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Schulden: Ab wann werden sie wirklich zum Problem

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Schulden: Ab wann werden sie wirklich zum Problem?

Schulden

©Elke Mayr
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Mahnungen, offene Rechnungen und das Konto auch schon wieder überzogen. Wir erklären dir, ab wann Schulden problematisch werden und wann du dir Hilfe suchen solltest.

In Österreich nimmt die Zahl der überschuldeten Haushalte stetig zu. Schulden können schnell entstehen und viele junge Menschen sind bereits von dem Problem betroffen. Der erste Autokauf, die erste Wohnung oder aber das verlockende Angebot von Ratenzahlungen vieler Online-Händler. Überall können sich Schuldenfallen verstecken. Wir erklären dir, worauf du besonders acht geben musst, wie dir ein:e Schuldenberater:in weiterhelfen kann und was genau eigentlich ein Finanzführerschein ist.

Was genau sind Schulden?

Sobald du dir Geld leihst, hast du theoretisch Schulden. Wenn du diese fristgerecht zahlen kannst, ist die finanzielle Belastung nicht zu groß und im Regelfall sind keine negativen Folgen zu erwarten. Zum Problem werden diese erst, wenn sich immer mehr Verbindlichkeiten anstauen und du dauerhaft deinen Dispokredit ausreizt.

Mit 32,6 Prozent war die Arbeitslosigkeit beziehungsweise eine Einkommensverschlechterung der am häufigsten genannte Grund für eine Überschuldung in Österreich.

Statista

Ab wann spricht man davon?

Offene Rechnungen sammeln sich an, der Freundin muss auch noch Geld überwiesen werden und der Ende des Monats rückt näher - da kann es schnell passieren, dass du dein Konto überziehst. Du siehst, man kann schnell den Überblick über die eigenen Finanzen verlieren. Über Geld spricht man nicht. Aber ab wann spricht man von Schulden? Es gibt drei große Warnzeichen, die dich alarmieren sollten.

Von Schulden spricht man wenn:

  • du deine aktuelle Miete nicht mehr bezahlen kannst.

  • dein Konto dauerhaft im Minus Bereich ist.

  • du Mahnungen erhälst, die du nicht mehr bezahlen kannst.

Welche Arten von Schulden gibt es?

  • Versicherungsschulden. Überlege genau, welche Versicherungen du wirklich benötigst und welche du eventuell kündigen kannst. Überschuldete Menschen sind häufig auch überversichert.

  • Miet- und Energieschulden. Besonders in den aktuellen Zeiten für viele von uns ein großes Problem. Strom- und Energiepreise sind für viele Österreicher:innen kaum mehr zu bezahlen.

  • Bankenschulden. Schulden bei Banken sind in der Regel Kreditschulden. Für den Zahlungsverzug werden Verzugszinsen erhoben.

  • Haus- bzw. Hypothekenschulden. Der Traum vom eigenen Haus. Können die Tilgungsraten bei Hypothekenbanken oder Bausparkassen allerdings nicht mehr aufgebracht werden, droht oftmals die Zwangsversteigerung der Immobilie.

  • Versandhausschulden. Die größte Kundengruppe stellen hier nachweislich Kleinverdiener dar, da sie im besonderem Maße von den Möglichkeiten des Ratenkaufs Gebrauch machen.

Ab wann wird es problematisch?

Problematisch wird es dann, wenn du deine Rechnungen (die sich bereits ansammeln) nicht mehr bezahlen kannst. Dann wird aus der Verschuldung eine Überschuldung. Prüfe also genau, welche Einnahmen und Ausgaben du hast.

Was sind die häufigsten Schuldenfallen?

Wir haben mit Expertin Gudrun Steinmann, Leitung Finanzbildung der Schuldnerberatung, in Wien gesprochen.

Zu den größten Schuldenfallen zählen beispielsweise Ratenkäufe. Diese sind heutzutage online fast überall möglich und bergen die Gefahr schnell den Überblick zu verlieren.

Gudrun SteinmannLeitung Finanzbildung der Schuldnerberatung in Wien

Wenn man im Sommer noch den Wintermantel abbezahlt, kann das schnell zur Schuldenfalle werden.
Eine ebenso großes Problem, stellt das Überziehen des Kontos dar. Neben hohen Zinsen kann es bei einem dauerhaften Überzug zu einer Kündigung des Kontos kommen. Auch eine plötzliche Arbeitslosigkeit, kann der Grund für eine Überschuldung sein.

Wann sollte man eine:n Schuldenberater:in aufsuchen?

Frau Steinmann rät: Lieber früher als später. Aller spätestens ist ein:e Schuldenberater:in aufzusuchen, wenn man den ersten Brief von einem Gericht erhält.

Solltest du dich in finanziellen Schwierigkeiten befinden, aus denen du nicht aus eigener Kraft herauskommst, raten wir dir eine Schuldenberatung aufzusuchen.

Schuldenberater:innen helfen dir einen Überblick über deine Schulden und finanziellen Mittel zu verschaffen. Auf dieser Basis wird dann gemeinsam mit dir ein Schuldenbereinigungsplan erstellt. Zudem können sie dir dabei helfen, die Entstehung von neuen Schulden vorzubeugen.

Das Ziel besteht vor allem darin Schuldenfreiheit zu erreichen und dafür zu sorgen, dass deine Lebenshaltungskosten trotz Verschuldung stets gedeckt sind.

Bei diesen Anlaufstellen findest du Hilfe

Eine wichtige Anlaufstelle bietet die Schuldnerberatung Wien.

Die Schuldnerberatung Wien ist staatlich anerkannt und wird mit öffentlichen Geldern gefördert. Die gesamte Begleitung bei der Regelung deiner Schulden ist hier kostenlos – auch nach dem Erstgespräch.

Frau Gudrun Steinmann als Leitung der Finanzbildung der Schuldberatung Wien leistet mit ihrem Team Aufklärungsarbeit, um insbesondere junge Menschen mit niedriger schulischer Ausbildung vor einer möglichen Verschuldung zu schützen.

Der sogenannte "Finanzführerschein" bietet eine aktive und kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten. Praxisnah wird den jungen Erwachsenen Wissen zu den Themenschwerpunkten Wohnen, Wohnungssicherung und Geldeinteilung bzw. Prioritäten bei Zahlungen vermittelt. Wichtige Informationen können also vor einer potenziellen Verschuldung schützen.

Diese Tipps haben wir noch für dich

Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Wenn dir bewusst ist, dass du finanzielle Probleme hast, solltest du dich einer Person aus deinem engeren Umfeld anvertrauen.

Damit du aber am besten gar nicht erst in die Schuldenfalle gerätst, kaufe nur dann auf Rechnung, wenn du sicher weißt, dass du das Geld zu diesem Zeitpunkt auf deinem Konto hast. Ansonsten führt schnell eine Mahnung zur nächsten und das kann teuer werden.

Wenn du gezielter sparen und unnötige Ausgaben im Alltag vermeiden möchtest, empfehlen wir dir ein Haushaltsbuch zu führen. Ob Excel-Tabelle, Word-Datei, App oder Kontoauszug ist egal - Hauptsache, du hast deine Finanzen gut im Blick.

Durch einen Steuerausgleich kannst du dir Geld vom Finanzamt zurückkolen. Viele Östereicher:innen wissen oft gar nicht, wie viel Geld ihnen eigentlich zusteht.

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