Logo

Martin Grubinger: Sein Herz schlägt nur für sie

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
13 min
Martin Grubinger und Ferzan Önder

Nicht ohne seine Frau! Pianistin Ferzan Önder ist seit zehn Jahren die Frau an Grubingers Seite. Hier beim Fototermin für WOMAN im Wiener Konzerthaus.

©WOMAN/Ernst Kainerstorfer
  1. home
  2. Elevate
  3. People
Er gilt als weltbester Percussionist, sie ist renommierte Pianistin und sein Ruhepol: Seit zehn Jahren sind Martin Grubinger, 35, und seine Frau Ferzan Önder, 52, ein Paar. Die 17 Jahre Altersunterschied? Egal! Wir trafen das Musiker-Couple zu seinem ersten gemeinsamen Interview.

Er nennt sie neckisch "Fergie", sie streicht ihm liebevoll über den Oberschenkel, beide lächeln einander immer wieder verliebt an: Bei Martin Grubinger, 35, und seiner Frau Ferzan Önder, 52, würde man nicht vermuten, dass die beiden bereits seit zehn Jahren ein Paar sind. Denn hier sprühen immer noch die Funken wie am ersten Tag!

Zu unserem Interview im Wiener Konzerthaus, wo der Salzburger Schlagzeug-Virtuose am Abend noch einen Auftritt hat (mehr Termine unter martingrubinger.com), erscheint das Couple mit Sohn Noah, 6. Vor die Kamera soll der Sprössling allerdings nicht. Zu Grubingers Konzerten kommen seine Frau, die mit ihrer Zwillingsschwester Ferhan auch als Pianistin auf der Bühne steht, und sein Sohn so oft es geht mit. Viel Zeit bleibt vor einem Auftritt allerdings trotzdem nicht für gemeinsame Stunden.

Die Vorbereitungen für seine abendlichen Auftritte, beginnen bereits zu Mittag. "Martin muss seine Instrumente selbst aufbauen - anders als bei Künstlern, die Geige oder Cello spielen." Und während er seinen Gig vorbereitet, vertreiben sich Ferzan und Noah ihre freie Zeit in der Stadt. Grubinger empfindet es als Rückhalt, wenn ihn seine Familie zu Auftritten begleitet. "Zu wissen, dass Ferzan und Noah da sind, gibt mir natürlich Kraft", lacht das Musiker-Genie, während er mit seiner Frau zwischendurch für die Linse unseres Fotografen posiert. Unser Gespräch findet dann in einem kleinen Extrazimmer statt. Und ja, man merkt: Die beiden verstehen sich wirklich!

Sie beide wirken verliebt, als hätten Sie sich erst gestern kennengelernt! Wo hat es denn vor zehn Jahren gefunkt?
FERZAN: Am Badeschiff in Wien!
MARTIN: Ein magischer Ort, ich sag's Ihnen!
FERZAN: Martin spielte dort ein Konzert und ich wollte ihn kennenlernen, weil unsere Agenten einen gemeinsamen Auftritt geplant hatten.
MARTIN: Ferzan lässt übrigens gern weg, dass sie mich gar nicht spielen gehört hat, weil sie zu spät gekommen ist!
FERZAN (lacht): Zumindest die letzten Takte habe ich gehört!
MARTIN: Na ja, jedenfalls haben wir uns getroffen - und zwei Tage später bin ich bei ihr eingezogen Liebe auf den ersten Blick also?
MARTIN: Man kennt magische Momente als Musiker von der Bühne -da stellen sich dann sehr intensive Emotionen ein. So war das auch bei unserer Begegnung. Als ich Ferzan sah, wusste ich nach wenigen Sekunden: Das ist sie! Auch, wenn ich nie daran geglaubt habe, dass es das gibt.
FERZAN: Es hat wirklich gleich gefunkt, wie ein Blitzschlag. Martins Freund, Leonhard, war an diesem Abend auch dabei. Meine Schwester ermahnte mich immer wieder auf Türkisch: "Du musst auch mit ihm reden - zumindest ein bisschen!" Ich habe nur Martin Beachtung geschenkt. (lacht) Das war wohl sehr unhöflich.

Als ich Ferzan sah, wusste ich nach wenigen Sekunden: Das ist sie!

Warum passen Sie beide denn so gut zusammen?
MARTIN: Weil wir uns wirklich gut ergänzen. Ich bin ein Heißsporn, jemand, der ans Maximum glaubt. In allen Belangen. Ferzan hingegen ist die Ruhe in Person.
FERZAN: Ja, da hast du recht. Dafür motivieren mich dein Ehrgeiz und dein starker Wille immer wieder -vor allem, wenn's ums Berufliche geht.
MARTIN: Diese innere Ruhe schätzen auch meine Freunde. Wenn wir zu Hause proben, gehen da oft 40 Musiker ein und aus, die wohnen dann natürlich auch bei uns. Da ist High Noon, da geht 's zur Sache! Und Ferzan schafft durch ihre Gelassenheit ein Umfeld, das so viel Positives und Liebesvolles ausstrahlt. Sie ist genau der Kontrapunkt, den ich brauche.

Ferzan, Ihr Mann ist neun Monate im Jahr unterwegs. Hatten Sie das Gefühl, dass Sie selbst oder Ihre Karriere zu kurz kommen?
FERZAN: Nicht unbedingt, es hat sich eben so ergeben. Ich habe generell nie so viele Konzerte gespielt, wie Martin es tut. Bevor ich ein Kind hatte, waren es rund 80 pro Jahr, danach 40. Es funktioniert gut.
MARTIN: Sie hat in all den Jahren noch nie zu mir gesagt: "Martin, ich finde das nicht in Ordnung." Und das weiß ich sehr zu schätzen.
FERZAN: Das Verständnis kommt eben auch da her, dass wir beide Musiker sind. Ich glaube, jemandem, der einen anderen Job hat, würde das schwerer fallen.
Und umgekehrt:

Plagt Sie manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn Sie selten daheim sind, Martin?
MARTIN: Absolut. Und auch die Angst, etwas zu verpassen, begleitet mich häufig. Man ist ja auch traurig darüber, wenn man Meilensteine des eigenen Kindes nicht mitbekommt, weil man unterwegs ist.
FERZAN: Aber wir sind oft zu Martins Konzerten mitgekommen.
MARTIN: Vor allem in der Kindergartenzeit. Seit Noah aber in die Schule geht, ist das schwieriger geworden. Dafür nutze ich die Zeit, die ich mit ihm habe, umso intensiver, wenn ich einmal zu Hause bin. Wir sind sehr aktiv, gehen Ski fahren oder kicken auf unserem Fußballplatz. Das ist dann auch etwas, was ich richtig vermisse, wenn ich wieder auf Tour gehe.

Blurred image background
© © WOMAN/Ernst Kainerstorfer


Ist es, vor allem für Ihre Paarbeziehung, eigentlich von Vorteil, dass es keinen geregelten Alltag bei Ihnen gibt? Denn an der Routine scheitern die meisten ja so oft.
FERZAN: Vielleicht schon, ja. Weil man den Alltag dann umso mehr schätzt, wenn man ihn hat.
MARTIN: Ferzan ist vor allem sehr bemüht, die wenigen Momente die wir haben, schön zu gestalten. Ich habe ein Beispiel: Letztens haben wir uns in Wien in einem Café getroffen. Ich bin drinnen gesessen, Fergie kam und wollte sich unbedingt hinaussetzen. Es war eine warme und laue Sommernacht. Ich hätte das vermutlich nicht gemacht, aber ja, die Zeit ist wertvoll. FERZAN: Und kostbar! Deshalb muss man jeden Augenblick nutzen.

Was ist die Basis Ihrer Beziehung?
FERZAN: Verständnis.
MARTIN: Die Musik und die Familie. Und Vertrauen. Das Phänomen der Eifersucht können wir eigentlich ausschließen, oder?
FERZAN: Ja, wirklich! Natürlich gibt es viele weibliche Fans. Ich weiß, dass sich Martin gern mit ihnen unterhält -und das ist auch gut so -, aber ich weiß auch, dass da nie mehr ist.
MARTIN: Vielleicht liegt es auch daran, dass Ferzan mehr Lebenserfahrung und -weisheit hat als ich. Sie war ja schon einmal verheiratet und hat vermutlich dadurch ein anderes, besseres Auge. Liege ich richtig? Du kennst dich schlicht besser aus in Sachen Beziehung!
FERZAN (lacht): Ja, vielleicht! Aber generell gibt man sich das Vertrauen schon gegenseitig.

Zwischen Ihnen liegen 17 Jahre Altersunterschied. War das je ein Thema?
MARTIN: Nur, wenn man darauf angesprochen wird. Ferzan ist topfit und macht viel Sport! Nur das mit dem Skifahren werden wir nicht mehr hinkriegen Aber das macht gar nichts!
FERZAN: Für Noah ist das gerade ein Thema. Der rechnet da manchmal, weil er im Freundeskreis auch darauf angesprochen wird. Aber das ist ganz normal und nicht schlimm. Uns war und ist das egal. Ich habe Martin kennengelernt, da war er gerade mal 24. Und mich hat fasziniert, wie reif er für sein junges Alter war. Was für ein Wissen er hat, welcher Ehrgeiz ihn antreibt und wie fleißig und professionell er auf das hinarbeitet, was er will. Ich glaube, er könnte gar nicht mit einer gleichaltrigen Frau zusammen sein, die vielleicht noch ausgehen möchte, Bier trinken will und viel Action braucht. Nicht nur, dass er keine Zeit dafür hätte, er hat sich auch nie dafür interessiert. Und was ich dazusagen muss: Auch eine Frau, die 25 wäre, bräuchte viel Energie, wenn Sie mit Martin Grubinger zusammen ist. (lacht)
MARTIN: Das stimmt! Ja, und Party war nie wirklich meines. Mich reizen intensive Diskussionen mehr. Und die führe ich auch am liebsten mit meiner Frau.

Auch eine Frau, die 25 wäre, bräuchte viel Energie, wenn sie mit ihm zusammen ist!

Worüber wird dann diskutiert?
FERZAN: Meistens über Politsches!
MARTIN: Stimmt. Zum Beispiel über die politische Situation in der Türkei. Die regt mich mehr auf als Ferzan selbst!

Und welche Dinge regen Sie aneinander auf? Sie treten ja auch beide gemeinsam auf. Kommt's da mal zum Disput?
(Beide beginnen zu lachen.)
FERZAN: Oh je, das ist nicht einfach.
MARTIN (lacht immer noch)
FERZAN: Ich muss zugeben, dass es schon besser geworden ist! Aber natürlich ist es anders, wenn du mit deiner Familie probst als mit einem Kollegen - weil eine andere Emotionalität dazukommt. (Zu Martin): Du kannst schon laut werden!
MARTIN: Ja, aber du auch!
FERZAN: Sag einem Musiker: Das klingt nicht gut! Oh je! Wir sind so sensibel und empfindlich. Meine Schwester sagt dann oft auf Türkisch zu mir, dass ich mich beruhigen soll, wenn ich mit Martin diskutiere.
MARTIN: Sagen wir so: Es ist intensiv! Ich bin der Impulsivere von uns beiden. Das nehme ich wirklich auf meine Kappe - aber das liegt vielleicht daran, dass ich etwas mehr in der Verantwortung stehe. Da kommt automatisch ein gewisser Druck dazu, der es nicht immer einfach macht. Ich finde diese Reibung aber wichtig, die braucht es schon auch. Das klingt für Außenstehende vielleicht komisch, aber für uns Musiker schärft das die Sinne. Und das Schöne ist: Sobald die Proben vorbei sind, geht unser Familienleben normal weiter. Wir sind - Gott sei Dank - null nachtragend.

Blurred image background
MUSIKERGENIE. Seine Konzerte sind weltweit ausverkauft. Am 26.10. spielt er sogar in der New Yorker Carnegie Hall. © © WOMAN/Ernst Kainerstorfer
Logo
Jahresabo ab 7,90€ pro Monat