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Die Psychologie des Erfolgs: Wie erfolgreiche Frauen denken

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12 min
Frau, die online am Laptop arbeitet, Psycholgie des Erfolgs

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Erfolg beginnt im Kopf. Doch wie beeinflusst unser Mindset unsere berufliche Karriere? Über Resilienz, Selbstvertrauen und die richtigen Prioritäten.

Visionen haben, Ziele verfolgen, etwas bewegen wollen – und etwas bewegen: Für Career Coach Mandana Magharai hat Erfolg viel mit persönlicher Entschlossenheit, dem richtigen Fokus zu tun und der Fähigkeit, Essentielles von weniger Essentiellem zu unterscheiden.

Und: "Es ist auch wichtig, seine persönlichen Werte zu kennen, denn sie funktionieren wie ein Kompass. Wer weiterkommen will, braucht Durchhaltevermögen." Arbeitspsychologin Christine Hoffmann ergänzt: "Das Leben bietet uns unbegrenzte Möglichkeiten und wir müssen laufend neu entscheiden, was wir tun, welche Richtung wir einschlagen. Idealerweise fragen wir uns möglichst häufig: 'Was ist wirklich wichtig?'" Denn zu wissen, wofür man brennt, wofür man losgeht, wofür man dranbleibt – das macht oft den Unterschied. 

Menschen sind Wissensriesen und Umsetzungszwerge.

Christine HoffmannArbeitspsychologin

In ihrer Praxis erlebt die Wienerin oft, dass sich die meisten zwar darüber im Klaren sind, welche Prioritäten sie haben, oft aber nicht danach leben. Zum Beispiel, wenn's ums Thema Gesundheit geht. "Wenn man die Menschen fragt, wird der Großteil sagen, Gesundheit steht über allem. Trotzdem zwingen sich viele dazu, weiterzuarbeiten, auch wenn ihr Körper nach Entspannung schreit. Menschen sind Wissensriesen und Umsetzungszwerge. Erfolgreiche Frauen wissen nicht nur, was ihnen wichtig ist, sie setzen es auch um."

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Arbeitspsychologin Christine Hoffmann

© dotsandlines

Erfolg als Gesamtkonzept

Auch Architektin Verena Hochrainer-Klune weiß, wovon Hoffmann spricht: "Es muss das Ziel sein, eine Karriere ohne Selbstaufgabe und übermäßigem Stress anzustreben". Zusammen mit ihrem Mann hat sie 2018 das innovative Baumeisterbüro "The Black Square" gegründet. "Ich bin schon mal an der Tür zum Burnout gestreift und habe gelernt, dass die Balance zwischen beruflichem Erfolg und persönlichem Wohlbefinden entscheidend ist." 

Es geht schon lange nicht mehr nur um Errungenschaften im Job – Erfolg ist ein Gesamtkonzept. "Auch die persönliche Zufriedenheit und der positive Einfluss auf andere sind maßgeblich", so Magharai, "Selbstfürsorge ist sehr wichtig, um langfristig erfolgreich zu sein. Es braucht ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben, regelmäßige Pausen und Auszeiten, in denen man neue Kraft tanken kann."

Dabei geht's gar nicht zwangsläufig darum, sich möglichst lange rauszunehmen. Für einen erholsamen Urlaub gilt: Acht bis zehn Tage sind ideal. Das haben Forscherinnen und Forscher der finnischen Universität von Tampere herausgefunden.

Für Hoffmann jedenfalls steht fest: "Selbstfürsorge ist eine Folge der Priorisierung des eigenen Ichs und trägt zur Entwicklung eines positiven Selbstbilds bei. Ein starkes Selbstvertrauen ist ein Schlüsselfaktor für Erfolg, da es die Bereitschaft fördert, Herausforderungen anzunehmen und Risiken einzugehen." Auch Fähigkeiten wie Kreativität und Innovationsdenken profitieren von Auszeiten. "Pausen sind der Nährboden für neue Ideen und frische Perspektiven."

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Architektin Verena Hochrainer-Klune

© The Black Square

Erfolgreiche Frauen setzen die richtigen Prioritäten

Hochrainer-Klune erzählt, wie sich ihr Zugang zum Job und zur Karriere die Jahre über verändert hat: "Die Geburt meiner Tochter, 2019, hat mein Leben sowohl beruflich als auch privat maßgeblich geprägt. Diese Erfahrung hat einen tiefgreifenden Einfluss auf meine Zeitwahrnehmung gehabt. Die Verantwortung für ein neues Leben zu haben führt dazu, dass Zeit plötzlich wahnsinnig kostbar und nicht mehr relativ erscheint. Berufliche und private Aufgaben erhielten eine neue Gewichtung, und die Herausforderung bestand darin, effektiv zwischen den verschiedenen Verpflichtungen zu jonglieren und Prioritäten zu setzen. Diese Veränderung hat zu einer deutlichen Weiterentwicklung meiner organisatorischen Fähigkeiten und meiner Fähigkeit zur effizienten Zeiteinteilung geführt."

Die Architektin beginnt ihren Tag in der Regel um 7 Uhr: "Frühmorgens habe ich oft eine ruhige Phase, die es mir ermöglicht, mich auf meine wichtigsten Aufgaben zu konzentrieren. Mein Tag beginnt idealerweise mit einer klaren Liste von Prioritäten und Zielen, die ich heute erledigen möchte. Dabei versuche ich immer meine Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit zu strukturieren. Gleichzeitig bin ich aber auch ein sehr spontaner und impulsiver Mensch. Und ich glaube, dass diese Flexibilität sehr wichtig ist, um bei unerwarteten Herausforderungen wendig agieren zu können."

Eigenschaften, die erfolgreich machen

Auch ihre Ausdauer, Standhaftigkeit, Ehrgeiz und strategisches Denken haben sie dorthin gebracht, wo sie heute steht. Ihre Referenz-Liste für Architektur-Projekte ist lang und imposant: die Tagesbar "Everybody's Darling" am Tuchlauben, die Volksgarten Disco und Pratersauna in Wien, das Mercedes Benz Museum in Stuttgart und das Design und die Umsetzung des Bieder & Maier Cafés am Wiener Flughafen. Letzteres zählt sie zu ihren "herausragendsten Karriere-Highlights". 2023 wurde es als das beste Airport Café der Welt ausgezeichnet. "Diese Anerkennung freut mich wirklich sehr, denn sie spiegelt den Erfolg meiner kreativen Arbeit und meinen Bemühungen in der Branche wider."

Für Business-Mentorin Magharai ist außerdem Resilienz ein wichtiger Erfolgsfaktor: "Ein resilientes Mindset ist entscheidend. Niederlagen sind am Anfang meistens ein Schock - gut ist es, diese möglichst rasch als Lernmöglichkeiten zu betrachten, Verantwortung zu übernehmen und konstruktives Feedback zu schätzen. Jedoch ist es auch wichtig zu wissen, von wem ich Feedback annehme und von wem nicht. Diese Methoden fördern ein gesundes Verhältnis zu Misserfolgen."

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Business-Mentorin Mandana Magharai

© Florentina Olareanu von GoldenhourPictures

Keine Angst vor Niederlagen

Hoffmann betont, sich im Falle von Niederlagen und Fehlern keinesfalls nicht von Selbstzweifel auffressen zu lassen: "Selbstzweifel sind völlig normal. Die meisten Menschen haben eine kritische Stimme in ihrem Kopf. Es hilft, sich diese wie ein veraltetes Betriebssystem vorzustellen. Denn meist entspringt diese Stimme unserem Stammhirn, unserer evolutionstechnisch ältesten Hirnstruktur. Der Hauptfokus unserer inneren kritischen Stimme ist es, unser Überleben zu sichern. Doch die Ängste, die ausgelöst werden, betreffen nicht mehr den möglicherweise nahenden Säbelzahntiger, sie sind sozialer Art. Die meisten Sorgen, die wir uns machen, drehen sich um mögliche Ablehnung von anderen."

Was dabei besonders gut hilft: negative Gedanken zu rationalisieren. "Mehr als 95 % der Sorgen, die wir uns machen, treten nie ein. Deshalb: Glaube nicht alles, was du denkst. Mach dir bewusst, dass Gedanken nur Gedanken und kein Ausdruck der Realität sind. Negative Gedanken sind harmlos, solange wir sie nicht glauben."

Zudem empfiehlt die Expertin gerne "die bewusste Produktion von positiven Gedanken. Überlege dir 50 Dinge, die du an dir magst. Lege eine Liste mit deinen besonderen Kompetenzen an. Frage dich am Ende jeden Tages, was du heute erreicht und gut gemacht hast. So kannst du ein positives Gegengewicht zu der Negativitätsverzerrung in deinem Denken schaffen."

Es ist der größte Fehler, danach zu trachten, keine Fehler zu machen. Denn das würde bedeuten, sich keinen Herausforderungen zu stellen.

Christine HoffmannArbeitspsychologin

Und vor allem gilt es, den Anspruch an Perfektionismus abzulegen: "Erfolgreiche Frauen wissen, dass es unvermeidbar ist, Fehler zu machen. Es ist der größte Fehler, danach zu trachten, keine Fehler zu machen. Denn das würde bedeuten, sich keinen Herausforderungen zu stellen."

Auch Hochrainer-Klune wird immer wieder mit Herausforderungen konfrontiert. Ihr Umgang damit: "Die Gewissheit, dass mich jede Krise persönlich stärken kann, motiviert mich, standhaft zu bleiben. Die Fähigkeit, wendig zu agieren und aus Rückschlägen zu lernen hat für mich dabei oberste Bedeutung. Zusätzlich gibt mir der Gedanke daran, gestärkt und erfahrener aus Herausforderungen hervorzugehen, Energie, weiterhin hart zu arbeiten und positive Veränderungen anzustreben."

Mit Growth Mindset ganz nach oben

Die Freude an der eigenen Weiterentwicklung und die Überzeugung, über sich hinauswachsen zu können – in der Fachsprache nennt man's "Growth Mind". Hoffmann: "Erfolgreiche Personen haben eine hohe Bereitschaft zur Selbstreflexion und passen sich flexibel an wechselnde Umstande an, ohne die eigenen Ziele aus den Augen zu verlieren. Sie verfügen über hohe soziale Kompetenz und wissen, dass sie ihre Zielerreichung auch den Unterstützer:innen auf ihrem Weg verdanken. Sie sind empathisch mit anderen und sorgen gleichzeitig gut für sich."

Das Gegenteil davon: ein "fixed Mindset". "Selbst wenn wir keine Lernerfahrungen suchen, sind wir heute schon nicht mehr der Mensch, der wir gestern waren. Denn jede Erfahrung prägt uns. Menschen mit einem Fixed Mindset haben ein veraltetes Selbstbild. Weil sie früher eine Aufgabe nicht erfolgreich erledigt haben, trauen sie sich diese auch heute nicht zu. Dadurch nehmen sie sich selbst Lernmöglichkeiten."

Das richtige Umfeld wählen

Für Hochrainer-Klune sind auch die Menschen, mit denen wir uns umgeben, entscheidend darüber, wie gut man in Sachen Karriere vorankommt: "Ich mag Leute mit Tiefgang. Gerade der Austausch von Ideen, Emotionen und Erfahrungen mit Menschen, die Substanz haben, trägt für mich zu einer bereichernden und erfüllenden Umgebung bei und schafft ein Umfeld, das einem ermöglicht, persönliche und berufliche Ziele mit größerem Selbstvertrauen anzugehen. Ich habe bei mir selbst gemerkt, dass die Unterstützung durch ein liebevolles Umfeld einen erheblichen Einfluss auf die berufliche Entwicklung hat und zu einem erfüllten und ausgewogenen Berufsleben beiträgt."

5 Denk- und Handlungsweisen erfolgreicher Frauen

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