
High Fashion statt Hollywood: Mary-Kate und Ashley Olsen schafften den Turnaround von Nineties-Kinderstars zu ernst zu nehmenden Designerinnen. Was ihr Luxuslabel The Row und ihren persönlichen Stil ausmacht.
Ein stylisheres Duo als die Olsen Twins? Fällt uns gerade nicht ein. Nachdem sie in den 1990er-Jahren durch die US-Serie „Full House“ als Michelle Tanner (sie teilten sich als Babys die Rolle, um öfter drehen zu können) berühmt wurden, als Teenager für zahlreiche Filme vor der Kamera standen und die eigene Produktionsfirma Dualstar Entertainment Group dafür gründeten, haben sie sich mittlerweile als fixe Größe in der Modewelt etabliert. Zuerst für ihre Vintage-Streetstyles (Anfang der 2000er war nichts chicer als ihre XL-Sonnenbrillen und Balenciaga-Taschen, in denen sie scheinbar ihr halbes Leben dabei hatten) gefeiert, studierten sie Design, und mittlerweile leiten sie eine der erfolgreichsten Luxusbrands der Welt.


Minimalismus als Markenzeichen: Auch die aktuelle Spring/Summer-Kollektion ist gewohnt zurückgenommen, dafür hochqualitativ und zeitlos in den Schnitten.
Big Player im Luxus-Segment
Von der Schauspielerei haben sich die Zwillinge komplett zurückgezogen, die beiden 38-Jährigen gelten als smarte Unternehmerinnen, die wissen, was moderne (Business-)Frauen in Sachen Style wünschen. 2006 gründeten die Wahl-New-Yorkerinnen The Row. Der Grundgedanke: sie wollten das „perfekte“ T-Shirt entwerfen – einfach weil sie es nirgendwo für sich selbst finden konnten. Anscheinend eine Marktlücke. Und so entstand nicht nur besagtes T-Shirt, sondern eine siebenteilige Kollektion von Tops, Leggings und einem Kaschmirkleid. Das Edelkaufhaus Barneys in New York listete sofort die ganze Linie. Bis heut gilt: traditionelle Schneider- und Handwerkskunst sollte auf ihre Modelinie übertragen werden. Die extrem hochpreisigen (einfache Oberteile starten bei knapp € 1.400,–, Taschen bei € 1.250,–) Kollektionen zeichnen sich daher von Anfang an durch Top-Materialien aus, alles orientiert sich an extrem klassischen Silhouetten. Dabei kommen sie ganz ohne schreiende Logos, pompöse Shows und Werbung aus. Gezeigt wird ihre Kollektion im kleinen Kreis in einer Art Trunk Show.
Die Liebe zum Detail und perfekte Schnitte ließen The Row so schnell zu einer der gefragtesten Brands der Branche aufsteigen. Insider, Moderedakteur:innen, Einkäufer:innen und anspruchsvolle Luxuskund:innen schätzen die Zeitlosigkeit, der jüngste Quiet-Luxury-Hype tat sein Übriges. Übrigens gründeten die Schwestern 2007 auch noch die günstigere Zweitlinie Elizabeth and James, deren Name sich aus den Vornamen ihrer Geschwister zusammensetzt (Elizabeth Olsen ist ebenfalls Schauspielerin, Anm.). Allerdings wurde diese Brand mittlerweile wieder eingestellt, die Designer:innen wollten keine Abstriche bei der Qualität machen.


Understatement als Essenz.
Visionärinnen in Sachen Design
Ihre Fans lieben nach wie vor den privaten Style von Mary-Kate und Ashley, allerdings meiden die beiden die Öffentlichkeit, man sieht sie lediglich für Rauchpausen vor ihrem Office. Sie geben nur selten Interviews, sind nicht auf Instagram & Co. und haben einen extrem diskreten Freundeskreis in der New Yorker Upperclass. In Zeiten des Oversharings sicherlich auch ein Faktor, warum so viele Frauen von ihnen fasziniert sind. Während viele Modehäuser auf lautes Marketing und Influencer-Kooperationen setzen, bleiben sie bewusst leise, setzen auf Understatement. Ihre Strategie: Konstant (aber nicht exzessiv!) expandieren und die Bereiche Accessoires und Herrenmode ausbauen. Und der Erfolg scheint ihnen recht zu geben.
Mittlerweile beteiligten sich die Familie Wertheimer, der Chanel gehört, und die L’Oréal-Erbin Françoise Bettencourt Meyers an The Row. Laut FashionNetwork wird der Wert der Brand auf über eine Milliarde Dollar geschätzt. Die Olsens haben bewiesen, dass sie ihr Geschäft verstehen – und sind sich dabei immer treu geblieben.