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Olena Selenska und Doris Schmidauer beim First Ladies & Gentlemen Summit in Wien

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Olena Selenska, First Lady der Ukraine & Doris Schmidauer, First Lady Österreich

Olena Selenska, First Lady der Ukraine & Doris Schmidauer, First Lady Österreich

©Christoph Liebentritt
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WOMAN-Chefredakteurin Melanie Zingl war beim hochkarätigen „Workshop für First Ladies and Gentlemen“ in der Wiener Hofburg vor Ort – dort, wo sich die politische Elite miteinander vernetzt und austauscht, initiiert von der ukrainischen First Lady Olena Selenska und ihrer österreichischen Amtskollegin Doris Schmidauer.

„Wir sind schon ganz aufgeregt“, kommt mir Doris Schmidauer auf der Feststiege der Hofburg entgegen. Es ist kurz vor neun Uhr. Die Sicherheitsvorkehrungen sind an diesem Tag besonders streng, denn der Anlass ist außergewöhnlich: Gemeinsam mit Olena Selenska hat Österreichs First Lady zum internationalen „Workshop für First Ladies and Gentlemen“ geladen. Die Veranstaltung ist Teil der „Summit of First Ladies and Gentlemen Global Platform“, einer 2023 gegründeten internationalen Initiative, die Amtskolleg:innen weltweit vernetzt. Sie geht aus einer Reihe von Treffen hervor, die Selenska 2021 ins Leben gerufen hat – mit dem Ziel, globale Herausforderungen gemeinsam anzugehen.

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WOMAN-Chefredakteurin Melanie Zingl mit Doris Schmidauer und Olena Selenska

Behind the scenes mit den First Ladies: WOMAN-Chefredakteurin Melanie Zingl mit Doris Schmidauer und Olena Selenska

 © Christoph Liebentritt

Doris Schmidauer: „Es gibt keinen Ort, an dem man diese Rolle lernt“

„Wir haben 2021 in einer anderen Welt begonnen – nach COVID, vor dem russischen Angriff auf die Ukraine und dem Krieg in Europa. Doch schon damals war es unser Ziel, uns zu vereinen. Denn nur gemeinsam können wir auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren“, erklärte Selenska in ihrer Eröffnungsrede. Seit dem ersten Gipfeltreffen in Kiew wurden bedeutende Initiativen gesetzt – etwa 6,4 Milliarden US-Dollar an Hilfen für die Ukraine beim zweiten Treffen, oder der globale Fokus auf psychische Gesundheit beim dritten. 2023 mündete die Arbeit in konkrete Projekte, etwa dem Aufbau medizinischer Einrichtungen weltweit. Das vierte Treffen widmete sich dem Thema Kindersicherheit und brachte ein international beachtetes Expert:innenpapier hervor, das beim UN-Gipfel präsentiert wurde. Das „Summit of First Ladies and Gentlemen“ hat sich sowohl als Initiator als auch als Plattform für gesellschaftspolitische und soziale Themen erwiesen.

Doris Schmidauer, die sich selbst lieber als „First Volunteer“ denn als First Lady bezeichnet, dazu: „Es gibt keinen Ort, an dem man lernt, wie man in dieser Rolle agiert – aber es gibt viele Erwartungen. Ziel dieses Tages ist es, voneinander zu lernen und Erfahrungen zu teilen.“

Wien wurde zum Zentrum der diplomatischen „Soft Power“

Im Rahmen des ganztätigen Workshops kamen an diesem Tag First Ladies – und ein First Gentleman – aus der ganzen Welt in Wien zusammen:

  • Armanda Begaj (Albanien)

  • Anna Hakobyan (Armenien)

  • Sirje Karis (Estland)

  • Suzanne Innes-Stubb (Finnland)

  • Lucrecia Eugenia Peinado Villanueva (Guatemala)

  • Tamara Vučić (Serbien)

  • Aleš Musar (Slowenien)

Elke Büdenbender, First Lady Deutschlands, war per Videobotschaft vertreten.

Auch Außenministerin Beate Meinl-Reisinger war zu Gast, um die Initiative zu unterstützen. Denn, so die NEOS-Politikerin: In der komplexen Welt von heute, die zunehmend von geopolitischer Instabilität und Polarisierung geprägt ist, ist die Wahrnehmung eines Landes Teil seiner strategischen Stärke. Soft Power heiße dabei nicht, weich zu sein. Es bedeute, smart zu sein. Strategisch zu agieren. Und mit gutem Beispiel voranzugehen.

Einblicke in das First Ladies & Gentlemen-Summit in Wien

„Soft Power“ als diplomatisches Gegengewicht zur globalen Spaltung

Die Bedeutung von Soft Power zog sich auch als zentrales Thema der Workshops, also der Einfluss durch Kommunikation, Bildung, Werte und Vertrauen. Selenska, die bereits zwei Tage zuvor mit ihrem Ehemann Wolodymyr Selenskyj für einen Staatsbesuch nach Wien gekommen war, weiß aus eigener Erfahrung: „Das Erste, womit wir in unserer Rolle konfrontiert werden, sind hohe Erwartungen. Von der Gesellschaft, aber auch von uns selbst. Und wenn man seinem Land einen Dienst erweisen will und soll, hat man einfach kein Recht, unsicher zu sein, vor allem in Extremsituationen. Sie können überall und jederzeit eintreten, unser Leben verändern und unsere Kraft fordern.“

Und die Staatsfrau ist überzeugt: „Wenn wir uns intensiver austauschen, können wir effizienter agieren, größeren Einfluss nehmen und mehr Chancen schaffen.“

Ziel des Programms war es deshalb, die Teilnehmer:innen in ihren diplomatischen Rollen zu stärken – mit Fokus auf strategisches Handeln, öffentlicher Diplomatie und dem Beitrag von Frauen bei Friedens- und Sicherheitsverhandlungen. Ebenso: der interkulturelle Dialog und die Fähigkeit, regionale und politische Gräben zu überwinden.

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Aus der Hofburg: WOMAN begleitet den „Summit of First Ladies and Gentlemen“ in Wien

 © Christoph Liebentritt

Worüber die First Ladys & Gentlemen untereinander sprechen …

Während des gesamten Programms wurde beleuchtet, wie eben diese Soft Power eine verbindende Kraft in einer zunehmend zerrissenen Welt sein kann. „Wenn wir uns mehr untereinander austauschen, hilft uns das, effektiver zu sein, mehr Einfluss zu nehmen und mehr Chancen zu ergreifen“, ist Olena Selenska überzeugt. Ziel des Programms: Die Fähigkeiten der First Ladies und Gentlemen im Umgang mit globalen Herausforderungen durch strategisches, informiertes Handeln zu stärken sowie praxisnahe Kompetenzen in öffentlicher Diplomatie, internationalen Beziehungen und Geschlechterrollen in der Geopolitik zu vermitteln. Ebenso bedeutend war das Bekenntnis zur Förderung interkulturellen Verständnisses und interdisziplinärer Zusammenarbeit. Denn, da waren sich alle einig: „In einer Zeit geopolitischer Unsicherheit und zunehmender Polarisierung ist die Fähigkeit, kulturelle, regionale und politische Gräben zu überbrücken, unverzichtbar.“ Das Programm legte daher großen Wert auf Dialog, Vertrauensbildung und kooperative Ansätze – „als Grundlage für langfristige Partnerschaften zwischen First Ladies und Gentlemen, die sich gemeinsamen Werten und Verantwortung verpflichtet fühlen.“

Die Workshops – die gemeinsam mit der Diplomatischen Akademie Wien erarbeitet wurden – gliederten sich in vier Schwerpunkte:

  • Die erste Session befasste sich mit öffentlicher Diplomatie und Soft Power in einem zunehmend herausfordernden internationalen Umfeld – mit Schwerpunkt auf Narrative, Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit.

  • Die zweite Session widmete sich dem internationalen Protokoll und der Frage, wie sich formelle Normen weiterentwickeln und was das für First Ladies und Gentlemen konkret bedeutet.

  • Die dritte Session nahm aktuelle geopolitische Entwicklungen in den Blick und untersuchte, wie Diplomatie unter globalem Druck effizient und relevant bleiben kann.

  • Die vierte Session legte den Fokus auf geschlechtersensible Perspektiven in der internationalen Politik. Dabei wurde die Relevanz der UN-Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“ bekräftigt.

 

Fazit: Diplomatie braucht mehr als Macht – sie braucht Haltung

Der Workshop in Wien zeigte eindrucksvoll: Soft Power ist mehr als ein geopolitisches Schlagwort – sie ist ein Werkzeug der Verständigung, Brückenbildung und gemeinsamen Verantwortung. Und sie braucht Stimmen wie jene von First Ladies und Gentlemen, die bereit sind, über Ländergrenzen hinauszugehen.

Über die Autor:innen

Bild von Melanie Zingl

Melanie Zingl

Chefredakteurin für Gesellschaft, Karriere & Kultur

Melanie ist seit 2007 bei der Verlagsgruppe News (VGN) tätig. 2016 wurde sie Leitende Redakteurin und 2018 Stellvertretende Chefredakteurin. Seit 2024 ist Melanie Chefredakteurin bei WOMAN. Ihr erklärtes Ziel: "Make the World more WOMAN. Weil wir davon überzeugt sind, dass eine gleichberechtigte Welt eine bessere ist."

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