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Maria Montessori: italienische Ärztin, Philosophin und Reformpädagogin

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Maria Montessori: Pädagogik und Berufung vor der Familie

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Die Montessori-Pädagogik ist sicherlich vielen von uns ein Begriff. Doch wer genau war Maria Montessori – die Begründerin dieser Reformpädagogik – eigentlich? Als eigenständige Frau im Italien des 19. Jahrhunderts musste sie sowohl für ihre Ausbildung als auch sämtliche Anerkennung kämpfen. Wir zeigen die Powerfrau im Portrait.

Beruf steht vor Familie: Maria Montessori entschied sich nach der Geburt hres Kindes vorerst gegen die Mutterschaft zugunsten von Öffentlichkeit und Pädagogik. So nahm sie ihren Sohn erst 15 Jahre nach seiner Geburt zu sich. In diesen 15 Jahren entwickelte sie ein Pädagogikkonzept, das bis heute Zuspruch findet.

Steckbrief: Maria Montessori

  • Name: Maria Tecla Artemisia Montessori

  • Geburtstag: 31. August 1870

  • Geburtsort: Chiaravalle, Ancona, Italien

  • Todesdatum: 6. Mai 1952

  • Sternzeichen: Jungfrau

  • Beruf: Ärztin, Philosophin, Reformpädagogin

  • Kind: Mario M. Montessori

  • Größe: 165 cm

5 spannende Fakten über Maria Montessori, die du vielleicht noch nicht wusstest

  • Sie war die erste weibliche Ärztin in Italien: 1896 absolvierte sie ihr Medizinstudium und wurde somit die erste Frau Italiens, die offiziell als Ärztin praktizieren durfte.

  • Als junge Ärztin arbeitete sie zunächst mit geistig behinderten Kindern. Erst später zeigte sich, dass ihre Lernmaterialien genauso gut für Kinder ohne Behinderung geeignet sind.

  • Während des Zweiten Weltkriegs lebte sie im Exil in Indien und den Niederlanden.

  • Ihr Grab, das sich in den Niederlanden befindet, trägt die Aufschrift: Ich bitte die lieben Kinder, die alles können, mit mir zusammen für den Aufbau des Friedens zwischen den Menschen und in der Welt zu arbeiten.

  • Ihre innovativen Ansätze haben Generationen von Schulkindern weltweit beeinflusst.

Die Kindheit eines begabten Mädchens

Maria Montessori wurde am 31. August 1870 in Chiravalle bei Ancona (Italien) in eine wohlhabende Familie geboren. Sie blieb das einzige Kind ihrer Eltern und wuchs behütet auf. Ihre Eltern Alessandro und Renide zählten zur politische Elite Italiens.

Schon früh wurde Maria vor allem von ihrer Mutter schulisch gefördert. Die sehr gebildete Frau wünschte sich nicht nur eine sehr gute Ausbildung für ihr Kind, sondern auch einen ebenso qualifizierten Abschluss. Dabei erzog sie ihre Tochter sehr selbstbewusst. Die Erziehung trug schon früh Früchte: Maria war eine sehr gute Schülerin und ehrgeizige Lernerin.

Dabei zeigte die junge Maria besonderes Interesse an Mathematik sowie Naturwissenschaften und genoss eine für die damalige Zeit atypische Ausbildung für Mädchen. Denn naturwissenschaftlich-technische Sekundarschulen wurden damals an sich nur von Jungen besucht. Ganz im Gegensatz zu ihrer eigenen Pädagogik wurde Maria in diesen Schulen sehr autoritär und wenig selbstbestimmt unterrichtet. Nichtsdestotrotz glänzte sie mit herausragenden Leistungen.

Maria Montessori als erste promovierte Ärztin Italiens

Zunächst wollte Maria Montessori eigentlich Ingenieurin werden, entschied sich aber zum Ende ihrer Schulzeit für den Arztberuf. Diese Entscheidung ließ nicht nur ihren konservativen Vater sprachlos zurück, denn zur damaligen Zeit schien es ganz und gar unmöglich, dass eine Frau Ärztin wird. Keine einzige Frau in Italien hatte bis zu diesem Zeitpunkt ein Medizinstudium absolviert.

Ihre Eltern waren nicht begeistert, lehnte ihre Entscheidung sogar ab, doch Maria setzte sich durch – wurde aber zunächst nicht zum Medizinstudium zugelassen. So nahm sie einen "Umweg" und studierte erst einmal Ingenieurwesen und Mathematik. 1892 schließlich konnte sie ihr Medizinstudium als erste Frau in Italien beginnen.

Kein leichter Bildungsweg, denn in ihren männlichen Kommilitonen fand Maria keine Unterstützer. Hier machte sich erneut ihr starker Wille und Ehrgeiz bezahlt: So erlangte sie 1896 den Doktortitel der Medizin. Dies sorgte in Italien für ziemlich viel Aufsehen und Maria rückte ins Licht der Öffentlichkeit.

Ab 1896 in der Frauenbewegung aktiv

Maria Montessori war auch in der Frauenbewegung sehr engagiert. Sie vertrat 1896 die italienischen Frauen auf dem "Internationalen Kongress für Frauenbestrebungen" im September in Berlin. Ihre Rede mit Gedanken zur Frauenemanzipation fand dort großen Anklang.

Maria Montessoris Arbeit mit Kindern mit Förderbedarf

Bereits zum Ende ihres Studiums hatte Maria ihren Schwerpunkt auf den Bereich Kinderheilkunde gelegt. Dieses Interesse setze sie auch nach ihrem Studium fort und arbeitete als Assistenzärztin in der Abteilung Kinderpsychiatrie der Universitätskinderklinik in Rom.

Während dieser Zeit verlagert sich Montessoris Schwerpunkt nach und nach auf die Entwicklung pädagogischer Methoden zur Förderung der Kinder mit Förderbedarf und entwickelte erste Lernmaterialien. Kern ihrer Arbeit: die Idee, das Eigeninteresse der Kinder als Instrument zur Entwicklung einzusetzen.

Ihre Ideen fanden auch bei der italienischen Regierung Anklang. 1907 wurde Montessori die Verantwortung über ein Kinderhaus übertragen. Dort wandte sie ihre Lernmaterialien an – mit großem Erfolg! Denn die Kinder machten Fortschritte, die man ihnen davor nicht zugetraut hatte. Im Laufe der Zeit übertrug Maria ihre Lernmaterialien und Konzepte dann nach und nach auch auf Kinder ohne Förderbedarf.

Die finale Entwicklung der Montessori-Pädagogik

Für die Entwicklung der Montessori-Pädagogik wurde für Maria Montessori die Beobachtung eines dreijährigen Mädchens zum Schlüsselerlebnis: Das Mädchen arbeitet so konzentriert an einer Aufgabe, dass sie nichts ablenken konnte. Auch nicht die vielen, lauten Kinder um sie herum. Diese hohe Konzentrationsfähigkeit des Kindes, das im Moment intensivsten Lernens die Welt um sich herum vergisst, ist der Kern der Montessori-Idee.

"Il metodo" heißt das Hauptwerk Maria Montessoris, das sie 1909 veröffentlichte. In diesem Hauptwerk legte sie die Eckpfeiler ihrer Pädagogik dar. Unter anderem gehören dazu die von ihr selbst entwickelten Lernmaterialien. Ein wesentlicher Eckpunkt dabei: die beobachtende Distanz der Erzieher. Sie soll einen störenden Einfluss auf den Lernprozess der Kinder verhindern.

Kern der Lehre nach Montessori

Darüber hinaus ist der Kern ihrer Arbeit das Konzept des Lernen durch Spielen, durch Beschäftigung – mit scheinbar spielerischen Materialien sollen Eigeninitiative und die Ausbildung der Sinne sowie der körperlichen und geistigen Fertigkeiten gefördert werden. Die Montessori-Pädagogik verbreitete sich schnell in ganz Italien, weitere Kinderhäuser werden gegründet und Maria Montessori beginnt mit der Ausbildung von Lehrern. Ihre Ideen verbreiten sich in dieser Zeit über Italien hinaus und sie wird international berühmt.

Die Entwicklungsstufen des Kindes: Selbstaufbau als Grundprinzip

Der Kern der Montessori-Pädagogik ist der Selbstaufbau jeden Kindes. Dabei durchläuft jedes Kind bei seinem Selbstaufbau verschiedene Entwicklungsstufen, die Maria Montessori in 6-Jahres-Schritte unterteilt. Die Entwicklungsstufen kurz erklärt:

  • ca. 0 bis 6 Jahre: Erreichen von funktionaler, körperlicher Unabhängigkeit, "Hilf mir, es selbst zu tun"

  • ca. 6 bis 12 Jahre: Erreichen geistiger Unabhängigkeit, "Hilf mir, selbst zu denken"

  • ca. 12 bis 18 Jahre: Soziale Unabhängigkeit, "Hilf mir, ich selbst zu werden"

  • ca. 18 bis 24 Jahre: Die Entwicklungsphase braucht der junge Mensch, bis seine Entwicklung zum "erwachsenen Erwachsenen" abgeschlossen ist

Maria Montessoris Pädagogik beruht auf diesen Entwicklungsstufen und der Wichtigkeit, dem Kind jeweils das zu bieten, was es in seiner momentanen Entwicklungsphase benötigt. Daher sollte Erziehung immer phasenspezifisch und bedürfnisorientiert, situationsbezogen und individuell ablaufen. Die wesentliche Voraussetzung dafür ist die Beobachtung des Kindes.

Maria Montessoris Sohn Mario kommt zur Welt

Während sich Maria immer mehr ihrer Aufgabe widmete, wurde sie schwanger und brachte 1898 ihren Sohn Mario zur Welt. Es gibt wenige Infos über diese sehr private Zeit ihres Lebens. Doch Maria entschied sich zunächst als ledige Frau gegen die Erziehung ihres Kindes und gab ihn zunächst zu Pflegeeltern.

Montessori sah ihre Aufgabe in der Weiterentwicklung ihrer Pädagogik, in der Unterstützung der Kinder, denen sie mit ihren Lernmethoden helfen konnte und entschied sich so gegen Ehe und Mutterschaft. Doch den Kontakt zu ihrem Kind gab sie in dieser Zeit nie ganz auf und besuchte ihn bei seiner neuen Familie.

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Kinder in der Maria Montessori Teaching Methods School, USA 1950s

© IMAGO

Erst nach 15 Jahren nahm Maria ihren Sohn zu sich – es entstand eine innige Beziehung. So arbeitete Mario für seine Mutter bis zu ihrem Tod als Sekretär, teilweise auch als Hersteller der von ihr entwickelten Sinnes- sowie Lernmaterialien und entwickelte selbst Montessori-Materialien für Mathematik. Nach dem Tod seiner Mutter 1952 leitete Mario M. Montessori die Gesellschaft "Association Montessori Internationale" (AMI) bis zu seinem Tod 1982.

Die Montessori-Pädagogik rund um den Globus

Der Ruf ihrer Lernmaterialien eilte rund um die Welt und so reiste Maria ab 1913 durch Europa, Amerika sowie Indien und hielt Vorträge über die von ihr konzipierte Pädagogik. Darüber hinaus begann in diesem Jahr auch der erste internationale Lehrgang zur Ausbildung von Lehrkräften, die nach Montessori-Prinzipien unterrichten würden. So entstanden in Europa und Amerika zahlreiche Montessori-Schulen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und Stationen in Barcelona, in den Niederlanden und schließlich in Indien kehrte Maria Montessori nach Europa zurück. Sie bekannte sich öffentlich zu ihrem Sohn Mario und setzte ihn auch als Erben ein. Maria Montessori starb am 6. Mai 1952 in Nordwijk aan Zee in den Niederlanden.

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