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HPV: Wie gefährlich ist das Humane Papillomavirus?

HPV kann Gebärmutterhalskrebs verursachen. Aber diese Krebserkrankungen kann durch geeignete Vorsorgemaßnahmen, wie der HPV-Impfung und der HPV-Testung, weitgehend verhindert werden kann. Alle Fakten zum Humanen Papillomavirus.

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HPV
© Elke Mayr

Die jährliche Kontrolle beim Frauenarzt steht an, standardmäßig gehört der Krebsabstrich dazu. Alles ist erledigt, das Thema geistig abgehakt, doch ein paar Tage später kommt die Hiobsbotschaft: Beim Abstrich wurde verändertes Zellmaterial festgestellt ...

Der erste Gedanke: Furchtbar, ich habe Krebs. Nach dem Brustkrebs ist der Gebärmutterhalskrebs die zweithäufigste Krebserkrankung von Frauen in der EU zwischen 15 und 44 Jahren. Doch erst einmal heißt es Ruhe bewahren. "Ein auffälliger PAP-Befund ist noch kein Anlass zur Sorge", betont Gynäkologin Eva Lehner-Rothe (evarothe-gyn.at).

"Es kommt auf die Stufe an." Erst ab PAP V handelt es sich definitiv um einen Tumor. Stufe 3 und 4 sind Zellveränderungen, die man beobachten muss. Wir haben die Ärztin gefragt, was das alles mit HPV zu tun hat und wie sinnvoll die Impfung dagegen ist. Gynäkologe Paul Speiser (hpv-therapie.at) klärt über neue Therapiemöglichkeiten auf.

Was ist HPV & wie kann man sich anstecken?

"So eine Zellveränderung wird in den allermeisten Fällen durch eine Infektion mit dem Humanen Papillomavirus ausgelöst. Davon sind rund 80 Prozent aller Menschen zumindest ein Mal im Leben betroffen", sagt Lehner-Rothe. Übertragen wird HPV durch sexuellen Kontakt. Ein Kondom hilft, ist aber leider kein sicherer Schutz. Auch Ansteckung über ein gemeinsam benutztes Badetuch ist möglich. Das Tückische: Meist merkt man nichts von der Infektion, weil keine Symptome auftreten.

HPV: Wie viele verschiedene Viren gibt es?

Im Falle einer Infektion schaltet sich normalerweise das Immunsystem ein und bekämpft sie. Erst wenn sie chronisch wird, können Zellveränderungen entstehen. Rund 120 Unterarten des Virus gibt es, viele sind harmlos. Die aggressiven Varianten können jedoch Feigwarzen beziehungsweise langfristig Gebärmutterhalskrebs, aber auch Anal-, Kehlkopf-, Schamlippen oder Scheidenkrebs auslösen. "Deshalb wird ein PAP III- oder PAP IIID-Befund beobachtet. Bildet sich die Zellveränderung nicht zurück, muss man weitere Maßnahmen treffen", betont Lehner-Rothe.

Gebärmutterhalskrebs in Österreich

Seit der Einführung des PAP-Abstrichs – auch als Krebsabstrich bekannt – ist die Sterblichkeit an dieser Krebsart in den letzten 50 Jahren um zwei Drittel zurückgegangen. Es ist damit eine der erfolgreichsten Vorsorge-Methoden in der Onkologie, dennoch stagnieren die Erkrankungs- und Sterblichkeitsraten. Während der PAP-Abstrich veränderte Zellen erkennt, setzt die HPV-Testung bereits einen Schritt früher an, denn sie erkennt bereits die Ursache für Gebärmutterhalskrebs: eine HPV-Infektion.

Gebärmutterhalskrebs, HPV

Wie funktioniert ein HPV-Test?

Um einen HPV-Test durchzuführen, wird – wie beim PAP-Abstrich – mit Hilfe einer kleinen Bürste Zellmaterial vom Gebärmutterhals entnommen. Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass Tests auf HPV-Infektionen die Sicherheit der Krebsvorsorge-Untersuchung deutlich verbessern können.

Wer sollte einen HPV-Test machen?

Im Sommer 2018 gab die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) neue Leitlinien zur Prävention von Gebärmutterhalskrebs heraus. Darin heißt es: "Im Rahmen des derzeit bestehenden opportunistischen Zervixkarzinom-Vorsorgeprogramms (sprich: Gebärmutterhalskrebs) soll Frauen ab dem 30. Lebensjahr zumindest alle drei Jahre ein validierter HPV-Test empfohlen werden."

HPV: neue Behandlungsansätze

Eine relativ neue Möglichkeit, die vielen Frauen Hoffnung gibt, ist das DeflaGyn Vaginalgel. Das rezeptfreie Medizinprodukt (Monatspackung um 49,90 Euro in der Apotheke) wurde vom österreichischen Unternehmen Gynial entwickelt. Es fördert eine Spontanremission bei PAP III- und PAP IIID-Abstrichen in über 70 Prozent der Fälle.

Was bedeutet ein PAP IV-Befund?

Bleibt die Zellveränderung bestehen beziehungsweise handelt es sich um einen PAP IV-Befund, wird eine weitere Behandlung nötig. In den meisten Fällen ist das eine Konisation, ein operativer Eingriff, bei dem die betroffenen Zellen am Muttermund unter Narkose herausgeschnitten werden.

HPV – es muss nicht immer gleich eine Operation sein

Doch es gibt auch andere Methoden, die etwa Paul Speiser anwendet: "Nichtoperative Verfahren wie Laser oder Kryotherapie, also eine Kältetherapie mit Flüssigstickstoff, sind in den USA bereits anerkannt. Eine weitere Methode ist die Behandlung mit dem Wirkstoff Trichloressigsäure. Trägt man diese Säure auf, gehen die oberflächlichen Zellen zugrunde und schälen sich ab. In der Kosmetik wird das seit Langem angewendet. "In den österreichischen Behandlungsleitlinien sind diese Verfahren noch nicht niedergeschrieben, was Speiser bedauert: "Das amerikanische Pendant beinhaltet alle diese Methoden, bewertet die operativen und nicht operativen Maßnahmen gleichwertig."

Gerade bei jüngeren Frauen mit Kinderwunsch ist Speiser mit einer OP zurückhaltend, da so ein Eingriff bei späterer Schwangerschaft ein Komplikationsrisiko sein kann. Die Säure- Behandlung ist, wie Studien zeigten, schon bei erstmaliger Anwendung bei 83 Prozent aller Betroffenen erfolgreich. Bei zwei Behandlungen sind es 92 Prozent.

HPV-Impfung: Schutz durch Impfung

Die HPV-Impfung ist nachweislich wirksam gegen HPV-assoziierte gynäkologische Krebserkrankungen. "Die HPV-Impfung gehört zu einer der wichtigsten Maßnahmen in der Vermeidung vieler Krebsarten," so Krebshilfe-Präsident Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda. Bislang ist die HPV-Impfung vom vollendeten neunten bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr gratis gewesen, ab dem 18. Lebensjahr mussten die Kosten in voller Höhe, insgesamt bis zu 620 Euro, selbst bezahlt werden. In Zukunft wird die HPV-Impfung bis zum 21. Lebensjahr kostenfrei sein.

Was kostet die HPV-Impfung?

Seit November 2022 ist in Österreich die HPV-Impfung bis zum 21. Lebensjahr kostenlos. Empfohlen wird der Impfschutz von vielen Ärzten:innen übrigens auch für erwachsene Frauen bis 45. Denn, erklärt Lehner-Rothe: "Man unterstützt den Körper damit in seiner Abwehr." Kostenpunkt: ca. 600 Euro.

Thema: Krebsvorsorge