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7 Stillpositionen im Überblick

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Stillpositionen

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Von der Wiegehaltung über die Seitenlage bis zum Rückengriff: Einen Überblick über die verschiedenen Stillpositionen zu haben, kann keinesfalls schaden, denn im Alltag mit Baby ist Flexibilität oft sehr hilfreich. Mit Tipps von einer Hebamme.

Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, hatte ich diese fast schon kitschig-romantische Vorstellung, wie ich im perfekt eingerichteten Babyzimmer im eigens dafür gekauften Stillsessel mein Kleines stille ... Nun ja, diese Instagram-/Pinterest-Bubble platzte ziemlich schnell nach der Geburt.

Warum? Weil ich nie im Leben damit gerechnet habe, was für eine große Herausforderung, körperlich und seelisch, das Stillen für mich wird. In meinem "pränatalen" Kopfkino sah das Anlegen einfach und friedlich aus, Brust freimachen, Baby dockt an und trinkt. So klappte das in der Realität bei mir leider nicht – und ich wage zu behaupten, bei vielen anderen Mamas auch nicht.

Der Stillstart und auch die gesamte Stillbeziehung ist geprägt von Höhen und Tiefen, einmal könntest du vor Schmerzen weinen, einmal weißt du gar nicht, wohin mit deiner Liebe. Wichtig ist, sich immer vor Augen zu halten, dass es kein "falsch" oder "richtig" gibt – und das gilt auch für die unterschiedlichen Stillpositionen.

Wie bei so viel anderen neuen Dingen nach der Geburt, musst du dich auch erst hier mit deinem Baby herantasten, welche Positionen euch gefallen und guttun. Einen Überblick über die verschiedenen Stillpositionen zu haben, kann aber keinesfalls schaden, denn im Alltag mit Kleinkind ist Flexibilität oft sehr hilfreich.

Vorbereitungen auf das Stillen

Egal für welche Stillposition(en) du dich entscheidest, folgende Punkte können beim Stillen generell hilfreich sein – auch wenn im (Baby)Alltag nicht immer alle umsetzbar sind:

  • Stillen dauert, schaue (wenn möglich), dass du Dinge, wie Getränke, Snacks, Handy, Fernbedienung, Zeitschrift, was auch immer, griffbereit sind. Tipp: Ein Gang auf die Toilette im Vorfeld kann auch von Vorteil sein.

  • Unabhängig von der Stillposition beachte, dass dein Baby bequem und stabil liegt.

  • Das gilt auch für dich: Nimm eine entspannte Haltung ein.

  • Überprüfe, ob dein Kind deine Brustwarze gut fasst und saugt.

  • Hole dir bei Problemen, wie z. B. wunde Brustwarzen, Milchstau, etc. Hilfe bei deiner Hebamme oder Stillberaterin.

Es gibt kein Geheimrezept, wie Stillen funktioniert, jedes Baby entwickelt mit seiner Mama im Laufe der Zeit seine eigene Stillbeziehung, aber grob zusammengefasst legst du dein Baby so oft an, wie es möchte. Biete ihm bei jeder Milchmahlzeit beide Brüste für jeweils ca. 15 bis 20 Minuten an und beginne mit der Brust, an der es beim letzten Mal getrunken hat. So wird die Milchbildung gleichmäßig angeregt.

Ob dein Baby richtig saugt, kannst du hören, sehen und spüren. Der Mund umschließt die gesamte Brustwarze (inklusive Vorhof), die Spannung in der Brust lässt nach und du hörst das Schlucken des Babys. Schaue auch auf die Hände deines Kleinen: Ein sattes Baby entspannt seine Hände.

Die meisten Fragen drehen sich tatsächlich ums Stillen.

Christina RuthoferHebamme

Die freiberufliche Hebamme Christina Ruthofer (hebammetiniruthofer.at) aus Wien hat mir verraten, welche Fragen ihr am häufigsten von Müttern gestellt werden und siehe da, es ist das Stillen. "Die meisten Fragen drehen sich tatsächlich ums Stillen. Diese Thematik zu behandeln, ist eigentlich meine Hauptaufgabe bei meinen Wochenbettbesuchen. Hier tauchen die meisten kleinen Problemchen und Fragen auf, welche wir aber dann gemeinsam meist gut lösen können. Wichtig ist, dass man sich wirklich eine Hebamme für diese Zeit sucht, die einen in allen Themen kompetent beraten kann."

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Hebamme Christina Ruthofer: Zu ihren Schwerpunkten zählen u. a. Betreuung von Mehrlingen & Risiko-Schwangerschaften, Betreuung vor und nach Kaiserschnitt sowie Still- und Flaschen-Beratung.

© Daniela Massinger

Stillpositionen & Stilltechniken

Neben Geduld, Ruhe, Zeit und viel Hautkontakt sind oftmaliges Anlegen sowie die passende Stillposition wichtige "Grundbausteine" für das Stillen. Aber welche Stilltechniken gibt es jetzt denn?

Oft findet das erste Anlegen in (modifizierter) Wiegehaltung statt. Das fällt den meisten Mamas und auch den Babys am leichtesten.

Christina RuthoferHebamme

"Es gibt eine ganze Bandbreite von verschiedenen Stillpositionen. Die beliebtesten sind vermutlich die Folgenden: Wiegehaltung und modifizierte Wiegehaltung, Seitenlage, Rückengriff beziehungsweise Rugby-Griff", so Hebamme Christina Ruthofer. Sie begleitet Frauen durch ihre Schwangerschaft und Geburt, ist als Nachsorge-Hebamme tätig und bietet in ihrer Hebammenordination in Meidling unter anderem auch private Geburtsvorbereitungskurse an. "Besonders die Seitenlage würde ich hier aber hervorheben, denn sie ermöglicht den Mamas das Stillen im Liegen, was in den ersten Wochen nach der anstrengenden Geburt einfach unheimlich erleichternd ist."

Wiegehaltung

Die Wiegehaltung (Wiegegriff) zählt zu den "klassischen" Stillpositionen, die aber einfacher aussieht, als sie ist. Daher solltest du mit deinem Baby schon ein bisschen Übung haben. Für Neugeborene eignet sich besser die etwas abgewandelte Wiegehaltung, die weiter unten beschrieben ist.

Wie funktioniert die Wiegehaltung?

Im Wiegegriff liegt der Kopf des Babys in deiner Armbeuge, der restliche Körper quer vor deinem Bauch. Halte das Baby in Höhe der Brust, damit dein Rücken entlastet ist.

Für diese Stillposition ist ein Stillkissen oder eine andere Polsterung von Vorteil, damit du es bequem hast. Das ist auch ein kleiner Nachteil, denn im stressigen Babyalltag ist nicht immer die Zeit, die optimale Polsterung vor dem Stillen vorzubereiten.

Für wen ist die Wiegehaltung geeignet?

Bei der Wiegehaltung kannst du den Kopf des Babys nicht führen und das kann vor allem in der Anfangszeit noch notwendig sein. Babys, die noch nicht genug Kraft in ihrer Nackenmuskulatur haben (z. B. Frühchen) und die Brust nicht richtig fassen können, brauchen Unterstützung.

Nach einem Kaiserschnitt kann der Wiegegriff unangenehm sein, da das Kind auf die (frische) Narbe drücken kann.

Wenn ihr beim Stillen eingespielter seid, ist diese Stillposition aber sehr praktisch, da dann auch eventuell das Stillkissen als Hilfe wegfällt – so ist die Wiegehaltung ideal, wenn du unterwegs bist.

Modifizierte Wiegehaltung

Die modifizierte Wiegehaltung (Kreuzgriff, Kreuz-Wiegehaltung) ist eine abgewandelte Form der Wiegehaltung. Diese Stillposition empfiehlt die Wahlhebamme für Mütter und Säuglinge in der Anfangszeit: "Oft findet das erste Anlegen in (modifizierter) Wiegehaltung statt. Das fällt den meisten Mamas und auch den Babys am leichtesten."

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Wie funktioniert die modifizierte Wiegehaltung?

Das Baby liegt nicht wie bei der Wiegehaltung in deiner Armbeuge, sondern wird durch deinen Arm und deine Hand am Kopf und Rücken stabilisiert. Mit deiner freien Hand stützt du die Brust. Auch hier kannst du dir ein Stillkissen zu Hilfe nehmen.

Mit dieser Stillposition fällt es Babys, die Schwierigkeiten beim Anlegen und Finden der Brust haben, leichter die Brustwarze zu erfassen. Und du kannst es dabei auch mit deiner freien Hand unterstützen.

Für wen ist modifizierte Wiegehaltung geeignet?

Für eine frische Kaiserschnittnarbe kann die modifizierte Wiegehaltung unangenehm sein.Wenn das Kind die Brust gut gefasst hat (und ihr generell ein bisschen geübter seid), kannst du auch in die Wiegehaltung wechseln.

Seitenlage

Nach der modifizierten Wiegehaltung solltest du das Stillen im Liegen in Seitenlage dein "Repertoire" aufnehmen: "Eine der nächsten Position sollte dann unbedingt die Seitenlage sein, damit die Frauen nachts entlastet sind und selbst mehr zur Ruhe kommen können", so Christina Ruthofer.

Wie funktioniert die Seitenlage?

Bauch an Bauch und nah zum Körper gezogen wird das Baby beim Stillen im Liegen gefüttert. Sein Gesicht zeigt zur Brust und du kannst seinen Kopf oder Rücken mit deiner Hand stützen. Hinweis: Lehne dich beim Stillen nicht nach vorne. Nimm dir einen Polster als Kopfstütze, damit es für dich bequem ist.

Die Seitenlage ermöglicht den Mamas das Stillen im Liegen, was in den ersten Wochen nach der anstrengenden Geburt einfach unheimlich erleichternd ist.

Christina RuthoferHebamme

Für wen ist die Seitenlage geeignet?

Für die (kräftezehrenden) Nächte, wenn du erschöpft bist, eignet sich die Seitenlage sowie für Mütter, die einen Kaiserschnitt hatten – diese Stillposition erfordert aber auch ein bisschen Übung. Weniger praktisch ist das Stillen im Liegen, wenn du unterwegs bist.

Du kannst auch die umgedrehte Seitenlage ausprobieren. Lege dich wie bei der Seitenlage bequem hin und positioniere das Baby so, dass seine Füße zu deinem Kopf zeigen. Hinweis: Es soll nicht auf seinem Rücken liegen, sondern auch seitlich, so wie du.

Rückengriff

Der Rückengriff (Rückenhaltung, Seitenhaltung) ist auch Football-Griff oder Rugby-Griff bekannt, da das Baby wie eben ein Football unter den Arm "geklemmt" wird.

Wie funktioniert der Rückengriff?

Beim Stillen in Rückenhaltung sitzt du aufrecht und dein Baby liegt seitlich nach hinten. Sein Kopf, den du mit deiner Hand stützt, ist zur Brust gerichtet. Der Rücken des Kindes liegt auf deinem Unterarm, so als hättest du einen Ball eingeklemmt.

Für wen ist der Rückengriff geeignet?

Diese Stillposition ist zum Stillen von Frühchen, Zwillingen (doppelter Rückengriff), aber auch für Frauen nach einem Kaiserschnitt geeignet. Sollte sich beispielsweise ein Milchstau in Richtung der Achselhöhle gebildet haben, empfiehlt Hebamme Christina Ruthofer den Rückengriff als Stillposition, denn generell gilt: Dort, wo das Kinn des Babys liegt, wird die Brust besonders gut entleert.

Ihr Hebammen-Tipp gegen einen Milchstau: "Weiters hilft es, das betroffene Areal vor dem Stillen zu wärmen und zu massieren. Danach sollte es mit Topfen gekühlt werden. Das Wichtigste ist aber auf alle Fälle, dass weiter gestillt wird – auch auf der betroffenen Seite."

Zurückgelehnte Rückenlage

Das zurückgelehnte Stillen in halbsitzender Position wird als besonders intuitiv bezeichnet. Warum? Diese Stellung oder sogar die volle Rückenlage ist meist die erste Position, die Mütter nach der Geburt ausprobieren, wenn ihnen das Neugeborene auf die Brust gelegt wird. In diesem Moment findet oft das Phänomen "Breast Crawl" statt. Das Baby "arbeitet" sich ohne Hilfe instinktiv zur Brustwarze vor, um daran zu saugen.

Wie funktioniert die angelehnte Rückenlage?

Dein Oberkörper ist hierbei leicht aufgerichtet (z. B. mit Pölstern) und dein Baby liegt mit seinem Bauch auf deinem, ungefähr in Höhe deiner Brust, damit es die Brustwarze gut fassen kann. Alternativ kannst du auch den Kreuzgriff oder die Wiegehaltung machen.

Für wen ist die angelehnte Rückenlage geeignet?

Bei Anlegeschwierigkeiten, Brustverweigerung oder Milchüberschuss kann diese Stillposition hilfreich sein. Idealerweise habt ihr viel Hautkontakt und die zurückgelehnte Haltung bietet dem Baby eine große Oberfläche zum Festhalten, um seine angeborenen Such- und Andockreflexe zu erproben.

Hoppe-Reiter-Sitz

In dieser Stillposition wird dein Baby aufrechter Stellung gefüttert und eignet sich eher für schon ältere Stillkinder. Der Hoppe-Reiter-Sitz bietet sich für Babys an, die beim Trinken viel Luft schlucken oder Probleme mit dem Reflux haben.

Wie funktioniert der Hoppe-Reiter-Sitz?

Setze dich aufrecht hin und lehne dich an. Tipp: Nimm einen Polster für deinen Rücken, damit du bequem sitzt. Setze dein Baby, mit Blick zu dir, auf deinen Oberschenkel oder Schoß. Seine Beine hängen dabei nach unten. Stütze es mit deiner Hand oder deinem Unterarm an seinem Kopf, Po oder Rücken. Hinweis: Nimm deinen linken Arm, wenn es an der linken Brust trinkt und den rechten Arm, wenn es an der rechten Brust trinkt.

Für wen ist der Hoppe-Reiter-Sitz geeignet?

Für Babys mit Bauchweh, Drei-Monats-Koliken oder verstopfter Nase ist der Hoppe-Reiter-Sitz besonders geeignet. Auch wenn du einen Milchstau im unteren Brustbereich oder einen starken Milchspendereflex hast, bietet sich diese Stillposition an. Allerdings ist diese Haltung eher für Babys, die schon aufrecht sitzen können.

Vierfüßlerstand

Diese Stillposition wirkt auf den ersten Blick akrobatisch und ist nicht für den "alltäglichen Gebrauch" gedacht, aber der Vierfüßlerstand kann bei einem Milchstau sehr hilfreich sein. Vor allem, wenn die Anstauung an einer Stelle in der Brust ist, die nicht vom Kinn des Babys während des Stillens "bearbeitet" werden kann.

Wie funktioniert der Vierfüßlerstand?

Dein Baby liegt auf dem Rücken, du kniest im Vierfüßlerstand über ihm und lässt deine Brustwarze in seinen Mund hängen. Du kannst diese Position auch abwandeln, indem du das Baby beispielsweise mit dem Kopf zu dir schauend auf den Wickeltisch legst und du ihm stehend, leicht vorgebeugt, an deiner Brust trinken lässt.

Für wen ist der Vierfüßlerstand geeignet?

Für Mütter kann diese Stillhaltung kurzfristig hilfreich sein, wenn sie zum Beispiel aufgrund einer Mastitis oder eines Milchstaus ohne unangenehmen Druck des Kindes auf der Brust diese entleeren wollen. Außerdem können mit dem Vierfüßlerstand auch Milchstaus an "kniffligen" Stellen gelöst werden. Wichtig: Hole dir bei einer Mastitis und einem Milchstau Hilfe bei deiner Hebamme oder Stillberaterin.

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