
Vier Stipendien, ein gemeinsames Ziel: L’Oréal und die UNESCO machen weibliche Forschungsarbeit sichtbar. Woran die diesjährigen „For Women in Science“-Stipendiatinnen aus Österreich forschen.
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Nida Ali: Erforscht ein Enzym, das Stress sichtbar machen soll


Stress betrifft uns alle – doch wie genau beeinflusst er die körperliche und geistige Gesundheit? Dieser Frage widmet sich Nida Ali als klinische Psychologin. Im Mittelpunkt ihrer Forschung steht das Enzym Alpha-Amylase, das im Speichel gemessen wird und „wie ein Stress-Thermometer im Körper funktioniert, das auf körperliche und emotionale Belastungen reagiert.“ Ali untersucht, wie Alltagsfaktoren wie Schlaf, Ernährung, Bewegung oder der Menstruationszyklus die Werte verändern – und Stress objektiv messbar machen könnten. Die Erkenntnisse könnten aufgrund hormoneller Schwankungen insbesondere für Frauen von Bedeutung sein. An ihrem Forschungsfeld besonders faszinierend findet die Postdoktorandin der Universität Wien dabei „die Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit von Körper und Geist: Dieses Gleichgewicht zwischen Verletzlichkeit und Resilienz zu erforschen, motiviert mich.“ Mit ihrer Arbeit möchte Ali wirksame Strategien für einen ausgewogeneren Lebensstil entwickeln. Das „For Women in Science“Stipendium ermögliche ihr, dieses Ziel weiterzuerfolgen: „Letztlich hoffe ich, dass diese Arbeit zu individuelleren Ansätzen für das Wohlbefinden beiträgt.“
Darja Rohden: Will Krankheiten wie Krebs besser verstehen


Darja Rohden beschäftigt sich mit der Kleinteiligkeit des menschlichen Körpers: Sie erforscht die Struktur und Dynamik einzelner Bausteine von Proteinen als zentrale Maschinen des Lebens. Um diese zu erfassen, nutzt die Doktorandin eine innovative Methode namens NMR (Nuclear Magnetic Resonance)-Spektroskopie – „ähnlich wie MRT, nur dass ich mir viel kleinere Strukturen anschaue“. Rohdens Ziel ist dabei, „zu verstehen, wie Proteine im Körper funktionieren oder eben auch, was bei Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer aus dem Ruder läuft“. Denn nach wie vor gebe es im menschlichen Organismus etliche Prozesse, die trotz wissenschaftlicher Fortschritte noch nicht vollends erklärbar sind. Mit ihrer Forschung möchte Rohden dazu beitragen, dass kleinste Interaktionen spezifisch analysiert werden – und so komplexe Fragestellungen beantworten können. Die Stipendiatin zeigt sich optimistisch:„Ich hoffe, damit einen wichtigen Beitrag für das Verständnis von biologischen Prozessen zu leisten.“ Mithilfe der „For Women in Science“-Förderung könne sie ihre Forschung als Doktorandin in diesem Bereich vollenden.
Angeliki Spathopoulou: Geht den Ursachen von Schizophrenie auf die Spur


Rund ein Prozent der Menschen weltweit sind von Schizophrenie betroffen. Doch trotz intensiver Forschungsbemühungen konnten die Ursachen im menschlichen Gehirn noch nicht vollständig entschlüsselt werden. Hier setzt die Forschung von Angeliki Spathopoulou an: Sie untersucht, wie genetische und epigenetische Prozesse zu schweren psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie beitragen. „Dafür nutze ich Stammzellmodelle, die aus den Zellen von Patient:innen gewonnen werden.“ Spathopoulous Motivation: „Mich treibt nicht nur die Freude an Entdeckungen an, sondern auch die Hoffnung, dass dieses Wissen eines Tages Patient:innen mit schweren Erkrankungen helfen wird.“ Das L’Oréal-„For Women in Science“-Stipendium gebe ihr die Möglichkeit, ehrgeizige Forschungsfragen zur Entwicklung des Gehirns in seinen frühesten Stadien zu verfolgen. Langfristig soll ihre Arbeit als Senior Scientist an der Universität Innsbruck dazu beitragen, Betroffenen eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen.
Theresa Haitzmann: Untersucht, wie Krebstherapien wirksamer werden


„Im Vergleich zu gesunden Zellen weisen Krebszellen häufig eine erhöhte Aufnahme von Zucker in Form von Glukose auf, um Energie und Biomasse für ihr unkontrolliertes Wachstum zu generieren“, erklärt Theresa Haitzmann die Hintergründe ihrer Forschung. Ihr Fokus liegt darauf, zu untersuchen, wie Krebszellen ihren Stoffwechsel anpassen, wenn ihnen wichtige Nährstoffe wie Glukose fehlen. Besonders spannend findet die Doktorandin der Medizinischen Universität Graz, „die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen im Labor Schritt für Schritt zu entschlüsseln, da man dadurch erkennen kann, wie flexibel die Zellen tatsächlich reagieren“. Wenn die stoffwechselbezogenen Anpassungsstrategien verstanden werden, könnte das Aufschluss darüber geben, warum manche Krebsarten aggressiver sind als andere, oder auch, warum Therapien unterschiedlich wirken. „Im besten Fall gewinnen wir so die Möglichkeit, den Krebszellen die Auswege zu nehmen und bestehende Therapien effizienter zu gestalten.“



