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Damm-Massage: den Körper auf die Geburt vorbereiten

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15 min
schwangere Frau

©Elke Mayr
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Der Damm wird bei einer vaginalen Geburt maximal beansprucht. Um die Region elastisch und dehnbar zu machen, empfehlen viele Hebammen eine Damm-Massage. Richtig durchgeführt kann so das Risiko von Geburtsverletzungen gesenkt werden.

Ab Anfang des 9. Monats sind die meisten Familien für die Ankunft ihres kleinen Weltentdeckers gerüstet: das Kinderzimmer wartet auf den Einzug, die Kliniktasche ist gepackt und der Hebammenkurs stimmt auf die Geburt ein. Doch zur Vorbereitung gehört auch die Damm-Massage.

Auf die meisten Frauen wirkt das Thema aber eher befremdlich statt einladend. Dabei ist es eine natürliche Form der körperlichen und mentalen Einstimmung auf die Geburt. Was eine Damm-Massage überhaupt ist, wie diese funktioniert, was dafür notwendig ist und warum sie letztlich hilfreich sein kann, haben wir hier zusammengefasst.

Wo befindet sich der Damm?

Als Damm wird die Region bezeichnet, welche sich zwischen dem Anus und den äußeren Genitalien befindet. Entgegen der weitläufigen Meinung besitzen auch Männer einen Damm, welcher sogar weitaus länger als bei Frauen ist. Der weibliche Damm verläuft vom Rand des Afters bis zu den äußeren Schamlippen und stellt eine Verbindung zwischen diesen beiden Bereichen dar.

Zum Großteil besteht der Damm aus Bindegewebsfasern und Muskelzellen. Während die äußere Haut sehr elastisch und dehnfähig ist, sind die Gewebestrukturen darunter eher hart. Das liegt daran, dass der Damm einen Teil der Beckenbodenmuskulatur darstellt und straff sein muss, um vor Harn- und Stuhlinkontinenz zu schützen.

Was ist eine Damm-Massage?

Unter einer Damm-Massage versteht sich das maßvolle Massieren und Dehnen der Dammregion gegen Ende der Schwangerschaft mit dem Ziel der Geburtsvorbereitung.

Zum einen wird dadurch die Durchblutung des Gewebes erhöht. Infolgedessen soll die regelmäßige und richtige Damm-Massage so die Elastizität und Dehnfähigkeit des Damms steigern. Das kann bei vaginalen Geburten das Risiko einer Verletzung reduzieren.

Zum anderen gewöhnen sich Frauen durch eine Damm-Massage an das ungewohnte Druckgefühl in der Region, sodass sie während der Presswehen weniger Ängste verspüren. Eine Damm-Massage kann daher positiven Einfluss auf den Geburtsverlauf nehmen, weil diese die werdenden Mütter sowohl körperlich als auch mental auf die Geburt vorbereitet.

Der Damm während der Geburt

Während der Pressphase muss das Baby durch Muttermund und Scheide nach außen gepresst werden. Vor allem in der Austreibungsphase von Kopf und Schultern ist der Druck auf den Damm dabei enorm. Das liegt daran, dass im Unterleib kein Raum zum Ausdehnen nach vorne ist, weil der Beckenknochen dies verhindert. Deshalb erhöht sich der Druck nach unten und hinten auf den Damm – manchmal mit Blessuren.

Denn falls sich das Dammgewebe nicht ausreichend dehnen kann, so reißt es ein. Das ist in den meisten Fällen nicht weiter schlimm und viele Frauen bemerken dies noch nicht einmal. Sollte sich während der Geburt allerdings eine Notsituation ergeben, so nehmen Hebammen oder Ärzt:innen manchmal auch gezielt einen Dammschnitt vor, damit das Kind schnell zur Welt kommt.

Doch Studien zufolge können werdende Mütter das Risiko eines Dammrisses bzw. eines Dammschnittes senken, wenn sie in den letzten Schwangerschaftswochen eine Damm-Massage durchführen. Vor allem Frauen, die zum ersten Mal entbinden, ein sehr schweres Kind in sich tragen oder bei vorangegangenen Geburten bereits eine Verletzung erlitten haben, sollten das Dammgewebe regelmäßig und richtig auf den bevorstehenden Druck vorbereiten.

Vorteile einer Damm-Massage

Ein Dammriss ist oftmals nicht einmal schmerzhaft und kann mit wenigen Handgriffen von einer erfahrenen Hebamme oder Ärztin bzw. einem Arzt versorgt werden. Diese minimalen Verletzungen heilen rasch ab. Anders bei einem Dammschnitt. Hebammen wie auch Mediziner:innen versuchen, diesen Eingriff wenn möglich zu umgehen.

Denn ein Dammschnitt hinterlässt nach dem Abheilen oftmals eine größere Verhärtung im Gewebe. Einige Frauen verspüren beim Stuhlgang Schmerzen im Dammbereich und auch die Dehnfähigkeit bei weiteren Schwangerschaften ist danach stark reduziert.

Aus diesem Grund ist es sinnvoll, mittels Massage den Damm auf die Geburt vorzubereiten, denn so wird die Region besser durchblutet, das Gewebe dadurch weicher und elastischer. So sinkt das Risiko von spontanen Geburtsverletzungen und auch von geplanten Dammschnitten.

Ein weiterer Vorteil der Damm-Massage ist die Reduzierung von Angst. Viele Frauen sind verunsichert, wie es sich anfühlen wird, wenn das ungeborene Kind sich seinen Weg nach außen bahnt.

Durch eine Damm-Massage können sich die werdenden Mütter mit dem Dehnungsgefühl vertraut machen und verspüren so während der Presswehen weniger Ängste. Diese mentale Stärke kann das Vertrauen in den eigenen Körper erhöhen und die Entbindung positiv beeinflussen.

Ab welcher Schwangerschaftswoche ist eine Damm-Massage sinnvoll?

In der Regel beginnt ab der 34. bis 36. Schwangerschaftswoche der Körper jeder Schwangeren damit, bestimmte Hormone zu produzieren, welche für die Geburt notwendig sind. Das führt auch dazu, dass die Stützfunktion von Binde- und Muskelgewebe deutlich nachlässt. Ab diesem Zeitpunkt ist auch eine Damm-Massage sinn- und wirkungsvoll.

Hebammen empfehlen daher, allen werdenden Müttern die letzten 4 bis 6 Wochen der Schwangerschaft eine Damm-Massage durchzuführen.

  1. Zeit - Eine Damm-Massage ist kein Unterfangen, welches kurz zwischen Yoga und Kochen passt. Die Muskeln können nur dann entspannen, wenn auch der Geist zur Ruhe findet. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich ganz bewusst zwei- bis dreimal in der Woche eine Auszeit für etwa 20 Minuten zu nehmen. Je entspannter die Massage durchgeführt wird, umso besser wirkt sich das auf das Muskel- und Bindegewebe des Damms aus.

  2. Öl - Viele Hersteller offerieren bestimmtes Damm-Massageöl. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, da diese Öle parfumfrei und reizarm sind, aber: ein herkömmliches Mandel-, Oliven- oder Sonnenblumenöl ist ebenso gut für die Massage. Alternativ eignet sich auch ein neutrales Gleitgel.

  3. Finger - Die Finger sollten vor der Damm-Massage gründlich gereinigt werden, damit keine Keime in die Scheide gelangen. Auch das Reinigen des äußeren Intimbereiches mit einer pH-neutralen Waschlotion ist vor der Massage sinnvoll. Dazu sind kurze Fingernägel obligat zum Schutz vor Verletzungen.

  4. Handtuch - Zum Schutz der Wäsche oder des Sofas ist es gut, ein Handtuch unterzulegen. So entstehen keine unschönen Ölflecken.

Durchführung einer Damm-Massage [Anleitung]

Für die ersten Male kann es hilfreich sein, vor der Damm-Massage ein Bad zu nehmen. Die Wärme fördert die Durchblutung des Gewebes und lockert die Beckenbodenmuskulatur. Dadurch ist das Dehnen des noch festen Damms einfacher. Da bei jeder Damm-Massage die Region lockerer und elastischer wird, ist diese Art der Vorbereitung später nicht mehr unbedingt notwendig.

Für die Massage selbst sollte sich die werdende Mutter so bequem wie möglich positionieren. Manche Frauen sitzen seitlich an ein Kissen gelehnt, andere stehen mit einem Bein erhöht abgestellt und wieder andere liegen fast gerade im Bett.

Vor der Damm-Massage muss das Öl in den Händen verrieben werden, um es anzuwärmen. Anschließend beginnt die eigentliche Massage. Zuerst sollte die werdende Mutter den Daumen in die Scheide einführen und den Gegendruck zu den restlichen Fingern suchen. Der Damm liegt damit zwischen Daumen und den anderen Fingern. In dieser Position wird die Dammregion vorsichtig entlang des Uhrzeigersinns durch Aneinanderreiben von eingeführtem Daumen und außen liegenden Fingern massiert.

Anschließend wird der Daumen ganz eingeführt. Beim Ausatmen drückt die werdende Mutter den Daumen gegen den Scheidenrand. Es ist wichtig, diese Dehnung einige Sekunden zu halten und dann wieder locker zu lassen. Die Dehnung beginnt mit dem Drücken des Daumens in Richtung Schambein, geht dann über die Seite bis zum Drücken in Richtung Anus und dann über die andere Seite wieder nach vorn, sodass jede Region des Damms gedehnt wird.

Ist sie schmerzhaft?

Im Rahmen der Damm-Massage ist ein leichtes Ziehen oder ein Druckgefühl völlig normal. Nicht normal sind jedoch Schmerzen. Sollten die Berührungen unangenehm sein oder gar weh tun, dann ist die Intensität zu hoch oder die Muskulatur zu verkrampft. In diesem Fall sollte es mit weniger Druck versucht werden – oder die Massage zu einem späteren Zeitpunkt erneut versucht werden.

Kann die Damm-Massage auch von jemand anderen durchgeführt werden?

Manche Schwangere genießen es, die Damm-Massage von ihrem:r Partner:in durchführen zu lassen. Manchmal ist es der große Babybauch, der einfach hinderlich ist, manchmal ist es aber auch eine schöne Möglichkeit der intimen Zweisamkeit.

Ob die werdenden Mütter eine gemeinsame Damm-Massage als angenehm empfinden oder dadurch eher gehemmt sind, ist sehr individuell. In jedem Fall sollte jede Schwangere für sich entscheiden, wie sie diese durchführen möchte.

Gibt es auch Gründe, die gegen eine Damm-Massage sprechen?

Es gibt Situationen und Umstände, bei denen werdende Mütter auf eine Damm-Massage verzichten sollten. Dazu gehören beispielsweise:

  • vorzeitige Wehen

  • Infektionen im Intimbereich

  • Krampfadern im Intimbereich

Fazit – wie sinnvoll ist eine Damm-Massage?

Als Damm wird der Bereich zwischen Scheidenausgang und After bezeichnet. Er ist vor allem als Teil des Beckenbodens zum kontrollierten Halten von Urin und Stuhl wichtig. Während der Geburt ist der Damm jedoch einem enormen Druck ausgesetzt, weil der Fötus während der Austreibung stark dagegen presst.

Meist ist das Gewebe so dehnfähig, dass es den Geburtsvorgang ohne Verletzungen übersteht. Manchmal kann es aber zu einem Dammriss kommen, wenn das Gewebe nicht ausreichend nachgibt. In einigen Fällen wird auch ein kontrollierter Dammschnitt vorgenommen, wenn eine Komplikation durch eine verlangsamte Austreibung droht.

Um diese Geburtsverletzungen zu verhindern, können werdende Mütter ihren Damm etwa ab der 34. Schwangerschaftswoche massieren. Dadurch wird die Region besser durchblutet und das Gewebe weicher und elastischer.

Eine Garantie für eine verletzungsfreie Geburt gibt es dadurch nicht, aber das Risiko sinkt mit der regelmäßigen Damm-Massage deutlich. Zudem hilft es vielen Frauen, dass sie das Druckgefühl gegen den Damm bereits vor der Geburt kennenlernen. So sind sie während der Presswehen entspannter und können der Austreibungsphase angstfrei entgegenblicken.

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