Tina Knowles: Wer ist Beyoncés Mama?

Tina Knowles stand nie auf einer Bühne. Und trotzdem weiß die 71-Jährige ganz genau, wie nervenzehrend und intensiv Proben für eine zweistündige Performance sein können. Sie kennt all die Schritte, die es braucht, damit ein Konzert reibungslos abläuft. Oder die Handgriffe, die für schnelle Kostümwechsel benötigt werden. Als Mutter einer der größten Musikerinnen unserer Zeit ist Knowles mittendrin im Showbiz – manchmal als stille Beobachterin, viel öfter aber als Inspiration und Unterstützung für ihre beiden Töchter: Popikone Beyoncé, 43, und R&B-Sängerin Solange, 38.

Jetzt veröffentlicht Celestine Ann Beyoncé Knowles – so ihr bürgerlicher Name – ihre Biografie. In „Matriarchin“ gewährt die 71-jährige US-Amerikanerin erstmals intime Einblicke in das Leben der Familie Knowles. Fest steht: Es war nicht immer so glamourös wie heute. Als Schwarze Frau wuchs Tina Knowles in einer kleinen Stadt in Texas auf, einem Land, das von Ungleichheit und Rassismus geprägt war. Ihre Mutter Agnèz Deréon Beyincé arbeitete als Schneiderin. „Sie gab ihre Leidenschaft an mich weiter“, ist Knowles überzeugt. Bereits in jungen Jahren liebte sie es, ihre eigenen Outfits zu designen und zu nähen. Später machte sie eine Ausbildung zur Friseurin. Was kaum jemand weiß: Auch für die Girlgroup ihrer Tochter, Destiny’s Child, entwarf Knowles Bühnenoutfits und Kostüme. „Ich tat es aus einer Not heraus und wuchs schließlich selbst daran“, erinnert sich die US-Amerikanerin. Mit Beyoncés Ruhm startete auch für Tina Knowles ein neues Leben: Als Stylistin und Designerin reiste sie mit ihrer Tochter um die Welt – unter anderem, um sie davor zu beschützen, unter die Mühlen des Showbiz zu geraten. „Es wurde meine Mission“, resümierte Knowles in einem Interview mit „Glamour“ 2024. „Ich war fest davon überzeugt, dass meine Töchter nicht von der Industrie aufgefressen werden würden.“ Gemeinsam mit Beyoncé machte sie ihre Leidenschaft zum Business und gründete zwei Fashionbrands.

Warum die Unternehmerin und selbstgelernte Modedesignerin gerade jetzt öffentlich ihre Geschichte teilen will? Einerseits, um anderen zuvorzukommen: „Es gibt viele Gerüchte über unsere Familie. Ich möchte meine Version erzählen.“ Andererseits sei sie von einem Sinneswandel in den vergangenen Jahren dazu inspiriert worden: „Ich habe immer gesagt, dass ich nie etwas tun würde, um meine Kinder in Verlegenheit zu bringen“, erklärte Knowles im Zuge eines Panels der Modedesignerin Diane von Furstenberg Ende März 2025 anlässlich des Women’s History Month. „Ich würde einfach im Hintergrund bleiben und ruhig sein – und das habe ich viele Jahre lang getan. Aber irgendetwas an meinem 60. Geburtstag ließ mich denken: Jetzt mache ich mein Ding und kümmere mich nicht mehr darum, was die Welt darüber denkt.“ Ihren Töchtern habe sie schließlich auch von klein auf gepredigt, sie selbst zu sein und sich nicht zu verstellen. „Mütter supporten oft, ohne dass es andere sehen“, weiß Tina Knowles. Sie gesteht: „Es ist schön, jetzt Anerkennung dafür zu bekommen.“ Für ihre Werte einzustehen und ihre Wurzeln zu feiern, machte Beyoncé zum Weltstar – und ließ die 43-Jährige letztlich Geschichte schreiben: Mit ihrem 2024 erschienenen Album „Cowboy Carter“ gelang es ihr, als erste Schwarze Musikerin gleichzeitig die Pop- und Country-Charts in den USA anzuführen.

In Interviews und auf Social Media betont Tina Knowles immer wieder, wie stolz sie auf ihre beiden Töchter ist. Ob Produktlaunches oder Covershootings – die 71-Jährige unterstützt jedes der Projekte von Beyoncé und Solange. Als Soul-Musikerin hat die jüngere Tochter ihren Platz fernab des poppigen Mainstreams gefunden. Auch wenn der Stil der Knowles-Schwestern kaum unterschiedlicher sein könnte, bewegen sie sich auf ihrer musikalischen Reise zwischen denselben Welten: Es geht um Themen wie Schwarze Identität, Zugehörigkeit, ihr Aufwachsen in Texas. Das Bedürfnis, der Community etwas zurückzugeben, eint die Generationen: Gemeinsam mit Beyoncé gründete Tina Knowles 2013 die „BeyGood Foundation“, um soziale Gerechtigkeit und Bildung für sozial schwache Familien zu fördern.

 Anfang April wies die US-Amerikanerin darauf hin, wie wichtig es sei, die Unterschiede der eigenen Kinder anzuerkennen und zu feiern. Sie selbst sei sehr froh darüber, dass das Muttersein immer weitergeht. „Es endet nie – und das ist das Beste daran. Ich bin 71 Jahre alt, meine Kinder sind längst erwachsen, aber sie rufen immer noch zuerst mich an, und das ist das schönste Gefühl der Welt.“ Egal ob im Scheinwerferlicht oder nicht.

Buchtipp: „Matriarchin“ verspricht einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen. Piper Verlag, € 28,80.