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Alleinerziehend, Patchwork, kinderlos: Was macht eine Familie aus? [Überblick]

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Schriftzug "We are Family" mit der Zeichnung eines Kindes, die Strichmännchen stellen eine Familie dar.

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Patchworkfamilie, Regenbogenfamilie, Pflegefamilie oder doch "klassisch" verheiratet? Alles über die verschiedenen Modelle und wie du Probleme in einer dysfunktionalen Familie am besten angehst.

Familie: Was zeichnet sie aus?

Familie wird laut Duden so definiert: "Aus einem Elternpaar oder einem Elternteil und mindestens einem Kind bestehende [Lebens]gemeinschaft." Einige Definitionen von Soziolog:innen bezeichnen das Zusammenleben im selben Haushalt als wesentliches Merkmal einer Familie. Diese wird oft als "Kernfamilie" bezeichnet.

2021 lebten in Österreich insgesamt 2.468.000 Familien, darunter 1.757.000 Ehepaare, 441.000 Lebensgemeinschaften sowie rund 224.000 alleinerziehende Mütter und 46.000 alleinerziehende Väter.

Grundsätzlich beruht Familie auf Verwandtschaftsbeziehungen, das heißt, auch Großeltern, Onkeln, Tanten, Cousinen gehören dazu. Wenn mindestens Großeltern, Eltern und Kinder in einem Haushalt zusammenleben, spricht man von einer Mehrgenerationenfamilie oder Großfamilie. Gerade juristisch gesehen ist es meistens von Bedeutung, ob eine Person ein:e Angehörige:r einer anderen Person ist. Das ist vor allem, wenn es ums Erben geht, relevant.

Familie: Die verschiedenen Modelle

Eine Familie im "klassischen" Sinn ist wohl "Vater Mutter Kind" – die Eltern sind verheiratet. Jedoch ist das heutzutage keinesfalls mehr das einzige Familienmodell, in dem man leben kann und das gesellschaftlich anerkannt ist. Viel wichtiger als Ehe oder Blutsverwandtschaft ist sowieso, dass sich Personen, die gemeinsam wohnen bzw. ihr Leben miteinander verbringen, als Familie identifizieren und füreinander da sind.

Patchworkfamilie

Weil es heute kein Problem (mehr) ist, sich scheiden zu lassen oder Kinder von unterschiedlichen Partner:innen zu haben, ist das Modell der Patchworkfamilie ein weit verbreitetes. Scheidungskind zu sein muss nicht zwangsläufig etwas Negatives bedeuten – schließlich können auch Stiefeltern oder Halb- bzw. Stiefgeschwister eine Bereicherung sein und das, was man selbst als Familie versteht, ganz einfach erweitern.

Auch nichteheliche Lebensgemeinschaften oder Familien mit Pflegekindern werden manchmal als Patchworkfamilien bezeichnet.

Pflegefamilie

"Neben der Adoption gibt es auch die Möglichkeit, ein Kind für bestimmte oder unbestimmte Zeit in Pflege zu nehmen. Meist handelt es sich dabei um Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen, die nicht in ihrer eigenen Familie betreut werden können", heißt es laut dem Österreichische Bundesministerium. Wenn ein Kind vorübergehend oder dauerhaft bei (volljährigen) Personen lebt, die es zur Pflege aufgenommen haben, anstatt bei seinen Herkunftseltern, wird dieses als Pflegekind bezeichnet.

Das Aufwachsen in einer Pflegefamilie stellt meistens eine Alternative zur Erziehung in einem Kinderheim oder Jugendwohngemeinschaften dar. Im Unterschied zur Adoption behalten die leiblichen Eltern ihre Rechte und treten nur die Pflege und Erziehung des Kindes an das Jugendamt ab, welches dann die Pflegeeltern damit beauftragt. "Wenn es im Interesse des Kindes liegt, ein Eltern-Kind-Verhältnis entstanden ist oder eine Rückführung in die Herkunftsfamilie nicht mehr möglich ist, können Pflegeeltern auch das volle Sorgerecht beantragen bzw. eine Adoption anstreben", so das Österreichische Bundesministerium.

Adoption

Die Annahme eines Adoptivkindes kann durch ein Ehepaar, eine Einzelperson sowie durch eingetragene Partner:innen erfolgen, sofern diese über 25 Jahre alt sind. Anders als bei Pflegeeltern tritt der Adoptivelternteil an die Stelle des leiblichen Elternteils.

Ob Personen, die ein Kind adoptieren möchten, dafür geeignet sind, wird in Österreich von der Jugendabteilung der jeweiligen Bezirkshauptmannschaft, dem Magistrat und in Wien vom Amt für Jugend und Familie geprüft.

Aufgrund des großen Interesses an Adoptionen müssen Bewerber:innen mit einer Wartezeit von 2 bis 3 Jahren rechnen. Generell haben Personen mit leiblichen Kindern sowie Einzelpersonen eine geringere Chance auf ein Adoptivkind als ein (noch) kinderloses Paar.

Regenbogenfamilie

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Alleinerziehend

Alleinerziehende ziehen ohne die Hilfe einer anderen erwachsenen Personen ein Kind groß. Hierbei handelt es sich um Mütter oder Väter, die entweder ledig, verwitwet oder getrennt bzw. geschieden sind. Dieses Familienmodell wird auch als Ein-Eltern-Familie bezeichnet.

Das Kind hat nur eine unmittelbare Bezugsperson, nämlich jenen Elternteil, mit dem es im selben Haushalt lebt. Sofern der andere Elternteil noch lebt und eine Beziehung zueinander besteht, kann es Besuchskontakte geben.

Laut Statista leben in Österreich fast 5 Mal so viele alleinerziehende Mütter wie Väter.

Kinderlos

In Österreich ist etwa jedes 7. Paar ungewollt kinderlos. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich, jedoch liegen sie zu etwa 15% bei der Frau, zu 30% bei beiden Partnern und sogar zu 55% beim Mann. Eine gestörte Spermienproduktion oder schlechte Spermienqualität sind häufige Gründe.

"Gewollte Kinderlosigkeit ist schwer zu messen, da der Kinderwunsch im Lebenslauf nicht stabil ist und sich die Frage nach dem Zeitpunkt der Messung stellt", sagt Christiane Rille-Pfeiffer vom Österreichischen Institut für Familienforschung gegenüber der Presse. Junge Menschen streben die Kinderlosigkeit nicht bewusst an. "Jene, die definitiv keine Kinder wollen und das schon sehr früh wissen, sind in der Minderheit."

Statistisch gesehen bleiben gut ausgebildete Frauen, die in Städten wohnen und sich keiner Religion zugehörig fühlen am häufigsten kinderlos. Frauen nennen als Hauptgrund, warum sie sich gegen das Kinderkriegen entscheiden, allgemeine Zukunftssorgen sowie die Angst, dass sie Kind und Karriere nicht unter einen Hut bekommen könnten. Männer hingegen haben diese Gedanken seltener, ihnen fehle oft die "richtige" Partnerin. Dass sie ihren bisherigen Lebensstil womöglich nicht aufrechterhalten können, ist für beide ein Grund, der sie davon abhält, Kinder zu bekommen.

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Trend zu später Mutterschaft

Andreas Obruca, Präsident der österreichischen IVF-Gesellschaft (medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft, die sich unter anderem mit unerfülltem Kinderwunsch beschäftigt), warnte davor, dass das Thema Fruchtbarkeit bei manchen zu spät in den Fokus rücke. Ab Mitte 30 sinkt die Chance auf eine Schwangerschaft. Mit Mitte 40 beträgt diese Chance nur mehr zwischen 10% und 15%.

"Die Leute schieben die Fertilität so lange hinaus, bis es nicht mehr geht", so auch Rille-Pfeiffer. Das Durchschnittsalter der Frauen, die zum ersten Mal Mutter werden, erhöht sich stetig. Aktuell sind es 29,7 Jahre. "Der Anteil der Mütter, die bei der Geburt ihres Kindes unter 20 Jahre alt waren, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verringert, jener der Frauen, die mit 35 Jahren oder später Mütter wurden, hat sich hingegen mehr als verdreifacht", so Statista.

Übrigens kann ganz easy ärztlich abgecheckt werden, wie es um die Fruchtbarkeit von sowohl Frauen als auch Männern steht. Eine Option, die laut Expert:innen bisher nur wenige Menschen wahrnehmen. Es ist sogar möglich, relativ genau individuell zu bestimmen, bis wann frau garantiert schwanger werden kann.

Familie im Wandel: Wie hat sie sich verändert?

Während im Mittelalter noch große Sippen üblich waren, in denen auch Polygamie keine Seltenheit war, hat sich das Familienverständnis sowie das der Ehe durch die Verbreitung des Christentums grundlegend gewandelt. Sippen schlossen sich vorrangig aus wirtschaftlichen Gründen zusammen, eheliche und nicht-eheliche Kinder waren rechtlich gleichgestellt.

Der Kirche waren andere Werte wichtig: Zugehörigkeit zum selben Glauben, Treue und Monogamie. Wirtschaftliche Gründe galten als zweitrangig, Zweckehen gab und gibt es jedoch nach wie vor, wenn auch deutlich weniger.

Schließlich bildete sich das Modell der traditionellen Familie mit dem Vater als Erhalter und Oberhaupt, der Mutter als Hausfrau und Erzieherin und eben den (ehelichen) Kindern. Dieses Modell wurde in den folgenden Jahrhunderten fortgeführt.

Zentral ist, dass der Mann die Rolle des Herrschers überhatte (er bestimmte auch über seine Frau), während Frauen die Aufgaben im Haus zugeteilt wurden – außerdem durfte sie ohne ihren Mann wenig bis keine, und schon gar keine "wichtigen", Entscheidungen treffen.

Für unverheiratete Frauen mit Kind war es besonders schlimm: Eine alleinerziehende Muttter hatte in der damaligen Gesellschaft keinen Platz. Sie wurden mit einem zügellosen Sexualleben assoziiert und hatten finanziell kaum die Möglichkeit, sich und ihr Baby zu versorgen. Oft gaben sie es deshalb zur Adoption frei, oder, wenn die Angst und der Druck zu groß wurden, setzten es sogar aus oder brachten es um.

Familie im Nationalsozialismus

Zur Zeit des Nationalsozialismus erreichte das positive Verständnis einer traditionellen Familie ihren Höhepunkt. Um dem deutschen Volk möglichst viele Nachkommen zu bescheren, sollten Frauen so früh wie möglich heiraten und viele Kinder bekommen – Familie wurde zur Ideologie, zur nationalen Pflicht. Schon die Erziehung der Mädchen und Jungs war nach dieser Ideologie ausgerichtet.

Familie ab 1950

Nach dem Krieg herrschte erst einmal Ausnahmezustand – Frauen leisteten viel Arbeit außerhalb des Hauses und waren beim Wiederaufbau ganz vorne dabei. Nachdem sich die Lage wieder einigermaßen beruhigt hatte, wurden sie wieder aus dem Arbeitsleben und zurück in den Haushalt gedrängt. Der Vater war nach wie vor berufstätig, die Mutter im Haushalt. Die zu dieser Zeit immer populärer werdenden Medien wie Fernsehen, Radio, Zeitungen und Zeitschriften verstärkten dieses Bild. Schaut man sich Werbungen aus dieser Zeit an, wird sofort klar, wer in der Gesellschaft wo seinen Platz hatte.

Familie heute

Wir tun uns bis heute schwer, dieses festgefahrene Bild einer traditionellen Familie wieder aufzubrechen. Es möglich zu machen, dass auch andere Formen gesellschaftlich anerkannt und offen gelebt werden können, hat lange gedauert und ist gerade in konservativen Kreisen noch immer nicht gern gesehen.

Zentral ist jedoch: Familie soll sein, was man selbst als Familie versteht, unabhängig davon, wie das gesellschaftliche Bild aussieht. Wer (nicht) heiraten will, kann das tun. Wer sich scheiden lassen will, soll sich scheiden lassen. Stiefmütter- oder väter sind keine Seltenheit mehr. Genauso wie Patchworkfamilien. Regenbogenfamilien. Man kann eine alleinerziehende Mutter sein, ohne – wie noch im 19. Jahrhundert – stigmatisiert zu werden oder gar als "unmoralisch" zu gelten.

Moderne vs. traditionelle Familie

Ehepaare mit Kindern stellen nach wie vor die häufigste Familienform dar, nicht-traditionelle Familienformen gewinnen jedoch immer mehr an Bedeutung. Zwischen 1985 und 2021 verringerte sich der Anteil der Ehepaare mit Kindern sehr stark, während sich der Anteil der Lebensgemeinschaften mit Kindern erhöhte. Das heißt: "Vater Mutter Kind" gibt es nach wie vor – aber es wird weniger geheiratet.

Obwohl Familie von den meisten jungen Leuten nach wie vor angestrebt wird, steht heutzutage Selbstverwirklichung, Erfolg im Job, Liebesglück und ein hoher Lebensstandard ebenso im Fokus wie Heiraten und Kinderkriegen.

Ehen müssen nicht mehr ein ganzes Leben lang dauern, weil man sich – durch eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit (bei der sich Frauen jedoch bis heute schwerer tun als Männer) – guten Gewissens trennen kann, wenn die Beziehung nicht mehr passt. Serielle Monogamie wird immer häufiger – mehrere monogame Partnerschaften, die im Laufe eines Lebens nacheinander geführt werden.

Waisenkinder und Kinderheim

Als Waisenkind bezeichnet man ein Kind, das einen oder beide Elternteil(e) verloren hat. Hier unterscheidet man dann zwischen Halbwaise und Vollwaise. Etwa 10% aller Kinder weltweit sind Vollwaisen. "In vielen Ländern gibt es keine statistischen Erhebungen zu Kindern, die ohne Eltern oder andere Betreuungspersonen aufwachsen", sagt das SOS-Kinderdorf. "Dies kann durchaus als Zeichen dafür verstanden werden, dass diese Kinder keine oder nur unzureichende Unterstützung bekommen, ihre Existenz verschleiert wird und kein ernsthafter politischer Wille besteht, sich um ihr Wohlergehen zu kümmern."

Hier setzt das SOS-Kinderdorf an: Kinder, die keine Adoptiv- oder Pflegeeltern haben, werden in Kinderheimen untergebracht. Das erste wurde Ende der 1940er Jahre in Tirol gegründet, inzwischen sind sie weltweit in 137 Ländern vertreten. Die zentrale Aufgabe: Kindern ein liebevolles Zuhause zu ermöglichen und sie in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen.

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