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Vitiligo: Die Weißfleckenkrankheit ist eine seltene Pigmentstörung

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12 min

Model Winnie Harlow hat Vitiligo!

©IMAGO
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Ob Steve Martin, Michael Jackson oder auch Winnie Harlow - es gibt einige berühmte Persönlichkeiten, die an Vitiligo erkrankt sind. Die Ursachen für die Entstehung der nicht ansteckenden Krankheit sind noch nicht bekannt. Auslöser konnten allerdings schon erforscht werden.

Beim Welt-Vitiligo-Tag (Englisch: World Vitiligo Day) - der jährlich am 25. Juni gefeiert wird - wird die eher unbekannte Weißfleckenkrankheit in den Vordergrund gerückt. Obwohl sich Menschen mit Vitiligo hierbei eigentlich feiern sollten, wird der Tag dafür genutzt, um auf Ungerechtigkeiten, Mobbing und Traumata der Betroffenen hinzuweisen. Alles über die Ursachen, Formen und Behandlungsmöglichkeiten findest du hier.

Was genau ist Vitiligo?

Vitiligo, auch Weißfleckenkrankheit genannt, ist eine chronische Erkrankung der Haut und zählt zu den Pigmentstörungen (siehe auch Hauterkrankungen). So zeichnet sie sich dadurch aus, dass sich weiße, scharf begrenzte Flecken auf der Haut zeigen - also anders als bei den eher bekannten Pigmentflecken. Denn das braune Hautpigment Melanin geht bei der Pigmentstörung verloren. Dabei können die Flecken in unterschiedlichem Ausmaß auftreten und sind hell statt dunkel.

Die Krankheit, die meist bei Kindern und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 10 und 30 Jahren auftritt, betrifft Schätzungen zufolge weltweit rund 1% der Menschen. Die Ursachen von Vitiligo sind bis jetzt noch nicht genau bekannt. So wird neben einer erblichen Veranlagung eine Fehlregulation des Immunsystems vermutet. Dabei greifen Immunzellen die pigmentbildenden Zellen in der Haut an - eine sogenannte Autoimmunerkrankung.

Jedoch werden innere Vitiligo nicht in Mitleidenschaft gezogen. Darüber hinaus ist die Weißfleckenkrankheit weder ansteckend, noch stellen die Hautveränderungen ein gesundheitliches Problem dar. Sie kann aber mit anderen Autoimmunerkrankungen einhergehen (z.B. Schilddrüsenstörungen, Hashimoto).

Die Hautveränderung ist zwar nicht heilbar, stattdessen allerdings behandelbar. Hier kommen verschiedensten Therapien infrage, auf die wir in Folge noch eingehen werden. Belastend können für Betroffene aber gesellschaftliche Vorurteile und die Reaktionen ihrer Umgebung sein. Hier bieten Selbsthilfegruppen zu Vitiligo Unterstützung, hilfreiche Informationen und Austausch an.

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Welche Formen von Vitiligo gibt es?

Die Ausdehnung und Lage der weißen Flecken kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. Denn die Vitiligo verläuft bei jedem Betroffenen anders und kann sich sowohl ausbreiten als auch zurückziehen.

Fachleute unterscheiden verschiedene Formen der Weißfleckenkrankheit. So zum Beispiel:

  1. Nicht-segmentale Vitiligo (Vitiligo Vulgaris)

    Diese Form ist eher häufig und beginnt oft im Gesicht, dabei können die Flecken über den gesamten Körper verteilt auftreten. Oft bilden sie sich in etwa symmetrisch auf beiden Körperhälften.

  2. Segmentale Vitiligo

    Sie kommt seltener vor. Die weißen Flecken sind bei dieser Form auf einzelne Hautbereiche beschränkt.

  3. Lokale Vitiligo

    Hier sind nur vereinzelt weiße Flecken vorhanden. Die Flecken sind nur in einem oder einigen wenigen Körperbereichen zu sehen.

  4. Vitiligo Acrofacialis

    Bei dieser Form treten die Flecken insbesondere im Gesicht sowie an Händen und Füßen auf.

  5. Universelle Vitiligo

    Bei dieser seltenen Form sind über 80% der Körperoberfläche entfärbt.

Treten erste Symptome auf, sollte man umgehend Ärzt:innen aufsuchen. Denn wird die Vitiligo frühzeitig erkannt, kann die Ausbreitung der weißen Flecken möglichst schnell gestoppt werden.

Symptome der Weißfleckenkrankheit

Charakteristisch sind dabei scharf abgegrenzte weiße Hautbereiche. Sonst kann die Weißfleckenkrankheit komplett symptomfrei verlaufen. Im Anfangsstadium der Krankheit klagen manche Betroffene über Juckreiz, im weiteren Verlauf kommt es dann zur klassischen Depigmentierung - zur Weißfärbung der Haut. Darüber hinaus haben Betroffene möglicherweise weitere Erkrankungen. Insbesondere bei nicht segmentaler Vitiligo treten Autoimmunerkrankungen auf, zum Beispiel der Schilddrüse.

Größe, Anzahl und Ausdehnung der weißen Flecken sind individuell verschieden und können sich an allen Körperstellen zeigen:

  • im Gesicht, etwa um die Augen, auf den Augenlidern oder um den Mund herum

  • an Finger- und Handgelenken

  • an den Ellenbogen

  • an den Knien

  • an den Armen

  • in der Gesäßfalte und im Genital- bzw. Intimbereich

  • an Schleimhäuten

  • auf den Unterarmen

Anfangs können die Bereiche sehr klein sein. Mit der Zeit vergrößern sie sich. Dabei können Haare, die auf depigmentierten Hautstellen wachsen, weiß sein, während sie an anderen Körperstellen normal gefärbt sind. Die Haut bleibt aber in ihrer Struktur unverändert, zeigt keine Schuppung und unterscheidet sich nur in der Farbgebung von der übrigen Haut.

Vitiligo ist nicht ansteckend. Wie das Umfeld reagiert, ist aber natürlich eine andere Frage. Denn die Weißfleckenkrankheit ist äußerlich sichtbar. Dadurch kann es bei betroffenen Menschen zu Schamgefühle, geringerem Selbstwert oder auch Depressionen kommen - dies kann die Lebensqualität einschränken.

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Ursachen von Vitiligo

Die genauen Ursachen der Weißfleckenkrankheit sind noch nicht bekannt. Da sich allerdings Fälle von Vitiligo innerhalb von Familien häufen, vermuten Fachleute, dass erbliche Faktoren eine Rolle spielen. Dabei wird die Pigmentstörung jedoch nicht direkt von den Eltern auf die Kinder vererbt. Lediglich die Veranlagung für Vitiligo kann weitergegeben werden. Das heißt, dass sich das Krankheitsrisiko erhöht, wenn enge Verwandte betroffen sind – allerdings muss die Erkrankung nicht zwangsläufig auftreten.

Expert:innen gehen bis jetzt hauptsächlich drei Entstehungstheorien nach:

  1. Autoimmunhypothese

    Man geht davon aus, dass körpereigene Antikörper die pigmentbildenden Zellen - medizinisch Melanozyten genannt - angreifen und zerstören. Der Grund dafür ist eine fehlgeleitete Immunreaktion des Körpers. Diese Theorie gilt als sehr wahrscheinlich, da bei einigen Patient:innen zerstörende Antikörper nachweisbar sind.

  2. Selbstzerstörungshypothese

    Hier wird angenommen, dass sich die Melanozyten selbst zerstören. Dabei sind Stoffe, die bei der Pigmentbildung entstehen, für die Selbstzerstörung verantwortlich.

  3. Neuralhypothese

    Man geht davon aus, dass die Melanozyten von einem Stoff zerstört werden, der von den Nerven der Haut gebildet wird.

Häufig kommt die Vitiligo gemeinsam mit anderen Erkrankungen vor, zum Beispiel kreisrundem Haarausfall, der autoimmunen Schilddrüsenkrankheit Hashimoto-Thyreoiditis oder Zöliakie.

Auslösende Faktoren von Vitiligo

Obwohl die genaue Ursache der Erkrankung noch unbekannt ist, sind einige krankheitsverstärkende Faktoren aber unbestritten. Psychische Belastung ist häufig der erste Auslöser für die weißen Flecken. Herrscht ein Stresszustand, beispielsweise eine Entzündung bzw. Verletzung der Haut oder UV-Schäden - bitte immer an Sonnenschutz denken - im Gewebe, kann das Auftreten und Fortschreiten der Vitiligo ebenso begünstigt werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Vitiligo ist nicht heilbar. Neben dem Achten auf ausreichend Sonnenschutz – die weiße Haut neigt schneller zu Sonnenbrand und ist dem UV-Licht schutzlos ausgesetzt – sollten Betroffene auch (emotionalen) Stress reduzieren. Ob eine Therapie sinnvoll ist und welche Behandlung infrage kommt, hängt unter anderem davon ab, wie stark die Erkrankung ausgeprägt ist und wie sehr die Person darunter leidet. So kann nach Absprache mit behandelnden Ärzt:innen unter folgenden Behandlungsmöglichkeiten gewählt werden.

Phototherapie

Die Phototherapie gilt als das Mittel der Wahl zur Behandlung der Vitiligo. Dabei werden die betroffenen Hautareale mit UV-Licht bestrahltund unter anderem noch verbliebene pigmentierte Zellen in der Haut stimuliert, sodass es zu einer Repigmentierung – die Hautbereiche nehmen wieder Farbe an – kommen kann.

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Medikamente

Vitiligo ist eine Autoimmunerkrankung. Deshalb können entsprechende Medikamente das Immunsystem dämpfen. So sollen Immunsuppressiva den Angriff des Immunsystems auf die Pigmentzellen verhindern oder abschwächen. Darüber hinaus können Salben mit Cortison und anderen Stoffen direkt auf die betroffenen Hautareale aufgetragen werden. Allerdings sollten diese nicht über einen längeren Zeitraum verwendet werden, da die Haut dadurch dünner werden kann.

PUVA-Therapie

Hier kombiniert man den Lichtsensibilisator Psoralen mit einer anschließenden Bestrahlung mit UVA-Licht. Das Psoralen wird zum Beispiel als Creme, Bad oder Dusche auf die Haut aufgetragen. Dies bewirkt, dass die Haut empfindlicher auf UV-Strahlen reagiert und nur eine geringe Bestrahlung mit UVA-Licht nötig ist. Die PUVA-Therapie wirkt stärker als die Phototherapie - allerdings ist auch die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen höher. So ist etwa das Risiko für Hautkrebs erhöht.

Kosmetika

Mit Hilfe von Camouflage, Make-Up oder auch Selbstbräuner lassen sich die Flecken überschminken. Dies ist in dem Sinne keine Behandlungsmöglichkeit, da die Flecken nach dem Abschminken natürlich noch immer vorhanden sind, eignet sich jedoch gut zur Überbrückung.

Bleichen

Bei stark ausgeprägter Vitiligo ist es möglich, Bleichmittel einzusetzen, um die noch verbliebenen dunkleren Hautareale aufzuhellen. Bleichen ist das letzte Mittel bei einer stark ausgebildeten Vitiligo. Der Prozess lässt sich nicht rückgängig machen und sollte sehr gut überlegt sein.

Transplantation

Nur für kleine Hautflächen geeignet! In bestimmten Fällen kann die sogenannte Melanozytentransplantation hilfreich sein. In einer kleinen Operation entnimmt der:die Ärzt:in körpereigene Farbpigmente (Melanozyten), züchtet sie und verpflanzt sie auf die betroffenen Bereiche.

Creme "Obzelura"

Es wird kontinuierlich weitergeforscht: Erst am 20. April 2023 erteilte die Europäische Kommission die Marktzulassung für Opzelura (Ruxolitinib) - eine vom Incyte-Labor entwickelte Creme, die im Juli 2022 in den USA zugelassen wurde. Deutschland wird höchstwahrscheinlich das erste Land sein, das es in Europa auf den Markt bringt.

Opzelura ist eine verschreibungspflichtige Creme zur topischen Behandlung der nichtsegmentalen Vitiligo bei Patient:innen ab 12 Jahren. Es ist nachgewiesen, dass Pigmente von bis zu 10% Körperoberfläche wiederhergestellt werden können. Auch die Cremes "Sumifun" und "Dermaccina" sind zur äußerlichen Anwendung angedacht.

Darüber hinaus zeigen Studien, dass Extrakte aus der Pflanze Ginkgo biloba bei manchen Patient:innen zu einer Repigmentierung führen.

Berühmte Menschen mit Vitiligo – von Winnie Harlow bis Michael Jackson

Im Alter von vier Jahren entdeckte das heute bekannte Model Winnie Harlow die ersten weißen Flecken, die sich im Laufe ihrer Kindheit immer weiter ausbreiteten. Heute ist das gut gebuchte Model nicht nur weltweit bekannt, sondern auch eine Kämpferin für mehr Verständnis für die gar nicht so seltene Erkrankung. Es braucht Vorbilder! Davon ist Winnie überzeugt.

Doch Winnie Harlow ist nicht die einzige bekannte Person mit Vitiligo. Neben dem Superstar und King of Pop Michale Jackson (1958-2009), sind zum Beispiel auch "Charmed"-Darstellerin Holly Marie Combs, der bekannte Schauspieler Steve Martin oder auch der britische Talk Show Host Graham Norton an der Weißfleckenkrankheit erkrankt.

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