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An die Spitze, fertig, los!

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7 min
Frau mit Blazer und Krawatte

©Stocksy

Entscheiden wirklich die ersten 100 Tage über Erfolg oder Misserfolg in einer neuen Führungsposition? Sechs Managerinnen, die vor Kurzem aufgestiegen sind, geben uns ehrliche Insights.

Wem kann ich vertrauen? Welche Entscheidungen müssen sofort getroffen werden, was kann warten? Wen hole ich in mein Team? Mit einem neuen Karriereschritt gehen für Führungskräfte viele Fragen einher. Dabei lautet die These: Die ersten 100 Tage entscheiden darüber, wie der oder die Neue wahrgenommen wird. Kommunikationsexpertin Christiane Wolff rät in ihrem Buch „Der 5-Schritte-Plan zur individuellen Karrieregestaltung“ (Gabal Verlag, € 33,90), den Blick zur Vorbereitung erst einmal nach innen zu richten: „Wer seine Werte kennt, hat eine stabile innere Orientierung auch in schwierigen Zeiten.“ Aus über 20 Jahren Beratung weiß sie: „Gerade in Führungspositionen, in denen häufig schnelle Entscheidungen unter Druck getroffen werden müssen, bietet dieser persönliche Kompass Sicherheit und Klarheit.“ Und was sagen jene, die gerade einen neuen Job angenommen haben? Sechs Chefinnen erzählen uns, wie ihnen der Start in ihrer neuen Rolle gelungen ist. Plus: Was in dieser Phase wirklich zählt – klare Prioritäten, bewusste Entscheidungen, starker Teamspirit und der Blick nach vorn statt zurück.

FangFang Li: Seit 244 Tagen CEO bei Ikea Österreich

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FangFang Li: Seit 244 Tagen CEO bei Ikea Österreich

„Auf persönlicher Ebene war mein erster Schritt, meinen Mann und meinen Sohn mit ins Boot zu holen – beiden die Stadt Wien näherzubringen und den Umzug für uns als Bereicherung zu gestalten“, erzählt Li, die zuletzt bei Ikea in Italien tätig war. „Aus beruflicher Sicht habe ich mich intensiv und langfristig auf meine Rolle als CEO vorbereitet. Aber auch wenn ich gezielt darauf hingearbeitet hatte, habe ich mich beim Start daran erinnert, bescheiden, neugierig und offen zu bleiben – und nicht zu schnell zu urteilen. Das war ein wichtiger Teil meiner mentalen Vorbereitung.“ Dabei sei es ihr vor allem darum gegangen, die richtige Kultur aufzubauen und Talente zu fördern: „Besonders im operativen Bereich ist es mir wichtig, Verantwortung zu übertragen und Entscheidungen im Team zu ermöglichen.“ Ihre wichtigste Fähigkeit als Führungskraft: Aktives Zuhören –„wirklich zu verstehen, bevor ich handle. Und: Ehrlich zugeben, wenn ich etwas nicht weiß. Das schafft Transparenz und Vertrauen.“

Natascha Kantauer-Gansch: Seit 60 Tagen Vorständin und CCO Consumer bei A1

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Natascha Kantauer-Gansch: Seit 60 Tagen Vorständin und CCO Consumer bei A1

 © A1 / Renee Del Missier

Bevor sie ihre Position als Vorständin und CCO bei A1 antrat, lautete die wichtigste Frage für Natascha Kantauer-Gansch: „Wofür möchte ich in dieser neuen Rolle stehen, und welche Differenzierung möchte ich mit meinem Team für unsere Kund:innen schaffen?“ Darüber hinaus ging es ihr darum, den Mitarbeiter:innen Orientierung zu geben und „zu beantworten: Was bleibt gleich, was wird anders? Das geht nur durch transparente Kommunikation.“ Bereits vor ihrem Start sei sie im Sommer mit einem kleinen Team in die Planung gegangen, „dadurch hatte ich die Möglichkeit, mir viele Gedanken zur Strategie und zu neuen Schwerpunkten zu machen“. Die ersten zwei Monate danach seien von vielen Entscheidungen geprägt gewesen. „In dieser Zeit habe ich meine Zwischenziele sehr klar für mich definiert und diese am Anfang und Ende jeder Woche reflektiert.“ Ihr Ratschlag für Transformationsprozesse: „Mehr Mut, weniger Perfektionismus.“

Valerie Brugger: Seit 213 Tagen Werbeleiterin bei Wiener Städtische

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Valerie Brugger: Seit 213 Tagen Werbeleiterin bei Wiener Städtische

 © Marlene Fröhlich

Valerie Brugger schreckte nicht vor unkonventionellen Maßnahmen zurück, um ihr 13-köpfiges Team auf die Neuausrichtung vorzubereiten: „Wir haben mit einem Event gestartet – inklusive Speed-Dating, bei dem sich alle intensiv austauschen konnten. Zusätzlich haben wir weitere Abteilungen eingeladen, mit denen wir viele Schnittstellen haben.“ Dieser Schritt und der Vertrauensvorschuss, den Brugger ihren Mitarbeiter:innen entgegenbrachte, habe sich gelohnt: „Schon nach wenigen Monaten spüren wir, wie sehr uns diese Kultur der Offenheit und des Miteinanders stärkt.“ Im Gegenzug erwarte die Werbeleiterin der Wiener Städtischen „Full Ownership“ für eigene Aufgaben. Die wichtigste Lehre aus ihrer Startphase: „Mutig Chancen zu ergreifen. Gerade wir Frauen zweifeln oft, ob der Zeitpunkt passt – meine Erfahrung zeigt mir: Man wächst in jede Aufgabe hinein, wenn man neugierig und offen bleibt.“ Schließlich entstehe Selbstbewusstsein nur dort, wo man vertraute Grenzen überschreitet: „Ich habe gelernt, stärker zu priorisieren – und loszulassen.“

Anca Eisner-Schwarz: Seit 213 Tagen Geschäftsführerin bei CRIF Österreich

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Anca Eisner-Schwarz: Seit 213 Tagen Geschäftsführerin bei CRIF Österreich

 © CRIF

Veränderung nicht nur zu begleiten, sondern sie aktiv mitzugestalten – darum ging es Anca Eisner-Schwarz bei Antritt ihrer neuen Position. Ihr Leitsatz dabei: „Business über Ego – Entscheidungen müssen dem Unternehmen und dem Kunden dienen, nicht der eigenen Positionierung.“ Durch ihre langjährige Erfahrung bei CRIF, zuletzt bereits in der Geschäftsleitung, waren ihr die Strukturen, Menschen und Prozesse innerhalb der Organisation bekannt. In den ersten zwei Monaten als CEO ging es für Eisner-Schwarz darum, zu priorisieren. „Entscheidungen habe ich zügig getroffen, aber nie im Alleingang: Der Dialog mit dem Team war zentral, um tragfähige Lösungen zu entwickeln.“ Für ihre Mitarbeiter:innen habe sie eine klare Vision formuliert und gleichzeitig einen Rahmen geschaffen, der Eigenverantwortung ermöglicht. Eisner-Schwarz weiß: „Geduld ist essenziell – gerade in der Anfangsphase, in der viele Erwartungen aufeinandertreffen. Was hilft, ist die Fähigkeit, mit Druck umzugehen, flexibel zu bleiben und Rückschläge einzuordnen.“

Ellen Staudenmayer: Seit 395 Tagen Managing Direktorin bei McDonald's Österreich

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Ellen Staudenmayer: Seit 395 Tagen Managing Direktorin bei McDonald's Österreich

 © McDonalds Österreich/Christina Häusler

„Der erste Schritt ist immer Zuhören“, ist Ellen Staudenmayer überzeugt, die zuvor als Vice President Operations bei McDonald’s Deutschland tätig war. „Gerade in einem neuen Land ist es entscheidend, erst mal die Menschen und die Themen wirklich zu verstehen.“ Um ihren Fokus innerhalb der ersten Monate auf das Wesentliche zu richten, stellte sich Staudenmayer bei Entscheidungen die Frage: Hilft das nur als Pflaster für den Moment oder bringt es uns strukturell weiter? Sie betont: Jeder Start ist ein Lernprozess. „Mir hat geholfen, bewusst zu reflektieren: Was haben wir erreicht, was lerne ich gerade, was lernt die Organisation? Es geht nicht nur darum, Ideen zu haben, sondern sie auch in Bewegung zu setzen.“ Ihr wichtigster Input für neue Führungskräfte: sichtbar sein, Nahbarkeit zeigen und vorleben, wovon man spricht. Denn: „Menschen vertrauen nicht einer Position, sondern einer Person.“

Mirela Toljan Jakomin: Seit 183 Tagen General Managerin von Coca-Cola HBC Österreich

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Mirela Toljan Jakomin: Seit 183 Tagen General Managerin von Coca-Cola HBC Österreich

 © Martin Steiger

Seit über 20 Jahren ist Mirela Toljan Jakomin bei Coca-Cola HBC tätig, mit 1. Mai 2025 hat sie die Position als General Managerin für Österreich übernommen. „Diese Vielfalt an Erfahrungen hat mir entscheidend geholfen, mich auf meine Rolle vorzubereiten.“ Eine ihrer ersten und wichtigsten Entscheidungen: die Zusammenstellung eines Teams, „das mit echter Motivation zusammenarbeitet. Von Beginn an habe ich betont, dass ‚We over I‘ einer unserer zentralen Werte ist – und unser gemeinsamer Erfolg genau darauf aufbaut.“ Am Anfang ihrer Karriere hätte sie sich selbst gerne mit auf den Weg gegeben, dass „Erfolg nicht über Nacht entsteht, sondern durch stetiges Lernen, Zusammenarbeit und das Übernehmen von Verantwortung – auch in Zeiten der Unsicherheit.“ Dazu gehöre in einer Führungsposition auch, in die Weiterentwicklung anderer zu investieren. „So entsteht Glaubwürdigkeit, und das ist die Basis für Vertrauen.“

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