Logo

Wie wichtig das finanzielle Mindset ist

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
8 min
Illustration Vermögen
  1. home
  2. Elevate
  3. Finanzen

Wie wir über Geld denken, beeinflusst unser Spar- und Anlageverhalten, das wir wiederum direkt an die nächste Generation vererben. Was können wir tun, um einen positiven Zugang zu unseren Finanzen aufzubauen, und welche Glaubenssätze sind gefährlich? Wir haben nachgefragt.

"Wir waren eine Unternehmerfamilie. Wenn wir über Geld sprachen, dann, weil wir keines hatten. Mein Großvater ging in Konkurs, ich habe erlebt, wie mein Kinderzimmer versteigert wurde", erzählt Isabel Poier-Kisling. Sie ist mit einer komplizierten Beziehung zu Geld aufgewachsen. Später lernte sie vor allem, wie man es ausgibt. Denn Geld verderbe den Charakter. All diese Dinge hatte die 41-jährige Juristin verinnerlicht, bis sie mit 30 realisierte: Sie hat keine Ersparnisse und gibt ihr Gehalt zur Gänze aus. Ihr wurde bewusst: Wenn sie so weitermacht, landet sie in der Altersarmut.

Also lernte sie im letzten Jahrzehnt alles, was es über Finanzen zu wissen gibt, um selbstbestimmt ihr Vermögen zu verwalten. Heute unterstützt Poier-Kisling Frauen dabei, ihr Mindset rund um Geld zu verändern, und zeigt, wie man es an der Börse für sich arbeiten lassen kann. "Wir lernen schon als Kinder, dass in Filmen die reichen Menschen immer die Bösen sind. Auch Sätze wie ‚Geld macht nicht glücklich‘ glaubt man irgendwann", weiß sie. Deshalb würden viele Personen unterbewusst gar kein Vermögen aufbauen wollen.

Blurred image background
Finanzexpertin Moneyness Isabel Poier-Kisling

Isabel Poier-Kisling: Ihr Programm Moneyness hat ihre Einstellung zu Geld massiv geändert und hilft heute Frauen dabei, besser mit Geld umzugehen.

 © Privat

Aber warum fällt es manchen so schwer, anzulegen oder zu investieren? Das habe viel mit diesen Glaubenssätzen zu tun, so Isabel Poier-Kisling. "Ich habe letztens mit meinen Kindern ‚Küss den Frosch‘ von Disney geschaut. Da gibt es ein Lied: ‚Geld allein macht nicht froh, Geld allein macht nicht frei‘. Wir haben gelernt, dass Geld zu haben etwas Schlechtes ist. Und wer sich damit beschäftigt, ist kein guter Mensch." Auch deshalb haben viele Frauen Scheu davor, die eigenen Finanzen in die Hand zu nehmen. Nina von Gayl ist Kuratorin des Erste Financial Life Parks und sieht diese Einstellung als großes Problem: "Wir müssen verstehen, dass alles in unserem Leben mit Geld zu tun hat. Sogar wenn wir nur auf einer Parkbank sitzen, hat diese Parkbank irgendjemand bezahlt." Deshalb müssen wir uns damit auseinandersetzen, wie die Finanzwelt funktioniert und wir vorausschauend gut leben können.

Blurred image background
Kuratorin des Erste Financial Life Park Nina von Gayl

Nina von Gayl: Ist Kuratorin des Erste Financial Life Park und hat sich der Finanzbildung von Kindern, Jugendlichen und Frauen verschrieben.

 © Privat

Dabei ist Sparen das wichtigste Tool. Doch gerade das hat einen sehr schlechten Ruf, meint Isabel Poier-Kisling: "Solange man das Gefühl hat, dabei auf etwas verzichten zu müssen, wird es als unangenehm empfunden." Dabei ist der Fakt, genug Geld zu verdienen, um etwas zur Seite legen zu können, ein Luxus. Nina von Gayl findet, wir sollten Sparen mehr sehen wie früher: "Kinder fiebern Weihnachten entgegen, weil dann einer ihrer Wünsche in Erfüllung geht. Diese Vorfreude haben wir Erwachsene verlernt. Dabei könnten wir uns genauso darüber freuen, wenn wir auf einen Traum gespart haben", erklärt sie. Isabel Poier-Kisling empfiehlt, diese Sparziele ganz klar zu definieren: "Je genauer ich weiß, worauf ich spare, umso leichter fällt es mir. Deshalb: Augen schließen und sich vorstellen, wie sich der Mauritius-Urlaub unter den Palmen anfühlt oder wie ich in der Pension regelmäßig mit Freundinnen ins Theater gehe."

Als sie zu sparen begann, rechnete Isabel Poier-Kisling zusammen, wie viele Fixkosten sie monatlich bezahlen darf. Die Betonung liegt auf DARF: "Es ist ein Privileg, Rechnungen bezahlen zu können. So muss man das sehen, dann tut es auch nicht weh." Danach richtete sie einen Dauerauftrag auf Börsen-Portfolio ein. Poier-Kisling hat mehrere Sparkonten: Einerseits den Notgroschen. Dieser soll drei bis sechs Monatsgehälter umfassen und jederzeit verfügbar sein. Auf einem zweiten Konto wird ein Fixbetrag per Dauerauftrag gebucht, der angelegt wird: "Ich rette dieses Geld vor mir. Viele Menschen geben so viel Geld aus, wie sie zur Verfügung haben."

Sätze wie ‚Geld macht nicht glücklich‘ glaubt man irgendwann.

Isabel Poier-KislingFinanzexpertin Moneyness

Finanzbildung

Je mehr man sich als Elternteil mit Anlageformen beschäftigt, umso mehr wissen später auch die eigenen Kinder darüber. Denn finanzielle Bildung wird vererbt. Isabel Poier-Kisling erklärt: "In der Sozialpsychologie geht man davon aus, dass Kinder in den ersten sieben Jahren lernen, wie ihre Umgebung über Geld denkt, und das übernehmen." Für Eltern ist es eine einfache Lüge, den Wunsch nach dem Schokoriegel im Supermarkt mit einem "Können wir uns nicht leisten“ abzufertigen. Genau das solle man aber nicht machen, so Nina von Gayl: "Es ist besser, transparent zu sein und zu erklären: ‚Ich möchte das nicht kaufen, und das ist der Grund dafür.‘" Die Begründung kann sein, dass das Kind bereits genug Süßes hatte oder die Eltern sparen wollen, damit man später einen Urlaub machen kann.

"Es ist wichtig, dass Kinder verstehen, wie Geld funktioniert. Dass ihr Kinderzimmer, der Urlaub oder der volle Kühlschrank etwas kostet", so Nina von Gayl. Dabei solle auch klar vermittelt werden: Das ist ein Erwachsenenthema. Aber mit ihrem Taschengeld können Kinder üben, wie viel Dinge kosten, die sie haben wollen. Sparen kann für Kinder aufregend sein, findet Nina von Gayl: "Wenn man gemeinsam das Geld zählt und etwa sagt: ,Wow, schau, das hast du ganz allein geschafft. Nur noch zwei Wochen, dann kannst du dieses oder jenes kaufen‘, dann lernt das Kind: Ich habe die Macht, mir mit meinen Ersparnissen Wünsche zu erfüllen."

Auch wenn es finanziell in der Familie schwierig ist, sollte das ganz klar mit den Kindern besprochen werden. Dabei sollten die Eltern positiv bleiben und den Kindern versichern, dass es die Aufgabe der Erwachsenen ist, dieses Problem zu lösen. Wollen die Kinder unbedingt etwas haben, kann man ihnen einen Zeitrahmen aufzeigen, innerhalb dessen es sich verwirklichen lässt. So kann die Vorfreude überwiegen. Isabel Poier-Kisling weiß aus Erfahrung: "Gerade wenn man als Kind mit dem Satz aufwächst, dass etwas zu teuer ist, schürt das ein Mangelgefühl. Das kann als Erwachsene dazu führen, dass man nichts zurücklegt, nicht spart und sich alles sofort gönnen möchte." Gerade deshalb sei es wichtig, positiv über Geld zu sprechen.

Finanzwissen

Über die Autor:innen

Logo
-20% auf das WOMAN-Abo

Hol' dir WOMAN im Jahresabo und spare -20%

Ähnliche Artikel