eine ähnlich einfache Verhütungsmethode, mit der sie selbst die Verantwortung für die Familienplanung übernehmen könnten. Frauen würden sich sicherlich ebenso über die Entlastung freuen. Bis jetzt hat es aber noch keine "Pille für den Mann" in der Entwicklung bis zur Marktreife geschafft. Wie stehen die Chancen und welche Alternativen gibt es?

Was ist die Pille für den Mann?

Der Ausdruck "Pille für den Mann" steht stellvertretend für diverse Präparate, die vom Mann angewendet werden können und eine Schwangerschaft verhindern sollen. Im weiteren Sinne werden teilweise nicht nur oral einzunehmende Medikamente darunter verstanden, sondern auch Spritzen, Implantate oder Gele.

Es gibt aktuell noch keine Pille für den Mann. Mehrere Produkte befinden sich in der Entwicklung. Mittlerweile gibt es zwar immer wieder Präparate (z.B. 11-beta-MNTDC), die in sich in Studien als wirksam und nebenwirkungsarm zeigen, bis zur Marktreife werden wahrscheinlich aber noch Jahre vergehen.

Bisher gibt es verschiedene Ansätze in der medizinischen Forschung, allerdings ist keiner davon so richtig ausgereift. Aufgrund der Unterschiede im hormonellen Stoffwechsel-Haushalt zwischen Männern und Frauen ist die Entwicklung einer zuverlässig wirkenden Verhütungspille bei Männern etwas schwieriger als bei Frauen.

Wie könnte eine Pille für den Mann funktionieren?

Es werden dafür mehrere verschiedene Ansätze erforscht, die sich auch in ihrer Funktionsweise unterscheiden. Grundsätzlich sollte die Pille für den Mann entweder die Produktion der Spermien hemmen oder ihre Funktionsfähigkeit einschränken und so die Zeugungsfähigkeit für die Dauer der Einnahme verhindern.

Die Methoden, an denen geforscht wird, unterscheiden sich dabei nicht nur in der Art der Anwendung, sondern auch in ihrem Wirkungsmechanismus. Man kann diese dabei in 3 Kategorien einteilen - hormonelle, nicht-hormonelle und mechanische Methoden.

Hormonelle Methoden

Verschiedene Sexualhormone regulieren die Reifung der Spermien in den Hoden. Sie sind für eine korrekte Spermienproduktion wichtig. Deren Ausschüttung wird wiederum durch hohe Konzentrationen des Sexualhormons Testosteron gehemmt.

Ziel der hormonellen Verhütungsmethoden für Männer ist die Unterbrechung dieser hormonellen Regulation. Wenn die Spermienproduktion eingestellt wird, kann keine Befruchtung einer Eizelle beim Geschlechtsverkehr stattfinden.

An den unterschiedlichsten hormonellen Wirkstoffen wird teilweise schon seit den 70er-Jahren geforscht. Bei den hormonellen Methoden werden zudem auch mehrere Arten der Verabreichung wie Spritzen, Implantate oder Gele untersucht.

Es zeigten sich dabei allerdings auch Nebenwirkungen wie etwa Gewichtszunahmen, Depressionen sowie erhöhte Cholesterinwerte. Interessanterweise gibt es hier ähnliche Nebenwirkungen, wie sie auch auf dem Beipackzettel der Antibabypille für Frauen zu finden sind. Aufgrund dieser verschiedener Probleme oder auch wegen mangelnder Zuverlässigkeit bei der Wirkung, hat es bislang noch keine hormonelle Methode auf den Markt geschafft.

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© Elke Mayr

Nicht-hormonelle Wirkstoffe

Wirkstoffe, die ohne Eingriff in den Hormonhaushalt für eine Empfängnisverhütung sorgen sollen, könnten ebenso als Tabletten angeboten werden. Es werden sowohl natürliche als auch künstlich produzierte Wirkstoffe erforscht.

Die Wirkmechanismen zielen dabei meistens darauf ab, während der Anwendung die Funktion der Spermien zu stören. Es würden in so einem Fall also weiterhin Spermien in den Hoden gebildet werden. Aber sie wären jedoch nicht mehr in der Lage, eine Eizelle zu befruchten. Um so einen Effekt zu erreichen, können bestimmte Enzyme oder Stoffwechselvorgänge in den Spermien blockiert werden.

Die Ergebnisse einer Studie zu einer nicht-hormonellen Pille, die von Forschern auf der Frühjahrstagung der American Chemical Society (ACS) vorgestellt wurden, sorgten 2022 für mediale Aufregung.

Zur Entwicklung ihres nicht-hormonellen männlichen Verhütungsmittels setzten die Forscher auf ein Protein namens Retinsäure-Rezeptor alpha (RAR-α). Im Labor zeigte sich, wenn das RAR-α-Gen bei männlichen Mäusen ausgeschaltet wird, werden sie unfruchtbar, ohne dass es zu offensichtlichen Nebenwirkungen kommt. Das ganze muss natürlich noch weiter erforscht werden.

Mechanische Verhütung

Die einfachste und gleichzeitig am besten funktioniere Methode ist aktuell die Verwendung von Kondomen. Die Spermien werden bei korrekter Verwendung daran gehindert die Eizelle zu erreichen. Zudem schützen Kondome auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV.

Eine weitere, aber endgültige, mechanische Verhütungsmethode ist die Vasektomie. Dabei werden mittels einer kleinen Operation die Samenleiter durchtrennt, sodass beim Orgasmus keine Spermien mehr ejakuliert werden. Eine Vasektomie macht Männer permanent unfruchtbar und sollte daher nur nach einer abgeschlossener Familienplanung in Erwägung gezogen werden.

Eine mechanische Verhütungsmethode, die sich noch in der Entwicklung befindet, ist das Vasalgel. Dabei handelt es sich um ein flüssiges Kunststoffgel, das in den Samenleiter gespritzt wird und diesen verengt. Dadurch können Spermien den Samenleiter nicht mehr passieren. Auf diese Weise kommt es beim Orgasmus zur Ejakulation, ohne dass die Spermien die Eizelle der Frau erreichen.

Besteht später ein Kinderwunsch oder soll die Verhütungsmethode gewechselt werden, injiziert der Arzt ein Lösungsmittel in den Samenleiter und das Gel löst sich auf. Wie gut diese Art der Verhütung funktioniert und ob sie zuverlässig rückgängig gemacht werden kann, muss noch endgültig beurteilt werden.

Wann kommt die Pille für den Mann und warum gibt es sie noch nicht?

Es ist nicht sicher, ob oder wann eine zuverlässige Antibabypille für Männer auf den Markt kommt. Es wird aber immer wieder über Durchbrüche berichtet. Ein Einführungsdatum ist aber noch nicht sicher absehbar.

Warum gibt es keine Pille für den Mann?
Der Sexualhormonstoffwechsel und die Produktion der Spermien bei Männern funktionieren anders als die Reifung der Eizellen bei Frauen und unterliegen keinem geregelten, monatlichen Zyklus.

Die Zahl der Spermien müsste dabei mit Medikamenten permanent so stark reduziert werden, dass eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden kann. Das betrifft dann bis zu 100 Millionen Spermien pro Tag. Dies scheint deutlich schwieriger erreichbar zu sein als die Unterdrückung der monatlichen Eizellen-Reifung bei Frauen.

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Thema: Verhütung
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