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Nachhaltigkeit im Job - Das neue Normal?

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Gras, das durch eine Tastatur wächst

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Nachhaltigkeit ist kein Nice-to-have. Sie muss zum betriebswirtschaftlichen Imperativ werden – in allen Unternehmen. Was das für unser Daily Business bedeutet.

Wir müssen infrage stellen, was Erfolg in Zukunft bedeutet, ist Ruth Moss, Head of Sustainability bei CRIF Austria, überzeugt. „Bisher basiert er auf Wachstum, Umsatz, Marktanteil und Wettbewerb – auf Kosten von Ressourcen. Nachhaltiger Erfolg braucht andere Faktoren, an denen er gemessen wird.“ Dafür muss umweltfreundliches, soziales und faires Leadership ernsthaft in der DNA der Unternehmen verankert werden. Green Jobs und Nachhaltigkeitsstrategien müssen selbstverständlich und das neue Normal werden. Wie wir dorthin kommen? „Wenn es leichter geht und Freude bereitet. Bisher wird Umweltschutz oft mit Verzicht und Veränderungen, die wir nicht wollen, konjugiert. Wir brauchen Vorbilder, die ihn ins Positive rücken, damit klimafreundliches Handeln etwas wird, das wir alle gern machen“, so Moss.

Sie selbst hat 2022 die Initiative „Jetzt tun“ gegründet, um „die Krise nicht weiter zu ignorieren oder schönzureden, sondern an Lösungen zu arbeiten“. Eine ernsthafte Business-Strategie, die auch die Zukunft des Planeten im Blick hat, bildet das Fundament, um ins nachhaltige Wirtschaften zu kommen: „Daraus entsteht auch die Energie für die Transformation, die in allen Abteilungen mitgetragen werden muss.“ Betriebe, die ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung ernst nehmen, performen am Markt nachweislich besser. Auch eine CRIF-Analyse von weltweit 500.000 Firmen hat gezeigt, so Moss, „dass Unternehmen, die in der Nachhaltigkeit besonders gut sind, wirtschaftlich erfolgreicher sind“.

Kleine Aktionen als Startschuss für Großes

Zu den einfachsten und schnell umsetzbaren Schritten gehört der Umstieg auf erneuerbare Energien, also etwa die Nutzung von Ökostrom, weiß Jasmin Hammermayer, die als Nachhaltigkeitsberaterin Firmen aktiv am Weg zur grünen Transformation unterstützt: „Parallel dazu sind Energieeffizienzmaßnahmen und die Abfallreduzierung unerlässlich.“ Die Förderung nachhaltiger Mobilität sei ein weiterer Hebel: „Entscheidend sind hier Anreize für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder den Umstieg auf elektrische Dienstwagen. Genauso wichtig ist es, das Bewusstsein der Belegschaft für Nachhaltigkeit zu schärfen – durch gezielte Schulungen und Kampagnen, die ein gemeinsames Verständnis schaffen und zu Verhaltensänderungen im Arbeitsalltag anregen.“

Es sind grundlegende Maßnahmen, die in allen Firmen ergriffen werden sollten – unabhängig von Größe oder Branche, denn, so Hammermayer: „Nachhaltigkeit ist längst kein grünes Feigenblatt mehr, sondern hat sich zu einem betriebswirtschaftlichen Imperativ entwickelt – wer das ignoriert, verspielt seine Zukunftsfähigkeit.“

Wissen statt Meinung

„Es geht um Fortbildung, Ausbildung und Weiterbildung aller Generationen – und des Top-Managements“, unterstreicht Birgit Kraft-Kinz, Gründerin von CEOs for Future. Dazu müsse das Thema Klimaschutz aus ideologischen und parteipolitischen Debatten herausgelöst werden: „Ein wertschätzender Wissensaustausch ist essenziell – daraus habe ich viel gelernt. Mit anderen im Austausch zu sein und stärkend zu agieren, ist die große Chance für den Erfolg.“ Auch Ruth Moss sieht Bildung – die über die Schule hinausgeht und die gesamte Bevölkerung erreichen muss – als zentrales Element, um einen Turnaround zu erzeugen: „So schaffen wir Verständnis und Überzeugung. Wir müssen unseren Wissensstand über die Klimakrise und ihre Auswirkungen erweitern, um faktenbasiert informiert zu sein. Besonders gefährlich ist das Halbwissen, das uns im falschen Glauben und fehlgeleitet handeln lässt.“

Jeder Job muss die Transformation zum Schutz unserer Umwelt im Fokus haben.

Birgit Kraft-Kinz

Umdenken auf allen Ebenen ist die Devise

Dass ein Unternehmen verantwortungsvoll geführt wird, erscheint zunächst logisch, scheitert jedoch oft an der guten Absicht. Hammermayer kennt das aus ihren Beratungen nur zu gut: „Wenn der Fokus primär auf Quartalszahlen liegt und Abteilungen isoliert agieren, fehlt der übergreifende Blick für langfristige Ziele.“ Und nur wenn alle Bedürfnisse und Erwartungen berücksichtigt werden, werden auch alle dahinterstehen. Die ökologische Transformation ist kein Diktat von oben oder wird allein von einer Abteilung initiiert.

„Vielmehr geht es darum, jede einzelne Arbeitnehmerin und jeden Arbeitnehmer für die Idee zu begeistern und ihnen die Möglichkeit zu geben, gemeinsam das Unternehmen nachhaltiger zu gestalten“, fasst es Hammermayer zusammen. Die Expertin motiviert zum ressortübergreifenden Engagement: „Denken Sie nur an die Möglichkeiten: In der Produktentwicklung liegt die Chance, innovative, umweltfreundliche Produkte zu kreieren. Im Lieferantenmanagement können nachhaltige Lieferketten aufgebaut werden. Die Personalabteilung kann eine Kultur der Nachhaltigkeit im Unternehmen verankern. Und die Finanzabteilung kann grüne Projekte zum Leben erwecken. Die Selbstwirksamkeit jedes Einzelnen ist enorm. Es braucht engagierte Menschen, die in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich die Initiative ergreifen, Fragen stellen und nach umweltfreundlicheren sowie sozialeren Lösungen suchen.“

Türöffner, um neue Märkte zu erobern

Investitionen in Anpassungen wirken im ersten Schritt teuer, doch die Expertinnen sind sich einig: Es zahlt sich aus! Damit werden, sagt Kraft-Kinz, „Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz gestärkt. Jeder Job muss die nötige Transformation zum Schutz unserer Umwelt im Fokus haben.“ Hammermayer sieht das auch als „Türöffner zu neuen Märkten. Unternehmen, die sich aktiv darauf einlassen, sind keine reaktiven Opfer von Umweltauflagen, sondern aktive Gestalter ihrer eigenen Zukunft. Geschäftsmodelle, Lieferketten und Produktionsprozesse müssen auf den Prüfstand gestellt werden, diese Auseinandersetzung kann eine Schatzkarte sein, um verborgene Effizienzpotenziale zu finden, bahnbrechende Ideen und Dienstleistungen zu entwickeln und sich als zukunftsorientierte Marke im Bewusstsein der Kund:innen zu verankern.“ Es ist die Chance, einen klaren Wettbewerbsvorteil zu erzielen.

Skills, die gefragt sind

Welche Fähigkeiten werden Arbeitnehmer:innen brauchen, die eine klimabewusste Karriere anstreben? Neben der weiterhin wichtigen Spezialisierung in technischen und handwerklichen Berufen, die die grüne Infrastruktur aufbauen und betreiben, sieht Hammermayer vor allem den Bedarf an Generalist:innen mit ausgeprägtem Big-Picture-Denken: „Menschen, die systemisch denken, Brücken zwischen Disziplinen schlagen und nachhaltige Lösungen gestalten können. Es braucht ‚Brückenbauer‘, die verschiedene Wissensbereiche verknüpfen, um ganzheitliche Strategien für Nachhaltigkeit zu entwerfen und umzusetzen.“

Wenn wir diesen Weg konsequent gehen, könnte die Vision von Ruth Moss in absehbarer Zukunft Realität werden: „Eine Arbeitswelt, in der es keine Nachhaltigkeits-Abteilungen und ESG-Expert:innen mehr braucht, da nachhaltiges Wirtschaften zum Selbstverständnis und zur gelebten Realität geworden ist.“

Über die Autor:innen

Bild von Melanie Zingl

Melanie Zingl

Chefredakteurin für Gesellschaft, Karriere & Kultur

Melanie ist seit 2007 bei der Verlagsgruppe News (VGN) tätig. 2016 wurde sie Leitende Redakteurin und 2018 Stellvertretende Chefredakteurin. Seit 2024 ist Melanie Chefredakteurin bei WOMAN. Ihr erklärtes Ziel: "Make the World more WOMAN. Weil wir davon überzeugt sind, dass eine gleichberechtigte Welt eine bessere ist."

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