
Urlaubsgrüße aus Griechenland
„Yes Sir, I Can Boogie“ - das hab ich schon lange nicht mehr gehört. Das Café liegt ziemlich genau in der Mitte der kleinen Hafenbucht, ein Lokal grenzt hier an das nächste. Ich nehme im Schatten Platz. Die Rast tut gut nach einer mittagsheißen Walking-Runde am Meer entlang.
Ich bin mit meiner Familie auf Tinos. Wir wohnen in einem winzigen Häuschen, keine Ahnung, wie der Beste es schafft, immer die schönsten Plätzchen zu finden. Wenn man von der Wohnküche aus die Türe öffnet, ist man mit einem Fuß fast schon im Meer.
Kaum jemand kennt Tinos. Auf der Kykladen-Insel urlauben fast nur Griechen, es ist die befreiende Antipode zum Party-Alptraum Mykonos. Manchmal führt der Weg von der Hölle direkt in den Himmel, in unserem Fall war dieser Weg nur eine kurze Fährenfahrt.
Das Nichtstun genießen
Die Besitzerin des Cafés trägt eine rot-schwarz geblümte Oma-Schürze, die grauschwarzen Haare hochgesteckt. Sie spricht kaum Englisch. Ich bestelle Mineralwasser mit Eiswürfeln, einen Cappuccino und Bougatsa, diese unwiderstehliche Süßspeise aus knusprigem Filoteig und Grießpuddingfüllung. Ich bestelle immer Bougatsa, wenn es wo Bougatsa gibt. Alles zusammen kostet keine zehn Euro.
Auf den Nebentischen unterhalten sich griechische Männer, trinken Bier und rauchen. Das Meer vor mir ist fast spiegelglatt, der Meltemi zeigt sich gnädig. Vom Steg springen Jugendliche ins Wasser zwischen die Boote. Eine abgemagerte Katze schläft am Straßenrand.
Ich habe heute nichts mehr zu tun. Ein bisschen lesen, immer wieder aufs Meer schauen, irgendwann abends Souflaki essen und griechischen Wein trinken. Warum kann das Leben nicht immer so schön einfach sein?
Der Ventilator an der Terrassendecke hat sich eingeschaltet, Suzie Quatro singt „If You Can’t Give Me Love.“ Ein Pärchen kommt ins Café, man erkennt sofort, dass es Urlauber sind. Sie fragen nach der Speisekarte. Ich bezahle und gehe zurück an unseren Hausstrand.
Yes, I can Urlaub
„Jetzt warst du aber lange weg“, sagt der Beste und ich sage, "Ja, ich habe so schöne neue Buchten entdeckt und mir ein paar Notizen gemacht. Es gibt da übrigens ein total nettes Café am Hafen, das zeig ich dir morgen."
Der Beste nickt, aber ich weiß nicht, ob er mich noch gehört hat. Er hat sich schon wieder die Kopfhörer ins Ohr gesteckt. Oasis, vermutlich. Die Tochter hat noch nicht einmal bemerkt, dass ich wieder da bin und mich stört das alles überhaupt nicht. Yes Leute, I can Urlaub!
