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Marlene Dietrich - ein preußischer Weltstar mit kosmopolitischer Gesinnung

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Marlene Dietrich

©IMAGO/Heritage Images
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Hut, Hosenanzug, rauchige Stimme - Sängerin und Schauspielerin Marlene Dietrich ist eine der größten deutschen Ikonen. Ein Portrait über den großen Weltstar!

Deutschsprachige Künstlerinnen mit Weltruhm kennt das 20. Jahrhundert kaum. Marlene Dietrich durfte sich dazu zählen. Das American Film Institute wählte sie sogar zu einer der 25 größten weiblichen Leinwandlegenden aller Zeiten aus. Zu diesen gehören auch Grace Kelly, Audrey Hepburn oder Marilyn Monroe.

Insbesondere der Film "Der Blaue Engel“ (1930), in dem Marlene Dietrich das berühmte Lied "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" sang, bleibt unvergessen.

Steckbrief Marlene Dietrich

  • Name: Marie Magdalene Dietrich aka. Marlene Dietrich

  • Geboren am: 27. Dezember 1901 (oder 1904)

  • Geburtsort: Geburtsort: Schöneberg, heute Berlin

  • Gestorben: in Paris

  • Beruf: Schauspielerin und Sängerin

  • Ehepartner: Rudolf Sieber (verh. 1923–1976)

  • Tochter: Tochter Maria Elisabeth Riva

  • Sternzeichen: Steinbock


Bis heute verkörpert die Powerfrau, derren Bekanntheit ab den 1930er-Jahren an Fahrt gewann, eine emanzipierte, verführerische Stilikone mit Herz sowie Verstand. Ihr Liebesleben, das berühmte Männer und Frauen inkludierte, gilt als ebenso abenteuerreich wie ihre Karriere.

Als Antifaschistin emigrierte Dietrich nach der Machtübernahme der NSDAP in die USA, wo sie sich gegen das Hitler-Deutschland stark machte.

Das Leben Dietrichs war vom Wandel geprägt, aber stets von Erfolg und Bewunderung gekennzeichnet. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die kosmopolitische Deutsche laut spiegel.de einst so treffend festhielt: "Ich bin zu Tode fotografiert worden."

Ein Kind aus Berlin-Schöneberg

Marlene Dietrich erblickte am 27. Dezember in Berlin-Schöneberg die Welt. Ihr Geburtsname war Marie Magdalene Dietrich. Über das Geburtsjahr gibt es zahlreiche Spekulationen.

Die Jahreszahl 1904 kursiert ebenso wie die Jahreszahl 1901, die aus einer aufgefundenen Geburtsurkunde stammt. Marlenes Vater, Louis Dietrich, war ein preußischer Polizeioffizier. Ihre Mutter Josephine Felsing stammte aus gutem Hause. Ihre Eltern besaßen ein Juwelier- und Uhrengeschäft in der berühmten Allee Unter den Linden.

Die gut bürgerlichen Verhältnisse ermöglichten den Eltern, Marlene auf die Schule zu schicken und ihr privaten Unterricht zu geben. Den übrigen Tag verbrachte das Mädchen mit einer Gouvernante. Das behütete Leben des Mädchens wurde jedoch 1907 mit dem frühen Tod des Vaters auf eine harte Probe gestellt. An seine Stelle trat bald Edouard von Losch, der die Rolle des Stiefvaters einnahm. Nur wenige Jahre später starb er 1917 im Ersten Weltkrieg.

Marlene wuchs daher größtenteils in einem reinen Frauenhaushalt auf. Ihre ständigen Begleiter waren ihre Mutter, ihre Großmutter, ihre ältere Schwester und die Angestellten.

Musik und Schauspiel traten früh ins Leben

Bereits mit jungen Jahren erhielt Marlene privaten Unterricht am Klavier sowie an der Geige. 1919 schickte ihre Mutter sie zu einem Studium ins rund 300 km entfernte Weimar. Dort sollte die Tochter zu einer Konzertgeigerin aufsteigen. Sie übte fleißig und vermisste ihre Heimat Schöneberg, obgleich sie selbst Weimar als interessante Abwechslung umschrieb.

1921 holte die Mutter Marlene quasi über Nacht zurück nach Hause. Über die Gründe ist nichts Genaues bekannt. Kurz darauf beendete eine Sehnenscheidenentzündung. die Folge des häufigen Geigenspielens ist, das Vorhaben, Violinistin zu werden.

Das hielt die junge Marlene Dietrich aber nicht von der Bühne fern. Sie besann sich auf ihre Liebe zu Romanen und Gedichten, was sie zum Theater führte. Erfolgreich absolvierte sie die Max-Reinhardt-Schauspielschule und erhielt 1922 erste kleine Rollen in Theaterstücken. Noch ahnte niemand, dass gerade der Grundstein für eine Weltkarriere gelegt wurde. Und diese ließ nicht lange auf sich warten.

Rasch zum großen Erfolg

1929 war für Marlene Dietrich das Jahr des Durchbruchs. Der Film "Der Blaue Engel" von Joseph von Sternberg, in dem sie die "fesche Lola spielte", avancierte zum Welterfolg. Auch Deutschland feierte sie in höchsten Tönen, aber Dietrich folgte bereits von Sternberg nach Hollywood. Dort bekam sie von dem Trubel in der Heimat nicht viel mit.

Sie widmete sich ganz der Neuen Welt und unterzeichnete einen Vertrag bei der US-amerikanischen Filmproduktionsgesellschaft Paramount. Der jungen Deutschen wurde eine herausragende Karriere prophezeit, was sich sofort in zahlreichen Filmangeboten bewahrheitete. Auch Deutschland fragte sie an, aber Dietrich lehnte ab.

Sie wollte (vorerst) nicht zurück in das inzwischen nationalsozialistische Deutschland. Um sich von der Heimat zu distanzieren und dies ausdrücklich den Alliierten zu zeigen, beantragte sie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, welche sie 1937 erhielt.

In den nächsten Jahren trat der Weltstar in zahlreichen Filmen auf, die bis heute an Berühmtheit nicht verloren haben. Hierzu gehören Klassiker wie "Zeugin der Anklage" und "Der große Bluff".

Truppenbetreuung im Zweiten Weltkrieg - Bei Kriegsbeginn demonstrierte Dietrich erneut, auf welcher Seite sie im politischen Geschehen stand. Freiwillig meldete sich die Berühmtheit zur Truppenbetreuung an. Mehrere hundert Male trat sie vor Truppen der Alliierten auf, um die Soldaten mental zu stärken.

Sie performte auf improvisierten Theaterbühnen und offenen Lastwagen in Afrika, Italien, England, Belgien, den Niederlanden, Grönland und Frankreich. Bei Kriegsende streifte sich die Wahl-Amerikanerin eine US-Uniform über und besuchte Deutschland. Die einen bewunderten sie dafür, die anderen empfanden nur Verachtung und bezeichneten dies als Vaterlandsverrat.

Weniger Schauspiel und mehr Kabarett in den Nachkriegsjahren

Die Nachkriegsjahre läuteten weltweit große Veränderungen ein. Dietrichs Rollenangebote für Filme nahmen ab den 1950er-Jahren ab, was vermutlich ihrem fortschreitenden Alter zuzuschreiben war. Vielleicht war Dietrich aber auch müde von den vielen Drehs. Es ist nicht Genaues bekannt.

Dennoch setzte sie sich nicht zur Ruhe, sondern lebte eines ihrer weiteren Talente grandios aus: das Singen. Als Künstlerin des Kabaretts, Diseuse oder auch Chansonnière genannt, begann für Marlene eine neue Karriere. Schnell war sie auf den Bühnen in Las Vegas und dann in der übrigen Welt mit ihren Stücken zu Hause.

Bekannt wurde sie vor allem durch ihre One-Woman-Show, die 1953 startete. Mit Frack und Zylinder präsentierte sie einen anderen Frauentyp: frech, humorvoll und dennoch verführerisch. In all ihren Shows war ein einmaliger Mix aus Hollywood-Glamour und Berliner Schnauze zu spüren, der die Menschen mitriss. Ihre Lieder waren mit Witz, Erotik und Energie aufgeladen. Zu ihnen gehörten unter anderem "Moon River", "Lili Marleen", "La vie en rose", "Sag' mir wo die Blumen sind" und "Honeysuckle Rose". Neben diesen Weltschlagern sang das Ausnahmetalent eigens für sie geschriebene Lieder wie "Nimm dich in acht vor blonden Frauen", "Ich bin die fesche Lola", "The Boys in the Backform", "Allein in einer großen Stadt" oder "Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre".

"Nimm dich in acht vor blonden Frauen"- Marlene Dietrich

Zwei Jahrzehnte rauchige Stimmen auf Weltbühnen

Mit der neuen Karriere als Diseuse erfand sich Dietrich neu und errang wieder Weltruhm. Sie galt als die Frau mit den "einmalig blassen Backenknochen" und den ellenlangen Beinen. Mutig zog sie sich laszive, fast transparente Kleider an, die ihre lässige Eleganz und ihre unantastbare Mystik unterstützten.

Für zwei Jahrzehnte brachte sie so das Publikum in ihren Bann. Gern hörten Alt und Jung, Mann und Frau ihre rauchige, tiefe Stimme, die Emotionen weckte und verführen konnte. Ihr Freund Ernest Hemingway hielt dazu einst so richtig fest:

Selbst, wenn sie nichts als ihre Stimme hätte, könnte sie damit Herzen brechen.

Ernest HemingwaySchriftsteller

Gerade in jener Zeit, als der Kalte Krieg die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Völkern erschwerte, sang Dietrich von der multinationalen Verständigung. Auch dies trägt zu ihrem Status als Ikone im Showbusiness bei.

Sag mir Wo die Blumen sind - Marlene Dietrich

Marlene Dietrichs bewegtes Privatleben

Marlene Dietrich heiratete früh. Im Rahmen der Dreharbeiten zum Film "Tragödie der Liebe" machte sie Anfang der 1920er-Jahre mit dem Aufnahmeleiter Rudolf Sieber Bekanntschaft. Ihre Hochzeit folgte am 17. Mai 1923 in Berlin.

Gut 18 Monate später kam ihre gemeinsame Tochter Maria Elisabeth zur Welt. In den 1930er-Jahren trennten sich Sieber und Dietrich, ohne sich jemals scheiden zu lassen.

Es folgte für die Schauspielerin ein vielseitiges und offenes Liebesleben. Ihr werden Affären mit Berühmtheiten wie Gary Cooper, Jean Gabin, James Stewart und John Wayne nachgesagt. Auch das weibliche Geschlecht entzog sich nicht Dietrichs Aufmerksamkeit. Eine ihrer Geliebten war Edith Piaf, wie Dietrichs Tochter Maria Riva laut der bz-Berlin einst schrieb:

Marlene erlag dem Zauber der Piaf.

Ein Paradebeispiel für Disziplin und Lebensmut - Marlene Dietrich steht bis heute für preußische Disziplin, die sie geschickt mit Lebensmut und Erotik verknüpfte. Bis ins gehobene Alter bewahrte sie diese. Dann im Jahr 1976 erlitt sie einen Unfall auf einer Bühne in Australien. Sie beschloss, sich von den öffentlichen Auftritten zurückzuziehen. Ihre Berliner Herkunft fest im Herzen lebte sie mit ihrem US-amerikanischen Pass bis zu ihrem Tod im Jahr 1992 in Paris.

Was man von Marlene Dietrich lernen kann

Marlene Dietrich war in vielerlei Hinsicht ein Mensch, der vermeintliche Gegensätze miteinander vereinen konnte. Obgleich sie als große Künstlerin überaus perfektionistisch war, konnte sie von den strengen Regeln loslassen und überaus tolerant sein – sich selbst und anderen gegenüber.

Für sie gab es keine Grenzen, was sich deutlich in ihrem Liebesleben und ihre Kleidung zeigte. Dietrich machte Männermode für Frauen zugänglich, ohne an Weiblichkeit zu verlieren. Sie demonstrierte in einer Zeit, in der Bisexualität ein Tabu war und die Ehe eine Frau ehrenwert machte, dass sich Geschlechterrollen und -regeln unaufgeregt brechen lassen.

Der österreichisch-schweizerische Regisseur und Schauspieler Maximilian Schell fragte sie 1984 nach ihrer Liebe zu Frauen und Männern. Marlenes Antwort: "Ach, wissen Sie, da gibt's 'n Mann, und da liegt 'ne Frau, und dann legt er sich drauf, und dann passiert's halt, nich? - So ist's auch bei zwei Frauen."

Wie gut Marlene der Spagat zwischen eiserner Kontrolle und Offenheit gelang, zeigte sich auch in ihrem Politikverständnis. Wachsam und vorbildlich beobachtete sie das damalige Geschehen und stand vorbehaltlos für die Demokratie ein – mit allen Konsequenzen. An sich selbst setzte sie ebenfalls hohe Maßstäbe, was sich für die eigene Persönlichkeitsentwicklung abschauen lässt. Sie wusste, wann es Zeit war, sich von der Bühne zurückzuziehen und erneute Film- oder Fotoaufnahme strikt zu verweigern. In diesem Widerstand verbirgt sich eine enorme Kraft, die Großes bewirken und Legenden auf authentische Weise schaffen kann.

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