
Gemeinsam mit Prinzessin Madeleine (r.) lanciert Weleda unter CEO Tina Müller (l.) im September die Kosmetiklinie „minLen“.
©WeledaFehlende Transparenz, ein angestaubtes Image – natürliche Beauty-Produkte stehen vor einigen Herausforderungen. Wie man sich diesen erfolgreich stellt und Innovation lebt, weiß Tina Müller, CEO bei Weleda.


„Wachstum mit Verantwortung“ lautet das Motto, mit dem Tina Müller seit Oktober 2023 die Modernisierung von Weleda vorantreibt.
© WeledaFrau Müller, warum glauben Sie an Naturkosmetik?
Es gibt keinen besseren Moment für Naturkosmetik. Die Menschen wollen Pflege – aber sie muss natürlich sein. Und sie wollen wissen: Woher kommt das, was ich mir auf die Haut gebe? Naturkosmetik trifft den Zeitgeist, weil sie all das bietet, wonach sich heute immer mehr Menschen sehnen: Natürlichkeit, Nachhaltigkeit, Wirksamkeit.
Die Schwierigkeit in der Vermarktung von Naturkosmetik liegt unter anderem darin, nicht in Greenwashing abzurutschen. Wie garantieren Sie, dass in Weleda-Produkten echte Nachhaltigkeit steckt?
Nachhaltigkeit ist für uns kein Add On, sondern unsere DNA. Und genau das ist die Grundlage unseres Geschäftsmodells. Wir stehen für gesunde Böden, für Biodiversität und für echte Kreislaufwirtschaft. Wir haben erst unsere Nachhaltigkeitsstrategie weiter geschärft und dabei anspruchsvolle Ziele definiert. Etwa wollen wir unsere direkten und indirekte Emissionen bis 2040 auf null reduzieren. Langfristig wollen wir komplett klimaneutral wirtschaften. Daran lassen wir uns messen.
Sie wollen in Zukunft auch vermehrt eine junge Zielgruppe ansprechen. Wie gelingt Ihnen das?
Gerade jüngere Zielgruppen interessieren sich sehr für diese Themen, daher ist das eine sehr dankbare und schöne Aufgabe. Die passende Ansprache ist hier entscheidend. Wir setzen gezielt auf Social Media, weil wir junge Zielgruppen dort mit relevantem, gut gemachtem Content am besten erreichen. Dafür haben wir ein eigenes Digital-Team aufgebaut.
Mit Erfolg – vor kurzem ging etwa das „Belebende Haar-Tonikum“ viral. Und auch die „Skin Food“-Reihe ist in den sozialen Medien sehr beliebt. Wie geht man mit einer plötzlich so hohen Nachfrage um, wenn man auf die Verfügbarkeit von Biorohstoffen angewiesen ist?
Da kann es schon mal einen Engpass geben, weil die natürlichen Ressourcen eben begrenzt sind und wir nicht einfach Produkte zukaufen. Wir reagieren darauf, in dem wir gezielt unsere Anbauflächen erweitern, und zwar nach höchsten Umweltstandards. In Frankreich haben wir besonders widerstandsfähige Rosmarin-Sorten in Kultur genommen und wollen hier unsere Flächen von 2 Hektar bis 2030 auf 100 Hektar ausbauen. Dabei nutzen wir auch den Kompost aus Pflanzenresten, um den Boden zu verbessern.
Modernisierung braucht Haltung. Und die beginnt bei den eigenen Wurzeln.
Welche Nachhaltigkeitsinitiativen verfolgt Weleda, wenn es darum geht, Rohstoffe aus fremden Ländern zu importieren?
Wir erfüllen weltweit die strengen Kriterien der „Union for Ethical Biotrade“, unsere Rohstoffbeschaffung ist nach UEBT zertifiziert. Das heißt: Bio-Anbau ohne synthetische Düngemittel und Pestizide ist Normalität für Weleda. Über 80 Prozent unserer Rohstoffe stammen aus kontrolliert biologischem oder biodynamischem Anbau.
Mit der Erneuerung der gesamten Corporate Identity verbinden Sie die Anforderungen der Moderne mit der traditionsreichen Firmenhistorie der Brand. Worauf muss man dabei besonders achten?
Modernisierung braucht Haltung. Und die beginnt bei den eigenen Wurzeln. Wir haben unser Erscheinungsbild inklusive Logo deutlich modernisiert und bekennen uns zugleich zu den wichtigsten Weleda-Werten wie Natur, Qualität und Nachhaltigkeit. Mit der Logo-Subline „Natural Science“ beziehungsweise „Swiss Natural Science“ betonen wir jetzt noch deutlicher unsere Herkunft und die besondere Wirkkraft der Natur, die in unseren Produkten steckt. Weleda sieht frischer aus, bleibt aber unverkennbar Weleda.
Ein Teil der neuen Strategie ist auch die Entwicklung von (Sub-)Brands – jüngst etwa mit Prinzessin Madeleine von Schweden. Die gemeinsame Marke „minLen“ (erscheint im September) spricht dabei gezielt Kinder und Jugendlich an.
Es macht mir Sorgen, dass immer mehr Kinder und Jugendliche für ihr Alter ungeeignete Produkte verwenden, mit denen sie ihre Haut schädigen. Deshalb setzen wir bewusst etwas entgegen. Alle Produkte von „minLen“ sind dermatologisch getestete Naturkosmetik. Sie sind frei von genetisch veränderten Substanzen, Mineralölen, Silikonen, Mikroplastik und synthetischen Duft- und Konservierungsstoffen. minLen schützt, statt zu schädigen.
Mittlerweile ist es zum Luxus geworden, Zeit in sich und seine Hautgesundheit zu investieren. Ebenso verhält es sich mit einem holistischen Lifestyle. Wird Luxus damit möglicherweise neu definiert?
Weleda passt ideal zu einem ganzheitlichen Lebensstil und zu Menschen, die sich Zeit für Schönheit und Gesundheit nehmen und wissen wollen, was in den Produkten steckt, die sie verwenden. Ich würde das nicht Luxus nennen, sondern Verantwortungsbewusstsein und Selbstfürsorge.
Haben Sie noch weitere Modernisierungpläne für Weleda?
Wir werden Weleda definitiv weiter modernisieren und weiter wachsen. Wir setzen auf Innovationen, auf Internationalisierung und Digitalisierung. Wachstum mit Verantwortung, das ist der Weg, den wir uns vorgenommen haben. Wir wollen Einfluss nehmen und einen Beitrag leisten für gute und gesunde Lebensbedingungen. Das treibt uns an, und das spüren die Kundinnen und Kunden bei all unseren Produkten – in der Kosmetik wie bei unseren Arzneimitteln.




