
Bikini Confidence beginnt im Badezimmer: Retinol, Vitamin C und Fruchtsäuren werden als die neuen Stars in der Körperpflege gehypt. Zu Recht? Expertinnen verraten die besten Pflege-Tricks.
Wer sich in seiner Haut wohlfühlt, strahlt das auch aus. Ein sanftes Peeling, eine Bodylotion mit dezentem Glow-Effekt und ein Hauch Lieblingsduft: kleine Pflegerituale, die mehr bewirken, als man denkt. Denn gepflegte Haut ist nicht nur ein Zeichen von Selfcare – sie ist ein Statement. Die Realität sieht meist anders aus: Rasierschaum und Deodorant – darauf beschränkt sich die Körperpflege-Routine vieler Menschen. Während wir uns morgens und abends sorgfältig um unser Gesicht kümmern, bleibt die Pflege der Haut unterhalb des Halses oft auf der Strecke. Dies könnte daran liegen, dass wir in der Regel nur einmal täglich duschen und unser Körper meist von Kleidung bedeckt ist. Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Diese Vernachlässigung führt jedoch leicht dazu, dass Arme, Beine, Hände, Füße, Bauch, Rücken und Po an Ebenmäßigkeit und Festigkeit einbüßen. Außerdem besteht bei allzu saloppem Umgang die Gefahr, dass die Haut an diesen Zonen sehr trocken und anfällig für Pigmentierungen wird. Sonnenschutz? Klar, der kommt fast täglich auf unser Gesicht! Hände? Füße? Hm, da sind wir weniger konsequent.
Neue Wirkstoffgeneration
Dabei ist eine gezielte Körperpflege-Routine unverzichtbar. Unsere Haut – das größte Organ – ist täglich Sonne, Umwelteinflüssen und Belastungen ausgesetzt. Eine bedarfsgerechte Versorgung schützt, stärkt die Hautbarriere und fördert die Regeneration. Moderne Körperpflege mit ergebnisorientierten Wirkstoffen wie Peptiden, Niacinamiden, Antioxidantien, Retinol und sanften Säuren ermöglicht die Ausweitung unserer Gesichtspflege-Routine auf den gesamten Körper. Zudem adressieren Körperpflegemarken gezielt spezifische Hautprobleme wie etwa Keratosis pilaris (eine Verhornungsstörung, bei der sich kleine Papeln bilden) und bieten dermatologisch erprobte Lösungen an, um die sogenannte Reibeisenhaut an Armen und Beinen zu behandeln. Bereit für den Sommer? Mit den folgenden fünf Strategien starten Sie gepflegt in die neue Saison – von Hals bis Fuß.
1. Hilfe bei trockener Haut
Schon mal Ihre Wasch-Routine überdacht? Tatsache ist: Sogar beim täglichen Hygieneprogramm werden oft Fehler gemacht, die der Haut nachhaltig schaden. Eine zu aggressive Reinigung ist einer davon, erklärt Ursula Zierhofer-Tonar, Wiener Fachärztin für Dermatologie: „Heißes Wasser und schäumende Duschgele mit Sulfaten entziehen der Haut Feuchtigkeit und schwächen ihre natürliche Schutzbarriere.“ Zudem neigen viele Menschen dazu, in Sachen Körperpflege inkonsequent vorzugehen: Im Sommer wird gecremt, im Winter oft darauf vergessen. Deshalb sollte man bereits unter der Dusche darauf achten, rückfettende, pH-hautneutrale Waschemulsionen zu verwenden. Umgekehrt ist davon abzuraten, diese auch zur Gesichtsreinigung anzuwenden, meint Claudia Oelrich, Leiterin der Medizinischen Kosmetik im Dermatologikum Hamburg. „Duschgele und Shampoos enthalten oft Inhaltsstoffe, die Unreinheiten fördern oder zu Irritationen führen können. Außerdem reizen enthaltene Duftstoffe die Gesichtshaut zusätzlich.“
2. Was braucht die Haut wirklich?
Listen to your skin! Bei der Auswahl der passenden Pflegeprodukte berücksichtigt man verschiedene Faktoren. Der Hauttyp spielt eine entscheidende Rolle – jede Haut hat individuelle Bedürfnisse. Bei dunklerer Haut ist die Dermis oft fester als bei hellerer Haut, was sie insgesamt widerstandsfähiger macht und Anti-Aging-Maßnahmen erst später erforderlich werden lässt. Ziehen Sie aber stets auch Ihren aktuellen Hautzustand sowie eventuelle Vorerkrankungen der zu behandelnden Körperregionen in Betracht! „Die Pflegebedürfnisse verschiedener Körperzonen unterscheiden sich bisweilen erheblich voneinander“, erklärt Oelrich. „Die Haut am Dekolleté etwa erscheint oft empfindlich und dünn. Als eine der sogenannten Sonnenterrassen benötigt sie Pflege mit viel Feuchtigkeit sowie Seren mit Vitamin C und Niacinamiden. Ein hoher Lichtschutzfaktor ist ebenfalls essenziell.“
Im Gegensatz dazu sind Arme und Beine meist weniger empfindlich. Hier genügen in der Regel Sonnenschutz und eine leichte Feuchtigkeitspflege, so Expertin Oelrich. Regelmäßige Peelings können zudem helfen, raue Stellen zu glätten und eingewachsene Haare zu vermeiden. Für den Bauch empfiehlt sie eine gute Feuchtigkeitspflege, um die Elastizität der Haut zu unterstützen, die durch Schwangerschaft oder Gewichtsschwankungen beansprucht wird. Aufgrund der Verteilung der Talgdrüsen und der Talgproduktion ist die Haut am Rücken oft fettiger, was „Bacne“ (Rücken-Akne) begünstigt. Auch am Po treten Unreinheiten vermehrt auf. „In diesem Fall ist spezielle Reinigung wichtig, ergänzt durch leichte Emulsionen mit antientzündlicher und keratolytischer Wirkung, etwa mithilfe von AHA, PHA und Salicylsäure“, rät Expertin Oelrich.
3. Routine etablieren: Regelmäßigkeit ist wichtig
Um sichtbare Ergebnisse zu erzielen, benötigt eine gute Pflegeroutine Zeit und Beständigkeit. Eine tägliche oder wöchentliche Anwendung ist weitaus effektiver als sporadische Pflegerituale. Sonnenschutzprodukte mit Lichtschutzfaktor 30 oder höher für das Gesicht und alle unbedeckten Körperpartien sind Pflicht. Ursula Zierhofer-Tonar empfiehlt eine milde, seifenfreie Reinigung für den Körper, beispielsweise mit Duschölen oder sanften Waschlotionen. Um die Haut optimal auf die Aufnahme nachfolgender Wirkstoffe vorzubereiten, sollte man abgestorbene Hautzellen einmal pro Woche mit einem Peeling entfernen. „Chemische Peelings mit Fruchtsäuren sind hierfür besonders geeignet“, erklärt die Dermatologin. Nach dem Peeling folgt die Hydratation durch feuchtigkeitsspendende Körperseren oder -lotionen. Nährende Pflege mit einem Körperöl sorgt abschließend dafür, dass die Haut geschmeidig bleibt.
4. Wirkstoffe schrittweise steigern
Wichtig bei der Körperpflege: Tasten Sie sich langsam an Produkte mit hochwirksamen Inhaltsstoffen heran. Besonders bei exfolierenden und aktivierenden Substanzen wie Retinol und Fruchtsäuren lautet die Devise: Vorsichtig beginnen und die Anwendung schrittweise steigern! „Je nach Konzentration der Wirkstoffe empfehle ich zunächst zwei bis drei Anwendungen pro Woche. Bei guter Verträglichkeit kann die Häufigkeit und Dosierung erhöht werden“, erklärt Claudia Oelrich. Beide Expertinnen betonen, dass viele der neuen „Hightech-Wirkstoffe“ für die Körperhaut erhebliche Vorteile bieten – vorausgesetzt, sie werden in der richtigen Dosis und bedarfsgerecht eingesetzt. Bei Pigmentverschiebungen an Armen und Beinen etwa hilft eine Kombination aus Fruchtsäuren und aufhellendem Vitamin C. Niacinamid, ein Vitamin B3Derivat, und Ceramide reduzieren Rötungen und Unebenheiten, während Hyaluronsäure und Glycerin intensive Feuchtigkeit spenden. „Retinol ist ein bewährter Wirkstoff zur Hautverjüngung, da er die Kollagenproduktion stimuliert“, fügt Zierhofer-Tonar hinzu. Von Kollagen in Pflegeprodukten hält die Dermatologin wenig, da es nicht tief genug in die Haut eindringt. Stattdessen empfiehlt sie Peptide als bessere Alternative zur Stimulierung der körpereigenen Kollagenproduktion.
5. Skin Cycling für den Körper
Ein innovativer Ansatz ist das Übertragen des „Skin-Cycling-Prinzips“ auf die Körperpflege. Sie gehen also in der Anwendung aktiver Wirkstoffe zyklisch vor – drei bis vier aufeinanderfolgende Abendroutinen werden regelmäßig wiederholt. Auf den Körper angewandt bedeutet das: „Am ersten Tag machen Sie ein Peeling mit Fruchtsäuren, am zweiten Tag folgt intensive Feuchtigkeitspflege mit Niacinamid oder Hyaluronsäure, und an den darauffolgenden Tagen wird regenerative Pflege mit Ceramiden und Peptiden eingesetzt“, instruiert Ursula Zierhofer-Tonar. Wer es gut verträgt, kann am zweiten Tag auch eine Körpercreme mit Retinol anwenden. Die Ärztin betont jedoch, dass nicht jede Haut von jedem Wirkstoff profitiert. Eine Kombination aus Reinigung, Peeling und Feuchtigkeitspflege bildet aber in jedem Fall die Grundlage einer erfolgversprechenden Routine. Claudia Oelrich hält Inhaltsstoffe wie Retinol, Fruchtsäuren und Vitamin C nicht für „zwingend notwendig“, sieht in ihnen aber eine „wertvolle Ergänzung“, um Hautalterung vorzubeugen, Akne zu reduzieren oder Pigmentflecken aufzuhellen.
Der Trend zu personalisierten Produkten nimmt auch in der Körperpflege weiter zu: Präbiotika und Postbiotika fördern das Gleichgewicht der Hautflora und fördern deren Regeneration. Zudem wird intensiv an biotechnologisch hergestellten Peptiden geforscht, die gezielt die Kollagenproduktion stimulieren und die Hautstruktur auf zellulärer Ebene unterstützen, erklärt Ursula Zierhofer-Tonar: „Wir wissen aus aktuellen Forschungen, dass neben genetischen Faktoren auch epigenetische Einflüsse wie Umwelt- und Lebensstilentscheidungen eine entscheidende Rolle für die Hautgesundheit spielen. Moderne Körperpflege setzt genau hier an.“ Es bleibt also spannend.




