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Wochenfluss: natürlicher Heilungsprozess nach der Geburt

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11 min
Wochenfluss

©Elke Mayr
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Während der Schwangerschaft verändert sich der Körper einer Frau deutlich, doch auch nach der Geburt steht nicht alles sofort wieder auf "Normalität". Ein wichtiger Teil der Regeneration ist der Wochenfluss.

Ob per Kaiserschnitt oder durch eine vaginale Geburt – ganz egal, wie Frauen ihre Kinder zur Welt bringen, sie werden anschließend immer mit dem Thema "Wochenfluss" konfrontiert. Denn die Blutungen in den ersten zwei bis drei Monaten nach der Entbindung sind ein normaler und wichtiger Teil der Rückbildung. Sie bedeuten, dass sich die Gebärmutter wieder verkleinert und wichtige Bauchorgane in ihre ursprüngliche Position zurückfinden. Viele Frauen empfinden es aber als unangenehm, über den Wochenfluss zu sprechen. Dabei handelt es sich um einen vollkommen natürlichen Prozess.

Hier erfahren werdende und frischgebackene Mütter alles Wichtige über den Verlauf des Wochenflusses, die richtige Hygiene während dieser Zeit sowie mögliche Einschränkungen oder Probleme. So können sie entspannt dem Wochenbett entgegenblicken.

Was ist ein Wochenfluss?

Während der Schwangerschaft wächst die Gebärmutterschleimhaut an, sodass Plazenta und Eihäute gut an dieser haften können. Dadurch wird die Versorgung des ungeborenen Babys über den mütterlichen Blutkreislauf mit Sauerstoff und Nährstoffen sichergestellt. Nach der Entbindung werden Plazenta und Eihäute abgestoßen, die Gebärmutterschleimhaut löst sich zu großen Teilen – zurück bleibt eine große Wunde.

Um eine rasche Heilung zu initiieren, müssen zuerst sämtliche Gewebereste aus der Gebärmutter ausgeschieden werden. Aus diesem Grund produziert die Gebärmutter einen Ausfluss, um sämtliche Zelltrümmer, Wundsekret, geronnenes Blut, Flocken der Käseschmiere, Lanugohaare und Kindspech durch die Nachwehen von der Wundfläche abzusondern – den Wochenfluss.

Der auch als Lochien bezeichnete Ausfluss ist nach einer vaginalen Geburt stärker, da im Rahmen eines Kaiserschnittes bereits bei der Geburt schon viele nekrotische Teile aus der Gebärmutter geschabt werden. Doch auch Frauen nach einem Kaiserschnitt haben einen Wochenfluss.

So lange dauert der Wochenfluss

Die Länge des Wochenflusses ist von Frau zu Frau unterschiedlich und kann zwischen 4 und 12 Wochen andauern.

Beim Stillen bildet der Körper besonders viel Oxytocin, was zum einen das Ausstoßen der Milch erleichtert und zum anderen die Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur anregt. Daher haben stillende Frauen oftmals einen kürzeren Wochenfluss, doch auch bei nicht-stillenden Müttern ist die Zeit in der Regel 6 bis 8 Wochen nach der Entbindung abgeschlossen.

Wie verändert sich die Blutung?

Die ersten Tage sind durch einen starken Wochenfluss gekennzeichnet. Aufgrund der festen Beimengungen ist die Konsistenz oft zähflüssig, teilweise mit Blutkoageln vermengt, rot und intensiv nach Eisen riechend. Die meisten Frauen vernehmen manchmal einen schwallartigen Lochialabgang nach intensiven Bewegungen oder morgens nach dem Aufstehen.

Bereits gegen Ende der ersten Woche werden die Lochien dünnflüssiger und die Stärke lässt ein wenig nach. Die Farbe wechselt zu bräunlich bis rosa. Der Körper scheidet nun vorrangig Blutserum, Lymphe und weiße Blutkörperchen aus.

Nach ungefähr zwei Wochen hat sich die Größe der Gebärmutter bereits halbiert. Der Wochenfluss ähnelt nun einer leichten Schmierblutung mit gelb-bräunlicher Färbung und zäher Konsistenz. In diesem Stadium stößt die Gebärmutter nun mit ihrem eigenen Schleim Bakterien und die letzten Zelltrümmer ab.

Ab der dritten bis vierten Woche ist die Gebärmutter wieder beinahe faustgroß und die Wundheilung setzt ein. Die Anhaftstellen von Plazenta und Eihäuten sind nun nur noch etwa so groß wie ein Euro-Geldstück und sondern etwas Wundserum ab. Dazu kommt noch Zervixschleim und etwas abgestorbenes Gewebe. In dieser letzten Phase ist der Wochenfluss nun nur noch schwach, von wässriger Konsistenz und weißlicher Farbe.

Die richtige Hygiene während des Wochenbettes

Früher galt der Wochenfluss als hochinfektiös. Heutzutage ist jedoch erwiesen, dass die Lochien nicht infektiöser sind als normales Menstruationsblut. Dennoch ist es wichtig, dass Frauen im Wochenbett einige Hygieneregeln befolgen, weil der Körper nach einer Entbindung noch geschwächt und damit anfälliger für Infektionen ist.

  • Nach jedem Toilettengang ist es ratsam, den Intimbereich in einem Bidet oder mithilfe eines Bechers Wasser zu waschen

  • Zum Abtrocknen des Intimbereichs sollte ein gesondertes Handtuch dienen, das jeden Tag gewechselt werden muss

  • Nach jedem Kontakt mit dem Wochenfluss die Hände gründlich waschen

  • Die Binden sollten regelmäßig gewechselt werden, auch wenn sie noch nicht gänzlich durchnässt sind

  • Für das Wochenbett eignen sich unfolierte und unparfümierte Binden, die eigens dafür konzipiert wurden

Darauf sollten Frauen mit Wochenfluss verzichten

Auf manche Dinge sollten Frauen während des Wochenflusses besser verzichten:

  • Um den Abfluss der Lochien nicht zu behindern, sollten Frauen im Wochenbett auf Tampons oder Menstruationstassen verzichten

  • Unterwäsche aus synthetischen Stoffen beeinflussen die Luftzirkulation und sind eine Brutstätte für Bakterien, daher sollten Frauen in der Zeit des Wochenbettes Wäschestücke aus Baumwolle bevorzugen

  • Duschen und Waschen ist wichtig, ein Vollbad ist allerdings frühestens 3 Wochen nach der Entbindung ratsam

  • Während des Wochenflusses ist es empfehlenswert, auf ungeschützten Sex zu verzichten

  • Starke körperliche Beanspruchungen können sich ungünstig auf die Heilung von Geburtsverletzungen und auf die Rückbildung der Gebärmutter auswirken, weshalb sich Wöchnerinnen die notwendige Ruhe gönnen sollten

  • Stark stopfende oder blähende Lebensmittel sind während des Wochenbettes nicht ratsam, da der vergrößerte Darm auf den Muttermund drückt und im schlechtesten Fall einen Lochialstau verursachen kann

Mögliche Beschwerden während der Wochenfluss-Zeit

Postpartale Blutungen

Die Lochien sind nicht immer gleichmäßig, Menge und Stärke variieren von Tag zu Tag. Daher ist es vollkommen normal, wenn Frauen hin und wieder weniger Wochenfluss verlieren und dann etwas mehr. Allerdings sind plötzliche starke Blutungen ein Zeichen für eine ernste Komplikation. Wenn die Einlagen innerhalb einer Stunde durchnässt sind und/oder Blutklumpen von der Größe einer Pflaume abgehen, sollten die Betroffenen unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Insbesondere wenn starke Schmerzen im Unterleib oder in der Scheide, Herzrasen, Schüttelfrost, Übelkeit oder Kreislaufschwäche hinzukommen, handelt es sich um einen Notfall.

Lochialstau

Der Muttermund ist nach einer Entbindung für eine längere Zeit geweitet, sodass der Wochenfluss ungehindert abfließt. In wenigen Fällen verstopft jedoch ein Blutkoagel den Muttermund, sodass sich der Wochenfluss staut. Ein eindeutiges Anzeichen ist das plötzliche Ausbleiben der Lochien. Wenn dann auch Fieber, Kopfschmerzen und Bauchkrämpfe hinzukommen, handelt es sich in der Regel um einen Lochialstau. Dann ist die Intervention eines Mediziners oder einer Medizinerin unabdingbar.

Infektion

Der Wochenfluss hat einen typischen Eigengeruch, was völlig normal ist. Sollten Betroffene aber plötzlich einen süßlichen, beißenden oder fischartigen Geruch wahrnehmen, ist die Abklärung bei einem Gynäkologen oder einer Gynäkologin wichtig. Denn die Scheide ist nach der Entbindung noch geweitet, daher ist das Eindringen von Keimen leichter und eine das Risiko einer Infektion höher.

Bei welchen Problemen sollte ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden?

Der Wochenfluss verläuft individuell und nicht immer gleichmäßig. Es dauert einige Zeit, bis er versiegt. Innerhalb dieser Wochen sind Tage mit stärkeren und schwächeren Blutungen normal. Bei Unklarheiten können sich die Wöchnerinnen jederzeit an ihre Hebamme wenden. Doch wenn mehrere Wochen nach der Entbindung der gelbliche oder weiße Wochenfluss plötzlich wieder blutig ist oder ganz ausbleibt, wenn Fieber, Schüttelfrost oder Kreislaufbeschwerden auftreten oder der Ausfluss stark riecht, sollten Betroffene unbedingt sofort einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren.

Zusammenfassung

Die Zeit nach der Entbindung ist eine ganz besondere, geprägt von Nähe und Liebe. Aber auch die Rückbildung des weiblichen Körpers gehört dazu. Aus diesem Grund ist der Wochenfluss ein wichtiger und vollkommen natürlicher Teil des Wochenbettes. Der auch als Lochien bezeichnete Ausfluss besteht aus Gebärmutterschleimhaut, alten Zellen, Schleim und Geweberesten von Plazenta und Eihäuten. Durch die Nachwehen werden diese Teile ausgestoßen, sodass sich die Gebärmutter wieder verkleinern kann. In den ersten Tagen sind die Lochien noch blutig, doch im Laufe der Zeit nimmt der Ausfluss eine bräunliche und schließlich eine gelbe oder weiße Farbe an. In wenigen Fällen können Komplikationen auftreten, doch in der Regel ist der Wochenfluss nach etwa 6 bis 8 Wochen abgeschlossen. Dann startet eine neue Zeit für die frischgebackene Familie.

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