
Innovativ und effektiv die Zeichen der Hautalterung bekämpfen, Hautgesundheit von innen und außen sowie Routinen für mehr Entschleunigung – hier kommen fünf Pflegethemen, die die Beauty- Branche aktuell und zukunftsweisend beschäftigen.
Was die zweite Jahreshälfte (und auch die nächsten Saisonen) prägen wird, ist ein Pflegekonzept, das den technischen Fortschritt der Branche mit einem minimalistischen Ansatz auf Konsument:innenseite vereint. Unternehmen stellen für Neulancierungen Themen wie Longevity oder Epigenetik in den Fokus und greifen auf Ergebnisse und Learnings jahrelanger Forschung zurück. Anti-Aging wird zu Healthy-Aging, und während kurzlebige Social-Media-Trends auch in Zukunft den Markt mitbestimmen, ist es vor allem ein neues gesellschaftliches Bewusstsein für Alterungsprozesse und Hautgesundheit, welches Beauty-Brands bedienen müssen. Außerdem nähern sich Hautpflege und Wellness weiter an. „Je mehr, desto besser“ gehört der Vergangenheit an. Kund:innen setzen nicht mehr nur wahllos auf Produkte mit leistungsstarken Wirkstoffen, sondern nehmen sich bewusst Zeit für einige wenige, dafür auf ihren Hauttyp abgestimmte Inhaltsstoffe, die mit speziellen Massagetechniken beziehungsweise praktischen Tools aufgetragen werden.
1. Hypochlorsäure
„Hypochlorsäure, kurz HOCl, ist ein Molekül, das unser Körper natürlich selbst produziert, um Entzündungen zu bekämpfen und Wunden zu heilen“, weiß Vera Doppler, CEO & Chief Creative von A.N.D. Beauty. In der Hautpflege wirkt es antibakteriell und entzündungshemmend und kann von nahezu allen Hauttypen verwendet werden, sogar bei Rosazea oder Akne. „In der Anwendung ist es ideal als erfrischender Toner, nach dem Sport, unter oder über dem Make-up als Fresh-up, nach dem Waxing oder Rasieren, nach minimalinvasiven Eingriffen (zum Beispiel Microneedling), zur Desinfektion oder nach dem Sonnenbaden“, so Doppler. Aufpassen sollte man bei der Kombination mit Ascorbinsäure (Vitamin C) und Retinol, da HOCl eine leicht saure Lösung mit oxidierenden Eigenschaften ist. Es empfiehlt sich, niedrigdosiert zu beginnen und die Produkte nicht direkt übereinander zu layern. Und: „Wenn man ein sehr reaktives Serum verwendet, sollte man auf dessen pH-Wert schauen – bei pH unter 4 oder über 8 lieber Abstand halten.“
2. Antistress-Skincare
Ob Talgproduktion, Entzündungen, Hautalterung oder ein Ungleichgewicht der Hautbarriere – Stress hat einen enormen Einfluss auf unser Hautbild. „Dabei spielt nicht nur psychischer Stress eine Rolle, sondern auch äußere Faktoren wie UV-Licht und Umweltverschmutzung“, erklärt Virginie Duigou, Head of Buying Beauty bei Zalando. Was unsere Haut außerdem stressen kann, sind die falschen Produkte für unseren Hauttyp oder etwa zu hohe Mengen an aktiven Inhaltsstoffen wie Vitamin C oder Retinol. „Menschen sind zunehmend auf der Suche nach Produkten, die sowohl ihre Haut als auch ihr allgemeines Wohlbefinden unterstützen und eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem haben. Das zeigt sich auf zalando.at – hier sind die Suchanfragen nach beruhigender Hautpflege Anfang des Jahres um über 700 Prozent gestiegen“, so Duigou. Welche Inhaltsstoffe dafür besonders gefragt sind? Niacinamid, Kamille, Hyaluronsäure, Centella Asiatica und Grüntee-Extrakte, die beruhigen, die Hautbarriere stärken sowie Rötungen vermindern. Für zusätzliche Entspannung sorgen Kerzen sowie sanfte Musik, Duftöle und die Reduzierung von Bildschirmzeit vor dem Zubettgehen.
3. Mikrobiom & Biotika
Unser Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen (zum Beispiel Bakterien und Viren), die auf und in unserem Körper leben, und es ist maßgeblich an unserer Hautgesundheit beteiligt. Um das Mikrobiom im Gleichgewicht zu halten, können Prä- und Probiotika helfen. „Probiotika sind die guten, lebenden Bakterien, Präbiotika dienen als ihre Nahrung“, erklärt Dr. Marie Drago, Doktorin der Pharmazie und Gründerin der Skincare-Brand Gallinée. Prä- und Probiotika können über die Ernährung und über Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden beziehungsweise sind sie in Pflegeprodukten enthalten. Wie das funktioniert? „Präbiotische Hautpflege versorgt die lebenden Bakterien, also das Hautmikrobiom, mit Nährstoffen“, so Drago. Dadurch werden sie bei ihren Aufgaben, etwa als Schutzschicht gegen äußere Einflüsse zu wirken, gestärkt. „Um von allen Vorteilen von Prä- und Probiotika zu profitieren, ist ein Mix aus einer gesunden, ausgewogenen Ernährung, einer präbiotischen Hautpflege und (nach ärztlicher Abklärung) Nahrungsergänzungsmitteln ideal.“
4. Epigenetik
Als Teilgebiet der Biologie untersucht die Epigenetik, wie äußere Faktoren die Genaktivität beeinflussen, ohne die DNA selbst zu verändern. Also auch, wie sich Faktoren wie Umweltverschmutzung oder Ernährung auf unsere Hautalterung auswirken. Dr. Cassandra Falckenhayn, Senior Scientist Bioinformatics bei Beiersdorf, erklärt: „Unsere Zellen lesen bei ihrer täglichen Arbeit (etwa bei ihrer Erneuerung oder Reparatur) über 15.000 Gene, welche man sich wie einen individuellen Hautcode vorstellen kann. Mit dem Alter und durch äußere Einflüsse entstehen Blockaden in diesem Code, und bestimmte Gene werden dabei stillgelegt. Das führt dazu, dass die Zellen ihre Funktionen nicht mehr vollständig ausführen können. Das Gute: Studien zeigen, dass positive Einflüsse – inklusive bestimmte Kosmetikwirkstoffe – diese Gene wieder aktivieren können.“ Epigenetische Hautpflege zielt darauf ab, durch die Anwendung spezifischer Wirkstoffe die Hautgesundheit zu fördern und den Alterungsprozess zu verlangsamen.
5. PDRN & Longevity
Ursprünglich aus DNA-Fragmenten von Lachsen gewonnen, ist PDRN (Polydesoxyribonukleotid) ein Pflegewirkstoff, der mittlerweile auch pflanzlich hergestellt werden kann und zur Regeneration, Kollagenproduktion und Verbesserung der Hautelastizität und Strahlkraft eingesetzt wird. Er ist Sinnbild einer Bewegung, die ein neues Narrativ des Alterns fördert. Dr. Annie Black, internationale wissenschaftliche Direktorin von Lancôme, erklärt dazu: „Bisher beschäftigte man sich hauptsächlich mit der Korrektur von bereits sichtbaren Alterserscheinungen. Mit Wirkstoffen wie PDRN und dem Thema Longevity geht es nun darum, dem unsichtbaren Teil des Alterns, also dem, was in unseren Zellen passiert, vorzubeugen.“ Entscheidend dafür ist eine langjährige intensive Forschung. „Bereits im Jahr 1965 haben wir beispielsweise mit dem Launch von ‚Absolue‘ über Themen wie Regeneration gesprochen. Heute können wir diese Erkenntnisse dank der Langlebigkeitsforschung auch erklären beziehungsweise haben wir heute Teilantworten auf die Ursachen all dieser Mechanismen.“


