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Natürliche Geburt: Ablauf, Vor- und Nachteile der spontanen Entbindung

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Bei einer natürliche Geburt wird vorab frei entscheiden, wo die Schwangere gebären möchte. Die vaginale Entbindung kann ambulant oder stationär im Spital stattfinden.

Viele Schwangere haben eine natürliche Geburt. Andere entbinden ihr Kind per Kaiserschnitt. Die Geburt ist für jede Frau eine ganz individuelle und persönliche Erfahrung.

Die Schwangerschaft ist eine besondere und spannende Zeit. Ein kleiner Mensch wächst langsam heran und dein Körper verändert sich jeden Tag - von den ersten Schwangerschaftsanzeichen bis zur Geburt. Nach 9 Monaten ist es dann endlich so weit und die Wehen setzen ein.

Was versteht man unter einer natürlichen Geburt?

Die vaginale Geburt wird auch spontane Geburt genannt. Darunter versteht man nicht eine Frühgeburt, sondern eine natürliche Entbindung, bei der keine Hilfsmittel einsetzt werden. Die Wehen beginnen dabei normalerweise zwischen der 38. und 42. Schwangerschaftswoche.

Das Baby kommt bei der natürlichen Geburt vaginal und ohne Hilfsmittel wie beispielsweise einer Geburtszange oder einer Saugglocke auf die Welt. Diese kann ambulant, stationär oder als Hausgeburt stattfinden und wird von einer Hebamme begleitet. Die Entbindung verläuft unauffällig und ohne weitere Komplikationen. Kleineren Geburtsverletzungen, zum Beispiel am Damm oder der Scheide, sind normal und können vorkommen.

Es laufen leider nicht immer alle Geburten problemlos ab. Es kann unter der vaginalen Entbindung zu Komplikationen bei Mutter oder Kind kommen. Die moderne Medizin kann die meisten Probleme jedoch schnell und sicher lösen. Diverse Maßnahmen, wie Saugglocke oder Geburtszange, können bei Komplikationen helfen, das Baby schnell und sicher auf die Welt zu bringen.

Wann kommt eine natürliche Geburt eher nicht infrage?

Es gibt aber auch Gründe, die dazu führen, dass eine Geburt operativ mit einem Kaiserschnitt (sectio) beendet werden muss. Dieser ist das Gegenteil zur natürlichen Geburt. Wenn er vor oder bei Beginn der Eröffnungswehen erfolgt, sprechen Mediziner:innen man von einer primären Sectio. Eine sekundäre Sectio oder auch Bauchgeburt genannt, wird nach den Eröffnungswehen vorgenommen.

Folgende Gründe können gegen eine natürliche Geburt sprechen:

  • Ein seltenes Missverhältnis zwischen mütterlichem Becken und kindlichem Kopf.

  • Eine ungünstige Position der Nabelschnur sowie ungewöhnliche Quer- und Schräglagen.

  • Fehllage des Mutterkuchens.

  • Bei einem andauernden Geburtsstillstand.

  • Bei einer Mehrlingsschwangerschaft mit drei oder mehr Kindern.

  • Bei Anomalien des Babys.

  • Vorhandende Fehlbildung des Uterus.

Ist eine natürliche Geburt nach einem Kaiserschnitt möglich? In den meisten Fällen ist diese trotzdem noch durchführbar.
In folgendem Artikel erfährst du mehr über das Thema ➠ Kaiserschnitt.

Vorteile und Nachteile einer natürlichen Geburt

Vorteile:

  • Selbstbestimmtheit. Eine natürliche Geburt eröffnet der Frau die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, wie das Kind zur Welt kommen soll. Sie kann ausprobieren, was ihr guttut und dabei auf ihre Intuition hören.

  • Mutter-Kind-Bindung
    Während der Geburt wird Oxytocin, auch Bindungshormon genannt, produziert. Es kann das gemeinsame Band zwischen Mutter und Kind fördern. Dasselbe Hormon regt die Bildung der Muttermilch an und kann auch für für eine erfolgreiche Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind hilfreich sein.

  • Schnellere Regeneration
    Beim Kaiserschnitt bleibt eine Narbe zurück. Im Gegensatz zu einer natürlichen Geburt, wird die Mutter erst nach ungefähr 21 Tagen wieder etwas belastungsfähiger.

Nachteile:

  • Vaginale Veränderungen
    Diese machen einigen Frauen Angst. Nach der Geburt dauert es natürlich einige Wochen, bis sich das Gewebe erholt.
    Mit einem gezielten Beckenbodentraining, ungefähr sechs bis acht Wochen nach der Entbindung, erhältst du wieder deinen starken Beckenboden zurück.

  • Geburtsverletzungen
    Bei einer natürlichen Geburt kann es zu Dammrissen oder Hämorrhoiden kommen. Diese Verletzungen sind unangenehm und es dauert etwas, bis sie wieder abheilen.

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© Elke Mayr

Wie läuft eine natürliche Geburt im Normalfall ab?

Die Geburt ist ein natürlicher Prozess und nicht vorhersehbar oder planbar. Jede Geburt ist anders und einzigartig. Die Wehen sind rhythmische Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur. Diese treiben die Geburt voran und sorgen dafür, dass sich der Muttermund öffnet. Bei 10 cm Öffnung geht es los. Erst dann kann das Kind vollständig durch den Geburtskanal gleiten, bis es dann letztendlich nach gemeinsamer Anstrengung, von seiner Mutter in die Arme genommen wird.

Während der Geburt bewegt sich das Kind mit durch das Becken und den Geburtskanal. Meist geht der kindliche Kopf voraus. Dieser ist bei der Geburt noch nicht fest und die Knochen des kindlichen Köpfchens können sich so übereinander schieben. Möglich machen dies die sogenannten Schädelnähte. Hebammen orientieren sich am Köpfchen des Babys und können so die beste Position empfehlen.

Die Geburt wird in 3 verschiedene Phasen unterteilt: Eröffnungsphase, Austreibungsphase und Nachgeburtsphase. Die Frau kann dabei verschiedene Geburtspositionen einnehmen.

➠ In folgendem Artikel findest du mehr Informationen zu den einzelnen Phasen und dem Ablauf sowie zu den Geburtspositionen.

Wie kann man am besten mit den Schmerzen umgehen?

Der Wehenschmerz gehört als physiologischer Schmerz dazu, das heißt aber nicht, dass dieser nicht intensiv oder belastend sein kann. Als Frau musst du nicht die Heldin spielen. Bei der Geburt werden unter anderem auch körpereigene Schmerzstiller ausgeschüttet.

Es gibt verschiedene Methoden, die dir dabei helfen, den Vorgang in deinem Körper zu überstehen und besser mit Schmerzen umzugehen. Eine individuelle Beratung bekommst du von deiner Hebamme. Schmerzlose Geburten sind laut Hebamme Beate Kayer eher die Ausnahme.

Das Verständnis für den Schmerz, gibt der Frau ein Kontrollgefühl. Man weiß aus Studien, dass das Schmerzempfinden von diesem Kontrollgefühl beeinflusst wird.

Beate KayerHebamme und Vizepräsidentin des ÖHG, Leiterin des Studiengangs Hebamme an der FH Burgenland

Geburtsvorbereitungskurse und mentale Vorbereitung

Geburtsvorbereitungskurse für Gebärende und Begleitperson informieren über Abläufe sowie mögliche Komplikationen. Sie helfen ebenfalls bei Selbstbestimmung und Kontrolle. Dabei kann je nach Methode mit Atmung, Selbsthypnose oder positiven Bildern gearbeitet werden. Durch die Vorbereitung auf das Ereignis können Ängste und Spannungen abgelegt werden.

Verkrampfung und Anspannung während der Entbindung können die Ausschüttung wichtiger Hormone wie Oxytocin oder Endorphin hemmen, die als natürliche Schmerzmittel gelten. Kann der Schmerz-Angst-Kreislauf durchbrochen werden, erhöhen sich die Chancen auf eine schmerzreduziertere Geburt.

Während der Geburt

  • Bewegung und verschiedene Geburtspositionen, je nach persönlichem Bedürfnis.

  • Wärme (z.B. Kirschkernkissen oder Wärmepackung)

  • Entspannungsbad

  • Entspannende Massage

Sehr wichtig ist der Respekt vor der Frau und das Wahren der Intimsphäre. Frauen sollten während der Geburt auf jeden Fall ihre Bedürfnisse artikulieren und ihre Wünsche einfordern!

Medikamente und PDA

Krampflösende Medikamente können während einer Geburt zur Entspannung des Gebärmutterhalses beitragen aber auch morphinartige Schmerzmittel werden manchmal verwendet.

Sehr hilfreich gegen Schmerzen kann ein Kreuzstich/ PDA (Periduralanästhesie) sein. Bei dieser Art der lokalen Narkose wird ein Schmerzmittel in den rückenmarksnahen Raum gespritzt. Die PDA ist sehr wirkungsvoll, um Schmerzen bei der Geburt zu lindern, vor allem wenn die Gebärende schon sehr erschöpft ist. Mehr darüber erfährst du von deiner Ärzt:in.

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© pexels

Erfahrungsbericht einer Redakteurin

"Und, hast du schon Angst vor der Geburt?" - Redakteurin Nadja erzählt 2018 von der Geburt ihres Sohnes und beanstandet, wie mit dem Thema Wehen umgegangen wird.

Immer und immer wieder wurde ich während der Schwangerschaft gefragt, ob ich denn Angst vor der Geburt hätte. Nein, eigentlich nicht. Schließlich hatten schon so viele Frauen vor mir ein Kind bekommen. Viele sogar mehrere.

So schlimm konnte es also nicht sein. Dennoch beschäftige es mich, wie die Allgemeinheit mit dem Thema Geburt und Angst umgeht. So als würde die Entbindung eines Kindes nur negativ sein. Aussagen wie "Solche Schmerzen kann man gar nicht beschreiben", "Ohne PDA sind Wehen kaum aushaltbar", "Dauernd dachte ich mir nur, wann es endlich vorbei ist" sind für eine Mami in spe nicht gerade förderlich. Schließlich sorgt dies weitestgehend für Verunsicherung.

Vorfreude auf die Geburt

Ich kann nicht sagen warum aber bei mir war das anders. Obwohl mir meine Mutter bereits sehr früh von den schrecklichen Schmerzen bei der Entbindung erzählte, freute ich mich während der Schwangerschaft auf die Geburt meines Sohnes. Nicht nur auf den Moment, in dem ich das Baby in meinen Händen halten würde, sondern auf den gesamten Geburtsprozess. Klar, ich wusste, dass Geburtswehen nicht angenehm sind aber es motivierte mich sie zu erleben. Ständig fragte ich mich, wie es sich wohl anfühlt und welche Emotionen und Gedanken man dabei erlebt.

Der wichtigste Tipp:

Suche dir eine gute Hebamme, die dich während der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett begleitet. Wenn es während der Geburt zu Komplikationen kommt, bist du bestmöglich vorbereitet und hast einen Profi, der dir beisteht.

Positiver Schmerz ist anders

Im Endeffekt verlief alles genau so, wie ich es mir vorstellte. Die Wehen gingen los, wurden von Stunde zu Stunde intensiver und irgendwann drückte ich einen kleinen Menschen aus meinem Körper. Ein überwältigender Akt der Natur. Wenn mich Leute danach fragen, wie sich Wehen anfühlen, dann spreche ich nie von Schmerzen im negativen Sinn. Zahnschmerzen sind zum Beispiel negativ. Sie sind da und haben keinen positiven Effekt. Geburtswehen hingegen sorgen dafür, dass ein Kind geboren werden kann. Und dies ist das schönste Erlebnis, das es gibt. Die Einstellung ist hier wahrscheinlich wichtiger denn je. Wie begegnet man Schmerz?

Nimmt man ihn an und arbeitet damit oder blockiert man ihn - und damit sich selbst? Jede Gebärende sollte sich klar machen, dass es sich hier um positiven Schmerz handelt. Wenn man dies einmal erkennt und annimmt, ist alles gar nicht mehr so schlimm. Bei der Geburt meines Sohnes begegnete ich jeder Wehe mit einem freundlichen Lächeln. Im Kopf stellte ich mir immer vor, die Wehen und ich seien ein Team, das zusammenhält. Mir persönlich half das, um nicht die Kraft zu verlieren.

Angst entsteht im Kopf

Dass man vor einer Geburt nervös ist und gewisse Ängste hat, ist wahrscheinlich normal. Schließlich hört man immer wieder Geschichten von Geburten, die über 2 Tage gingen oder unvorhersehbaren Komplikationen. Mich selbst nervte es schrecklich, dass ich von 99 Prozent aller Mütter nur negative Geschichten erzählt bekam.

Am besten ist es hier die Ohren zu verschließen und stattdessen auf den eigenen Körper und die weibliche Kraft zu vertrauen. Glaubenssätze können dabei helfen die Angst zu nehmen. Ich habe mir immer wieder gesagt: "Ich schaffe das locker", "Ich freue mich auf die Geburt", "Es wird alles reibungslos und wunderbar ablaufen". So schränkt man den Raum für Ängste ein. Denn in Wahrheit entsteht Angst im Kopf und lässt sich steuern.

Ich respektiere jede Mutter. Ein Kind zu gebären ist immer herausfordernd. Sei es eine natürliche Geburt oder ein Kaiserschnitt. Es ist immer ein überwältigendes Erlebnis. Doch Schmerz und Angst sollten dabei nicht im Fokus stehen. Je entspannter man in den Prozess geht, desto leichter ist es das Kind zu gebären. Nicht umsonst spricht man vermehrt von Themen wie " Hypno-Birthing" und "selbstbestimmte Geburt".

Wenn mich jemand fragt, wie die Geburt meines Sohnes war, sage ich immer: wundervoll! Die Leute schauen mich dann mit großen Augen an. So als würden sie mir kein Wort glauben. Doch genau das war sie! Mein Wunsch ist es, dass Frauen wieder mit mehr Selbstvertrauen und mentaler Stärke in die Geburt gehen.

Dass nicht ständig über die schlimmen Wehen gesprochen wird, sondern darüber, wie stolz man auf sich ist, ein Baby geboren zu haben. Das soll keine Aufforderung dazu sein, Schmerzen zu tabuisieren, sondern sie in ein besser Licht zu rücken und damit allen " Mommys to be" bei der bevorstehenden Geburt zu helfen.

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