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Patchworkfamilie: Die Herausforderungen einer gemischten Familie

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Patchworkfamilie

©Elke Mayr
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Wenn zwei Familien zusammenwachsen, kann das schön, chaotisch und aber vor allem herausfordernd für alle Familienmitglieder sein. Damit das Zusammenleben als Patchworkfamilie gelingt, sollten einige Dinge beachtet werden.

Der kleine rote Koffer ist gepackt. Am Wochenende geht es für Laura und Lena zu Papa und seiner neuen Frau. Schließlich wird sich alle 14 Tage abgewechselt. Der Mama wird noch schnell gewunken. "Ich bringe die beiden am Sonntag gegen 19:00 Uhr zurück." So könnte eine Wochenendverabschiedung bei einer Patchwork- Familie ausschauen. Wie diese genau aussieht? Hier gibt es die unterschiedlichsten Konstellationen.

Patchworkfamilie - was bedeutet das genau?

Heute nennt man eine neu zusammengewürfelte Lebensgemeinschaft "Patchworkfamilie". Aus psychologischer Sicht versteht man unter einer Patchworkfamilie eine Partnerschaft, bei der mindestens einer der Partner:innen ein oder mehrere Kinder mit in die Beziehung bringt. Natürlich kann auch nur ein Teil Kinder mitbringen und die Partner:innen bekommen gemeinsam ein zweites oder drittes Kind. Also bunt gemischt.

Am Beginn dieser modernen Familienkonstellation steht in der Regel allerdings eine Scheidung. In Österreich wird heutzutage beinahe jede zweite Ehe geschieden. Gehen die getrennten Elternteile dann wieder neue Partnerschaften ein, entstehen Patchworkfamilien.

Nach Schätzungen erleben heute vier von zehn Kindern bis zu ihrem 18. Lebensjahr mindestens eine Patchwork-Konstellation.

Beziehungsprobleme sind bei diesem äußerst komplexen Beziehungsgeflecht, das aus mindestens zwei Familiensystemen besteht natürlich vorprogrammiert.

Oh du fröhliche ... Na ja, nicht immer. Gerade an Feiertagen wie Weihnachten ist es für Patchworkfamilien nicht immer leicht. Heiligabend bleiben die Kinder bei der Mutter. Das bleibt auch so. Dafür sehen die Kinder ihren Vater am ersten Weihnachtstag bei der Stieffamilie. Aber davor gibt es noch das traditionelle Gänse Essen bei Oma. "Die Kinder sollen schon um 17:00 Uhr abgeholt werden? Da sind wir noch nicht mal mit dem Dessert fertig."

Es bedarf definitiv einer intensiveren Planung, um es auch wirklich allen recht zu machen. Konfliktpotenzial vorprogrammiert.

Gibt es Vorteile innerhalb einer Patchwork Family?

Ja, die gibt es. Familienforscher haben festgestellt, dass Kinder, die in alternativen Familienformen aufwachsen, oft eher in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen. Sie reagieren sensibler auf gesellschaftliche Diskriminierungen und verfügen über flexiblere Rollenauffassungen von Mann und Frau als Kinder aus traditionellen Familien.

Ein neu gewonnener Bonus-Papa oder Bonus-Mama kann auch sehr schön für die Kinder sein und klingt auch gleich viel netter als Stiefmutter oder Stiefvater.

Wie kann eine Patchworkfamilie funktionieren?

Familien sind schon kompliziert genug. Es wird geliebt, gestritten und auch wieder vertragen. Das Modell Patchworkfamilie bringt aber noch viel mehr Komplexität mit sich. Eine der häufigsten Probleme ist hierbei die neue 50:50 Aufteilung der Eltern.

Haben meine Kinder die neue oder den neuen Partner:in lieber als mich? Wer hat das Sagen? Erlaubt die neue Partnerin alles – während ich daheim die Strenge spielen muss? Dies sind nur einige der Fragen, die viele Eltern beschäftigen.

Welche Regeln sollten aufgestellt werden?

Damit diese Ängste unbegründet blieben, sollten sich die beiden leiblichen Elternteile auf gewisse Regeln einigen. Wann gehen die Kinder ins Bett? Wie lange dürfen sie bei Freund:innen zu Besuch bleiben?

Kinder spielen das sonst gerne aus und versuchen sich gewissen Vorteile zu verschaffen. "Bei Papa darf ich aber viel länger aufbleiben". Sollte es in den beiden Haushalten dann doch besondere Unterschiede geben, ist es wichtig diese klar zu kommunizieren: Hier gelten andere Regeln.

Damit Feiertage ohne Streit verlaufen, ist es wichtig früh genug die Planung anzugehen, um Konflikte zu vermeiden. Es kann jedes Jahr neu abgewechselt werden oder aber eine feste Verteilung der Feiertage festgelegt werden.

Nach der Trennung: Wie akzeptiert das Kind die Stieffamilie leichter?

Kinder brauchen ein stabiles Netz von Beziehungen, das sie in ihrer Persönlichkeitsfindung unterstützt. Sie haben sich in der neuen Familienkonstellationen zurechtzufinden, ohne dass sie selbst eine Entscheidung getroffen haben.

Kindern akzeptieren ihre neue Patchworkfamilie leichter, wenn man sie vor Loyalitätskonflikten schützt. Was das genau bedeutet? Die leibliche Mutter beispielsweise sollte keine abwertenden Urteile über die neuen Elternteile äußern. Im Gegenzug darf natürlich auch nicht die leibliche Mutter oder der leibliche Vater schlecht gemacht werden. Konflikte müssen in jedem Falle unter den Erwachsenen gelöst oder zumindest angegangen werden – und sie nicht über die Kinder austragen.

Für Kinder sind Trennungen der Eltern niemals leicht und man muss daher sehr sensibel mit ihnen umgehen. Oft glauben sie, selbst an der Trennung der Eltern schuld zu sein. Diese Schuldgefühle werden in einer Patchworkfamilie dann nicht selten auf den neuen Partner übertragen.

Ebenso wichtig ist es zu vermitteln, dass die neue Bonus-Mama oder der neue Bonus-Papa kein Mutter- oder Vaterersatz darstellt, sondern vielmehr eine weitere Bezugsperson, die sich ebenfalls für das Kind und seine Wünsche interessiert und am Leben teilhaben möchte.

Rechte & Pflichten einer Patchworkfamilie

Sätze wie "Du hast mir gar nichts zu sagen" oder "Du bist nicht meine Mama" kommen vielen Elternteile sicherlich bekannt vor. Doch welche Rechte hat die neuen Bonus-Eltern? Auch wenn kein Verwandtschaftsverhältnis besteht, tagen sie natürlich eine gewisse Mitverantwortung und sind rechtlich dazu verpflichtet die Kinder vor Gefahren zu schützen. Wer tatenlos zusieht, nur weil es sich nicht um die eigenen Kinder handelt, macht sich strafbar.

Kinderbücher können dabei helfen verschiedene Familienkonstellationen aufzuzeigen

Jedes Alter bringt unterschiedliche Herausforderungen mit sich. Um besonders kleinere Kinder auf die neu Lebenssituation vorzubereiten, gibt es Kinderbücher, die auf einfühlsame Weise die vielfältigen Möglichkeiten des Zusammenlebens als Familie näherbringen.

Hier zwei Tipps aus der Redaktion:

  • 1. Das alles ist Familie

    Das alles ist Familie: Bilderbuch, Familienkonstellationen, Diversität und Vielfalt, für Kinder ab 4 Jahre:

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  • 2. Alles Familie!

    Alles Familie!: Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen Verwandten:

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Auch Kinder, die in einer Regenbogenfamilie aufwachsen, sollten ihre eigene Familiensituation nicht als ungewöhnliches betrachten. Eltern sollten hier schon früh aufzeigen, dass Vielfalt etwas Wunderbares ist und mit den Kindern offen über verschiedene Famlienkonstellationen sprechen.

Lasst euch also Zeit. Man muss sich von den Idealvorstellungen lösen und sich vor allem nicht zu sehr unter Druck setzen, die perfekte neue Familie zu sein. Vielleicht entsteht eine innige Beziehung zu den Kindern des Partners, vielleicht aber auch einfach nur ein wohlwollendes Nebeneinander. Das reicht doch eigentlich auch schon.

*Dieser Beitrag enthält Werbung in Form von Affiliate-Links.

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