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Equal Pay Day: Warum bekommen Frauen weniger Gehalt

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Equal Pay Day

©Elke Mayr
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Der Equal Pay Day ist ein Aktionstag, der symbolisch markiert, ab wann Frauen im Gegensatz zu Männern, bis zum Jahresende gratis arbeiten. So macht dieser auf den bestehenden Gender Pay Gap aufmerksam.

2024 ist der Equal Pay Day für Österreich zwei Tage nach vorne gerückt - von 16. Februar 2023 auf 14. Februar 2024. Dass der Tag auf den Valentinstag fällt ist natürlich Zufall, hat aber einen faden Beigeschmack. Somit gibt es heuer wohl Blumen statt eine faire Bezahlung für Frauen.

Aktuell liegt die Einkommensdifferenz in Österreich (Pay Gap) laut den Oranisator:innen des Equal Pay Days Österreich im Durchschnitt bei 12,4 %. Umgerechnet sind das ungefähr 45 Arbeitstage, die Frauen kostenlos arbeiten.

Laut der Statistik Austria hat sich der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern zwischen 2011 und 2021 von 23,5 % auf 18,8 % verringert. Die Einkommensschere (Gender-Pay-Gap) wird dabei oft mit Gründen wie Branche, Alter oder Bildungsniveau strukturell erklärt. Diese machen aber eigentlich nur ein Drittel der Einkommensschere aus.

➠ Erfahre mehr darüber in folgendem Artikel: Gender Pay Gap - Was hat es mit der Lohnlücke auf sich?

Was ist der Equal Pay Day?

Der "Tag für gleiche Bezahlung" hat seinen Ursprung eigentlich in den USA. Er wurde 1966 vom "National Committee on Pay Equity" (NCPE) ins Leben gerufen, um auf die ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen hinzuweisen.

2008 wurde der Equal Pay Day dann in Österreich und Deutschland eingeführt. Im Jahr 2011 hat die Europäische Kommission den Europäischen Equal Pay Day ins Leben gerufen. Unter anderem beteiligen sich Länder wie Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Polen, Rumänien, Schweiz, Spanien, Schweden und Tschechien.

Wie wird der Equal Pay Day berechnet?

Basis der Berechnung sind die mittleren Bruttojahreseinkommen der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten (ohne Lehrlinge) gemäß der Lohnsteuerdaten der Statistik Austria. Diese werden zu Jahresende auf Basis der Vorjahresdaten publiziert. Daher wird der Equal Pay Day jedes Jahr auf Basis der Daten von vor 2 Jahren berechnet. Der Lohnunterschied in Prozent wird dann in Tage umgerechnet. Daraus ergibt sich dann das Datum.

Wieso gibt es zwei Equal Pay Days?

Wird der Lohnunterschied in Tagen vom Ende des Jahres abgezogen, fällt der Tag in den Herbst, er symbolisiert dann den Anfang der Zeit, die Frauen im Durchschnitt im Vergleich zu Männern "gratis" arbeiten. Wird die Lohnlücke in Tagen vom Anfang des Jahres aus berechnet fällt der Equal Pay Day dann in das Frühjahr.

Equal Pay Day: Woran liegt es, dass Frauen weniger verdienen?

Laut Karin Zimmermann (ÖGB-Bundesfrauensekretärin) liegt es daran, dass Frauen in einer männerdominierten Berufswelt große Hürden zu überwinden haben. Beispielsweise sinken Gehälter in Branchen, in denen Frauen vordringen. Außerdem leisten Frauen mehr unbezahlte Arbeit wie Kinderbetreuung und Hausarbeit. Frauen werden zudem auch schon bei der Gehaltseinstufung meist anders behandelt als Männer.

➠ Mehr dazu: Hausfrau und Mutter als Job - Sollte er bezahlt werden?

Die ÖGB hat sich in folgendem Video anlässlich des Equal Pay Days umgehört, was die Menschen auf der Straße dazu denken:

Warum verdienen Frauen weniger als Männer?

Was muss sich ändern, damit der Equal Pay Day überflüssig wird?

Die Arbeiterkammer (AK) und der österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) fordern mehr Einkommenstransparenz – die Heimlichtuerei um den Lohn verhindert hier oft eine Bewusstmachung des Problems des Gender Pay Gaps. Mehr Einsicht in die Gehälter sowie die Ausweitung und Verbesserung der Einkommensberichte wären hier dringend notwendig.

Die Forderung nach dem Ausbau von flächendeckenden Kinderbetreuungsplätzen steht auch ganz oben. Diese würden gerade Eltern stark entlasten.

Oft wollen Frauen gar nicht weniger Stunden arbeiten, sondern es fehlt die Infrastruktur für die Kinderbetreuung. Daher fordert die ÖGB, um die Chancengleichheit zu ermöglichen und Frauen vor Altersarmut zu schützen, einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz ab dem 1. Geburtstag des Kindes sowie familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle. Außerdem wäre auch bessere Bezahlung in frauendominierten Branchen ein wichtiger Schritt, der gesetzt werden sollten.

Die AK Präsidentin Anderl fordert zudem eine Qualifizierungsoffensive, welche die Ausbildung von Frauen in Zukunftsberufen unterstützt sowie bessere Unterstützungsmöglichkeiten für Wiedereinsteigerinnen nach der Karenz. Sie ersucht außerdem die Regierung auf, eine langfristige und nachhaltige Finanzierung von Care-Berufen durch die öffentliche Hand zu unterstützen. So könnten Frauen von unbezahlter Care-Arbeit entlastet werden und dem Arbeitskräftemangel im Pflege-Sektor entgegengewirkt werden. Dafür bräuchte es aber auch eine bessere Entlohnung, kürzere Arbeitszeiten und Ausbildungsmöglichkeiten mit entsprechend geförderten Stipendien.

Wo bekommst du als Frau Unterstützung bei Fragen zu ungerechter Bezahlung?

Viele Frauen kommen erst durch Zufall darauf, dass sie schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen. An wen können sich Betroffene damit wenden?

Die Gleichbehandlungsanwaltschaft (GAW) unterstützen Betroffene bei unterschiedlichen Arten von Diskriminierung. Dabei geht es häufig um geschlechterungerechte Bezahlung, aber auch um sexuelle Belästigung. Von den Arbeitgeber:innen werden meist diverse Argumente vorgebracht, warum Frauen oftmals weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

Grundlage ist das Gleichbehandlungsgesetz. Die GAW hilft neben den Gerichten kostenfrei, ob gegen das Gebot "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" verstoßen wurde und verhandelt vor einem Gerichtsverfahren mit Unternehmen, um für die Arbeitnehmerin eine gute Lösung zu finden.

Wenn du als Frau den Verdacht hast, weniger als dein männlicher Kollege zu verdienen ist die GAW die richtige Anlaufstelle. Die Organisation berät seit 1991 Frauen zu Fragen betreffend der "gleichen" Bezahlung. Die GAW verfügt über ein Auskunftsrecht und kann bei Verdacht zum Lohnunterschied direkt ermitteln. So kann sie über die Hürde der Lohntransparenz hinweg helfen. Sie kann im Verdachtsfall auch um Einkommensberichte der Firmen ersuchen.

Außerdem unterstützt die Stelle Frauen besonders beim Argumentieren, denn Unternehmen fallen immer wieder diverse Ausreden ein, warum es halt einfach nun mal so ist.

5 häufige Ausreden von Firmen

Die Leiterin der Gleichbehandlungsanwaltschaft Sandra Konstatzky hat für woman.at, in einem Interview anlässlich des Equal Pay Days, die häufigsten Ausreden für Ungleichbehandlung bei der Bezahlung zusammengetragen. Dabei kommen die Argumente meist aus den klassischen Stereotypen heraus, was den Firmen meist selbst gar nicht so bewusst ist.

Entgelt-Diskriminierung passiert einfach. Sie ist nicht verschuldensabhängig.

Die GAW bietet daher auch Beratungen für Unternehmen zur Gleichbehandlung an, um hier mehr Bewusstsein zu schaffen.

  1. Die Frau hat halt schlechter verhandelt.
    Aufgrund des schlechteren Verhandlungsgeschicks wurde die Frau schlechter eingestuft. Es gilt aber "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" laut dem Gleichbehandlungsgesetz. Diese Ausrede gilt vor dem Obersten Gerichtshof nicht und Frauen sollten bei dieser Rechtfertigung nachhaken.

  2. "Sie" leistet weniger!
    Manche Unternehmen gehen schon vorab davon aus, dass Männer mehr leisten werden. Das ist natürlich eine geschlechterspezifische Beurteilung, wenn hier beim Grundgehalt aufgrund des Geschlechts ein Unterschied gemacht wird. Hier sollte nachgefragt und abgeklärt werden, ob dies wirklich so begründbar ist und ob ein realer Leistungsunterschied besteht, den die Firma tatsächlich beweisen kann. Nicht selten stellt sich dann heraus, dass es sich hier nur um Vorschusslorbeeren und damit um Diskriminierung handelt.

  3. "Er" war der Wunschkandidat!
    Und deshalb musste ihm die Firma mehr bezahlen. Aber leistet die Frau in der gleichen Position nicht dasselbe? Laut dem Europäischen Gerichtshof gilt diese Rechtfertigung nur bei einem Mangel an Arbeitskräften und sollte im konkreten Fall hinterfragt werden.

  4. Der Mann arbeitet flexibler und länger!
    Hier sollte hinterfragt werden, ob diese Flexibilität wirklich maßgebend für den Job ist. Hier handelt es sich oft um eine Diskriminierung über die Hintertür. Dieses Argument trifft Frauen besonders beim Vereinbarkeitsthema. Noch immer wird davon ausgegangen, dass sie aufgrund ihres Geschlechts, mit anderen Themen wie Haushalt und Kinderbetreuung mehr beschäftigt sind und dadurch unflexibler in der Arbeitswelt sind.

  5. Die Frau arbeitet nur in Teilzeit und braucht länger, um sich zu bewähren!
    Frauen arbeiten bekanntlich öfter in Teilzeit. Dies wird auch oft als Argument für schlechtere Bezahlung hergenommen. In der Teilzeit braucht die Frau doppelt solange um sich einzuarbeiten? Aber dauert diese Zeit wirklich länger oder handelt es sich hier nur um eine Ausrede?

Sandra Konstatzky rät Frauen bei diesen Argumenten nachzuhaken und sich nicht so einfach damit abfertigen zulassen. Die GAW steht dabei unterstützend zur Seite, denn Frauen sollten sich nicht unter ihrem Wert verkaufen müssen.

Damit Frauen die Möglichkeit bekommen, sich einer eventuell vorhanden schlechterer Bezahlung schneller bewusst zu werden, braucht es auf jeden Fall mehr Einkommenstransparenz. Die EU arbeitet gerade an einer Richtlinie um diese zu verbessern. Das wäre auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.

Aber derzeit braucht es auf jeden Fall noch den Equal Pay Day, um auf die Unterschiede bei den Gehältern zwischen den Geschlechtern aufmerksam zu machen!

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