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Mythos Cortisol Face: gibt es das wirklich?

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Aktualisiert
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4 min
Frau mit geschlossenen Augen greift sich an die Schläfe

©iStock

Haben wir viel um die Ohren, kann das unser Wohlbefinden negativ beeinflussen - und auch optisch wirken sich schlaflose Nächte und Deadlines aus. Was mit der Haut in stressigen Phasen passiert und wie wir gegensteuern.

Verantwortlich für die Stressregulation ist das Hormon Cortisol. Müssen wir viel leisten oder sind wir unter Druck, ist es dafür zuständig, uns fit und belastbar zu halten. Es steigert den Blutdruck, beschleunigt die Atemfrequenz, verbessert die Merkfähigkeit, lässt das Herz schneller pumpen und macht uns so leistungsfähiger. Haben wir über einen längeren Zeitraum aber zu viel Stress oder sind psychisch oder körperlich sehr belastet, erhöht sich der Cortisolspiegel zu stark und wir werden angespannt und unruhig, das allgemeine Wohlbefinden verringert sich und auch unser Hautbild verschlechtert sich.

Aussenwirkung

„Die Haut ist der Spiegel der Seele. Geht es uns gut, strahlen wir – und unsere Haut. Geht es uns hingegen schlecht, äußert sich das beispielsweise durch einen fahlen, trockenen Teint oder durch Unreinheiten“, erklärt die Wiener Dermatologin Dr. Kerstin Ortlechner. Dass wir Stress vom Gesicht ablesen können, hat damit zu tun, dass Cortisol die Talgproduktion anregt, was in Folge zu fettiger Haut, verstopften Poren und Pickeln führt. „Außerdem kommt der Hormonhaushalt bei einem erhöhten Spiegel ins Ungleichgewicht, und die Hautbarriere wird angegriffen, Feuchtigkeit geht verloren und Hautkrankheiten und Ekzeme verstärken sich“, weiß die Expertin. Hinzu kommt, dass wir uns in stressigen Phasen tendenziell auch weniger Zeit für die Hautpflegeroutinen nehmen und allgemein ungesünder essen sowie schlechter schlafen. Unterschieden wird übrigens zwischen akutem Stress – den wir etwa kurz vor Präsentationen haben und der sich etwas mit Rötungen bemerkbar macht – und chronischem Stress, der über mehrere Tage bestehen bleibt und die eben erwähnten Symptome mit sich bringt.

Glaubt man Stimmen auf Instagram und Co. soll sich dies auf eine ganz spezielle Art in unserem Gesicht bemerkbar machen. Beim sogenannten Cortisol Face wirkt die Haut etwa besonders aufgequollen. Ob eine solche charakteristische Einordnung aber überhaupt möglich ist, ist umstritten. Dr. Ortlechner rät zu Vorsicht: „An solche Trendbegriffe muss man sehr differenziert rangehen. Nicht bei jedem Menschen, der unter Hautproblemen leidet, ist Stress die Ursache. Wenn ich als Ärztin aber höre, dass meine Patient:innen vermehrt Stress haben, sehe ich ihnen das schon im Gesicht an.“ Was man dagegen tun kann? Grundsätzlich empfiehlt es sich, auf eine milde und reduzierte Pflege zu setzen, die unsere Haut nicht zusätzlich angreift. Man sollte aggressive Peelings vermeiden und auf beruhigende Inhaltsstoffe wie etwa Panthenol, Niacinamide und Ceramide setzen. Dazu wird oft zu entspannenden Abendroutinen geraten, die diverse Massageschritte oder Aromatherapie enthalten. Wer Lust und Zeit hat, kann solche Steps integrieren, fühlt man sich davon aber zusätzlich unter Druck gesetzt, ist es ratsam, bei einer minimalistischen Routine zu bleiben. Und: „Die Flamme kommt von innen. Ich muss also stets versuchen, das Feuer in seiner Ursache zu bekämpfen – etwa durch eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und die Aufnahme von Vitaminen. Behandle ich die Haut lediglich von außen, kaschiere ich die Symptome nur“, so die Wiener Dermatologin. Auf der To-do-Liste für heute steht also: durchatmen, etwas Gesundes kochen und ausnahmsweise früh(er) ins Bett gehen.

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