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Abtreibung: Auswirkungen eines künstlichen Schwangerschaftsabbruch

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Abtreibung

Abtreibung: Auswirkungen eines künstlichen Schwangerschaftsabbruch

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Der Schwangerschaftstest ist positiv - ungewollt schwanger. Abtreibung oder Kind behalten? Diese Entscheidung ist nie ein leichte. Umso wichtiger ist es, dass offen über Schwangerschaftsabbrüche gesprochen wird. Auch Promis teilen ihre Erfahrungen damit. Alles zu Ablauf, Kosten, Entscheidungshilfe und Beratungsstellen.

Unter Abtreibung (Abruptio Graviditatis) wird der gezielte und vorzeitige Abbruch einer Schwangerschaft verstanden. Hierbei wird die Leibesfrucht entfernt - Embryo oder Fötus überleben den Eingriff in der Regel nicht. Vor der oft schwierigen Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch stellen sich viele medizinische, aber auch rechtliche Fragen: Wie funktioniert eine Abtreibung? Bis wann kann man in Österreich legal abtreiben? Wie viel kostet eine Abtreibung?

Bereits in den 70ern haben Frauenrechtsbewegungen für Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper gekämpft - in vielen Ländern ist der Abbruch immer noch verboten oder nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Einige Promis reden mittlerweile offen darüber und versuchen so dem Schweigen und der Fremdbestimmtheit über Frauen ein Ende zu setzen.

Wichtig: Hier findest du innerhalb Österreichs Anlaufstellen für ungewollt Schwangere. Du möchtest dich zum Thema Sexualität, Familie und Schwangerschaft beraten lassen? Familienberatungsstellen, Frauenberatungsstellen und Zentren für Frauengesundheit helfen dir weiter. Im "Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbrüche" in Wien gibt es ebenfalls ausführliche Informationen zu Verhütung und Schwangerschaft.

Schwangerschaften werden oft positiv assoziiert, sind aber nicht immer gewollt

Nicht für jede Frau sind erste Schwangerschaftsanzeichen und ein positiver Schwangerschaftstest willkommene Nachrichten! Die Entscheidung, ein Kind auszutragen, sollte aber immer bei der Frau selbst liegen. Obwohl wenig darüber gesprochen wird, sind Schwangerschaftsabbrüche gar nicht so selten. Die genaue Zahl ist in Österreich nicht bekannt, da sie nicht statistisch erfasst wird. Schätzungen zufolge werden aber jedes Jahr etwa 30.000 bis 40.000 Abtreibungen vorgenommen.

Die Entscheidung für eine Abtreibung statt einer Geburt ist selten eine leichte. Neben medizinischen Faktoren sind dabei auch persönliche und rechtliche Fragestellungen wichtig. Über die Thematik wird gesellschaftlich und politisch teilweise heftig diskutiert, denn hier steht die Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmtheit der Frau dem Schutz des ungeborenen Kindes gegenüber.

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Was sieht das Rechtssystem in Österreich bei einer Abtreibung vor?

Bei uns gilt bezüglich eines Schwangerschaftsabbruchs die sogenannte Fristenlösung. Laut dieser ist eine ärztlich durchgeführte Abtreibung grundsätzlich innerhalb der ersten drei Monate nach Beginn der Schwangerschaft (16 Wochen nach dem 1. Tag der letzten Regelblutung) nach einer vorhergehenden Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin straffrei möglich. Die Frau muss sich jedoch nicht erklären oder eine Begründung angeben. Es ist ausschließlich ihre Entscheidung. In folgenden Fällen darf ein Schwangerschaftsabbruch auch nach diesem Zeitraum durchgeführt werden:

  • Wenn die seelische oder körperliche Gesundheit oder das Leben der Schwangeren in ernsthafter Gefahr ist.

  • Bei Gefahr einer schweren geistigen oder körperlichen Behinderung des Kindes.

  • Wenn die Frau unmündig ist, beziehungsweise bei Beginn der Schwangerschaft das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte. Ab dem 14. Geburtstag - und damit unter 18 Jahren -können Jugendliche die Einwilligung für einen Schwangerschaftsabbruch selbst erteilen.

Medizinisches Personal ist nicht verpflichtet, eine Abtreibung durchzuführen oder daran mitzuwirken. Ausnahme ist, wenn ein:e Schwangere:r - auch Männer können schwanger werden - nur so aus einer unmittelbar drohenden Lebensgefahr gerettet werden kann. Abtreibungen kosten in Österreich ungefähr 355€.

➠ In folgendem Artikel erfährst du mehr über die rechtliche Lage zwischen Ehepartner:innen: Ist eine heimliche Abtreibung ein Scheidungsgrund?

Wie funktioniert ein Schwangerschaftsabbruch?

Es gibt zwei Methoden der Abtreibung, die ärztlich durchgeführt werden können: Man kann die Schwangerschaft mithilfe chirurgischen oder medikamentösen Methoden beenden. Wir erklären dir, wo der Unterschied liegt.

Abtreibung per Operation

Zuerst wird der Muttermund etwas geweitet, dann wird der Embryo abgesaugt. Das Ganze dauert nur wenige Minuten und erfolgt meist unter einer kurzen Narkose. Der medizinische Eingriff kann aber auch ambulant ohne Betäubung durchgeführt werden. Einige Frauen verspüren danach leichte Schmerzen, weil sich die Gebärmutter zusammenzieht. Komplikationen wie beispielsweise eine Verletzung der Gebärmutter sind sehr selten.

Früher versuchten Schwangere oft, sich das Kind mit einem Kleiderbügel zu entfernen. Dies ist sehr gefährlich und sollte keinesfalls nachgemacht werden. Leider greifen dennoch viele Personen zum Draht, da Abtreibung nicht überall legal ist.

Abtreibung mit Medikamenten

Hier nimmt die Schwangere in einer Arztpraxis oder Klinik eine Arznei - bspw. eine Abtreibungspille - ein, die das Schwangerschaftshormon Gestagen ausschaltet. Ungefähr zwei Tage später folgt eine zweite Tablette mit einem Wirkstoff, durch den sich die Gebärmutter zusammenzieht. Dies kann wie bei einer starken Regelblutung wehtun. Nach der Einnahme bleiben Patient:innen für etwa drei Stunden bei der Ärzt:in. In diesem Zeitraum kommt es dann zu einer Blutung, mit welcher der Embryo ausgestoßen wird.

Welche Folgen kann eine Abtreibung mit sich bringen?

Nach einer Operation ist ein bis zwei Tage lang mit leichten bis mittelschweren Schmerzen und Blutungen zu rechnen, wobei die meisten Frauen in dieser Zeit mit wenigen Schmerztabletten zurechtkommen. Beim medikamentösen Abbruch hält die Blutung für gewöhnlich einen halben bis ganzen Tag lang an, danach ist mit Schmierblutungen zu rechnen.

Der Körper erholt sich üblicherweise sehr schnell. Ein Krankenstand ist daher nicht notwendig. Für die meisten Frauen ist der Abbruch nicht belastender als die normale Regelblutung. Nach 14 Tagen darf man bereits wieder schwimmen, Tampons benutzen und Sex haben. Im Normalfall findet dann auch noch eine Nachuntersuchung statt.

Kann es Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit geben?

Nein, für gewöhnlich bleiben keine Spuren oder Schädigungen zurück, wenn der Eingriff ordentlich medizinisch durchgeführt wurde. Das Risiko besteht dennoch, da es auch immer auf Zustand, Kompetenz etc. ankommt. Auch Langzeitfolgen sind eher untypisch.

Hinterlässt eine Abtreibung sichtbare Spuren am Körper?

Ein:e Frauenärzt:in kann deinem Körper auch nicht ansehen, ob du jemals abgetrieben hast oder nicht. Selbst wenn es zu einer seltenen Verletzung der Gebärmutter kommt oder sich diese im Zuge des Eingriffs entzündet, lässt sich das später nicht einem Schwangerschaftsabbruch zuordnen.

Welche Rolle spielen Reue und Erleichterung?

Die meisten Frauen fühlen sich danach erleichtert. Die Situation ist aber für jede Frau sehr unterschiedlich und sicher nicht immer leicht! Im Juli 2015 wurde eine amerikanische Studie veröffentlicht, die besagt, dass ein überwiegender Teil der Frauen ihre Abtreibung auch nach drei Jahren nicht bereut. Entgegen vieler Abtreibungsgegner:innen, die von schweren Depressionen oder Reue sprechen, waren 95 Prozent der Frauen mit ihrer Entscheidung zufrieden. Damals befragten Forschende der University of California 667 Frauen auf ihre Befindlichkeit nach einer Abtreibung. 53 Prozent der Frauen gaben allerdings an, die Entscheidung sei ihnen "schwer" bis "sehr schwer" gefallen.

95 Prozent der Frauen bereuen Abtreibungen nicht - auf dieses Ergebnis kam eine weitere Studie der University of California, welche die Reaktionen von Frauen auf ihre Abtreibung untersuchte. Diesmal befragten sie die Frauen nach fünf Jahren zu ihrer Einstellung gegenüber ihrer Abtreibung. Eine Studie, die im Journal "Social Science & Medicine erschien.

Mittels der Befragung konnte die Annahme widerlegt werden, dass Frauen den Eingriff nach Jahren bereuen würden. Wie die Frauen berichten, ließen sowohl ihre positiven als auch negativen Gefühle bezüglich des Schwangerschaftsabbruchs nach. 84 Prozent hatten nach fünf Jahren positive Gefühle im Hinblick auf ihre Abtreibung oder gar keine. Die, die über negative Gefühle berichteten, konnten im Laufe des ersten Jahres nach dem Abbruch über eine Minderung dieser Gefühle berichten.

"Selbst wenn sie anfänglich Schwierigkeiten hatten, eine Entscheidung zu treffen, oder wenn sie der Meinung waren, dass ihr Umfeld eine Abtreibung nicht befürworten würde, zeigen unsere Untersuchungen, dass die überwiegende Mehrheit der Frauen weiterhin der Meinung ist, dass dies die richtige Entscheidung war", so Corinne Rocca, Erstautorin der Studie. Übrigens erklärten etwa 70 Prozent der Befragten, dass sie von ihrem sozialen Umfeld stigmatisiert werden würden, wenn es von der Abtreibung erfahren würde.

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"Insgesamt kann man davon ausgehen, dass Frauen ihre Entscheidung nicht bereuen", so Julia Steinberg von der University of Maryland, die einen Begleitkommentar zur Studie verfasst hat: "Diese Ergebnisse widerlegen eindeutig Behauptungen, dass es wahrscheinlich ist, dass Frauen einen Schwangerschaftsabbruch bedauern." Zu Bedenken gibt allerdings die Annahme, dass viele Frauen bei der Befragung teilnehmen, die bezüglich ihrer Entscheidung keine Reue empfinden, als solche, die noch heute damit zu kämpfen haben.

Stars, die öffentlich über ihre Abtreibungen sprechen

Abtreibungen können ein ein traumatisches Erlebnis sein und sind leider noch immer ein Tabuthema. Nicht zuletzt deswegen, weil viele die Erfahrung machen mussten, für ihre Entscheidung verurteilt zu werden. Und das obwohl es für die betroffenen Frauen ohnehin schon schwer genug ist, diesen Weg zu gehen.

Um die Stigmatisierung zu brechen, kann es hilfreich sein, wenn Prominente offen über ihre Erfahrungen sprechen und zeigen, wie sie mit den Herausforderungen des Lebens umgehen. Neben Hollywood-Größen wie Whoopi Goldberg äußerte sich auch Rapperin Nicki Minaj über ihre Abtreibung. Auch deutsche Stars wie Nina Hagen gehen offen mit dem Thema um.

Chrissy Teigen: Ihre Abtreibung bewahrte sie vor dem Tod

Heute hat das berühmte Model drei Kinder - und ein Sternenkind, welches nie das Licht der Welt erblicken durfte. Obwohl es unüblich ist, das Baby nach dem dritten Monat abtreiben zu lassen, wurde Chrissy Teigen im dritten Trimester keine andere Wahl gelassen: Hätte sie sich gegen einen Schwangerschaftsabbruch entschieden, wären sowohl sie selbst als auch ihr Sohn Jack verstorben.

2020 teilt Chrissy intime und private Einblicke aus dem Krankenhaus, die sie weinend auf dem Bett zeigen und Momente nach der Abtreibung darstellen. Drei Jahre später kommt Regenbogenbaby Esti zur Welt - übersetzt bedeutet dies "Stern" und ist eine schöne Erinnerung an den kleinen Jack.

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Katja Krasavice: Sie hätte ihrem Kind nicht gerecht werden können

Die deutsche Musikerin ist eigentlich als ziemliches Boss Babe bekannt, zeigte sich 2018 allerdings sehr verwundbar im Fernsehen: Während der sechsten Staffel "Promi Big Brother" war Katja Krasavice zum ersten Mal im Reality-TV zu sehen. Hier jagt eine Schlagzeile die andere, wobei eine besonders heraussticht: Katjas Schwangerschaftsabbruch aus dem vorherigen Jahr.

Da die Sängerin zum damaligen Zeitpunkt nicht für das Kind hätte sorgen können, traf sie die bewusste Entscheidung, dieses abzutreiben. Grund dafür waren finanzielle Sorgen und Katjas instabile Psyche, die auf belastende Ereignisse innerhalb ihrer Vergangenheit zurückzuführen ist.

Busy Philips: Schwangerschaftsabbruch mit nur 15 Jahren

Die Schauspielerin sprach das Thema 2019 in ihrer Late-Night-Show an und betonte, wie wichtig es sei, Menschen ihre eigenen Entscheidungen zuzugestehen - auch ihre Gesundheit betreffend. Sie forderte "Mitgefühl und Zuwendung" für alle Frauen. Mit der Aussage, dass viele Zuschauer:innen glauben würden, keine Frau zu kennen, die bereits eine Abtreibung hinter sich hatte, wandte sie sich zur Kamera und fuhr fort: "Nun gut, ihr kennt mich."

Busy Philipps ist bei ihrer Abtreibung 15 Jahre alt gewesen: "Laut Statistik hat eine von vier Frauen vor ihrem 45. Lebensjahr eine Abtreibung", sagte sie weiter und bezog sich dabei auf eine Studie aus dem American Public Health Journal.

Im US-Bundesstaat Alabama beschloss der hiesige Senat eine Woche später ein Gesetz, das Abtreibungen im Grunde verbietet und Ärzt:innen, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, bis zu 99 Jahre Haft androht! Das Gesetz lässt auch keine Ausnahmen im Falle von Vergewaltigungen oder Inzest zu. Einzige Ausnahme: Die Gesundheit der Mutter ist in Gefahr. Als Antwort darauf bat Philipps Frauen aus aller Welt unter dem Hashtag #YouKnowMe den Mund aufzumachen.

Tausende Frauen hörten auf ihren Aufruf und teilten aus Protest ihre Abtreibungs-Geschichten - wie auch unter den Hashtags #ShoutYourAbortion und #OneInFour. Jede Geschichte ist eine andere: Einige User:innen schreiben wie emotional und schmerzhaft ihre Abtreibung war, während andere schreiben, dass ihnen die Entscheidung leicht gefallen ist. Es gibt Geschichten, die von verheirateten Paaren erzählen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden und von Teenager:innen, die allein zur Klinik fuhren oder auf die Unterstützung ihrer Eltern zählen konnten.

Wie Busy Philips der "New York Times" erzählte, war es ursprünglich ihre Produzentin Tina Fey, die den Hashtag #YouKnowMe urgierte. Philipps selbst zögerte, bis das Gesetz in Alabama durchging. Außerdem sprach sie in dem Interview an, dass manche Kritiker:innen ihr vorwarfen, stolz auf ihre Abtreibung zu sein.

Ich habe nie gesagt, dass ich stolz darauf bin. Es ist ein Ding, dass ich erlebt habe - wie auch viele andere Frauen in diesem Land und auf der ganzen Welt. Ich weigere mich, mich dafür zu schämen!

Busy Philips

Milla Jovovich: Vorzeitige Wehen sorgten für überraschenden Abbruch

Auch Milla Jovovich äußerte sich zu diesem sehr persönlichen Thema: Die Schauspielerin sprach erstmals öffentlich über ihre Not-Abtreibung, die während sie für Dreharbeiten in Osteuropa unterwegs war, durchgeführt wurde. Jovovich berichtet von vorzeitigen Wehen im vierten Schwangerschaftsmonat, die die Not-Abtreibung unumgänglich machten. Während des Eingriffs habe sie die ganze Zeit wach bleiben müssen. "Es war einer der entsetzlichsten Momente, die ich jemals erlebt habe. Ich habe immer noch Albträume deshalb. Ich war alleine und hilflos", schrieb sie auf Instagram.

Danach sei sie in eine Depression gefallen und habe nur durch harte Arbeit einen Ausweg gefunden. Die Schauspielerin sprach offen über dieses einschneidende Thema - zum einen, um anderen Frauen Mut zu machen, zum anderen sprach sie ebenfalls ein Thema an, das 2019 weltweit für große Empörung sorgte: Das Abtreibungsgesetz in Alabama, das als eines der schärfsten der USA gilt.

"Es ist hart darüber zu sprechen. Ich wollte es eigentlich nicht", erklärt die Schauspielerin in ihrem Instagram-Video. "Wer seid ihr, mir zu sagen, was ich tun soll? Wer seid ihr, um mir zu sagen, was ich mit meinem Körper tun soll? Das ist eine Entscheidung zwischen mir, meinem Körper, meinem Arzt, meiner Familie, meinen Freunden. Es ist meine Entscheidung, nicht eure", sagt Jovovich unter Tränen. "Es ist unfassbar, dass wir in Zeiten leben, wo wir überhaupt darüber reden müssen", fährt die 43-Jährige fort.

Unter dem Video fordert sie die Männer zu mehr Solidarität auf: "Wir können nicht die einzigen sein, die für das Recht auf Abtreibung kämpfen. Am Ende braucht es doch immer zwei, um schwanger zu werden. Ihr müsst euch auf Social Media stark machen [...]. Protestiert gegen diese herzlose und ignorante Attacke auf unsere reproduktive Freiheit. Das sind historische Zeiten. Lasst uns Geschichte machen", schrieb die 43-Jährige in dem Posting.

Alyssa Milano: Für die Schauspielerin sind Abtreibungen kein Tabuthema

Die "Charmed"-Schauspielerin Alyssa sprach in ihrem Podcast "Sorry Not Sorry" ebenfalls das Tabuthema an: Als junge Frau hat die Amerikanerin zweimal eine Schwangerschaft abgebrochen - innerhalb eines Jahres. "Es war keine leichte Entscheidung", fuhr Milano fort, die zwei Kinder, Tochter Elizabeth (4) und den Sohn Milo (7), mit ihrem Ehemann Dave Bugliari hat. "Es war nicht etwas, was ich wollte, aber es war etwas, das ich brauchte."

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Alyssa Milano steht zu ihren Abtreibungen und bereut diese nicht. Sie erzählte im Podcast außerdem, dass sie damals, als sie 1993 von der ersten Schwangerschaft erfuhr, in einer fixen Beziehung war und sehr wohl verhütet hat. Weil sie sich aber auf ihre Karriere konzentrieren wollte, außerdem schwere Medikamente gegen ihre Akne nahm und immer wieder an Panikattacken litt, war es damals die richtige Entscheidung für sie, die Schwangerschaften abzubrechen. Sie bereut nichts und blickt mit diesen Worten auf damals zurück:

"Ich hätte heute meine Kinder nicht - meine schönen, perfekten, liebevollen, freundlichen und neugierigen Kinder, die eine Mutter haben, die so sehr bereit für sie ist", sagte sie. "Ich hätte meine Karriere nicht. Ich hätte nicht die Fähigkeit oder Plattform, die ich benutze, um von ganzem Herzen gegen Unterdrückung vorzugehen", fuhr sie fort. "Ich hätte meinen wunderbaren Ehemann David nie getroffen, dessen unerschütterliche und unermessliche Liebe zu mir mich durch diese schrecklichen Zeiten trägt."

Ich wusste zu dieser Zeit, dass ich nicht dafür ausgerüstet war, Mutter zu sein, und deshalb entschied ich mich für eine Abtreibung. Es war meine Wahl. Und es war absolut die richtige Wahl für mich.

Alyssa Milano

Amanda Palmer: Eigene Songs über ihre drei Schwangerschaftsabbrüche

Musikerin Amanda Palmer stellt sich diesem übermenschlich großem Tabu jetzt entgegen und thematisierte 2019 ihre drei Abtreibungen in ihrem Album "There Will Be No Intermission" und auf Twitter. In einem Interview mit "bustle" spricht sie darüber, wie sie nach Erscheinen des Albums unzählige Nachrichten von Frauen erreichten, die in der Vergangenheit ebenfalls abgetrieben hatten. Heimlich. Sie schrieben ihr und sagten, dass sie dank ihrer Songs den Mut fanden, ihren Eltern, ihren Freunden, ihrem Umfeld von dem gynäkologischen Eingriff zu erzählen.

In dem Thread spricht sie darüber, wie wichtig es für sie ist und war, die Möglichkeit zu haben, legal und in einer ordentlichen medizinischen Umgebung abzutreiben.

Dagmar Koller und Elizabeth Spira: Österreicherinnen über ihre Abtreibungen

WOMAN hat 2004 prominente Frauen aus Österreich, die vor der Fristenlösung unter schrecklichen Bedingungen abgetrieben hatten, gebeten ihre Geschichte zu teilen.

Dagmar Koller, 63, Schauspielerin: "Ich war 21, er war mein erster Mann, und ich wurde kurz darauf schwanger. Es war in den USA, und ich war am Beginn meiner Karriere. Ich war ohne Mutter, ohne Vater und ohne Geld. Der Mann wollte mich mit dem Kind in den USA halten. In New York habe ich keinen Arzt gefunden.

Dann bin ich nach Kanada und habe erfolglos weiter gesucht. Ich flog nach Zürich. Der Arzt hat gesagt, er macht es, aber nur, wenn der Partner einverstanden ist. Ich wusste nicht mehr, wie es weitergehen soll. Es war eine Odyssee, und ich war allein. Erst in Wien fand ich einen Arzt, der mir half. Sogar im Spital mit Narkose. Ich war im dritten Monat, und als ich nach dem Eingriff aufwachte, fühlte ich mich wie befreit. Obwohl es mich sehr belastet hat, weil ich religiös bin.

Elizabeth T. Spira, 61, Filmemacherin: "Ich war 18, hatte sehr wenig Geld und fing gerade zu studieren an. Meine Eltern hätten mich damals auch nicht unterstützen können. Um die Abtreibung zu finanzieren, habe ich in der Weihnachtszeit beim Wiener Kaufhaus Gerngross gejobbt. Die Schwangerschaft ist zufällig passiert, wie es so war in den Zeiten, bevor es die Pille gab. Ich habe mich umgehört im Kaffeehaus hat man unter der Hand Adressen von Abtreibungsärzten bekommen, aber es war sehr schwierig, jemanden zu finden, der es dann tatsächlich gemacht hat. Man brauchte eine wasserdichte Empfehlung, und wer keine hatte, wurde weggeschickt."

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"Ich habe dann nach vielen Mühen einen Arzt gefunden, der den Abbruch bei mir daheim am Küchentisch gemacht hat. Man bekam keine Narkose, weil dafür hätte man einen zweiten Arzt gebraucht. Es hat sehr wehgetan, aber ich wusste genau, dass ich nicht schreien darf. Am nächsten Tag habe ich Fieber bekommen und große Schmerzen. Den Arzt, der den Abbruch gemacht hat, durfte ich nicht anrufen. Das wurde einem eingeschärft. Die Angst davor, eingesperrt zu werden, war stärker als die, wirklich schlimm krank zu werden. Ich bin dann aber doch ins Spital gefahren.

Es war sehr unangenehm, weil ich nicht sagen durfte, was passiert ist. Die Ärzte haben es natürlich gewusst. Ich war nicht die Einzige, das kam ja ständig vor. Ich lag im Spital in der gynäkologischen Abteilung zusammen mit jungen Müttern und kam mir kläglich vor. Ich habe mich geniert, es war eine grässliche Situation. Ich hatte lange Zeit Albträume, denn bei einer Abtreibung geht ein Stück Seele von einem mit. Aber es gibt Situationen im Leben, in denen man kein Kind bekommen kann. Wirklich schlimm war es damals für Frauen, die das Geld für die Abtreibung nicht hatten, und das Kind bekommen mussten."

In welchen Ländern sind Abtreibungen noch immer verboten und illegal?

Für den Erhalt des Rechts auf Abtreibungen in den USA wird noch immer demonstriert und gekämpft. Das Oberste US-Gericht kippte im Juni 2022 das landesweit geltende Abtreibungsrecht und entschied sich dadurch gegen ein 50 Jahre altes Grundsatzurteil ("Roe v. Wade"). Dieses ermöglichte seit 1973 in den gesamten USA Schwangerschaftsabbrüche, bevor ein Fötus lebensfähig ist - das entspricht ungefähr der 24. Schwangerschaftswoche.

Mit der Entscheidung wird ein Gesetz aus Mississippi zugelassen, dass Abbrüche nach der 15. Schwangerschaftswoche verbietet. Es geht aber noch weiter und hebt die Liberalisierung von damals, die Abtreibungen in den ersten beiden Trimestern im ganzen Land für zulässig erklärte, ganz auf. Die einzelnen Staaten können dadurch Abtreibungen ganz verbieten.

Aber auch in Europa gibt es in vielen Ländern massiven Einschränkungen bei den mühsam erkämpften Rechten für Frauen. Polen hat beispielsweise eines der strengsten Abtreibungsgesetze.

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Dabei ist es mehr als fraglich, ob verschärfte Gesetze überhaupt die erwünschte Wirkung hätten: Denn Verbote verhindern keine Abtreibungen. Sie sorgen einzig dafür, dass Frauen diese unter fragwürdigen sowie unhygienischen Maßnahmen im Geheimen durchführen und somit ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. Das beweist eine Analyse der Daten von Abtreibungen weltweit in den Jahren 1990 bis 2014 durch das Guttmacher-Institut.

Diese zeigt auf, dass in Ländern, wo eine Abtreibung komplett verboten ist, durchschnittlich 37 von 1000 Frauen im Alter zwischen 15 und 44 Jahren abgetrieben haben. In Ländern, wo eine Abtreibung jedoch erlaubt ist, ist diese Zahl sogar geringer: Nämlich durchschnittlich nur 34 Frauen von 1000 haben hier eine Schwangerschaft abgebrochen.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jährlich über 68.000 Frauen weltweit, weil ihre Abtreibungen von Personen durchgeführt wurden, die keinerlei medizinische Ausbildung oder Ausstattung haben, und Millionen Frauen leiden danach an Komplikationen oder sogar lebenslangen gesundheitlichen Problemen. Hier muss sich noch viel ändern.

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