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Wie macht ihr das mit der Kinderbetreuung im Sommer?

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Sommerferien sind für Eltern ein Stresstest: Wie soll man mit 25 Urlaubstagen 9 Wochen Ferien abdecken? Wir haben drei Mamas gefragt, wie das bei ihnen nach der ersten Ferien-Hälfte so läuft.

Maria Veit, 35, Angestellte, hat einen dreieinhalbjährigen Sohn und wohnt in Niederösterreich, Velm-Götzendorf

Wie ich es finanziell schaffen soll, die Tagesmutter zu bezahlen, steht noch in den Sternen.
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Maria Veit © © Maria Veit

Ich bin alleinerziehend, meine Eltern sind bereits beide verstorben, zum Kindesvater habe ich seit Ende der Schwangerschaft keinen Kontakt. Mein Freundeskreis ist durchgehend berufstätig. Ehrlich gesagt hatte ich bis letzte Woche keinen Plan, wie ich die Kinderbetreuung in den Ferien organisieren soll. Der Kindergarten hat im Sommer nämlich drei Wochen zu, das lässt sich mit meinen Arbeitszeiten nicht einmal annähernd vereinbaren, da ich nur zwei Wochen am Stück Urlaub nehmen kann. Ein Freund, der mich in dieser Woche immer unterstützt hat, ist schwer erkrankt. Jetzt habe ich mit meinem Chef geredet: Ich darf ausnahmsweise Home Office machen und muss eine Tagesmutter beauftragen. Wie ich das finanziell schaffen soll, steht noch in den Sternen.

Das mit dem Home Office ist auch schwierig. Ich habe einen sehr stressigen Beruf, muss dabei viel telefonieren. Einem Dreijährigen zu erklären, dass er sich sechs Stunden lang in Sichtweite selbst beschäftigen soll, ist nahezu unmöglich. Ich bete, dass nicht viel los ist in der Arbeit. Drei Tage ist er dann bei der Tagesmutter und den einen Nachmittag, an dem ich arbeiten muss, holt ihn eine andere Kindergartenmama von der Tagesmutter ab.

Ich finde, dass die Ferienbetreuungen auch am Land dringend ausgebaut werden müssen! Nicht alle haben gesunde und pensionierte Eltern zuhause, die auf ihre Kinder achten können. Und es kann nicht Sinn und Zweck sein, sein Kind jeden Tag jemand anderem 'aufzuhalsen' oder in seinem Freundeskreis betteln gehen zu müssen. Bei uns gibt es nur die Tagesmütter, die natürlich dementsprechend kosten. Eine Woche Betreuung, um in die Arbeit gehen zu können, kommt auf ein halbes Monatsgehalt. Ich hoffe, dass ich die Tagesmutter auf Raten zahlen kann. Das wäre optimal.

Sigrid Buchhas, 51, ist alleinerziehende Kommunikationstrainerin und Yogalehrerin aus Wien, sie hat eine zehnjährige Tochter

Wir leben schultechnisch noch immer zur Zeit Maria Theresias. Und heute bleibt es Großteils an den Mamas hängen, die Betreuung der Kinder sicherzustellen. Traurige Welt.
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Sigrid Buchhas © © Sigrid Buchas

Ich bin Alleinerzieherin, meine Tochter verbringt in den Sommerferien immer drei Wochen mit dem Papa, den Rest mit mir. Als Kommunikationstrainerin und Yogalehrerin geht das – aber nur mit Großeltern.

Ich habe mich nach vierzehn Jahren in der IT (Vertrieb/Marketing) in der Karenz selbständig gemacht – auch, weil ich meine Tochter eben nicht ständig irgendwo 'unterbringen' will, sondern ihr ermöglichen möchte, in den Ferien oder nachmittags auch einfach mal daheim bei mir zu relaxen. Ich verdiene jetzt nur einen Bruchteil dessen, was ich früher als leitende Angestellte in der IT-Branche als Einkommen hatte. Aber wir kommen durch und Familienzeit ist für mich viel mehr wert als ein Titel auf einer Visitenkarte oder der Firmenwagen.

In Österreich werden Arbeitsrecht und Bildung vom Staat geregelt. Die meisten haben in ihrem Arbeitsverhältnis laut Gesetz fünf Wochen Urlaub. Das Gesetz sieht aber auch 12,4 schulfreie Wochen vor. Es ist offensichtlich, dass das nicht zusammenpasst. Mich wundert, dass es nicht schon längst politische Initiativen gibt, die den Gesetzgeber drängen, sich etwas für diese Diskrepanz zu überlegen. Immerhin sind Eltern ja doch ein großer Teil des Wahlvolks. Neun Wochen Ferien gibt es, weil die Kinder auf den Höfen als Arbeitskräfte benötigt wurden. Wir leben schultechnisch halt noch immer zur Zeit Maria Theresias. Und heute bleibt es großteils an den Mamas hängen, die Betreuung der Kinder sicherzustellen. Traurige Welt.

Astrid Schwarz, 39, Controllerin, ist Mama von 3 Kindern (6, 10 und 12) und lebt in Wien

Wir brauchen in den Ferien leistbare Betreuungsplätze!
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Astrid Schwarz © © Astrid Schwarz

Die Sommerferien sind bei uns so organisiert, dass ich zwei Wochen auf Urlaub bin mit den Kindern, mein Ex-Mann auch zwei Wochen hat mit ihnen, und sie dann noch zwei Wochen in einem Englisch- & Tenniscamp sind. Die restliche Zeit passen meine Eltern auf. Meine Tochter, 6, geht derzeit noch in den Kindergarten, doch auch der hat drei Wochen zu im Sommer – wovon sie eine Woche bei meinen Eltern ist. Die Organisation dieser neun Wochen ist schon eine große Herausforderung. Die Camps kosten mich insgesamt 1.388 Euro für zwei Wochen.

Speziell in den Ferien bräuchte es leistbare Betreuungsplätze. Aber auch eine Lernbetreuung, die man kurzfristig buchen kann, bei der man nicht schon im März entscheiden muss, ob man das Kind dazu verpflichtend anmeldet oder nicht. Warum gibt es zum Beispiel in Schulen mit Nachmittagsbetreuung keine Betreuung im Sommer? Zumindest für ein paar Wochen, damit man Urlaube entsprechend anpassen könnte.

Die von der Stadt Wien angebotenen Summercitycamp-Plätze und -Standorte sollten massiv ausgebaut werden. Wenn man nicht schnell genug ist, dann ist alles ausgebucht. Und das Nachbessern dieses Jahr hat ja gezeigt, dass es viel zu wenig leistbare Angebote gibt. Eine Woche Summercitycamp würde mich bei 3 Kindern 90 Euro kosten, eine Woche Camp bei einem privaten Anbieter über 600 Euro.

Zum Glück habe ich einen sehr familienfreundlichen Arbeitgeber und kann auch Home Office machen. Jetzt hoffe ich, dass wir den Sommer mit Corona so gut wie möglich über die Bühne bringen. Sollte es wieder zu Verschärfungen kommen, wünsche ich mir, dass diese rechtzeitig bekannt gegeben werden. Und nicht wie Ende Juni etwa, als von heute auf morgen Schultests und Wohnzimmertests ungültig waren.

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