
Bei jedem dritten Paar sind die Finanzen ein Streitthema. Klüger ist es deshalb, früh und offen miteinander darüber zu sprechen. Aber: Wie gleicht man Gehaltsunterschiede aus? Und wie findet man eine Lösung, die für beide funktioniert? Wir haben nachgefragt.
Wo wollen wir leben? Möchten wir Kinder? Sollen wir mieten oder kaufen? Jede dieser großen Beziehungsfragen ist an Entscheidungen in Bezug auf Geld gekoppelt. Man kommt als Paar nicht drum herum, immer wieder offen über das Einkommen, die Aufteilung der Finanzen, Wünsche und Vorstellungen zu sprechen. Sonja Brandtmayer, Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen, weiß: "Jede Entscheidung hat meist langfristige Auswirkungen auf den Lebensplan und setzt in vielen Fällen voraus, dass beide Partner berufstätig sind und ein eigenes Einkommen haben." Mit einem aktuellen Gender-Pay-Gap von 16,9 Prozent sind es häufig die Frauen, die weniger verdienen. Ob dieser Unterschied in Beziehungen ausgeglichen wird, müssen Paare besprechen und entscheiden – je früher, desto besser.
Offenes Gespräch
"Es gibt das Sprichwort: Strenge Rechnung, gute Freunde. So ähnlich ist es auch in einer Beziehung. Jedes vorzeitige Gespräch über Geld beugt Konflikten vor und sollte geführt werden, bevor das Thema belastet und solange die Beziehung an einem guten Punkt ist. Dann geht man ohne Ärger im Hintergrund und mit Wohlwollen in den Diskurs rein", meint Doris Langner, Stellvertretende Leiterin der Abteilung für Finanzbildung und Kultur der Oesterreichischen Nationalbank. Initiiert wird das Gespräch über Geld heute oft von Frauen. Denn gerade jene Person, die weniger verdient und größere finanzielle Belastungen hat, ist auch die Leidtragende, wenn diese Themen nicht geklärt werden. Sonja Brandtmayer empfiehlt, auch frühzeitig über die Altersvorsorge zu sprechen: "Mein ganz persönlicher Tipp an dieser Stelle lautet: Weil wir nie wissen können, wie sich unser Leben entwickelt, sollten Sie sich selbst rechtzeitig um Ihre finanzielle Vorsorge für das Alter kümmern. Verlassen Sie sich dabei nicht auf den Partner oder die Partnerin."
Teilzeitlösung
Die große Frage ist in vielen Partnerschaften, wie man als Couple Ausgaben teilt oder Einkommensunterschiede ausgleicht. Je ähnlicher das Gehalt innerhalb der Beziehung ist, desto weniger ist ein Ausgleich notwendig. Häufig entscheiden sich die Partner:innen dann für eine einfache Lösung, bei der sie die Kosten halbieren oder ein gemeinsames Zusatzkonto haben, auf das gleich viel eingezahlt wird. Davon werden Haushaltskosten übernommen. Ist aber eine Person – häufig die Frau –wegen der Kinder in Teilzeit, sollten Paare eine andere Lösung finden. In Österreich arbeiten 50,7 Prozent der Frauen mit Kindern bis 15 Jahren in Teilzeit. Im Vergleich dazu sind es nur 7,9 Prozent der Männer.
Teilungsfrage
Doris Langner erklärt: "Kinder sind eine wunderschöne Bereicherung fürs Leben, aber sie sind auch ein Kostenpunkt und ein Grund dafür, dass man häufig zumindest einen Teil des Haushaltseinkommens verliert. Man sollte daher vor der Geburt darüber sprechen, wie man das ausgleichen kann und wie die Kosten für den Nachwuchs aufgeteilt werden." In diesem Zusammenhang haben sich zwei Varianten mit drei Konten – einem gemeinsamen und jeweils zwei persönlichen – bewährt. Eine Option ist, dass beide Elternteile einen prozentuellen Satz ihres Einkommens auf das dritte Konto für gemeinsame Ausgaben überweisen. Davon werden alle Kosten bezahlt, die die Familie betreffen.
Jedes Gespräch über Geld beugt Konflikten vor und sollte geführt werden, bevor das Thema belastet.
Altersvorsorge
Wenn die Frau mehr Zeit für die Kindererziehung aufbringt und deshalb nur Teilzeit arbeitet, hat das langfristige Konsequenzen für ihre künftige Pension. Auch hier gibt es Möglichkeiten, um das auszugleichen: Einerseits kann bei der Pensionsversicherungsanstalt Pensionssplitting beantragt werden. Das bedeutet, dass ein Teil der angesammelten Pensionszeiten des Mannes auf das Konto der Frau übertragen wird. Welcher Prozentsatz das sein soll, entscheidet das Paar selbst. Bleibt das Paar zusammen, gibt es im Haushaltseinkommen im Alter durch Pensionssplitting keine Verluste, das Geld wurde nur umgeschichtet. Kommt es aber zu einer Trennung, sind die Kinderbetreuungszeiten der Mutter zumindest zum Teil ausgeglichen. Alleinlebende Frauen haben ein 25-prozentiges Risiko, von Altersarmut betroffen zu sein. Aktuell arbeitet die Regierung daran, diese Teilung zu automatisieren. Eine zweite Idee wäre, dass der Partner Geld für die Frau anspart beziehungsweise zur Seite legt. Doris Langner: "Gerade in Zeiten, in denen das Familieneinkommen durch die Teilzeitarbeit schon niedriger ist, ist diese Variante für viele Paare finanziell schwierig. Prinzipiell ist es eine sinnvolle Möglichkeit."
Eine One-size-fits-all-Empfehlung für Paare gibt es nicht. Was am besten funktioniert und sich fair anfühlt, sollte individuell besprochen werden. Hierbei empfiehlt es sich, den oder die Partner:in nicht plötzlich mit einem Gespräch zu überfallen, sondern ähnlich wie im beruflichen Kontext um einen Termin zu bitten. Dazu gibt man im Vorfeld klare Infos, worüber man gern sprechen würde. Die Person, die das Gespräch initiiert, hat schon länger darüber nachgedacht, die andere wird vielleicht erstmalig mit dem Thema konfrontiert. So haben beide Partner:innen die Möglichkeit, sich zu informieren, sich Gedanken zu machen und Vorschläge zu bringen, anstatt überrumpelt zu werden.
Mögliche Varianten
Wenn es um die Aufteilung der Finanzen geht, gibt es nicht die eine Antwort. Ein paar Möglichkeiten:
Getrennte Konten: Klare Rechnung, gute Freunde. Diese Variante bevorzugen vor allem Paare, die ähnlich viel verdienen, keine Kinder haben und die gemeinsamen Kosten einfach halbieren. Entweder werden Ausgaben geteilt (eine:r zahlt Lebensmittel, eine:r die Wohnung) oder alle Rechnungen im Nachhinein geteilt. Helfen können Apps wie "Splitwise".
Haushaltskonto: Hilfreich für die Aufteilung ist ein Haushaltskonto. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie viel darauf eingezahlt wird. Verdienen zwei Menschen ähnlich viel, kann es derselbe Betrag sein. Für Paare mit Kindern bewähren sich andere Varianten:
Prozentrechnung: Haben Paare signifikante Unterschiede in ihrem Verdienst, kann eine Möglichkeit sein, Ausgaben prozentuell aufzuteilen. Zum Beispiel wird vereinbart, dass jede Person 50 Prozent ihres Einkommens aufs Haushaltskonto überweist – die Beträge unterscheiden sich dann, der Anteil, der einem zur Verfügung bleibt, ist derselbe.
Fixbetrag: Gerade bei Paaren, bei denen eine Person wegen der Kinder in Teilzeit arbeitet, kann es Sinn machen, einen Fixbetrag zu vereinbaren. Beispielsweise behält sich jede:r Partner:in 500 Euro auf dem persönlichen Konto, was darüber hinaus geht, wird auf das Gemeinschaftskonto übertragen. Die Beträge sind unterschiedlich, der/die Vollzeitarbeitende überweist mehr, und die Care Arbeit wird ausgeglichen.








