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Blasensprung: Die Fruchtblase ist geplatzt? Was ist zu tun?

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Blasensprung
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Das Platzen der Fruchtblase bei einer schwangeren Frau wird als Blasensprung bezeichnet. Das passiert normalerweise gleichzeitig mit dem Beginn der Geburtswehen. In manchen Fällen kommt es jedoch zu einem vorzeitigen Blasensprung. Lies mehr darüber in diesem Beitrag.

Das Baby befindet sich vor der Geburt in der sogenannten Fruchtblase, die man am besten als eine Art Sack bezeichnen kann, der aus Eihäuten besteht. Gegen Ende einer Schwangerschaft ist sie mit rund ein bis eineinhalb Liter Fruchtwasser gefüllt. Dieses schützt das Baby vor Stößen, lauten Geräuschen, reguliert die Temperatur, bewahrt vor Austrocknung und ist an der Entwicklung der Atmung beteiligt.

Die Fruchtblase stellt quasi einen sicheren Lebensraum für das Ungeborene dar. Es kann sich frei in ihr bewegen und wird durch die Plazenta und die Nabelschnur bestmöglich versorgt. Das Kleine trinkt manchmal auch das süßlich schmeckende Fruchtwasser und scheidet es dann als Urin wieder aus. Während der Geburt unterstützt die Fruchtblase zudem die Öffnung des Muttermundes.

Was ist ein Blasensprung und was bezweckt er?

Ist der Zeitpunkt der Geburt gekommen, benötigt das Baby das Fruchtwasser nicht mehr und es geht ab. Das wird Blasensprung genannt, den man am besten als Startschuss für die bevorstehende Niederkunft bezeichnen kann. Dazu meint Mag. Beate Kayer, die Leiterin der Landesgeschäftsstelle Burgenland des Österreichischen Hebammengremiums, die mit Leidenschaft auch selbst Hebamme ist:

"Ein Blasensprung ist die spontane Eröffnung der Fruchtblase. In der Schwangerschaft ist das Kind in der Gebärmutter durch die Eihäute und das Fruchtwasser geschützt. Während der Geburt oder manchmal auch schon vor Beginn der Wehentätigkeit können diese Eihäute einreißen und das Fruchtwasser tritt aus der Vagina aus."

Sie ergänzt: "Platzt die Fruchtblase bis unmittelbar vor Geburt des Kindes nicht spontan, wird diese üblicherweise von der Hebamme mit einem Instrument eröffnet. Es passiert sehr selten, dass Kinder in der intakten Fruchtblase - so etwas nennt man 'Geburt in der Glückshaube' - geboren werden."

Woran erkennt man einen Blasensprung?

Ein Blasensprung passiert manchmal tröpfchenweise, kann aber auch schwallartig erfolgen. Zumeist laufen größere Mengen einer klaren Flüssigkeit aus der Scheide. Kayer: "Dieser Fruchtwasserabgang kann weder zurückgehalten, noch kontrolliert werden. Auch während der Geburt geht nach einem Blasensprung ständig Fruchtwasser ab. Allerdings wird es immer wieder nachgebildet, solange es benötigt wird. Daher besteht keine Sorge, dass das Kind irgendwann 'im Trockenen' liegt."

Kann ein Blasensprung auch unentdeckt bleiben?

In manchen Fällen reißt die Fruchtblase nur ganz minimal und auch sehr weit oben ein - dann tritt nur eine sehr geringe Menge Fruchtwasser aus der Vagina. In diesem Fall spricht man von einem 'hohen Blasensprung'. "Die Frauen bemerken dies zwar meist, sind aber oft sehr unsicher, ob es sich nicht vielleicht um Urin handeln könnte. In so einem Zweifelsfall ist es immer anzuraten das Krankenhaus aufzusuchen, denn mit einem einfachen Test lässt sich der Fruchtwasserabgang eindeutig feststellen." meint dazu Beate Kayer.

Es gibt auch Selbsttests in der Apotheke, die den Säuregehalt der Flüssigkeit feststellen, denn Fruchtwasser hat einen sehr hohen pH-Wert über 6,5. Allerdings ist deren Ergebnis als unsicher zu betrachten und daher nicht wirklich empfehlenswert. Urin hat zudem einen typischen Geruch, Fruchtwasser riecht aber eher süßlich.

Auch die Farbe der Flüssigkeit kann ein Hinweis sein, denn Urin ist zumeist hellgelb, das Fruchtwasser aber farblos oder weist einen leichten Rosaton auf. Der Ausdruck Blasenriss ist gleichbedeutend mit Blasensprung, wird aber so gut nie verwendet.

Welche Probleme können bei einem Blasensprung auftauchen?

Tritt ein Blasensprung vor dem Einsetzen der Wehen auf, dann spricht man von einem vorzeitigen Blasensprung. Er kann in manchen Fällen eine Frühgeburt auslösen. Ist die Zeitspanne bis zum Beginn der Wehen zu lange, dann steigt die Gefahr einer Infektion für Mutter und Kind. Auch eine vorzeitige Plazentaablösung kann die Folge sein, genauso wie das Risiko von intraventrikulären Blutungen beim Neugeborenen, die eine Behinderung der Nervenentwicklung nach sich führen können.

"Im Krankenhaus wird sicherheitshalber – sofern keine Wehen eingesetzt haben - einige Stunden nach dem Blasensprung ein Antibiotikum zur Vermeidung einer Infektion gegeben." meint dazu die Hebamme und ergänzt: "Sollte nach 24 Stunden immer noch keine Wehentätigkeit festgestellt werden, wird der Frau zu einer Einleitung der Geburt geraten."

Was muss man bei einem Blasensprung machen?

Egal ob ein Blasensprung rechtzeitig oder frühzeitig erfolgt, das Wichtigste ist Ruhe bewahren und den Arzt, die Hebamme oder die Klinik zu informieren. Hat man die Entbindung in einer Klinik geplant, dann empfiehlt es sich dorthin bringen zu lassen bzw. einen Krankenwagen zu rufen. Kayer: "Die Gefahr eines Nabelschnurvorfalls ist nicht zu befürchten, da sich am Geburtstermin das Köpfchen des Babys fest im Becken befindet."

Sollten nach einem Blasensprung keine Wehen einsetzen, ist die Fahrt ins Krankenhaus unerlässlich. Hat man eine Hausgeburt geplant, dann muss so schnell wie möglich die Hebamme informiert werden.

Kann eine Geburt auch ohne Blasensprung losgehen?

Beate Kayer: "In den meisten Fällen startet die Geburt mit Wehen und die Fruchtblase platzt im Laufe des Geburtsprozesses". Schreitet die Geburt nicht voran, dann können die Wehen auch ausgelöst bzw. stimuliert werden, indem die Fruchtblase geöffnet wird. Dabei wird ein kleines Loch in die Fruchtblase gestochen und das Fruchtwasser kann ablaufen. Diese Prozedur ist nicht schmerzhaft und kann die Geburtsdauer verkürzen.

Was tun bei einem vorzeitigen Blasensprung?

Je nachdem wann ein Blasensprung einsetzt, gibt es verschiedene Vorgangsweisen. Man kann entweder abwarten oder die Geburt einleiten bzw. einen Kaiserschnitt vornehmen. Am Ende einer Schwangerschaft – also nach der 38. SSW – treten bei einem vorzeitigen Blasensprung meist keine Probleme auf und die Wehen setzen sehr bald ein.

Erfolgt dieser zwischen der 34. und der 37. SSW ist die Reifung der Lungen des Babys fast immer schon abgeschlossen und deswegen kaum Gefahr im Verzug. Setzen keine Wehen ein, wird auch hier die Geburt eingeleitet.

Tritt der Blasensprung früher auf, also zwischen der 24. und 33. SSW, wird versucht so lange wie möglich abzuwarten. Überprüft werden die Schwangere und das Baby dabei mit Ultraschall und CTG. Zusätzlich bekommt die werdende Mutter Antibiotika gegen eine Infektion und ein Medikament, das die Reifung der kindlichen Lunge beschleunigt.

Wenn sich eine Infektion abzeichnet wird fast immer ein Kaiserschnitt durchgeführt. Bei einem Blasensprung vor der 24. SSW kommt es meistens zu einer Fehlgeburt. Das Kleine hat kaum Überlebenschancen.

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